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![]() Die Burg des Dichterkönigs Vor 150 Jahren wurde Gerhart Hauptmann geboren, vor 100 Jahren bekam er den Literaturnobelpreis. Im Riesengebirge fühlte er sich heimisch und baute sich eine Villa. ![]() Bis vor ein paar Jahren legten Polen viel Wert auf die historische Tatsache, dass die Burg Kynast, polnisch Chojnik, im Mittelalter von einem Piastenherzog gegründet worden ist. Denn so ließ sich die Zwangsumsiedlung von Polen ins vormals deutsche Niederschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg als „Repatriierung“ in polnisches Stammland interpretieren. Spätestens seit dem EU-Beitritt vor acht Jahren sind solche ideologischen Verrenkungen beim Blick auf die Riesengebirgslandschaft passé. Deutsche und Polen genießen die Landschaft, ohne Gedanken an Besitzansprüche zu verschwenden. Bei der Volkszählung 2011 gaben 809.000 polnische Staatsbürger an, dass sie sich als Schlesier fühlen, viele wünschen sich mehr regionale Autonomie. Eine Identifikationsfigur für das neue schlesische Regionalbewusstsein ist der Dichter Gerhart Hauptmann. Vor 150 Jahren in Bad Salzbrunn geboren, bekam er 1912 den Literaturnobelpreis: Ein Doppeljubiläum, das in seiner Heimatregion intensiver wahrgenommen wird als in Deutschland. „Der klarste Tag führte uns gegen das gewaltig und vielfältig vor uns liegende Gebirge zu. Unter der schönen Ruine Kynast traten wir in das enge Bergtal ein, durch das uns Gewässer in steinigem Bachbett entgegen stürzten. In etwa sechs- bis siebenhundert Meter der Talenge liegt Agnetendorf. Wir nahmen dort unser Mittagbrot, und ich ahnte die fernen Schicksale nicht, die mich dereinst an diesen kleinen Gebirgswinkel binden sollten“, berichtet Hauptmann in seiner Jugendautobiografie über eine Wanderung im Gebirge. In Agnetendorf, heute Jagniątków, baute er sich 1901 seine eigene Burg, den „Wiesenstein“. Eine mächtige Villa mit Rundturm, entworfen von dem Berliner Architekten Hans Grisebach, steht in einem Park voller zerklüfteter Granitfelsen, typisch für diese Landschaft. Mit ihr fühlte sich Hauptmann so verwachsen, dass er in seinem Felsengarten begraben sein wollte. Es war nicht sein erstes Domizil in der Gegend. 1890 kaufte er für seine Familie und die des Bruders Carl ein Bauernhaus im nahen Schreiberhau. Von dort reiste er in die schlesischen Webergebiete und recherchierte für sein 1893 uraufgeführtes Sozialdrama „Die Weber“. Seit 1995 ist in Schreiberhau, heute Sklarska Poreba, ein Riesengebirgsmuseum und eine Erinnerungsstätte an die Hauptmann-Brüder eingerichtet. Die Rivalität zwischen beiden Schriftstellern und eine Ehekrise trieben den jüngeren Erfolgsautor bald wieder aus dem Haus. Als Star des Literaturbetriebs konnte er es sich leisten, für seine junge Geliebte und spätere zweite Ehefrau Margarete den pompösen „Wiesenstein“ zu bauen. Fast zeitgleich ließ er als Abschiedsgeschenk für die verlassene Gattin Marie und ihre drei Söhne ein stattliches Haus in Dresden-Blasewitz errichten. ![]() ![]() Seine Villa diente bis 1997 als Erholungsheim für polnische Kinder. 2001 wurde sie als Hauptmann-Museum wiedereröffnet. Die Idee, in Agnetendorf einen Gedenkort für die Nachwelt zu hinterlassen, vergleichbar mit Goethes Wohnhaus in Weimar, ist Hauptmann sicher nicht fremd gewesen. Schon zu Lebzeiten verschickten Touristen Postkarten von seiner Trutzburg im Gebirge. ![]() ![]() 58-570 Jelenia Góra (Hirschberg), täglich außer montags geöffnet. Zur Zeit ist dort die Sonderausstellung “Gerhart Hauptmann und das Riesengebirge” zu sehen. Infos unter: www.muzeum-dgh.pl ![]() ![]() © Text und Fotos: Michael Bienert I 11. 12. 2012 |
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