Sie
fielen im Kalten Krieg
- im Andenken an unsere toten Grenzer
Fotos vom Berliner "Denkmal der
Grenztruppen"
|
|
|
|
|
zu DDR-Zeiten
|
am 26.03.2003
|
am 25.08.2007
|
Die Grenze quer durch Deutschland,
die zu einer Systemgrenze wurde, an der sich die mächtigsten
Militärbündnisse des 20. Jahrhunderts auf Leben und Tod
gegenüberstanden, war keine Erfindung der DDR, kein Ausdruck fehlender
Demokratie oder Ausfluß intellektuell minderbemittelter Politiker,
sondern das Resultat des Zweiten Weltkrieges.
Generaloberst Baumgarten |
Schon vor der Gründung der BRD sowie DDR, war
der Dienst an den Zonengrenzen gefährlich. Die DDR veröffentlichte 25
Namen von gefallenen Grenzern. Die BRD
nennt inzwischen zusätzlich die getöteten Genossen Rudolf Spranger und
Horst Hnidyk, die
jedoch keine Grenzer waren und daher in dieser Aufstellung nicht
berücksichtigt werden.
Bei den getöteten Grenzern
- war der Tatort 16mal die Grenze zur BRD, 8mal die Grenze zu
Westberlin, 1mal die Grenze zur Tschechoslowakei. An der Grenze zu
Polen gab es keinen bekannten derartigen Fall.
- waren die Täter in 4 Fällen Zivilisten aus der BRD und
Westberlin, 7 Fällen fahnenflüchtige Grenzer, 2 Fällen Deserteure der
NVA, 4 Fällen Grenzverletzer aus der DDR oder Tschechoslowakei.
- gehen 3 Tote auf das Konto der US-Armee, je einer wurde von
Angehörigen des BGS und der Westberliner Polizei getötet.
Dienstgrad
/ Name
|
geboren |
gefallen
|
Bemerkung
|
Tatort
|
VP-Wachtmeister
Gerhard Hofert
|
02.02.1924 |
03.08.1949 |
Gerhard Hofert
war gelernter Schlosser, verheiratet und Vater.
Als Postenführer wird er vom Grenzgänger "M." durch
gezielte Pistolenschüsse getötet. M. wurde vom Grenzposten überwältigt
und im weiteren der damals zuständigen sowjetischen Besatzungsbehörde
übergeben. Diese soll den Täter "der gerechten Strafe zugeführt"
haben.
|
Schlagbrügge |
VP-Wachtmeister
Fritz Otto
|
22.10.1923 |
01.09.1949 |
Fritz Otto war
Landarbeiter, verheiratet und am 31.08.1949 wurde sein Kind geboren.
Bei der Rückkehr vom Urlaub wird er vom Schmuggler L.
mit dem Messer erstochen. Der Täter stach 16mal zu, wurde gefaßt und zu
lebenslanger Haft verurteilt.
|
Grenze zur CSSR, in der Nähe des
Ortsteils Sonneberg bei Neusalza-Spremberg
|
VP-Wachtmeister
Siegfried Apportin
|
30.11.1930 |
02.07.1950 |
Siegried
Apportin war gelernter Maler. Er wurde vom eigenen Kameraden, dem
Fahnenflüchtigen L. K., erschossen.
Der Täter war zum Tatzeitpunkt bereits von einem
westlichen Dienst angeworben und versuchte seinen Postenführer Apportin
zur Fahnenflucht zu überreden. Als sich dieser weigerte, wurde er
getötet. K. flüchtete in die BRD und blieb straffrei.
|
Palingen-Dorf
/ Herrnburg (Mecklenburg) |
VP-Wachtmeister
Herbert Liebs
|
11.05.1929 |
21.02.1951 |
Herbert Liebs
kam aus einer Landarbeiterfamilie. Bei einer Streife wurde er von
US-Soldaten erschossen.
Gegen 17.40 Uhr hatte das Postenpaar den Pferdsdorfer
Kopf erreicht, als sie einen Jeep bemerkten und zwei Schüsse aus dem
Westen fielen: Wachtmeister Liebs wurde in die Brust getroffen. Die vom
Wachtmeister Schulze herbeigeholte Hilfe verhinderte die Entführung des
sterbenden Volkspolizisten auf das Territorium der BRD. Die Tat blieb
ungesühnt.
|
Pferdsdorf,
Kreis Eisenach
|
VP-Wachtmeister
Werner Schmidt
|
26.06.1929 |
02.03.1951 |
Werner
Schmidt kam aus einer Arbeiterfamilie und war verheiratet. Heinz
Janello war Landarbeiter. Während ihres Dienstes werden sie überfallen,
auf BRD-Territorium verschleppt und von US-Soldaten getötet.
Am 03. März 1951 wurden nach sowjetischen Protesten ihre
Leichen übergeben. Die Obduktion ergab: Wachtmeister Schmidt war durch
einen stumpfen Gegenstand niedergeschlagen und durch einen Nahschuß in
die Brust getötet worden, Wachtmeister Janello durch zwei Schüsse in
den Rücken. Die Tat blieb ungesühnt.
|
Obersuhl |
VP-Wachtmeister
Heinz Janello
|
11.12.1931 |
VP-Hauptwachmeister
Manfred Portwich
|
07.05.1925 |
27.10.1951 |
Manfred
Portwich war Maschinenschlosser, verheiratet und hatte 2 Kinder.
Er wird von den westdeutschen Grenzverletzern - L. B.
und B.-F. V. - erschossen. Die beiden Täter wurden von DDR-Organen
gefaßt und abgeurteilt.
|
Wendehausen
(Kommando Faulungen) |
VP-Oberwachtmeister
Ulrich Krohn
|
28.08.1931 |
16.05.1952 |
Ulrich Krohn
war vor seinem Dienst Arbeiter in der Landwirtschaft.
Er wurde von dem eigenen Kameraden, H. T., erschossen
und beraubt. Der Täter war zum Tatzeitpunkt bereits von einem
westlichen Dienst angeworben und hatte versucht, Grenzer zur
Fahnenflucht zu überreden (*).
|
Thurow,
Kreis Schwerin |
VP-Unterwachtmeister
Helmut Just
|
02.07.1933 |
30.12.1952 |
Helmut Just war
gelernter Maler.
Ihm wurde von zwei Westberliner Tätern aufgelauert, die
ihn von hinten angefielen und aus kurzer Distanz niederschossen. Die
Tat blieb ungesühnt.
|
Berlin,
nahe Behm-Brücke im Prenzlauer Berg |
VP-Wachtmeister
Waldemar Estel
|
05.02.1932 |
03.09.1956 |
Waldemar Estel
war ursprünglich Ziegeleiarbeiter.
Gegen 15.15 Uhr fur ein grüner Mercedes
(Nationalitätenkennzeichen "E", Kennzeichen: ML-4586) auf den
Schlagbaum zu. Der Wagen stoppte, die Grenze wurde vom Fahrer,
vermutlich der Spanier A. de la L. R., überschritten. Er wurde durch
Wachtmeister Estel festgenommen. Nach rd. 450 Meter zog der
Festgenommene eine Waffe, erschoß den Grenzer und entkam in die BRD.
Die Tat blieb ungesühnt.
|
zwischen
Buttlar und Grüsselbach |
Gefreiter
Jörgen Schmidtchen
|
28.06.1941 |
18.04.1962 |
Jörgen
Schmidtchen war Galvaniseur und wollte nach seinem Ehrendienst
studieren.
Er wurde durch zwei Fahnenflüchtige der
Flakartillerie-Schule Stahnsdorf, den Offiziersschülern G. und B., beim
Grenzdurchbruch erschossen. B. wurde tödlich verwundet, G. entkam nach
Westberlin (*). Jörgen Schmidtchen wurde postum
zum Unteroffizier ernannt.
|
Gleisdreieck
Griebnitzsee - Potsdam, nahe Kohlhasenbrück |
Gefreiter
Manfred Weiss
|
01.12.1943 |
19.05.1962 |
Manfred Weiss
war gelernter Maurer.
Ihm wurde durch den eigenen Kameraden, den
Fahnenflüchtigen Soldat G. J., in den Rücken geschossen (*).
|
Henneberg
/ Melrichstadt
|
Gefreiter
Peter Göring
|
28.12.1940 |
23.05.1962 |
Peter Göring
wurde durch Westberliner Polizisten beim Versuch erschossen, einen
Grenzdurchbruch zu verhindern. Er wurde postum zum Unteroffizier
ernannt.
»Der Polizei- und Zollbeamte ist berechtigt, im
Falle der Notwehr (Fluchthilfe) auch über die Grenze hinweg zu
schießen« (Westberliner Schußwaffengebrauchsbestimmung, 1962). Die
Tat blieb ungesühnt.
|
Berlin,
Humboldtkanal / Invalidenfriedhof |
Unteroffizier
Reinhold Huhn
|
08.03.1942
|
18.06.1962 |
Reinhold Huhn
war gelernter Rinderzüchter.
Er wurde durch den "Schleuser" R. M. in der Zimmerstr.
56 erschossen (*).
|
Berlin |
Hauptmann
Rudi Arnstadt
|
03.09.1926 |
14.08.1962 |
Rudi Arnstadt
war verheiratet und Vater zweier Kinder.
Er wurde höchstwahrscheinlich vom Grenzoberjäger
des BGS, H. P., erschossen, als drei BGS-Angehörige auf
DDR-Territorium vorgedrungen waren. An der feigen und ungesühnten Tat
waren weitere BGS-Angehörige, wie Hauptmann M. und K. sowie ein
kompletter Zug des BGS, der in Schützenkette auf DDR-Gebiet zuging und
feuerte, beteiligt.
|
Wiesenfeld,
250 Meter nordwestlich der Ortsverbindungsstraße nach Setzelbach
|
Gefreiter
Siegfried Widera
|
12.02.1941 |
23.08.1963 |
Siegfried
Widera war Dreher und verheiratet, seine Frau war mit einem Sohn
schwanger.
Er wurde von einem Grenzverletzer hinterrücks
angegriffen und mit einer Rohrzange erschlagen. Siegfried Widera
verstarb am 08.09.1963 und wurde posthum zum Unteroffizier ernannt. Die
feige Tat blieb ungesühnt.
|
Berlin,
Teltow-Kanal |
Unteroffizier
Egon Schultz
|
04.01.1943 |
05.10.1964 |
Egon Schultz
war Lehrer in Rostock-Dierkow. Er wurde bei der Kontrolle eines Hauses,
in dem sich ein sog. Fluchttunnel ("Tunnel 57") nach Westberlin befand,
erschossen.
Es ist zweifelsfrei erwiesen, daß der Schleuser C. Z.
zuerst schoß, um sich und R. F. (späterer BRD-Astronaut) der Festnahme
zu entziehen. Dabei traf Z. den Unteroffizier in den Brustbereich. Die
tödliche Kugel hatte - lt. Obduktionsbericht von Prof. Dr. Dr. hc.
mult. Prokop - das Kaliber 7,65 mm. Die MPis der
DDR-Grenzer hatten das Kaliber 7,62 mm ... Die Tat
blieb ungesühnt.
|
Berlin,
Hinterhof Strelitzer Straße 54/55 |
Gefreiter
Rolf Henniger
|
30.11.1941 |
15.11.1968 |
Rolf Henninger
war Lokführer und verheiratet.
Der als Kraftfahrer tätige Gefreite wurde geg. 22.55 Uhr
durch den aus der VP-Schule Potsdam fahnenflüchtigen H. K. mittels
MPi-Feuer erschossen. Der Grenzverletzer starb im folgenden
Feuergefecht. Rolf Henninger wurde postum zum Unteroffizier ernannt.
|
Klein
Glienicke |
Leutnant
Lutz Meier
|
20.10.1948 |
18.01.1972 |
Lutz Meier war
gelernter Elekromonteur und verheiratet.
Er wurde durch den fahnenflüchtigen Posten, Soldaten K.,
erschossen. Die Tat blieb ungesühnt.
|
Schierke/
Harz |
Gefreiter
Klaus Peter Seidel
|
22.10.1954 |
19.12.1975 |
Klaus
Peter Seidel war Baufacharbeiter und Jürgen Lange kam aus einer
Arbeiterfamilie.
Beide wurden von hinten durch den fahnenflüchtigen
NVA-Angehörigen W. W. erschossen (*).
|
Harras / Streufdorf |
Soldat
Jürgen Lange
|
08.12.1955 |
19.12.1975 |
Gefreiter
Ulrich Steinhauer
|
13.03.1956 |
04.11.1980 |
Ulrich
Steinhauer erlernte den Beruf eines Zimmerers.
Er wurde als Postenführer vom fahnenflüchtigen Posten,
Soldaten E. B., aus nächster Nähe in den Rücken erschossen (*). Ulrich Steinhauer wurde postum zum
Unteroffizier ernannt.
|
Schönwalde,
Kreis Nauen (Grenzregiment 34, Groß Glienicke) |
Feldwebel
Klaus-Peter Braun
|
21.10.1958 |
01.08.1981 |
Klaus-Peter
Braun war Bergbautechnologe.
Er wurde vom fahnenflüchtigen Posten, Soldaten R. H.,
erschossen und posthum zum Fähnrich ernannt. Der Täter wurde am 23.
Juli 1982 durch das Militärobergericht der DDR in Abwesenheit zu
lebenslänglichen Freiheitsentzug verurteilt. Letztlich blieb auch diese
Tat ungesühnt.
|
Rustenfelde
/ Heiligenstadt |
Gefreiter
Eberhard Knospe
|
12.05.1958 |
05.05.1982 |
Eberhard Knospe
war gelernter Maurer.
Er wurde als Postenführer vom fahnenflüchtigen Posten,
Soldaten K. D., heimtückisch erschossen. Eberhard Knospe wurde postum
zum Unteroffizier ernannt. Der Täter wurde am 17. Mai 1983 vom
Militärobergericht Berlin in Abwesenheit wegen Mord zu einer
lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt (*).
|
Sommersdorf
/ Marienborn
(Grenzregiment 25 "Neithard von Gneisenau")
|
Gefreiter
Uwe Dittmann
|
08.08.1964 |
22.03.1985 |
Uwe Dittmann
war gelernter Elektromaschinenbauer.
Er wurde geg. 03.45 Uhr von einem Angehörigen der GSSD,
Soldat W. K., bei einem versuchten Grenzdurchbruch erschossen. Der
Fahnenflüchtige wurde im Feuergefecht schwerverletzt und tötete sich
selbst. Uwe Dittmann wurde postum zum Unteroffizier ernannt.
|
Werrabrücke
bei Spichra
(Grenzregiment 1 "Eugen Lewin")
|
Befehl Nr. 15 / 64 vom 21. Mai
1964, unterzeichnet von
Oberstleutnant Pröhl vom Grenzregiment 33:
"Unteroffizier Peter Göring ist in die Personalliste des Regimentes und
der 3.
Grenzkompanie aufzunehmen und als Anwesend zu führen."
Aus dem Gästebuch der Grenztruppen
der DDR am Brandenburger Tor:
|
"Am
Brandenburger Tor kann man sich anschaulich davon überzeugen, wie viel
Kraft und wahrer Heldenmut der Schutz des ersten sozialistischen
Staates auf Deutschen Boden vor den Anschlägen des Klassenfeindes
erfordert. Die Rechnung der Feinde des Sozialismus wird nicht aufgehen.
Das Unterpfand dessen sind das unerschütterliche Bündnis zwischen der
DDR und der UdSSR sowie das enge Zusammenrücken der Brudervölker im
Rahmen des Warschauer Vertrages. Ewiges Andenken den Grenzsoldaten, die
ihr Leben für die DDR gegeben haben.
Berlin, den 16. April 1986.
M. Gorbatschow, Generalsekretär des ZK der KPdSU"
|
BRD-Justiz
Die Täter hatten in der BRD grundsätzlich
nichts zu befürchten. Wenn
es tatsächlich zu einem Verfahren kam, wurde regelmäßig auf Notwehr
o.ä. erkannt.
Insbesondere wurde - aufgrund des Alleinvertretungsanspruchs - das
international
anerkannte Tatort-Prinzip mißachtet und die Täter nicht ausgeliefert.
Es sind nur sechs Verurteilungen durch
BRD-Gerichte bekannt:
* Nach Ausführungen des "Spiegel" wurde der Fahnenflüchtige T. aufgrund der Tatumstände beim
Mord an VP-Oberwachtmeister Ulrich Krohn im Dezember 1952 im
westdeutschen Lüneburg zu zehn
Jahren Jugendstrafe verurteilt (Aktenzeichen 2 KLS 4/52). Die verbüßte
Haftdauer ist unbekannt.
* Den Fahnenflüchtigen J.
traf es im Ergebnis am
"härtesten": Er wurde, da er zum Tatzeitpunkt - ebenso wie sein Opfer -
erst knapp
19 Jahre alt war, in der Bundesrepublik wegen Mordes an Manfred
Weiß zu lediglich 9
Jahren Jugendgefängnis verurteilt. Im Jahr 1972 wurde er nach 6
Haftjahren vorzeitig
entlassen. Im Dezember 1978 reiste J., in der Annahme seine Strafe
verbüßt zu
haben, mit dem Ziel Westberlin in die DDR ein. Er wurde bereits am
Grenzübergang
Marienborn aus dem Verkehr gezogen und am 12. Juni 1979 vom
Militärobergericht der DDR
wegen Mord und Fahnenflucht zu einer lebenslangen Haftstrafe
verurteilt. Davon saß
J. neun Jahre ab, ehe er - nach insgesamt 15 Haftjahren - 1988 in den
Westen
ausgewiesen wurde, wo er als "politisch Verfolgter" galt. Folglich
erhielt er
später eine Haftentschädigung i.H.v. 37.120 Euro (vgl. BVerwG
3 C 7.02).
* Der Schleuser R. M. wurde
"bereits" 40 Jahre nach der Tat letztinstanzlich wegen Mordes an Reinhold
Huhn zu einem (1) Jahr
Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf 2 Jahre Bewährung, "verurteilt". Damit
dürfte
er der einzige Mensch der Welt sein, der von einem ordentlichen Gericht
wegen MORD
verurteilt wurde und vom selben Gericht dafür lediglich eine
Bewährungsstrafe erhielt
(vgl. BGH, 5 StR
629/99 - Urteil vom 06.07.2000 und BVerfG, 2 BvR 1473/00 vom 30.11.2000). Jedoch
konnte
"nebenbei" die 40-Jahre seitens der BRD und Westberlins offiziell
verbreitete
Lüge, Unteroffizier Reinhold Huhn wäre von eigenen Kameraden erschossen
worden,
widerlegt werden.
* Der Fahnenflüchtige W. W.
wurde wegen der Tötung von Klaus Peter Seidel und Jürgen Lange
zuerst von der BRD-Justiz freigesprochen und für die U-Haft finanziell
entschädigt. Nach internationalen Protesten wird er zu 5 1/2 Jahren
Freiheitsentzug
verurteilt, die tatsächlich verbüßte Haftdauer betrug 3 1/2 Jahre.
Anfang des Jahres 2005 ermittelt die
Polizei gegen den inzwischen
55-jährigen W. wegen versuchten Totschlags. Dieser hatte am 08. Januar
2005 mit
zwei Schüssen einen 43-jährigen Bekannten in seiner Stammkneipe schwer
verletzt. Das Landgericht Essen verurteilte ihn daraufhin wegen
gefährlicher Körperverletzung zu zweieinhalb Jahren Haft
(jw
vom 17.12.07).
* Der Fahnenflüchtige B.
erhielt wegen der Tötung von Ulrich Steinhauer ursprünglich 6
Jahre Freiheitsentzug, die "Strafe" wurde später auf 4 Jahre und
9 Monate
reduziert - wegen "guter Führung" war er 20 Monate nach der Tat ein
freier Mann
....
* Der Fahnenflüchtige D.
wurde wegen der Tötung von Eberhard Knospe von der BRD-Justiz
im Dezember 1982 zu 5 Jahren Jugendhaft "verurteilt", verbüßte
Haftdauer
unbekannt.
Nach 1990 kam es zu einem Verfahren gegen den Kameraden des getöteten
Jörgen Schmidtchen, Wolfgang R., wegen des Todes des Deserteurs B.
(Peter Böhme) im Feuergefecht an der Grenze. »Das Verfahren gegen R.
wird im August 1992 eingestellt. Ihm wird zugebilligt, in Notwehr
gehandelt zu haben, als er Schüsse auf den fahnenflüchtigen
Offiziersschüler abgab. [Der tote; Veith] Peter Böhme hingegen, so
lautet die staatsanwaltschaftliche Schlussfolgerung, habe sich des
Totschlags an Jörgen Schmidtchen schuldig gemacht, da er
seinerzeit, ohne unmittelbar bedroht zu sein, das Feuer eröffnete« [externer Link]. Der zumindest Tatbeteiligte G.
- der m.E. zumindest auch auf die beiden Grenzposten geschossen haben
dürfte - hatte und hat von der BRD-Justiz nichts zu befürchten.
Anders wurden nach 1990 die Grenzer und
Verantwortlichen behandelt:
Bekanntlich starben in 40 Jahren durch
Schußwaffeneinsatz oder Minen
an den Außengrenzen der DDR auch ca. 200 Menschen,
die aus
wirtschaftlichen und sonstigen Gründen die DDR verlassen wollten (siehe
auch: "Dubiose Liste"
sowie "Welt"
[externe Links!]). Wie x-fach betont:
200 zuviel!
Wegen dem Schutz der Staatsgrenze gab es gegen
466 DDR-Bürger Verfahren vor BRD-Gerichten. Von den Betroffenen
gehörten 406 zu den Grenztruppen, 29 zu der NVA, 15 zu anderen Organen
und 16 zum Politbüro / Zentralkomitee der SED.
Mit Beginn der Strafverfolgung ehemaliger
Grenzsoldaten setzten sieben Generale der DDR-Grenztruppen ein
Schreiben an den Bundespräsidenten der BRD auf, in welchem sie
sämtliche Verantwortung für die Vorfälle an der Staatsgrenze übernahmen
und ausdrücklich für die Handlungen aller ihnen Unterstellten die
Verantwortung übernehmen wollten (vgl.: Erinnerungen
- Autobiographie des Chefs der Grenztruppen der DDR). Auf Anraten
ihrer Rechtsanwälte setzten drei der Generale ihre Unterschrift
letztendlich nicht unter dieses Schreiben. Zudem wurde als Adressat die
damalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Süßmuth,
empfohlen, da diese das Schreiben an die politischen Parteien
weitergeben müsse. Am 17. Juli 1991
wurde es versendet:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir, ehemalige Generale der Grenztruppen der Deutschen Demokratischen
Republik, bitten Sie, die uns unterstellten Soldaten, Unteroffiziere
und Offiziere von Strafverfolgung für die in Ausübung ihres Dienstes an
der Grenze begangenen Handlungen freizustellen. Sie leisteten ihren
Dienst auf der Grundlage der Verfassung und der Gesetze der DDR, des
Fahneneides und erteilter Befehle.
Wir übernehmen persönlich die Verantwortung für die den Grenztruppen
übertragenen Aufgaben und für den Dienst der Tausenden jungen Menschen
an der Grenze.
Bei unserer Bitte gehen wir auch davon aus, daß Soldaten auf der ganzen
Welt in gleicher Weise Befehlen gehorchten, die ihnen erteilt wurden.
Niemand hat sie vor Gericht gestellt. Wir sind der Überzeugung, daß die
Einheit des deutschen Volkes nur erreicht werden kann, wenn die
Legitimität des Staates DDR nicht rückwirkend in Frage gestellt, wenn
es nicht in Sieger und Besiegte gespalten wird, wenn neues Denken an
die Stelle des Geistes des Kalten Krieges tritt.
Dabei sollen die Leiden der Opfer auf beiden Seiten der Grenze und
ihrer Angehörigen sowie die tragischen Geschehnisse nicht vergessen
werden.
Akzeptieren Sie unsere Bereitschaft, für alle uns
Unterstellten die Verantwortung zu übernehmen.
Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten
Generalleutnant Karl Leonhardt
Generalleutnant Gerhard Lorenz
Generalmajor Dieter Teichmann
|
Sowohl die Öffentlichkeit, Fachliteratur,
Politik und Gerichte ignorierten dieses Schreiben. Im Jahr 2003 wurde
wegen des Einsatzes und Dienstes für die DDR insgesamt "von einer
gesicherten Zahl von rund 85.000 Ermittlungsverfahren ausgegangen".
Unter Berücksichtigung der sog. "Vorverfahren", ist von über 100.000
Verfahren auszugehen. Der Generalstaatsanwalt Schaefgen schrieb selbst
von "ca. 100.000". Die rechtskräftig Verurteilten wurden damals auf
"etwa 900 Personen geschätzt". Davon ca. 80% Freiheitsstrafen, meist
auf Bewährung ausgesetzt, Rest Geldstrafen etc., vgl.: "Siegerjustiz",
S. 53. und "Die
Strafverfolgung von DDR-Unrecht" (pdf).
Im Ergebnis wurden nur wegen ihres Schutzes
der Staatsgrenze von den Eingangs genannten 466 DDR-Bürgern - mit Stand
2007 - insg. 275 Personen verurteilt. Davon wurden:
236 Personen zu Bewährungsstrafen verurteilt,
13 Personen Haftstrafe 2 bis 3 Jahre,
10 Personen Haftstrafe 3 bis 5 Jahre und
7 Personen Haftstrafe 5 bis 10 Jahre.
Anmerkung:
Als ich im Jahre 2000
eine Übersicht über unsere gefallenen Grenzer in Büchern und Internet
suchte, war ich erschrocken, daß es eine solche nicht gab. Also begann
ich mir zugängliche Informationen zu sammeln und hier online zu stellen.
Abmahnwelle gegen Namensnennung .....
http://www.heise.de/newsticker/meldung/96363
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26250/1.html
Quellen:
Falke, Webmaster der
leider eingestellten Website DDR-Grenztruppen.de, mit freundlicher Genehmigung.
Die Angaben wurden aus öffentlichen Quellen, vor allem Internet,
zusammengestellt. Die Bilder der Getöteten stammen aus einer
Veröffentlichung des ND. Dank geht an Brigadier, Silvio L.,
Unterfeld 86, Joachim Röhl, Maik L.und Thomas W. für die Unterstützung!
verwendete
Literatur:
Seit dem 13. August
2004 gab es endlich auch ein erstes Buch zum Thema: "Die
Grenzen der DDR". Sommer 2005 erschien beim GNN-Verlag "Opfer
deutscher Teilung - Beim Grenzschuz getötet" von Kurt Frotscher und
Horst Liebig, welches auf 212 Seiten das Leben, Sterben und Gedenken an
unserer Grenzer behandelt (ISBN
3-89819-198-2; Preis z.Z. 12,- EUR)
|
|
|
|
|