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Jagdfliegergeschwader 3 "Wladimir Komarow"
Preschen war ein Ort südlich des Flugplatzes, der eigentlich mit dem Geschwader nichts zu tun hatte. Aufgrund der gängigen Bezeichnung verirrten sich regelmäßig Reservisten an das "Tor Preschen". Die Postanschrift lautete "NVA Forst" (NVA, Postfach, 2160 Forst/L). Haupteingang zum Platz war über Groß Schacksdorf / Ost, der "Wohnzone".
Kommandeure des JG:
Bestand am 30.09.1990
Geplant war die Ausstattung des gesamten JG-3 (d.h. alle 3 Staffeln ) mit der MiG-29. Die neugebaute, aber nie vollendete, Dezentralisierung sollte dann für alle 3 Staffeln dienen. Bis zum Ende waren jedoch nur 2 Staffeln mit der MiG-29 ausgerüstet. Die 3. Staffel flog bis dahin immer noch die MiG-21. Im Gespräch war auch noch die Ausstattung eines weiteren Geschwaders der NVA (JG-2). Die MiG-29A der NVA waren in der Lage, zwei Nuklearwaffen mitzuführen und einzusetzen. Dazu war die entsprechende Steuerelektronik und Verkabelung vorhanden. Allerdings wurde der Einsatz von Kernwaffen mit der MiG-29 in der NVA nie geübt! Da bei den damaligen Abrüstungsverhandlungen die Zahl der Kernwaffenträgermittel eine Rolle spielte, wurde die Steuerelektronik und Verkabelung entfernt, damit die MiG-29 der DDR nicht als Kernwaffenträgermittel zählten. Das Kennungssystem PAROL wurde erst kurz vor dem Anschluß an die BRD aus Geheimhaltungsgründen entfernt. Beide Maßnahmen liefen separat. Die MiG-29A (Erz. 912) der NVA entsprachen übrigens den russischen MiG-29A (Erz. 912). Jedoch erhielten zu jener Zeit die meisten russischen MiG-29 ein "Upgrade" zum Standard 913. Dagegen erhielt Ungarn die sehr "abgespeckte" Version MiG-29B.
Geboren am 16. März 1927, wurde 1942, noch als Oberschüler, in die Spezialschule der Luftstreitkräfte in Moskau aufgenommen. Er war als Jagdflieger, Testflieger und auch als Ausbilder für Fallschirmjäger tätig. Von 1954 bis 1959 Studium an der Shukowski-Akademie und Erwerb des Diploms eines Flugzeugingenieurs. Gemeinsam mit Juri Gagarin Absolvierung eines speziellen kosmischen Trainings. Im August 1962 fungierte er als Double von Pawel Popowitsch. Am 12. Oktober 1964 Flug mit Woßchod 1, als Kommandant des ersten kosmischen Mannschaftsfluges, gemeinsam mit dem Wissenschaftler Konstantin Feoktistow und dem Arzt Boris Jegorow. Knapp drei Jahre später, am 23. August 1967, erstmalige praktische Erprobung der SOJUS-Reihe mit SOJUS 1. Nach erfolgreichen 24stündigen Flug fällt bei der Landung das Fallschirmsystem aus. Kosmonaut Oberst Komarow verliert, 40jährig, sein Leben. Mit dem Anschluß gem. Art. 23 a.F. GG der BRD wurden die verbliebenen NVA-Angehörigen, Angehörige der Bundeswehr und die "legendäre" MiG-29 fiel als Zugabe in die Hände der Bundesrepublik. "Selbst für den als »worst case« angenommenen Fall, daß die Sowjetarmee bei ihrem Abzug aus der DDR auch die begehrten MIG-29 der NVA mitnehmen würde, hatte der BND Vorsorge getroffen. Die Pullacher hatten 1989 sichergestellt, daß ihnen dabei mindestens ein Exemplar des modernsten sowjetischen Abfangjägers in die Hände fallen würde." (Schmidt-Eenboom) Das kann sicher nicht ohne ostdeutsche Unterstützung des BND erfolgt sein ... Der erste Flug innerhalb der Bundeswehr erfolgte am 19. Oktober 1990. Dabei flog wiederum die 604, nunmehr als 29+01 mit etwas anderen Sonderanstrich. Die MiG-29 fliegen nunmehr mit Phantom ("Eisenschweine") in Laage im Jagdgeschwader 73 der Bundesluftwaffe. Wie so ein Uniformwechsel beispielhaft aussieht: hier. Die Bundeswehr übernahm u.a. die 24 MiG-29 und 33 NVA-Piloten des JG-3. Von den übernommen Piloten sind innerhalb von knapp 5 Jahren 19 ausgeschieden, Anfang 2000 flogen noch 7, im September 2000 noch 4 auf der MiG-29 ... aufgrund der politischen Weichenstellungen und dem zuletzt zunehmenden Alter, gab es 2007 nur noch einen ehemaligen NVA-"Jet-Piloten" in der Bundeswehr. Nach Darstellung der Schweriner Volkszeitung [externer Link] vom 24. Oktober 2007 handelt es sich, um den inzwischen auch schon 44-jährigen ehemaligen MiG-29 Piloten Ronald Triegel.
Von den 24 MiG-29 flogen zwischen 1996 und 2004 nur noch 23 für die Bundeswehr, es kam zu folgendem Verlust im JG-73 Am 25. Juni 1996 flogen zwei Piloten mit den Maschinen 29+09 (670) und 29+14 (684) einen QRA-Auftrag. Nach Erfüllung der Aufgabe nutze der (West-) Pilot der 29+09 (670) die Zeit, um das Flugzeug noch etwas besser kennen zu lernen. Dabei brachte er die Maschine durch Ruderkreuzen ins Flachtrudeln (durch "wissentliches bewegen des Flugzeuges aus seinen Manöverlimits"). Das Flugzeug soll noch 26 Umdrehungen gemacht haben bevor es, bei Brudersdorf etwa 50 km östlich von Laage, auf dem Boden aufschlug. Der Pilot konnte sich vorher erfolgreich katapultieren und überlebte (s.a. Schleudersitz K-36 DM). Technische Probleme lagen nicht vor. Im Flugzeugforum wird der Absturz so wiedergegeben: Klick! Weitere bekannt gewordene Vorkommnisse: Im Jahr 1998, Verlust des Kabinendachs der 29+16 (699) in Deci, Sardinien / Italien. Der Pilot hat seinen Handschuh beim Warten am sog. Last-Chance-Check-Punkt (vergleichbar mit TKP) auf den Rand gelegt. Das Dach war in Rollstellung, der Handschuh wurde vergessen: Dach zugemacht, Handschuh eingeklemmt, beim hermetisieren nicht auf die Warnung "Verriegelung Dach" geachtet ... Am 13. Juni 2003 verliert aus ungeklärter Ursache gegen Vormittag eine MiG-29 der Bundeswehr vor der Insel Rügen bei einem Übungsflug einen Zusatztank. Bei dem Zwischenfall ereignete sich unweit des Strandes, es wurde niemand verletzt. Der 110 Kilogramm schwere Tank sei zudem nahezu leer gewesen und wurde von der Wasserschutzpolizei geborgen. Ein zweiter Verlust des eine Zusatztanks der gleichen Maschine ist belegt. Ab dem Jahr 2004 werden die verbliebenen 22 flugtüchtigen MiG-29 an Polen für einen Euro (1 €) pro Stück verhökert. Zurück bleibt lediglich die nicht mehr flugtüchtige 29+03 (615). Zuletzt wurde sie 2006 im Luftwaffenmuseum Gatow in der Ausstellung "50 Jahre Luftwaffe" gesehen:
Fotos vom Eingangsbereich des Objektes Preschen vom Februar 2002:
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