- Standort: Laage
- Kreis Güstrow,
Bezirk Schwerin (heute: Land Mecklenburg/Vorpommern)
Aufgestellt 1984 / 85
Kommandeure:
01.11.1984 - 01.11.1987 Oberst Jenichen, Manfred
01.11.1987 - 02.12.1990
Oberst Roske, Jürgen
Chronik:
18.05. bis 21.07.1984 |
erster Umschulungslehrgang mit 8 Piloten in Krasnodar (UdSSR) auf die
Suchoi Su-22M4 |
15.07. bis 30.11.1984 |
Tätigkeit des Vorkommandos |
03.09. bis 30.11.1984 |
weiter Umschulungslehrgang am Standort Rothenburg
mit weiteren 8 Piloten. |
03.11. bis 02.12.1984 |
Übergabe der Kampftechnik in Drewitz und Rothenburg |
09. bis 11. und 12.11.1984 |
Umsetzung mit Militärtransportzügen vom Standort Drewitz nach Laage |
11.11. und 03.12.1984 |
Umsetzung mit Militärtransportzügen vom Standort Rothenburg nach Laage |
bis 01.12.1984 |
Überführung der Su-22 mit sowjetischen Transportflugzeugen (An-22 und
IL-76) im zerlegten Zustand nach Rothenburg (je zwei Su-22 pro Flugzeug). In Rothenburg
werden die Maschinen durch sowjetisches Personal zusammengesetzt und eingeflogen. Die
Überführung nach Laage nahmen bereits NVA-Piloten vor. |
01.12.1984 |
Flugzeugbestand: 2 Su-22UM3K (Schulflugzeuge)
12 Su-22M4 (Kampfflugzeuge) |
Weihnachten 1984 |
Fahrzeuge der westlichen Militärverbindungsmission (in dem Fall USA)
fahren das Rollfeld ab, weil das Tor zur Autobahn (Ersatzstartbahn auf der Autobahn) noch
nicht eingebaut und auch nicht sonderlich bewacht war... |
01.12.1984 bis 30.11.1985 |
Formierung des JBG-77 im Bestand von zwei Staffeln |
02.06.1985 |
Flugzeugbestand: 3 Su-22UM3K
24 Su-22M4 |
01.12.1985 |
Übernahme in das Gefechtssytem der LSK/LV |
01.12.1986 |
Flugzeugbestand: 4 Su-22UM3K
24 Su-22M4 |
30.11.1987 |
Flugzeugbestand: 4 Su-22UM3K
23 Su-22M4 |
Letzter Flugtag bzw. "Rolltag" der NVA war am 27. September 1990, da der
letzte Flugtag in den beiden in Laage stationierten Geschwader, dem JBG-77 und dem MFG-28,
kurzfristig gestrichen wurde und alle Maschinen nur auf der Start- und Landebahn (SLB)
rollten.
Beim letzten "Rolltag" wurde übrigens die 113 (eine
SU-22UM3K, d.h. eine zweisitzige Schulmaschine, Werksnummer 17532369809, Nutzungsbeginn
12/1986, BW-Kennung 25+47) ins "Seil", dem Flugzeug-Fänger am Ende der SLB,
gejagt! Der Pilot, der Kommandeur der I. JBS Major Neugebauer, bemerkte grinsent nur :
"Habe halt zu spät gezogen ", gemeint war der Bremsschirm - der hier nicht
nötig war!!!
Die 546, eine Su-22M4 (Werksnummer
25714, Nutzungsbeginn 02/1985, BW-Kennung 25+07) erhielt ihre Sonderbemalung zum letzten
"Rolltag". Das Flugzeug wurde danach auf BW-Kenner umgespritzt.
Für das Foto gab es wieder DDR- Hoheitsabzeichen, die fotografierte Bemalung entspricht
aber nicht ganz exakt der des letzten "Rolltages". Die Maschine soll als
Traditionsmaschine dienen.
Jetzt folgen Fotos der originalen 546, sie entstanden im Hallenvorfeld der KRS-77, wo
die Maschine auch umgespritzt wurde:
So sieht die 613, (Werksnummer
25018, Nutzungsbeginn 02/1985) im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow aus:
Verlust (wahrscheinlich der Einzige):
- Am 04. September 1987
- die 361, Absturz auf dem
Truppenübungsplatz Klietz bei Stendal nach unklarer Fluglage. Auf dem
Truppenübungsplatz fand gerade eine Übung statt, an der auch die Su-22
teilnahmen. Nach der Erstmeldung des Kommandos LSK/LV
soll der Abwurf von Bombenimitationen (Beton) an der 361 nur
halbseitig erfolgt sein, der Notabwurf aller Lasten habe ebenfalls nicht funktioniert. Das
System zur Stabilisierung der Maschine (Aufrichten) habe die halbseitige
Last nicht ausgleichen können. Diese Information stellte nicht das
Untersuchungsergebnis dar. Der Abschlußbericht ist zurzeit noch nicht
zugänglich. Aus diesem Grund spiegeln die unten stehenden Informationen zur
Absturzursache wohl weitgehend die korrekte Abfolge der Ereignisse wider.
-
- Vermutlich
war in dieser Gegend niedriger Nebel und die Höhe der Maschine soll
unter 150 m gelegen haben. Der Absturz wurde nicht gleich bemerkt,
erst als der Pilot mit seinem Fallschirm ankam, brach man die Übung ab.
Der Pilot wurde auf der Führungsstelle des Leitenden der Übung zuerst
nicht ganz für voll genommen. Er mußte seine Meldung "Ich melde den
Verlust eines Flugzeuges" erst wiederholen, dann hat man geschnallt,
was los war. Und dann ging der ganze Rummel richtig los. Sah schon
komisch aus- ein General der LSK in Stabsdienstuniform im Feld zwischen
"schicken" FDA. Oberleutnant Frank Nösse überlebte letztendlich auch
Dank des sehr gute Katapultsitzes K-36DM.
Informationen zum Absturz von
Hans-Dieter "Hansi"
Lange:
"Ich war selbst Staffelkommandeur der ersten Staffel des JBG 77 und an
diesem Tag als Kettenkommandeur der vierten Kette an diesem Tag und bei diesem
Flug eingesetzt. Den 16er Verband führte diesen Tag der Geschwaderkommandeur
Oberst Jenichen an. Wir hatten die Aufgabe mit vier Ketten den TÜP
Klietz anzugreifen.
Als Bewaffnung hatten wir je 4 Brandbomben (scharf) und
einen Kampfsatz Kanonenmunition an Bord (NR 30). Wir flogen im ersten Angriff
im Horizontalflug vier aufeinanderfolgende Angriffe mit den Brandbomben (je
einer pro Kette ) in ca. 300m. Die Rauch- und Staubentwicklung war so gewaltig
(insgesamt 64 Brandbomben ), daß die Höhe der Wolke in wenigen Minuten auf ca.
200 - 300 m aufstieg.
Im zweiten Angriff schossen wir mit der Kanone auf die gleichen Ziele. Dafür
wurde der Verband in Paare aufgelöst, die jeweils geschlossen die gleichen
Erdziele bekämpfen sollten. Der Angriff gestaltete sich durch die riesige
Brandwolke äußerst kompliziert und war für alle Beteiligten sicher eine
Herausforderung (Der Flug glich einem Erdschießen in den Wolken). Trotzdem
absolvierten alle Piloten diese Aufgabe mit absolut glänzenden Leistungen. Der
Verband sollte nach dem letzten Schießen im Fächer wieder gesammelt werden.
Dazu mußten die einzelnen Paare jeweils mit Zeitverzögerung zu einem
festgelegten Abstand vom Ziel in Richtung Norden einkurven und auf einen
bestimmten Punkt mit festgelegtem Kurs zusteuern.
Oltn. Nösse war nun der allerletzte Pilot in diesem Verband
und war bis zum Abschuß der Kanone noch an seinem Führenden (Hptm. Stampniok)
dran. Da allerdings das Kurvenmanöver des letzten Paares direkt nach dem
Abschuß der Kanone und dem Abfangen aus dem Sturzflug erfolgen mußte, hatte
Oltn Nösse eine Schrecksekunde weil er mit etwas höherer Geschwindigkeit als
sein Führender flog und bei Verband Reihe rechts und erwarteter Kurve nach
rechts Angst hatte, seinen Führenden zu rammen. Er flog das Manöver nicht nach
rechts sondern nach links und überzog dabei das Flugzeug in den überkritischen
Anstellwinkelbereich. Die Geschwindigkeit verringerte sich in wenigen
Millisekunden von ca. 750 - 800 km/h auf unter 300 km/h. Dadurch geriet das
Flugzeug ins Trudeln und stürzte schließlich ab.
Ich selbst bemerkte den Verlust während des Sammelmanöver
,als ich im Periskop nur ein folgendes Flugzeug sah. Hptm. Stampniok hatte den
Verlust auch noch nicht bemerkt. Ich rief Oltn. Nösse per Funk, aber keine
Antwort. Zu diesem Zeitpunkt ertönte das Notsignal des KM 36. Da schwante mir
schon was . Wie Ihr schon erwähntet, überlebte Frank Nösse diesen Absturz. Er
konnte sich glücklich zu der Artilleriefrontlinie durchschlagen, denn diese
schoß nach unserem Angriff . Leider kam er bei einem tragischen Autounfall im
November 1991 ums Leben."
Informationen zum Absturz von
Torsten Buchheim:
"Am Absturztag wurde nicht die Übungsbombe P50-75 oder CP 100
angehangen, da die Vorführung vor ranghohen Generälen des Warschauer Vertrages
stattfand, sondern 500 kg Brandbomben. Der Abwurf der Bomben erfolgte
in mehreren Anflügen. Beim zweiten Anflug nahm die 361 eine hintere Position
in der Formation ein. Da der Anflug aus geringster Höhe erfolgte kamen die
Maschinen in die Rauchwolken der zuerst geworfenen Bomben. Laut damaliger
Aussage des Piloten sah er außer Rauch nichts mehr und befürchtete mit dem
Vordermann zu kollidieren. Er zog die Maschine hoch um langsamer zu werden.
Dabei überschritt er den kritischen Anstellwinkel und durch den
Strömungsabriss kippte die Maschine mit starkem Rütteln nach rechts ab. Bei
der geringen Höhe blieb nur der sofortige Ausstieg des Piloten, den er Dank
des hervorragenden Sitzes auch bei großer Schräglage unverletzt überstand.
Es gab keinen technischen Defekt am Flugzeug und alle Waffenanlagen
funktionierten normal. Selbst ein einseitiger Abwurf einer 50 kg Bombe
(die aber nicht angehangen waren s.o.) hätte das Flugverhalten des
hervorragenden Flugzeuges kaum beeinflusst. Deutlich machen das zwei
Beispiele. Da gab es eine Landung ohne ausgefahrenem Fahrwerk auf den
Zusatzbehälter. Der Pilot startete durch und landete nach einer Platzrunde
normal. Zum anderen kollidierte eine Maschine mit einer Antenne auf dem
Schießplatzkontrollturm. Ein Endstück der Tragfläche wurde dabei abgerissen.
Auch diese Maschine landete ohne Probleme auf dem Heimatplatz."
Während der Existenz des Geschwaders gab es weitere Zwischenfälle. So
ging einmal auf dem Flug von Laage zur Luftschießzone vermutlich über der Ostsee ein Behälter
UB-32 mit ungelenkten Raketen verloren. Er fiel, warum wußte keiner,
einfach ab. Flugzeugführer war wohl Frank Nösse. Einmal brannte während des Fluges zur Luftschießzone II die Antriebsstufe einer MLK-Rakete R-60 (Gerät 62) aus. Die Rakete hatte sich
beim Abschuß nicht vom Trägerbalken gelöst. So weit bekannt, war ein Defekt am
Turbogenerator (verklemmt) schuld am Zündversagen. Der Gefechtskopf löste sich zum
Glück sonst hätte die Explosion des Gefechtskopfes wohl die ganze Tragfläche
abgerissen.
Bestand am 30.09.1990
Personalbestand September 1990
?
Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt
- * 1742
- † 1819
preußischer Generalfeldmarschall. Von Blücher diente zunächst in der
schwedischen Armee, geriet jedoch 1760 in preußische Gefangenschaft und wurde zum
Husarenoffizier gemacht. Er trat aus der Armee aus und widmete sich fünfzehn Jahre lang
der Landwirtschaft, nachdem seine direkt an Friedrich den Großen gerichtete Bitte um
Beförderung von diesem mit den Worten "Hauptmann Blücher soll sich zum Teufel
scheren" beantwortet wurde. Er stieg erst zu einem späten Zeitpunkt seiner Karriere
auf, nachdem er gegen die revolutionären Franzosen mit Auszeichnung gekämpft hatte.
Blücher kämpfte 1806 entschlossen gegen Napoleon I., so kämpfte er bei Ratkau
auch nach dem Zusammenbruch der preußischen Truppen weiter, bis ihm die Munition ausging.
Er half beim Wiederaufbau der preußischen Armee und lehnte selbst kurzzeitige
Übereinkünfte mit Napoleon ab. Er war 1813 Führer der schlesischen Armee, unterstützte
die Reforman in Preußen und war maßgeblich an verschiedenen Siegen des Befreiungskrieges
1813/14 beteiligt ("Marschall Vorwärts"). Am 16.06.1815 wurde "er"
bei Ligny geschlagen, er wurde unter seinem toten Pferd begraben. Daher ging der
Oberbefehl für kurze Zeit auf Gneisenau über, der die defensive Neuorganisation im
Gebiet von Wavre befürwortete. Nachdem von Blücher der drohenden Gefangenschaft durch
die Franzosen um Haaresbreite entkommen war, stürzte er die Entscheidung Gneisenaus und
marschierte zu Wellingtons Unterstützung nach Waterloo und entschied am 18.06.1815 den
Sieg bei Belle-Alliance (Waterloo). Er leitete die Verfolgung der Franzosen bis Paris,
bevor er sich erneut auf seinen Bauernhof zurückzog. Von Blücher starb am
12. September 1819 auf seinen schlesischen Ländereien.
03. Oktober 1990
Mit dem Anschluß gem. Art. 23 a.F. GG der BRD wurden die verbliebenden
NVA-Angehörigen, Angehörige der Bundeswehr ....
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