Arbeitseinsatz
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Episode aus Armeezeit in Bad Düben: Arbeitseinsatz in der Volkswirtschaft

(pdf-Datei; 400 kb)

An der MTS gab es nicht nur Uffz.-Schüler. Auch Fähnriche wurden hier ausgebildet, u.a. im FID (Fliegeringenieurdienst). Ich war einer davon. War bei der 380. Kompanie, 2. Zug (Instandsetzung Zelle/Triebwerk Hubschrauber), 3. Gruppe. Es gab zwar den Spruch „Bist du dämlich, werde Fähnrich.“, aber beknackt waren wir nun doch nicht. Wir waren ganz normale Menschen, die auch nur mit Wasser gekocht haben. In den zwei Jahren dort, hatten wir auch so einiges erlebt. Ob nun das Übliche wie Ausbildung, Wache schieben (wir als Fähnrichschüler durften 48 Stunden auf Wache), Ausgang usw., oder aber auch mal was ganz anderes, wie zum Beispiel dies hier:

Es war Anfang 1988. Die DDR-Regierung erließ eine Amnestie für Strafgefangene, die u.a auch in abgetrennten Bereichen einiger Betriebe eingesetzt waren, wie z.B. in der Werkzeugfabrik in Altenburg. Da diese da nun fehlten, „durften“ wir nun ran. Es ging ab in die Volkswirtschaft nach Altenburg, die ganze Kompanie.

Speziell wurden hier Schneidwerkzeuge (Gewindebohrer, Schneideisen) hergestellt. Untergebracht waren wir in einem Kindergarten, was bedeutete dass in den Räumen eng aneinander Doppelstockbetten bis unter die Decke gestellt waren. Ein Zug pro Raum, so war ungefähr die Unterbringung.

                        

Und die Toiletten erst. Das war ein Brüller. Kinderklo’s mit Trennwänden dazwischen in einer Höhe, dass du deinem Nachbarn beim Abdrücken in die hervorquellenden Augen schauen musstest.

Wir arbeiteten im Drei-Schicht-System, Früh-, Mittag- und Nachtschicht, immer im Wechsel. Pro Zug eine Schicht; wir waren 3 Züge. Am ruhigsten waren die Nachtschichten. Da kam keiner vom Stammpersonal kontrollieren, ob wir auch alles richtig machten. Wir standen dann halt an unseren Maschinen (Drehbank, Fräsmaschine u.a.) umgeben von Gittern und Stacheldraht und rund um unseren Maschinen und unter den Füssen zentimeterdick Hobelspäne. Tja die Bohrer und Fräser mussten halt gekühlt werden mit Bohremulsion. Und wie wir gekühlt haben. Ab und zu wurde der ein oder andere von uns gleich mit abgekühlt. Ja, und zu futtern gab’s natürlich auch, früh halb zwei.

                     

 

Es kam auch vor, dass der Kommandeur der MTS mal mit einigen seiner Stabsoffiziere bei uns vorbei schaute und einem auf die Schulter klopfte, sich nach unserem Befinden erkundigte und ob soweit alles in Ordnung ist. War natürlich ein tolles Bild, er mit seiner sauberen Uniform und wir mit unseren ölbeschmierten, schwarzen Kombis in Zentimeterdicken Hobelspänen. Er war sich halt nicht zu fein dafür.

Nach der Arbeit hieß es erst mal abschnarchen, mehr oder weniger.

          

Natürlich gab es nicht nur die Arbeit, auch wir hatten in dieser Zeit viel Spaß. Der Eine hatte Geburtstag, der Andere wiederum hatte geheiratet. Und das wurde natürlich entsprechend gefeiert.

                     

                     

 Auch das war Armeeleben!

Übrigens, die Bilder habe ich alle selbst gemacht. Einige offiziell, andere nicht offiziell wie man sehen kann. Hätte die damals mein KC gesehen (die nicht offiziellen Bilder), wer weis, wer weis….

Was aber das Wichtigste war in der Zeit, war die Verpflegung! Deshalb „pflegten“ wir eine gute sozialistische Patenschaft zum Küchenpersonal.

Aber auch diese Zeit ging vorüber. Wir wurden offiziell verabschiedet. Es gab noch eine kleine Abschiedsfeier mit Auszeichnungen,

 diversen Reden

 und so wie es sich für die Skatstadt Altenburg gehört, ein „spezielles“ Skatspiel für jeden.

                    

Soviel auch mal was über eine andere Seite der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und die Fähnrichausbildung, die wohl so nicht jeder erlebt hat.

Andreas


Militärflugplätze der NVA