Zur Klangerzeugung eines
Synthesizers werden
alle
Baugruppen
gezählt, die
Audio-Signale
erzeugen oder verändern. Jede Baugruppe der Klangerzeugung
bekommt ihre Anweisungen von
Modulen
der
Steuereinheit.
Neben der Art und Beschaffenheit, sowie der Anzahl der einzelnen Baugruppen, die
zur Erzeugung einer Stimme zur Verfügung stehen, spielt deren
Verknüpfung
untereinander eine entscheidende Rolle bei der Klangsynthese.
Ein
weiteres Merkmal zur Unterscheidung der Synthesizer besteht in der
Mehrstimmigkeit
der Klangerzeugung.
In jedem Synthesizer arbeiten Oszillatoren, die für die Erzeugung von Schwingungen zuständig sind. Ohne Oszillator kein Synthesizer! Dabei wird für jede zu bildende Schwingung ein eigener Oszillator benötigt. Weil analoge Oszillatoren meist nur einfache Schwingungsform (Sinus, Sägezahn, Puls ), und demnach auch nur einfache Klangfarben erzeugen können, werden oftmals zwei bis drei Oszillatoren für die Klangerzeugung einer einzelnen Stimme benutzt.
Die Schwingungen, die die Oszillatoren erzeugen, haben eine relativ gleichbleibende Amplitude. Deshalb findet man in allen Synthesizern Bausteine, die den Pegel verändern, die dynamischen Verstärker. Je nach Synthese-Art wird damit der Lautstärke-Anteil von Oszillatoren, die Obertöne erzeugen (additive Synthese), die Modulations-Stärke (Modulations-Synthesen), oder aber der Lautstärkeverlauf des Gesamtklanges geregelt.
Eine der wirkungsvollsten Methoden die Klangfarbe zu verändern besteht darin, eine Gruppe von Teiltönen aus dem Klang herauszufiltern, und das ist Aufgabe der dynamischen Filter. Filter haben den Vorteil, daß nur wenige Parameter eingestellt werden müssen, um starke Klangänderungen zu bewirken.
Der klassische Aufbau monophoner
Synthesizer
ist komplett, mit den Modulen Oszillatoren
(2-3 Stück), dynamisches
Filter
und dynamischer
Verstärker
(aus der Klangerzeugung) und Tastatur,
LFO
und
Hüllkurven-Generatoren
(von der Steuereinheit).
In moderne
Synthesizern gibt es zusätzlich oft noch Baugruppen zur
Audio-Nachbearbeitung. Darunter versteht man das Bearbeiten von Audio-Signalen
mit
Audio-Effekten.
Zu den Audio-Effekten gehören die EQs, Kompressoren,
Chorus/Flanger-Effekte, Echo, Hall usw. Alle diese Effekte werden durch
sogenannte Multi-Effekt-Prozessoren aus
den vorher synthetisierten
Audio-Signalen
gebildet und zum Gesamt-Signal gemischt.
In jedem Synthesizer müssen Signale zusammengemischt werden. Das ist die Aufgabe von Mixern.
Ein einzelner Mensch kann nur mit einer Stimme tönen, ebenso erklingt eine Blockflöte nur einstimmig. Umgangssprachlich sagen wir, es kann nur ein Ton zugleich erklingen, obwohl es sich genaugenommen um einen Einzelklang handelt. Musikalisch ausgedrückt heißt das, es kann nur eine Note zur gleichen Zeit gespielt (gesungen) werden, oder das Instrument ist monophon. Wenn ein Instrument mehrere Noten zugleich wiedergeben kann, wie z.B. ein Klavier, so spricht man von einem polyphonen Instrument. Eine Instrumentengruppe oder ein Chor kann nicht nur mehrere Stimmen, sondern auch mehrere Klänge gleichzeitig hervorbringen, das nennt sich klangpolyphon oder neudeutsch: multitimbral.
"Mono", eine Vorsilbe aus dem Griechischen heißt "allein,
einzeln"; "phono", ebenfalls griechisch, bedeutet "Schall,
Laut, Stimme, Ton".
Eine monophone
Klangerzeugung kann, was schon der Name nahelegt,
nur eine Stimme mit einem Klang gleichzeitig
erzeugen. Die klassischen
Analog-Synthesizer
oder
Modular-Synthesizer-Systeme
waren in der Regel monophon. Heutige monophone Synthesizer werden auch als Solo-Synthesizer
bezeichnet.
"Poly", auch griechisch, heißt "viel, mehr". Eine Klangerzeugung, die mehrstimmig, also polyphon arbeitet, muß für jede Stimme mindestens einen eigenen Oszillator besitzen. Manche ältere Synthesizer konnten zwar unterschiedliche Stimmen mit mehreren Oszillatoren erzeugen, hatten jedoch für alle Stimmen nur ein gemeinsames Filter und nur einen dynamischen Verstärker. Obwohl ein solches Instrument eigentlich homophon (gleichstimmig) genannt werden müßte, wurden diese Synthesizer als polyphon in der Werbung angepriesen. Heute wird jeder einzelnen Stimme eine vollständige monophone Klangerzeugung spendiert, wobei die klangbildenden Parameter für alle Stimmen gemeinsam gesteuert werden.
Eine polyphone Klangerzeugung heißt multitimbral, wenn jede einzelne Stimme eine andere Klangfarbe (Timbre) haben kann. Das bedeutet, auch die Steuerung der klangbildenden Parameter erfolgt für jede einzelne Stimme unabhängig.
Jedes
Modul
eines
Synthesizers
erzeugt oder verarbeitet Steuer-Signale.
Die Module der Klangerzeugung verändern wiederum
Audio-Signale
in Abhängigkeit der zugeführten Steuersignale.
Ein Modul muß also "Übergabepunkte"
haben, an denen die einzelnen Signale in das Modul hinein kommen, und andere für
die Ausgabe von Signalen. Diese Punkte werden allgemein als Schnittstelle
bezeichnet. Je nach Funktion lauten die genaueren Bezeichnungen:
Steuereingang, Steuerausgang, Audio-Eingang und Audio-Ausgang.
Der Weg eines
Signals, man spricht vom Signalfluß, führt immer von einem
Ausgang zu einem Eingang. Bei
Modular-Synthesizer-Systemen
werden die einzelnen Module mit
Patch-Kabeln
verbunden, in kompakten Synthesizern sind bestimmte Verknüpfungen fest
verdrahtet, nur einige können vom Anwender frei gestaltet werden.
Bei
Digital-Synthesizern
sind die einzelnen Module als Rechenprogramme ausgeführt, sogenannte
Unterroutinen, doch auch diese müssen die Werte ihrer Berechnung an das nächste
Rechenprogramm weitergeben. Zwar hat der Anwender hier keine Möglichkeit
direkt mittels Patch-Kabel in den Signalfluß einzugreifen, doch auch diese
digitalen Module übergeben ihre Zahlenwerte an wohldefinierten Übergabepunkten,
die sich auch hier Schnittstellen nennen.
Die einfachste Form der Verschaltung von Synthesizer-Modulen
besteht darin, das von einem
Oszillator
erzeugte
Audio-Signal
durch ein
dynamisches
Filter (Klangbearbeitung) und von dort an einen
dynamischen
Verstärker (Lautstärkeverlauf) zu leiten. Am Audio-Ausgang des
Verstärkers kann das Signal dann der Außenwelt (z.B. Leistungsverstärker
mit Lautsprechern) zugeführt werden. Der
Signalfluß:
Oszillator -> dyn. Verstärker -> dyn. Filter bringt keine großen
Klang-Unterschiede. Es können aber auch Signale von zwei Oszillatoren durch
Filter und Verstärker geführt werden, was den
Klang
"fetter" macht. Darüber hinaus kann auch eine Kombination von
Oszillator und dyn. Verstärker einen anderen Oszillator
modulieren,
dessen Signal wiederum mit Filtern bearbeitet wird. Die Möglichkeiten sind
unbegrenzt und ich spreche hierbei vom Signalfluß, der mit einer einzigen
Note-An-Steueranweisung
ausgelöst wird!
Die Art und Weise, wie die einzelnen Baugruppen eines
Synthesizers verschaltet sind, nennt sich Struktur oder
Algorithmus (Algorithmus = Rechenvorschrift). Welcher Algorithmus in dem
Klangerzeuger zur Anwendung kommt, hängt ganz von den Vorgaben des
Herstellers ab, und bestimmt letztlich die
Synthese-Form.
Bei
modularen
Synthesizer-Systemen kann die Struktur mit
Patch-Kabeln
frei gewählt werden, kompakte Synthesizer lassen, wenn überhaupt, nur
eine geringe Auswahl an Verschaltungen zu. Erst die neuste Generation von
Digital-Synthesizern
erlaubt wieder eine größere Auswahl an Algorithmen, wobei die Auswahl des Algorithmus als eigener,
speicherbarer Parameter der Klangerzeugung
in Erscheinung tritt.
Wenn ich hier von einem
Klang
spreche, meine ich den kompletten Klangverlauf, der vom
Beginn
einer gespielten Note bis zum
Ende
nach dem
Notenende
durchlaufen wird. Das ist auch gemeint, wenn im Deutschen von einem "Sound"
geredet wird. Ein Sound beinhaltet die Klangänderungen durch automatische
Parameter-Änderungen,
die durch Hüllkurven-Generatoren und Modulatoren gesteuert werden.
Man spricht von einem Klangprogramm, das sämtliche Parameter-Einstellungen von allen
für diesen Sound erforderlichen Baugruppen umfaßt.
Ein Klangprogramm enthält die gesamten Einstellungen des
Synthesizers für einen bestimmten Sound; dazu gehören die
Wellenformwahl, Filtereinstellung, Lautstärkeeinstellung und alle für
den Sound verwendeten Modulationen.
Bei früheren
Analog-Synthesizern
hatte jeder
Parameter
seinen eigenen Regler oder Schalter und jedes
Klangprogramm
mußte von Hand eingestellt werden. Teilweise mußten sogar Module für
jedes Programm mit
Patch-Kabeln
verbunden werden. (Deshalb heißt bei manchen Herstellern ein Klangprogramm
auch Patch.) Bei diesen Synthesizern war es nicht möglich ein
Klangprogramm zu speichern, es mußte jedesmal erneut von Hand eingestellt
werden. In modernen Synthesizern (ob
analog,
oder
digital)
können alle Parameter-Einstellungen in einem Speicher gesichert werden, der
sich (Klang-)Programm-Speicher nennt. Dort kann man sogar mehrere
Klangprogramme auf unterschiedlichen (Programm-)Speicherplätzen
ablegen. Heute ist es immer mehr in Mode gekommen, daß Hersteller
verschiedene Klangprogramme voreinstellen, um die klanglichen Möglichkeiten
ihres Instruments besser zu demonstrieren. Diese vom
Werk programmierten Klangprogramme nennen sich Werksprogramme
oder Presets (Voreinstellung, englisch:
preset). Presets sind oft in einem unveränderlichen Speicher (ROM)
abgelegt, der sich dann auch Presetspeicher nennt. Dem Anwender
(englisch: user) wird dann der frei programmierbare User-Speicher (RAM)
für eigene Klangprogramme zur Verfügung gestellt.
Heutige
Synthesizer haben nicht mehr für alle Parameter eigene
Bedienelemente
und die gezielte Änderung ist nur über sogenannte
Menüs
zu erreichen. Das Verändern von Parametern heißt
daher editieren oder programmieren.
Moderne Geräte besitzen einen Zwischenspeicher (englisch: buffer), um ein
editiertes
Klangprogramm
zwischenzuspeichen, den sogenannten Edit-Buffer. Meist kann mit einer
Compare-Funktion zwischen der editierten Version und der Originalversion
eines Klangprogramms hin- und hergeschaltet werden, um beide Versionen zu
vergleichen (englisch: compare).
Synthesizer, die mehrere Klänge gleichzeitig erzeugen können, erlauben meist eine Verteilung der Klänge "auf einer Tastatur", um diese für einen Musiker gleichzeitig verfügbar zu machen. Auf einer Tastatur muß hier nicht bedeuten, daß auch wirklich eine solche angeschlossen ist, es kann sich auch um Tastatur-Steuerdaten handeln. MIDI-Note-An/Aus-Daten auf einem (!) Kanal stehen z.B. für die theoretische Möglichkeit von einer Tastatur zu stammen.
Der Begriff "Split" (to split = trennen, aufteilen) erklärt sich schon fast alleine. Hierbei wird der Tastaturbereich in zwei Teile unterteilt, es gibt einen Upper-Sound (oberer, höherer Klang) und einen Lower-Sound (tieferer Klang). Die Bezeichnungen höher und tiefer beziehen sich dabei auf den Fall, daß ein tiefer Klang normalerweise auf der linken Seite der Tastatur, ein hoher auf der rechten gespielt wird. Ein Lower-Sound kann höher erkingen als ein Upper-Sound. Die Taste oder MIDI-Notennummer, bei der die Teilung stattfindet nennt sich Splitpunkt, und ist oftmals frei einstellbar.
Layer heißt soviel wie übereinanderlegen. Mit Layer bezeichnet man zwei Klange, die von der gleichen Tastatur gleichzeitig gesteuert werden. Werden mehr als zwei Klänge "gelayert", so erhält man einen Stack-Sound (stack, deutsch: Stapel).
Eine Keyboard-Zone (Tastatur-Zone) ist im Prinzip ein zweifacher Split, wobei nur der Bereich zwischen den beiden Splitpunkten genutzt wird. Eine Keyboard-Zone hat immer einen rechten (tiefen) und einen linken (hohen) Begrenzungspunkt. Mit mehreren Key-Zones können mehrere Klänge über eine Tastatur verteilt werden, wobei alle Key-Zones zusammen ein Klangprogramm bilden. Bei den meisten Schlagzeug-Klangprogrammen umfassen die einzelnen Zonen jeweils nur eine Taste. Manche Synthesizer erlauben auch, daß sich die einzelnen Zonen überlappen, d. h. dort werden Layer-Sounds gebildet.