Die historische Erforschung des Frühmittelalters hat fraglos mit vielen quellenkritischen Problemen zu kämpfen und wird immer Stückwerk bleiben. Sie hat gewiß auch Irrwege eingeschlagen und beschreitet sie womöglich noch immer, bedarf also der ständigen kritischen Nachprüfung, doch bewegt sie sich nicht auf haltlosem Grund. Illig
hat viel darüber gelesen und exzerpiert, ohne allerdingszwischen
seriöser und populärer, zwischen veralteter und aktueller Literatur
zu unterscheiden. Schon deshalb betreffen viele Einwände, die er
mit der Attitüde des unbefangenen "Außenseiters" erhebt, gründlich
überholte Positionen oder solche, die nie ernsthaft zur Diskussion
standen; anderes beruht auf falscher Einschätzung des Leistungsvermögens
der Quellen oder auch auf sachlichen Mißverständnissen. Wo
er unbedachte oder übertreibende Formulierungen der Literatur aufspießt,
sind, sofern nicht an anderer Stelle längst geschehen, Modifizierungen
und Differenzierungen angezeigt. Sie können freilich nicht darin
liegen, das ganze Zeitalter späteren Fälschern in die Schuhe
zu schieben.
|
||||
Entnommen aus: Geschichte in
Wissenschaft und Unterricht, 10/1997, Seiten 611-617
Erstellt am 4.5.1998. Geändert am 2.6.2000. Copyright © 1997–2010, Erhard Friedrich Verlag GmbH & Co KG, Seelze |
||||