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Kunstaktion von Ben Wagin auf der Skulpturenwiese im Regierungsviertel, Juni 2009

AUSWÄRTIGE KULTURPOLITIK

Wende unter Westerwelle
Das Sparen in der Auswärtigen Kulturpolitik fordert erste Opfer

von Michael Bienert

"Wir haben uns dazu bekannt, Projekte und Programme finanziell bestmöglich auszustatten", verkündet Cornelia Pieper, die liberale Staatsministerin für Kultur im Auswärtigen Amt, in der aktuellen Ausgabe von "Politik und Kultur", der Zeitung des Deutschen Kulturrates. Gleichzeitig alarmiert der Verband der Literaturübersetzer die Öffentlichkeit: Das Auswärtige Amt plane, seine Literaturförderung um 30 Prozent zu kürzen, schreibt der Verbandsvorsitzende Hinrich Schmidt-Henkel im monatlichen Newsletter. Das habe eine Referentin des Ministeriums der Leitung der Frankfurter Buchmesse und den Übersetzern bei einem Treffen mitgeteilt, bestätigt er auf Nachfrage. Den Betroffenen sei geraten worden, sich um Sponsorengelder aus der Wirtschaft zu bemühen - ein zynischer Vorschlag, weiß doch jeder, wie uninteressant Literatur für potentielle Sponsoren in der Regel ist.

Jedenfalls wird es wegen der Kürzungen auf der nächsten Frankfurter Buchmesse kein eigenständiges Übersetzerzentrum mehr geben. Es hatte sich in den vergangenen sieben Jahren als Forum für diesen Berufsstand und als internationaler Begegnungsort  etabliert. "Viele Kollegen sehen das als", sagt Schmidt-Henkel.

Jürgen Jakob Becker, stellvertretender Leiter des Literarischen Colloquiums, bestätigt auf Nachfrage, das sein Haus wegen der Kürzungen des Auswärtigen Amtes sein Übersetzungsförderungsprogramm einstellen muss. Sonst sei man bei den jüngsten Sparrunden glimpflich weggekommen. Der Leiter der Berliner Literaturwerkstatt Thomas Wohlfahrt protestierte bei Staatsministerin Pieper gegen die völlige Streichung der Unterstützung für internationale Literaturprojekte, die dazu geführt hätte, dass weitere Geldgeber ausgestiegen wären. Das Ministerium lenkte ein, doch bis zu Hälfte der bisherigen Fördersumme des Auswärtigen Amtes droht der Literaturwerkstatt weiterhin verloren zu gehen. Christine Regus, Sprecherin des Goethe-Instituts, berichtet von verkraftbaren Sparauflagen in diesem Jahr: "Mehr Sorge macht uns der Bundeshaushalt 2011". Die einschneidende Kürzung der Übersetzungsförderung trifft das Goethe-Institut nur indirekt. Doch für ein besonders glückliches kulturpolitisches Signal in Richtung Ausland hält man sie dort nicht.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes, die nicht mit Namen genannt werden wollte, mochte sich vor Freitag zu den Sparplänen gar nicht äußern. Der Bundeshaushalt sei nicht endgültig verabschiedet und am Donnerstag sei noch eine "Bereinigungssitzung" des Haushaltsausschusses geplant. In den vom Auswärtigen Amt mitfinanzierten Kultureinrichtungen jedoch ist die erste Sparwelle unter dem liberalen Außenminister längst angekommen. Weil noch verhandelt wird, ist das Interesse an öffentlicher Aufmerksamkeit eher gering. Die Wende in der Auswärtigen Kulturpolitik unter Westerwelle vollzieht sich in aller Stille.

Aus: DER TAGESSPIEGEL vom 5. März 2009

© Michael Bienert













 Michael Bienert

 Stille Winkel an der
 Berliner Mauer

 Ellert & Richter Verlag
 Hamburg 2009
 ISBN:
 978-3-8319-0365-8

 144 Seiten mit
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 Format: 12 x 20 cm;
 Hardcover mit
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 Preis: 12.95 Euro
 


 
 
 

 










 

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