Karolingische Hinterlassenschaften Eines der Haupt"argumente" Illigs lautet, die "Phantomzeit"
der Jahre 614-911 zeichne sich durch "Fundleere" aus. Hinweise,
dass auch diese Behauptung Illigs falsch ist, finden sich an vielen
Stellen der auf den anderen Seiten zitierten Texte. Andere stoßen
in dasselbe Horn: Hier an dieser Stelle sollen allmählich ein paar konkrete Beispiele dafür angeführt werden, dass die "Fundleere" Illigs eben eine bloße Behauptung ist - wie so vieles andere auch in seinen Büchern. St. Benedikt in Mals Ich möchte dafür mit der kleinen Kirche St. Benedikt beginnen. Sie steht in dem Südtiroler Dorf Mals, nicht weit vom Reschenpass, den vor allem die Süddeutschen als bequemen Übergang nach Italien kennen und schätzen. In der näheren Umgebung befindet sich, wenn auch jenseits der Grenze zwischen Italien und der Schweiz, das Kloster St. Johann in Müstair (Graubünden). Dieses Kloster ist übrigens eine karolingische Gründung, aus der noch der Kern des Kirchenbaus mitsamt karolingischen Fresken erhalten ist. Ausgrabungen, die Schweizer Archäologen seit Anfang der neunziger Jahre in St. Johann durchgeführt haben, haben jüngst ergeben, dass der Wohnturm, der bei der Kirche steht, im Kern auch auf die karolingische Zeit zurück geht. Bisher hatte man angenommen, dass er in das Hoch- oder gar Spätmittelalter zu datieren sei ... Doch zurück zu St. Benedikt. Die folgende Beschreibung und Interpretation dieses kleinen Kirchleins stützt sich im wesentlichen auf das folgende Buch: Elisabeth Rüber, Sankt Benedikt in Mals, Verlagsanstalt Athesia Ges.m.b.H., Bozen 1992, ISBN 88-7014-686-3. Rübers Buch ist wie folgt aufgebaut:
Dazu kommt noch ein Anmerkungs- und Literaturteil sowie ein umfangreicher Abbildungsteil. In meiner Skizzierung des Buches habe ich dagegen folgende Reihenfolge gewählt:
Im Rahmen der Illig-Diskussion schien mir diese Reihenfolge sinnvoller, doch bedeutet das keine Aussage über ein allgemein gültiges Vorgehen bei der Interpretation von Artefakten wie z.B. eben der Kirche St. Benedikt. Jeder Beschauer sieht ein Bauwerk, ein Bild, ein Skulptur oder ähnliches nicht ohne ein mehr oder weniger theoretisches Vorwissen, das er sofort nutzt, um das konkrete Artefakt irgendwie in sein Vorwissen einzuordnen. Es lohnt sich deshalb nicht, eine Henne-Ei-Diskussion zu führen, sondern man sollte sich für das Vorgehen entscheiden, das einem im konkreten Fall als das sinnvollste erscheint.
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Erstellt am 3.6.2000. Geändert am 20.2.2010. Copyright © 1999–2010, Tilmann Chladek |
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