Episoden Jörgs Bericht Arbeitseinsatz | |
Militärtechnische Schule "Harry Kuhn"
(MTS) der LSK / LV, Bad Düben
Hier erfolgte die Ausbildung von Unteroffizieren (Mechaniker) und
Fähnrichen (Techniker / Ingenieur) für alle technischen Zweige. Ebenfalls wurden an
dieser Lehreinrichtung Militärköche und ausländische Militärkader ausgebildet.
Kommandeur:
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1973 - 1988 |
Oberst |
Tröger, |
Manfred |
(ab 07.10.1979 Generalmajor; Entlassung
31.08.1988) |
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1988 - 1990 |
Oberst |
Werner |
? |
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Unterstellt war die MTS direkt dem Kommando LSK/LV in Strausberg.
Diese Luftbild kann mit Bezeichnungen(!) als PDF-Datei (265 kb) herunter geladen werden
(rechte Maustaste und "Ziel speichern unter ..."). In diesem Dokument sind die
Gebäude, Wachtürme etc. genau bezeichnet.
21.09.1974 |
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Offizielle Eröffnung der Unteroffiziersschule (VIII) der
LSK/LV und Übergabe der Truppenfahne durch den Stellvertreter des Chefs der LSK/LV,
Generalmajor Manfred Barthel. |
November 1975 |
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Der Unteroffiziersschule wird der Traditionsname
"Harry Kuhn" verliehen. |
31.08.1982 |
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An der Unteroffiziersschule "Harry
Kuhn" wird mit der zweijährigen Fähnrich- Ausbildung begonnen. |
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Abschlussfotos des Zugs 382 und der 380. Kompanie (Z/TW Hubschrauber des
FID) - Fähnrichausbildung des Jahrganges 1987/89 |
03.09.1984 |
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Der Unteroffiziersschule der LSK/LV wird in
Militärtechnischen Schule umbenannt und erhält den Status einer Fachschule. |
Es gab 3 theor./prakt. Ausbildungsstandorte für die LSK/LV. Das waren:
die OHS (Offiziershochschule) in Kamenz, die OHS in Bautzen und
die MTS in Bad-Düben. Im Unterschied zu den anderen Waffengattungen (v.a.
Landstreitkräfte) spielte in den LSK/LV der Grundwehrdienstler zahlenmäßig kaum eine
Rolle. Im Wesentlichen bestanden die LSK/LV aus längerdienenden Armeeangehörigen (Boden-
und Fliegendes Personal) also Unteroffizieren (meist Mechaniker), Fähnrichen und
Offizieren (meist Techniker, Ingenieure und Flugzeugführer).
Die MTS der LSK/LV hatte, gemessen an anderen NVA-Einheiten, einen
riesigen Durchlauf an Menschen (Uffz.-Schüler/-innen, Fähnrichschüler/-innen ... also alle
halbe Jahre weit über 1.000 Leute) die dort Ihre Grundausbildung und dann
jeweils ihre, zum Teil sehr unterschiedliche, spezifische Fachausbildung absolvierten.
Danach wurden sie in die jeweiligen Truppenteile der DDR (und anderswo) versetzt. D.h.,
hier mussten sie alle die sich für diese Laufbahnen entschieden hatten durch! :-)
Nebenbei: Auch Grundwehrdienstler und Reservisten wurden an der MTS
ausgebildet.
Auf DDR-LUFTWAFFE.de befinden sich inzwischen
viele Erinnerungen aus dieser Zeit. In der folgenden
habe ich einige illegal gemachte Fotos eingestreut, deren Qualität zwar zu Wünschen
übrig läßt, aber auch eine andere Seite der MTS zeigt. Die Fotos sind von Ralf (NVA von 1986-1989), er würde sich - wie
alle - über ein Feedback freuen.
Unteroffiziersausbildung in Bad
Düben
von Michael Grau
"Es war ja allgemein bekannt, dass die Ausbildung an den
Unteroffiziersschulen der NVA kein Zuckerschlecken war. Das war auch in Bad Düben nicht
anders. Wir wurden eigentlich fast den ganzen Tag vom Wecken bis zur Nachtruhe
beschäftigt. Dazu war der Dienstplan minutiös ausgearbeitet. Ein typischer Tagesablauf
bei Innenausbildung sah folgendermaßen aus:
Das Wecken besorgten UvD und GUvD um 5.30 Uhr mit der
Trillerpfeife und einem entsprechenden Gebrüll auf dem Gang, etwa: 'Koompanieee,
Nachtruhe beenden! Fertigmachen zum Raustreten!
Anzugsordnung Rot-Gelb!'. 5.33 Uhr mussten alle in der befohlenen Anzugsordnung zum
Frühsport raustreten. Der Frühsport dauerte ca. 20 - 30 Minuten und konnte aus
Ausdauerlauf, Gymnastikübungen oder Kraftsportübungen bestehen.
Danach folgten die Morgentoilette und Ordnung im Zimmer und (bei Bedarf) im jeweiligen
Revier machen. Ordnung im Zimmer bedeutete, dass die Betten nach Vorschrift gemacht werden
mussten, dass nichts im Zimmer offen rumliegen durfte, dass der Abfalleimer leer sein
musste und die Reinigungsgeräte ordentlich im Besenschrank standen, dass nichts z.B. zum
Trocknen aufgehängt sein durfte, dass Staub gewischt sein musste, dass die Stühle
ordentlich am Tisch standen und dass vor dem Verlassen
des Raumes noch einmal kurz durchgekeult wurde, damit im Bohnerwachs keine Fußspuren zu
sehen waren. Dieser Zustand musste eigentlich immer wiederhergestellt werden, wenn alle
den Raum verließen. Das wurde auch durch unangekündigte Stubendurchgänge des
Hauptfeldwebels überprüft. Dabei wurden dann auch Noten vergeben, die per Aushang
veröffentlicht wurden. Solche Bewertungen hatten dann natürlich auch Einfluss darauf,
wie oft man z.B. Urlaub oder Ausgang hatte.
Dann marschierte die Kompanie geschlossen zum Frühstück. Generell wurde sehr auf die
Einhaltung der Essenszeiten geachtet. Wenn die Kompanie zu spät zum Essen kam, wurde das
ganz einfach von der
Essenszeit abgezogen. Wer in dem Moment noch nicht fertig war, hatte Pech und konnte sein
Essen in den Schweinekübel werfen.
Am Vormittag standen dann zwei Unterrichtseinheiten zu jeweils 90 Minuten auf dem
Programm. Ich selbst bin als Mechaniker für gelenkte Flugzeugraketen ausgebildet worden.
Dann standen solche Fächer wie z.B. Ingenieurtechnische Sicherstellung, Prüf- und
Sicherstellungstechnik, Fliegeringenieurdienst, Gefechtsmittel, physische Ausbildung (man
hätte es auch Sport nennen können) und Gesellschaftswissenschaftliche Ausbildung auf dem
Programm. Besonders das letzte war immer sehr unangenehm. Da wir eigentlich immer müde
waren und dieses Geschwafel ja auch schon lange vorher kannten, war es bei dieser
"Rotlichtbestrahlung" ziemlich schwer, nicht einzuschlafen.
Dann war Mittagpause. Nach der Mittagpause kamen nochmal zwei Unterrichtseinheiten. Wenn
wir die geschafft hatten, hieß das aber noch lange nicht, dass wir unsere Ruhe hatten.
Dann begann der Dienst
nach der Ausbildung. Der ging bis zum Abendbrot und bedeutete, dass wir mehr oder weniger
sinnvoll beschäftigt wurden. Die Palette der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten war
groß. Dienst nach der Ausbildung konnte z.B. bedeuten: Waffenreinigen, Reinigen diverser
Ausbildungsgebäude, Exerzieren, Marschgesang üben, Außenanlagen reinigen oder
zusätzliche Sportausbildung.
Nach dem Abendbrot hatten wir dann ein bisschen Freizeit. Zumindest, wenn nichts
besonderes anlag. Lange wurden wir aber nicht in Ruhe gelassen, weil dann Zeit für
Reinigung und Pflege der Ausrüstung
vorgesehen war. Das bedeutete dann z.B. Stiefel putzen, Knöpfe annähen oder Schutzanzug
und Truppenschutzmaske reinigen.
Danach fand die Abendtoilette statt. Duschen war dabei
übrigens nicht möglich, weil unsere Waschräume nur mit Waschbecken ausgerüstet waren.
Duschen ging die ganze Kompanie einmal pro Woche geschlossen im extra vorhandenen
Duschsaal. Nach der Abendtoilette stand Stuben- und Revierreinigen auf dem Plan. Jedes
Zimmer hatte ein bestimmtes Revier zugeteilt bekommen, das die Zimmerbelegschaft in
Ordnung halten musste. Mein Zimmer hatte z.B. das Dienstzimmer des Kompaniechefs (KC) als
Revier. Die letzte Amtshandlung vor der Nachtruhe war dann noch die Abnahme der Reviere
durch den UvD und der Stubendurchgang durch den jeweiligen Gruppenführer. Der
kontrollierte dann neben dem Zimmer auch den Spind der einzelnen Leute. Auch hier gab es
genaue Vorschriften, was wo zu hängen oder zu liegen hatte und wie die Sachen
zusammengelegt sein mussten. Eventuell festgestellte Mängel mussten natürlich sofort
beseitigt werden.
Um 22.00 Uhr war dann Nachtruhe angesagt, die man meistens auch dringend nötig
hatte."
So sah also ein Tag mit theoretischer Ausbildung im Innendienst aus. Aber damit es nicht
langweilig wurde, gab es immer wieder auch mal ein bisschen Abwechslung. Für solche
Abwechslung sorgte z.B. die Außenausbildung. Das bedeutete, dass die Kompanie den ganzen
Tag bei mehr oder weniger sinnvoller Ausbildung im Gelände herumgehetzt wurde. Dabei war
es vollkommen egal, was gerade für Wetter war. Da ich im Winterhalbjahr in Bad Düben
war, spielte das Wetter meistens nicht so recht mit. Trotzdem wurde nach dem Frühstück
die komplette Ausrüstung einschließlich der Waffe angelegt und die Kompanie marschierte
dann zum Ausbildungsort. Dort konnte dann z.B. Schießausbildung, taktische Ausbildung
oder chemische Ausbildung auf dem Plan stehen. Und wenn man dann bei Regen in der Pampe
Gleiten und Kriechen üben soll, macht das besonders viel Spaß. Mittagessen gab es aus
der Gulaschkanone und danach ging es bis zum späten Nachmittag weiter mit der Ausbildung.
Auf dem Rückmarsch fiel unserem Kompaniechef dann meistens noch ein, dass man ja noch ein
paar Spielchen machen könnte. Da konnte es z.B. einen Angriff mit chemischen Waffen
gegeben haben. Das bedeutete, dass die Kompanie Vollschutz anlegen musste und dann im
Laufschritt zum nächsten Schutzbunker laufen musste. Oder es gab ständig
Tieffliegerangriffe, wo man dem vermeintlichen Tiefflieger entgegenlaufen musste. Unser KC
war da immer ziemlich einfallsreich. Zum Abendbrot war man dann wieder im Objekt. Danach
musste dann bis zum Stubendurchgang die Ausrüstung wieder penibel auf Vordermann gebracht
werden. Das hieß zuerst mal Waffenreinigen, da sich in der Außenausbildung immer der
Sand der halben Dübener Heide in der Waffe festgesetzt hatte. Das hieß aber auch, den
verdreckten Schutzanzug sauber zu kriegen und das Kochgeschirr, wo seit dem Mittag die
Suppenreste angebacken waren, wieder benutzbar zu machen. Selbst das Trocknen der nassen
Uniform war ein Problem, da man ja im Zimmer nichts zum Trocknen aufhängen durfte.
Eine andere Abwechslung war die praktische Ausbildung an der Technik.
Die praktische Ausbildung fand auf dem sogenannten Lehrflugplatz statt. Für den Marsch
dorthin musste auch wieder die gesamte Ausrüstung außer der Waffe mit. Das war zwar
sinnlos, weil man während der praktischen Ausbildung weder das Sturmgepäck noch den
Feldspaten brauchte. Aber das war ja erst mal egal. Hauptsache, wir hatten alles mit. Auf
dem LFP war entsprechend der verschiedenen Verwendungsrichtungen reale Technik vorhanden,
an der dann Ausbildung gemacht wurde. Damit aber alle Kompanien drankommen konnten, musste
die Ausbildung zweischichtig gemacht werden. Das bedeutete in der Frühschicht, dass der
Zug noch zeitiger aufstehen musste als sonst und in der Spätschicht, dass hinterher immer
Hektik war, um den gesamten Abendablauf wenigstens einigermaßen pünktlich abzuwickeln.
Besonders beliebt waren immer die Tage, wenn die eigene Kompanie
Diensthabende Kompanie war. Die Diensthabende Kompanie musste immer den Wachdienst und
einige andere 24-Stunden-Dienste absichern. Deshalb war der größte Teil der Kompanie zum
Wachdienst eingeteilt. Wachablösung war immer um 17.00 Uhr. Der Vormittag lief also mit
ganz normalem Innendienst ab. Nach dem Mittagessen begann dann aber die Vorbereitung auf
die Wache. So wurde z.B. jedes Mal vor der Wache ein Wachexerzieren durchgeführt. Dabei
wurde dann zum xten Mal die vorschriftsmäßige Wachablösung oder das vorschriftsmäßige
Laden und Entladen der Waffe geübt. Außerdem musste man seine Ausrüstung auf die Wache
vorbereiten. Dann ging es zur Wacheinweisung, wo der OpD die Wachposten auf eventuelle
Besonderheiten hinwies. Nach dem Aufmunitionieren und der Vergatterung erfolgte dann um
17.00 Uhr die Wachablösung. In Bad Düben gab es zwei Wachlokale. Wache I war für das
Objekt und den Kontrolldurchlass (KDL) zuständig und Wache II für das Munitionslager, den
LFP, das Tanklager und die anderen Außenanlagen. Die Wache wurde normalerweise in einem
dreistündigen Rhytmus durchgeführt. Für jeden zu besetzenden Posten gab es drei Mann.
Einer war also immer auf Wache im Postenbereich, der zweite hatte in dieser Zeit
Bereitschaft und der dritte konnte schlafen. Wenn die drei Stunden um waren, wechselte der
Bereitschaftsposten den Wachposten ab, der Wachposten war mit Ruhe dran und der, der bis
dahin schlafen konnte, musste Bereitschaft machen. Da man aber wegen der kurzen Ruhezeit
und der ständigen Unruhe im Wachlokal kaum zum Schlafen kam, war man ständig kurz vor
dem Einschlafen und wartete schon ungeduldig bis um 17.00 Uhr am folgenden Tag die
Ablösung kam.
Fast noch unangenehmer waren in meinen Augen die Küchendienste. Der
Küchendienst begann um 3.45 Uhr. Da wir ja eigentlich immer müde waren, war schon das
Aufstehen um diese Zeit ein Problem. Frühstück gab es auch für die Küchendienste erst,
wenn alles dafür vorbereitet war. Das war dann meistens so kurz vor 6.00 Uhr. Dann konnte
man nur noch hoffen, dass man für eine vernünftige Arbeit eingeteilt wurde. Wenn man
Pech hatte, stand man den ganzen Tag in der Geschirrspüle oder der Topfwäsche. Schluss
war erst, wenn alle Arbeiten für diesen Tag erledigt waren und die Küche wieder
glänzte. Das war meistens irgendwann zwischen 20.00 und 21.00 Uhr der Fall.
Ab und zu war
man auch als UvD oder GUvD dran. Unteroffizier vom Dienst war auch ein 24-Stunden-Dienst.
Der UvD war dafür verantwortlich, dass der Tagesablauf der Kompanie eingehalten wurde. Er
musste die Kompanie früh wecken, die Kompanie zur Ausbildung oder zu den Essenszeiten
rechtzeitig raustreten lassen, darauf achten, dass die Reviere ordentlich gereinigt
wurden, also kurz gesagt, die ganze Sache am Laufen halten. UvD war ein undankbarer
Posten, weil der UvD schnell dafür verantwortlich gemacht wurde, wenn irgend etwas nicht
wie vorgesehen funktionierte. Außerdem war auch dieser Dienst ziemlich anstrengend, weil
ja einer die ganze Nacht über wach sein musste und UvD und GUvD deshalb nur abwechselnd
schlafen konnten.
Die Ausbildung in Bad Düben war also schon eine stressige Sache.
Deshalb waren wir eigentlich alle froh, als diese Zeit um war und wir in die Truppenteile
versetzt wurden. Dort ging es dann wesentlich geruhsamer und vor allem lockerer zu.
Kuhn, Harry
geb. 4.7.1900 Leipzig; gest. 14.5.1973
Harry Kuhn wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er war schon als junger Mensch
politisch engagiert, so war er ab 1920 Mitglied der KPD und des ZK des KJVD. Nach 1933
nahm er am antifaschistischen Widerstandskampf teil, wurde verhaftet und 1939 bis 1945 im
KZ Sachsenhausen. Dort war er dort Mitglied des internationalen Lagerkomitees.
1945 bis 1947 war er Abteilungsleiter der Abteilung "Arbeit an den Massen" der
Deutschen Verwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge. 1949 bis 1951 war er
Generalsekretär der VVN und 1953 bis 1959 Sekretär des Zentralvorstandes der
Gewerkschaft "Wissenschaft", 1963 bis 1971 Mitarbeiter im MfAA und Chefredakteur
der Zeitschrift »Außenpolitische Korrespondenz«.
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