JG-9
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Verluste
Erinnerungen

"Heinrich Rau"

Standort:  Peenemünde ("Peenemünde 54063")
                   Kreis Wolgast, Bezirk Rostock (heute: Land Mecklenburg-Vorpommern)

Aufgestellt im  Dezember 1953 als 3. Abteilung, am Standort Drewitz (Bezirk Cottbus), am 28. August 1954 umbenannt in 3. Kommando des 2. Aeroklubs der Kasernierten Volkspolizei. Übernahme in die NVA am 26. Dezember 1956 als 9. Fliegergeschwader der 3. Fliegerdivision. Am 16. Mai 1961 Verlegung zum Flugplatz Peenemünde, im Anschluß (09. Juni 1961) Umbenennung in Jagdfliegergeschwader 9 (JFG 9; später JG 9). Zum 10. Jahrestag der NVA, den 01.03.1966, erhält das JG-9 als ersten Jagdfliegergeschwader einen Ehrennamen ("Heinrich Rau").

475                                         MiG23ML 329

Ende der 80er Jahre liefen in Wien Abrüstungsverhandlungen, dabei wurden Marinestreitkräfte auf beiden Seiten nicht mitgezählt. Daher wurde überlegt, das JG-9 als Marinejagdgeschwader in die Volksmarine einzuglieden. Da es aber in Europa (Ost und West) wohl keine gleichwertigen Einheiten gab und die Waffensysteme der MiG-23 nicht gut gegen die dünnwandigen Seeziele in der Ostsee einsetzbar wären, wurde davon abgesehen.

Kommandeure:

  • 1954/55                              Hauptmann           Richter
  •                    - 24.09.1956    Major                     Dörl
  • 24.09.1956 - 23.07.1957    Major                     Haufe
  • 23.07.1957 - 01.01.1960    Hauptmann           Schneider
  • 01.01.1960 - 21.08.1961    Hauptmann           Wiese
  • 01.08.1961 - 15.11.1961    Major                     Baarß
  • 15.11.1961 - 01.09.1963    Major                     Schneider
  • 01.09.1963 - 01.06.1964    Major                     Ullmann
  • 01.06.1964 - 30.10.1964    Major                     Köhler
  • 30.10.1964 - 13.08.1965    Major                     Schmidt
  • 13.08.1965 - 25.08.1968    Oberstleutnant     Baarß
  • 25.08.1968 - 13.11.1973    Hauptmann           Berger
  • 13.11.1973 - 19.11.1977    Oberstleutnant     Fiß
  • 19.11.1977 - 01.12.1978    Oberstleutnant     Zimmermann
  • 01.12.1978 - 30.04.1981    Oberstleutnant     Pätz
  • 01.05.1981 -    1985           Major                     Gyurkovits
  •     1985       -    1989           Oberst                   Wukasch (seit 1987 ?)
  • 30.10.1989 - 30.09.1990    Oberstleutnant     Dietze
  • Episoden:

    * Anfang 1959 gab es im Geschwader einige wetterbedingte Rückstände bei der Nachtausbildung. Zur Aufholung diser Rückstände wurde in den ersten Monaten ein spezieller Nachtfluglehrgang durchgeführt. Während dieses Lehrganges hatte Oberleutnant Ritter mit seinem Flugleher in einer Mig 15 UTI einen Überprüfungsflug zu absolvieren. In der Zone über dem Luftschießplatz Lieberose angelangt, verlor das Flugzeug das vordere Kabinendach. Daraufhin katapultierte sich der hinten sitzende Fluglehrer und landete sicher am Fallschirm. Oberleutnant Ritter entschied sich jedoch gegen einen Ausstieg ließ sich vom fehlenden Kabinendach und der Abwesenheit seines Fluglehrers nich beirren und landete die Maschine ohne weiter Zwischenfälle sicher auf dem Flugplatz Drewitz.

    * Im Winter Anfang 1987 dienten 3 Musiker und 3 Techniker der Band von Frank Schöbel in Peenemünde. Frank und seine damalige Frau Aurora kamen mit dem Rest der Band für 3 Tage nach Karlshagen. Sie haben dort im "Gesamtbestand" für die kommende Tour geprobt und als Dankeschön für den zur Verfügung gestellten Saal am letzten Tag ein Gratiskonzert gegeben. Der 'Luxus' in dem Frank und Aurora - wie in Resevistenkreisen gemunkelt - die beiden Nächte dort verbracht haben, war offensichtlich nicht der Rede wert, denn Frank kann sicht nicht daran erinnern ... was irgendwie schwer verständlich ist, wenn man die Ledigenwohnheime der NVA kennt.
    Die "Resis" waren zu dieser Zeit  in alten Holzbaracken untergebracht, wo es verdammt kalt war. Morgens hatten gab es Temparaturen von bis zu -30 C°, aber zum Glück war ein Klempner darunter der der maroden Heizung ein paar Plusgrade entlocken konnte. Der "Kutscher" hat in dieser Zeit mit einem "TATRA-Sattelzug" die Mechanicker (UaZ) zum Flugplatz gefahren. Das hieß: Morgens um 8:00 Uhr die elf Kilometer raus zum Flugplatz und um 16:00 Uhr wieder rein nach Karlshagen. Den Rest desTages musste man sich irgendwie beschäftigen (aber nicht mit Arbeit :)). Der Koch von der Pilotenkantine war zum Glück auch ein Reservist und   hat immer etwas reichlicher gekocht damit die Resis etwas besser "leben" konnten.

    Partnerschaftsbeziehungen
    Das JG-9 pflegte gute Beziehungen mit sowjetischen, polnischen und tschechoslowakischen Jagdfliegereinheiten.
    Dabei kam jeweils eine Staffel mit Personal und Flugzeugtechnik auf den Flugplatz des anderen Geschwaders und führte dort seine "normale" Gefechtsausbildung durch. So erfolgte 1975 und 1981 ein Staffelaustausch mit dem 34. Jagdfliegerregiment (34 PLM; MiG-21) aus Babie Doly (Gdynia, VR Polen).  Mit dem 28. Jagfliegergeschwader (28 PLM; MiG-23) der polnischen Streitkräfte, Slupsk, erfolgte ein solcher Staffelaustausch 1978. Am 16. September 1982 waren Teile des JG-9 in Slupsk, der Anlaß war damals "30 Jahre 28. PLM". Im Sommer 1985 war schließlich die 1. Staffel des JG-9 während einer Übung dort. Mit dem 1. Jagdfliegerregiment der Tschechoslowakei (1 SLP; MiG-23) aus Ceskie Budejovice kam es 1987 zum Staffelaustauch.
    Zwischenlandungen auf anderen Flugplätzen bzw. Sicherstellungen der Wiederholungsstartkontrollen während Übungen und Manövern waren üblich.
    Das JG-9 hatte seit Februar 1968 offiziell partnerschaftliche Beziehungen zum sowjetischen 773. Jagdfliegerregiment (733 IAP) aus Ribnitz-Damgarten. Allerdings verblieben diese weitgehend auch auf dieser offiziellen Ebene.

    Im Zeitraum vom 17. Januar bis 01. Dezember 1985 wurden an der SLB Bauarbeiten durchgeführt. In diesem Zeitraum war das JG-9 und sein Fliegertechnisches Bataillon 9 dezentralisiert: Die 1. Staffel war in Trollenhagen, 2. und 3. Staffel in Marxwalde untergebracht. Nach der Rückkehr wurden einige Flugzeuge zwischen den Stafflen "gemischt". So erhielt die 2 Jagdfliegerstallel - bis dahin eine reine "MF-Staffel"auch vier MiG-23ML von der 1. Staffel. Im Jahr 1989 wurden alle vier "ML" wieder an die 1. Staffel zurückgegeben, dafür wurden alle MiG-23UB in der 2. Staffel konzentriert. Ziel war es, die Flugzeugführer der 3. Staffel ("ML") auch auf die MiG-23MF umzuschulen.

    So sieht die 333, eine MiG-23ML (Werksnummer 0390324624, Nutzungsbeginn März 1983, BW-Kennung 20+13) im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow aus:
    t-333.jpg (1319 Byte);             t-567.jpg (1618 Byte)

    Das letztere Foto zeigt die 567 (Werks-Nr.:0390324033, Nutzungsbeginn Juni 1982, BW-Kennung 20+32) in einer Halle der ehemaligen Kontroll- und Reperaturstaffel (KRS-77) des Geschwaders, noch mit typischer Wandtafel. Die Maschine wurde am 27.03.91 in Ramstein der US - Air Force übergeben (vgl. MFG-28).

    Flugzeugtypen:

    1954/55 Jak-18 / Jak -11
    ab 1956: MiG-15bis, MiG-15UTI, MiG-17F, MiG-17PF, MiG-21F13, MiG-21PFM, MiG-21U, MiG-21SPS, MiG-21SPS/K, MiG-21M, MiG-21US und die MiG-21bis in zwei Versionen ("SAU" und "Lasur"), MiG-21MF, MiG-21UM, MiG-21UB, MiG-23ML, MiG-23MF, MiG-23UB

    Bestand am 30.09.1990

    • 10 MiG-23MF
    • 29 MiG-23ML
    • 05 MiG-23UB

    Von den MiG-23ML wurden am 27. März 1991 fünf Maschinen an die LSK der USA "exportiert". Es handelte sich um die takt.-Nrn.: 338, 339, 467, 567 und 606.

    Personalbestand September 1990
     
        Geschwader
        insgesamt: 552 Mann/Frau
        davon:
    •  
      227 Offiziere
    • 296 Unteroffiziere/ Soldaten
    • 029 Zivilbeschäftigte
       Flugplatzbasis 43
       insgesamt: 643 Mann/Frau
       davon:
    •  
        59 Offiziere
    • 509 Unteroffiziere / Soldaten
    •   75 Zivilbeschäftigte

    Die MiG-23 ML 488, die Traditionsmaschine des JG9 (Werks-Nr.:0390324255, Nutzungsbeginn Juli 1982, BW-Kennung 20+26):
    t-488.jpg (1803 Byte)             t-488(0).jpg (3794 Byte)             t-488(2).jpg (1871 Byte)

    Das große Foto ist ein Hobbycraft-Umbau 1/48 von Thomas Koliwer. Die beiden kleinen Fotos entstanden im Verwahrlager Laage. Dort warteten die MiG-23 aus Peenemünde sowie die Su-22 vom Flugplatz Laage auf ihr weiteres Schicksal. Auf dem ersten Foto ist noch deutlich die "Quali" zu erkennen.

    JG-9 (Origineller Screensaver mit MiG-23 im Flug und russischsprachigen Phrasen)
    (3,6 MB von Rüdiger Saal)

    Letzter Flugtag am 26. September 1990 mit der 100 (Werks-Nr.:A 103 8504, Nutzungsbeginn 09/85, spätere BW-Kennung 20+56). Dieser Flug, war der letzte Flug eines NVA-Flugzeuges überhaupt! Die Maschine steht nun im Schwäbischen Bauern- und Technikmuseum, Eschach-Seifertshofen.

    488

    Das Fliegertechnische Bataillon (FTB) führte seit dem 01. März 1970 den Ehrennamen "Katja Niederkirchner".Die Dienststelle in Karlshagen erhielt in den 80ern die Bezeichnung "Katja-Niederkirchner-Kaserne". Katja (Käte) Niederkirchner war wärend WK II eine deutsche Aufklärerin in sowjetischen Diensten.

    Heinrich Rau

    * 2. April 1899 in Stuttgart-Feuerbach
    † 23. März 1961 in Berlin
    Beruf:    Stanzer, Politiker
    Einer süddeutschen Arbeiterfamilie entstammend, schloß sich Heinrich Rau frühzeitig den Unabhängigen Sozialdemokraten und 1919 der gerade gegründeten Kommunistischen Partei an. Er stieg zum Abteilungsleiter in deren Zentrale auf. Von 1928 bis 1933 vertrat Rau seine Partei im Preußischen Landtag. 1933 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg fiel er 1942 in die Hände der Nazis und erlebte das Kriegsende im Lager Mauthausen. Seit 1949 gehörte Rau dem Politbüro des ZK der SED an. Er leitete ab 1950 das Ministerium für Maschinenbau und Stellvertretender Ministerpräsident der DDR, seit 1955 Minister für Außenhandel. H.Rau wurde mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

    03. Oktober 1990

    Mit dem Anschluß gem. Art. 23 a.F. GG der BRD wurden die verbliebenden NVA-Angehörigen, Angehörige der Bundeswehr.....

    verwendete Literatur
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    Jan Himmelreich
    Frank Banisch
    Hans-Dieter Magnus
    Thomas
    Andreas Nordmann
    Thomas Sparschuh
    Hans Buchaniec
    Michel Klaver
    Hans-Peter Hebel
    Klaus-Dieter Preuß
    Frank Schöbel (sic!)
    Hartmann2010

    Thomas Leck
    73-Jürgen
    G.Meyer
    Ralph Dressler

    az.gif (899 Byte)Aerolit-Verlag


    Militärflugplätze der NVA