BLP-31
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Bombenwurf- und Erdschießplatz 31

Zeitraum: 1972 bis 1990
Ort: Jerischke (bei Döbern), Kreis Forst, Bezirk Cottbus; heute Land Brandenburg

In den Anfangsjahren verfügten die LSK/LV über keinen eigenen Bombenwurfplatz und es wurden die Plätze der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) mitgenutzt. Seit 1967 wurden von sowjetischer Seite jedoch praktisch keine Bombenwurfplätze mehr zur Verfügung gestellt. Die vom Vereinten Oberkommando  zur Verfügung gestellten Tage zur Nutzung der Bombenwurfplätze der GSSD hätten zu dem Zeitpunkt nur auf dem Bombenwurfplatz Wittstock sichergestellt werden können, jedoch lag dieser außerhalb des Aktionsradius der im Bombenwurf auszubildenden Kräfte. Das hatte zur Folge, dass in den Ausbildungsjahren 1966/67 und 1967/68 die Ausbildung der Jagdfliegerkräfte im Bombenwurf nur imitiert werden konnte.

Der Antrag auf Ausbau des Erdschießplatzes Jerischke zum Bombenwurfplatz wurde für das Jahr 1971 gestellt. Der damit zusammenhängende  Grunderwerb und Holzeinschlag sowie das Anlegen des Brandschutzriegels erfolgte bereits ab Herbst 1970. Der auf dem Gelände vorhandene Beobachtungsturm wurde bis zum Endausbau 1975 als Feuerwachturm genutzt.

Mit der AO 6/72 des Kommandeurs der 1. LVD vom 06. Februar 1972 wurde mit Wirkung vom 01. Dezember 1971 der Stellenplan für ein Bombenwurf- und Schießplatzkommando bestätigt. Das Bombenwurf- und Schießplatzkommando wurde dem Kommandeur des Fliegertechnischen Bataillon 3 unterstellt. Gemäß dieser Anordnung war das Kommando bis zum 10. März 1972 aufzustellen und bis zum 31. März 1972 die volle Einsatzbereitschaft des Kommandos herzustellen.

Die Hauptaufgabe des Bombenwurf- und Schießplatzkommandos war die Gewährleistung der ständigen Nutzungsfähigkeit des Schießplatzes Jerischke durch die Jagdfliegerkräfte der 1. LVD sowie der weitere Ausbau des Schießplatzes.

Kommandeure:

Punkt (175 Byte) 1966 - 1971 Oberleutnant Ogorsolka (Erdschießplatz)
Punkt (175 Byte) 1971- 1975 Oberleutnant Hecht
Punkt (175 Byte) 1975 - 1990 Hauptmann Berthold, Gunther

Personalbestand:

Das Bombenwurf- und Schießplatzkommando bestand aus insgesamt etwa 10 Mann. Neben dem Kommandeur war das ein Berufsunteroffizier (Feuerwerker) und zwei Unteroffiziere auf Zeit (Funktechnik und Feuerwehr). Der Funk-UaZ hatte wiederum einen Soldaten im Grundwehrdienst beigeordnet. Das Feuerwehr-Personal (5 bis 6 Mann) bestand generell aus Reservisten.

Der BLP 31 unterstand direkt dem Chef JFK (Jagdfliegerkräfte) im Stab der 1. LVD, anfangs Oberstleutnant Schneider (der dann später einen bösen Autounfall hatte). Danach übernahm Oberstleutnant Skeries als Stellvertreter des Chefs JFK die Aufgaben vom 20.11.1984 - 01.12.1985. Ab 01.12.1985 wurde Oberstleutnant Skeries Chef JFK der 1.LVD. Oberstleutnant W. Kernchen übernahm diese Dienststellung ab dem 01.12.86 als Oberst. Trotz dessen, dass der BLP direkt dem Stab Jagdfliegerkräfte der 1. LVD unterstellt war, kamen nicht nur die Geschwader der 1. LVD zum Schießen. Regelmäßig kamen auch das JBG 37, die Aufklärungsfliegerstaffel und das damalige KHG 67. Seltener kamen die Jungs von der OHS zum Schießen.

Zum Schießplatzleiterwaren in Preschen einige Piloten der TAFS-47, des JG-1, JG-7 und des JG-3 ausgebildet. War ein Luft-Boden-Schießen oder Bombenwurf durch die TAFS-47 angesetzt, wurde der Schießplatzleiter im Kübeltrabbi auf den Schießplatz gefahren. Dort begab man sich auf den Kontrollturm und leitete den Schießbetrieb. Neben der Erlaubnis zum Schießen bzw. Bombenwurf übermittelte man auch die Trefferergebnisse.

Das Schießen mußte manchmal unterbrochen werden, wenn ein Brand ausgebrochen war, die Schüsse außerhalb des Schießplatzgeländes niedergingen oder Pilzsammler mitten zwischen den Zielen auftauchten. Beeindruckend war das Schießen mit Raketen aus 50 m Flughöhe auf Kfz-Kolonnen. Man sah (und hörte) die Einschläge in den LKW und erst Sekunden später tauchten die Luftfahrzeug auf! Bei einem Volltreffer sprang so ein LKW ein paar Meter in die Höhe und außer dem Fahrgestell gab es nur noch Kleinholz. Fuhr eine Rakete in so einen desintegrierten LKW und traf auf keinen Widerstand, so "buddelde" sie nur eine Schützenmulde im lockeren Sand.

Die Jungs vom Bombenwurf- und Schießplatzkommando mußten am Schluß die Munitionsreste zusammengetragen und die Ziele in Ordnung gehalten haben (Glattharken, Schrott und Unkraut beseitigen, Zielmarkierungen erneuern).

 

Fotos der Schußkamera beim Schießen mit ungelenkten Raketen S-8 mit der MiG-29 in Jerischke:

Das erste Foto zeigt den Moment kurz vor dem Einkurven auf die Ziele. Geschwindigkeit 600 km/h, Höhe 1400 Meter. Boden/Luft Schalter auf Boden, die B8-Behälter sind angewählt:

 Einkurven auf die Ziele:

Der Laser hat sich zugeschaltet (Symbol A links im HUD) und gibt die präzise Schrägentfernung:

Geschwindigkeit 660 km/h, Höhe 1200 Meter. Ausrichten auf das Ziel (übrigens stilisierte F-4). Schrägentfernung ~2,7 km, der Waffenrechner berechnet anhand der konkreten Flugbedingungen die minimale und maximale Schußentfernung (Balken an der Entfernungsskala unter den Pfeil):

Bei hohen Windgeschwindigkeiten oder beweglichen Zielen konnte man nun in einem speziellen Mode (ПЗ) für einige Sekunden das Ziel begleiten und damit die Drift in den Waffenrechner geben. Dieser berechneten nun den notwendigen Vorhalt. Geschwindigkeit 720 km/h, Höhe 800 Meter, Schrägentfernung ~1,8 km und damit im erlaubten Schußbereich; ungefährer Zeitpunkt des Drückens des Kampfknopfes und damit Abschuß der S-8:
Geschwindigkeit 720 km/h Höhe 800 Meter, die S-8 hat gezündet und gerade den Behälter verlassen und ist auf dem Foto etwas als heller Strich in der linken unteren Ecke des Fotos zu sehen:

Der Rauch des Raketen-Triebwerkes ist auf diesem letzten Foto deutlich zu erkennen. Höhe und Geschwindigkeit haben sich auf den letzten Bildern kaum verändert, da mit dem Drücken des Kampfknopfes die Kamera in einen anderen Mode geht und nun 8 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. Der Beginn des Abfangens ist ersichtlich:

(c) Text & Foto: Sadzu

 

Verluste auf dem BLP:

Am 12. Oktober 1967
hatte die
702, eine MiG-21F-13 (Werksnummer: 742005, Indienst am 14.03.1964), des JG-3 gegen 15.24 Uhr eine Havarie: Ausfall der Triebwerk-Steuerung beim Materialflug. Trotz Arbeit mit dem Drosselhebel arbeitete das Triebwerk mit Volllast, deshalb katapultierte der Flugzeugführer, Hauptmann Peter Junge, über den Erdschießplatz Jerischke erfolgreich. Ursache war eine fehlende Sicherung im Steuerblock durch Ingenieurtechnische Personal.
 
Am 26. Juni 1973
die 808, eine MiG-21SPS (Werksnummer 94 4702, Nutzungsbeginn 05.10.1966), abgestürzt bei Jerischke. Der Pilot Oberleutnant Michael Gräf kam ums Leben - siehe Verluste JG-1.
 
20. August 1974
die 585, eine MiG-21M (Werksnummer 3401, Nutzungsbeginn 09.10.1970) abgestürzt. Beim Erdschießen auf dem Schießplatz Jerischke kommt Oberleutnant Ali Graba um sein Leben - siehe Verluste JG-7

Am 23. Dezember 1983
die 979 und 987, beide MiG-21SPS/K des JG-1 berühren sich geg. 14.01 Uhr in der Luft - siehe Verluste JG-1

verwendete Literatur

Die Page entstand mit dankenswerter Unterstützung durch:
Torsten (der Initiator)
Jan Himmelreich
fibonacci
MIGMISU

Cirrus
M. Skeries

siehe auch Flugzeugforum und mein "Web 2.0"

 


Militärflugplätze der NVA