To liberate Eastern Germany
Plan "DECO 2" vom Frühjahr 1955
Bereits in der US-amerikanischen Regierungserklärung am 12.10.1949
hieß es, daß die Gründung der DDR illegal sei - die der BRD naheliegend nicht. Ein an
den Westen, d.h. an die USA gebundenes Gesamt-Deutschland, galt als großer Schritt, um
den sowjetischen Einfluß in Europa zurückzudrängen ("a major step in rolling
back the Iron Curtain").
Der Kanzler der BRD, Konrad Adenauer, dazu im "Rheinischen
Merkur" vom 20. Juli 1952: "Was östlich von Werra und Elbe liegt sind
Deutschlands unerlöste Provinzen. Daher heißt die Aufgabe nicht Wiedervereinigung
sondern Befreiung. Das Wort Wiedervereinigung soll endlich verschwinden. Es hat schon zu
viel Unheil gebracht. Befreiung sei die Parole." |
Stärker als alle anderen sozialistischen Staaten wurde so die DDR zum
Objekt der praktischen "Befreiungspolitik". Der Westen setzte vorerst - durch
umfassenden Operationen von Westdeutschland und Westberlin aus - auf die innere
Auflösung. So kam neben der KgU, nicht zuletzt der RIAS mit dessen "Kalkulierten
Risiko" ("Calculated Risk") und "Konstruktiven Subversion"
("Constructive Subversion") zum Einsatz. Nach dem vorläufigen Scheitern dieser
Politik am 17. Juli 1953, rückte die Option "Befreiung von außen"
und damit die bewaffneten Kräfte der BRD verstärkt ins Kalkül.
Folgendes Dokument datiert aus dem Jahr 1955 und gelangte noch im
gleichen Jahr über die Quelle "Kohle" in den Besitz des Ministeriums für
Staatssicherheit (MfS) der DDR. "Kohle" hatte Verbindungen zu einer
Vorzimmerdame im Büro von General Speidel, der auch im Verteiler des DECO-Dokuments
genannt wird und aus dessen Panzerschrank es stammen soll.
Nachdem die Verbindung MfS - "Kohle" nicht mehr bestand,
wurde der Plan 1959 durch die DDR öffentlich gemacht. Eine Aussage dazu bzw. Dementi der
BRD-Regierung erfolgte m.W. bis heute nicht.
1127/II/421
Anweisung 1 2 6
Betrifft
OPERATION DECO I I
Z i e l :
Befreiung der SBZ und Wiedervereinigung Deutschlands durch militärische Befreiung des
mitteldeutschen Raumes bis zur Oder-Neiße-Linie.
Grundlage der Operation DECO II ist der am 29. September 1954 in London zwischen
den Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland
geschlossenen Garantie-Vertrag, wonach sich die Vereinigten Staaten von Amerika
verpflichten, bei einer deutschen militärischen Operation mit dem ausschließlichen Ziel
der Herbeiführung der Wiedervereinigung Deutschlands, mit Beginn der militärischen
Handlungen die Regierungen der Sowjetunion, Polens und der CSR dahingehend zu
verständigen, dass sie ( die Vereinigten Staaten von Amerika )
1. den Regierungen der Sowjetunion, Polens und der CSR die Garantie überreichen, |
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dass diese militärische Operation der Bundesrepublik Deutschland mit
der vollzogenen Besetzung des mitteldeutschen Raumes bis zur Oder-Neiße-Linie beendigt
ist und dass die Unantastbarkeit ihrer im Territorium der SBZ lebenden Bürger oder
Soldaten und ihren im gleichen Raum liegenden Eigentums gewahrt bleibt, und dass sie ( die
Vereinigten Staaten von Amerika ) 2.) im Falle einer militärischen
Intervention dieser Staatengruppe der Bundesrepublik Deutschland sofort jede militärische
Hilfe und Unterstützung zur Erreichung der Wiedervereinigung Deutschlands gewähren.
In dem am 29. September 1954 in London zwischen den Regierungen der Vereinigten
Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland heisst es:
Die Vereinigten Staaten verpflichten sich weiter, vor Beginn der deutschen militärischen
Operation auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland Truppenverbände in
ausreichender Stärke zur Erfüllung der gegenüber der Bundesrepublik Deutschland
übernommenen Garantie bereitzustellen.
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Ausfertigung 126
II / A 1 (Speidel)
II / C 4 (Oster)
OPERATION DECO II
Die Operation DECO II sieht ein schlagartiges Zusammenwirken von Land-, Luft-
Seeverbänden, Propagandaeinheiten und den vor Anlaufen der militärischen Operationen
nach Ostberlin und strategisch wichtigen Punkten der SBZ zu identifizierenden
militärischen Einheiten vor.
Operation DECO II "Berlin"
Die nach Ostberlin eingeschleußten Verbände der 3. LSKG in Zivil besetzen zum
Zeitpunkt "E" schlagartig sämtliche sowjetzonalen staatlichen und
militärischen Dienst- und Kommandostellen, Telegrafen- und Fernsprechämter, Reichsbahn-
und Stadtbahnhöfe, Rundfunksender, Grossverlage, Staatsreservelager, Industrie- und
Hafenanlagen, Ausfallstrassen und Grenzkontrollpunkte.
Zum Zeitpunkt "E" sind seitwärts Berlin starke Luftlandeverbände der 3. LSKG
abzusetzen, die nach dem Westen vorstossen und jede aufkommende feindliche Handlung
niederkämpfen. Sie vereinigen sich mit den von den Westsektoren nach Ostberlin
vordringenden Trup- |
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1127/II/423
pen des AK II.
Nach Besetzen der Rundfunk- und Presseinstitutionen durch Propagandaeinheiten ist die
Bevölkerung der SBZ unverzüglich vom Anlaufen der Operation DECO II zu unterrichten und
aufzufordern, zur Selbsthilfe zu schreiten, Gegenmaßnahmen ihre Unterstützung zu
verweigern, die Betriebe zu besetzen und zusammen mit den infiltrierten Truppen
staatliche, kommunale und politische Dienststellen zu säubern.
Die Angehörigen der sowjetzonalen Nationalarmee, der Polizei und sonstiger
waffentragender Verbände sind aufzufordern, jeden Widerstand aufzugeben, die Waffen
niederzulegen und sich bis zum Eintreffen der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland
in ihren Unterkünften aufzuhalten.
Die westlich Berlins abzusetzenden Luftlandeverbände der 3. LSKG besetzen Potsdam und die
Flughafenanlagen Werder, stellen die Verbindung mit den Truppen des AK II im Stadtgebiet
Berlin her und stossen in nordwestlicher bis südöstlicher Richtung vor.
Operation DECO II "Land"
Aus den vollmotorisierten Verbänden der A K I, IV, V, VI, VII und VIII werden die
HGR Nord, Mitte und Süd formiert, die mit Anlaufen der Operation aus der Tiefe ihrer
Bereitstellungsräume heraus über die Demarkationslinie vorstossen. |
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H G R N O R D
A K VIII : 5. LSKG / 8.SKG / 8.SD
Bereitstellungsraum: Ratzeburg - Oldesloe - Uelzen - Wieren
5.LSKG: Raum Ratzeburg-Oldesloe-Büchen-Schwarzenbeck
8.SKG: Raum Schwarzenbeck-Büchen-Lüneburg-Neetze
8. SD: Raum Lüneburg-Dahlenburg-Uelzen-Wieren
A K VII : 7.SD /17.LD / 6. LD
Bereitstellungsraum: Uelzen - Wieren - Braunschweig - Helmstedt
7.SD: Raum Uelzen-Wieren-Eschede-Zasenbeck
17.LD:Raum Schönewörde-Wahrenholz-Platendorf-Parsauä6.LD: Raum
Gifhorn-Fallersleben-Vorsfelde
Die Verbände der 5.LSKG überschreiten im Raum Ratzeburg-Hollenbek die
Demarkationslinie und stossen vor in Richtung
Schwerin-Wismar-Rostock-Stralsund-Greifswald-Anklam-Pasewalk und vereinigen sich mit den
See-Lande-Gruppen I-VI.
Die Verbände der 8.SKG und 8.SD überschreiten massiert die Demarkationslinie im Raum
Dömitz-Schmarsau in Richtung Wittenberge und stossen weiter auf
Neuruppin-Eberswalde-Schwedt in den Raum Stettin.
Die 7.SD und die 17.u.6.LD übernehmen die rechte Flanke und schirmen die Operationen im
Nordraum ab. Sie treffen im Raum Neuruppin auf die Verbände der 8.SKG und der 8.SD und
stossen mit diesen weiter in Richtung |
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Frankfurt vor.
H G R M I T T E
A K VI : 6.SKG / 16.LD
Bereitstellungsraum: Braunschweig - Helmstedt - Clausthal/Zellerfeld - Harzburg
6.SKG: Raum Schandelah-Helmstedt-Vienenburg-Salzgitter
16.LD: Raum Goslar-Harzburg-Zellerfeld
A K I : 1.SKG / 1.SD / 1.LSKG
Bereitstellungsraum: Andreasberg- Herzberg - Eschwege - Bebra
1.SD: Raum Andreasberg-Herberg-Göttingen-Dutterstädt
1.SKG Raum Rittmarshausen-Dransfeld-Witzenhausen
1.LSKG Raum Eschwege-Gerstungen-Bebra
Die Verbände der HGR Mitte erhalten folgende Angriffsrichtungen zugewiesen:
6.SKG: Aus dem Raum Helmstedt-Marienborn in Richtung Magdeburg-Brandenburg
16.LD: Aus den Raum Werzigerode in Richtung Halberstedt-Magdeburg
1.SKG u.1.SD: Aus dem Raum Heiligenstadt-?ried in Richtung
Sangerhausen-Eisleben-Heile?tierfeld-Wittenberg-Berlin |
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1127/II/423
1.LSKG: Aus dem Raum Gerstungen-Wartha in Richtung Eisenach-Erfurt-Halle
H G R S Ü D
AK IV : 14.LD / 11.LD
Bereitstellungsraum: Fulda - Hilders - Geburg - Kronach
14.LD: Raum Fulda-Hilders-?gen-Königshofen
11.LD: Raum Stadtlauringen-Dietersdorf-Coburg-Kronach
AK V : 5.SD / 3.SKG / 4.SD / 2.SKG / 3.SKG
Bereitstellungsraum: Nordhalben - Selb - Lichtenfels - Neusorg
4.SD: Nordhalbe-Bad Steben- Lichtenfels- Burgkundstadt
5.SD: Raum Naila-Schwarzenbach-Helsbrechts
3.SKG:Raum Kulmbach-Stadtsteinach-Neuenmarkt
3.SKG:Raum Hof-Oberkotzau-Rehau
5.LSKG:Raum Selb-Weissenstadt-Marktredsitz
Die leichten Verbände des AK IV übernehmen die linke Flanke der HGR Süd und
stossen von Meinigen-Fladengen und Lehssten-Nordhalben in den Raum Eisenach-Greiz-Leipzig.
Schwerpunkt der Operation DECO II ist der rechte Flügel der HGR Süd, der mit massierten
Panzer- |
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verbänden aus dem Raum Hof entlang der tschechischen grenze in
Richtung Plauen-Zwickau-Chemnitz Bre?lan-Cottbus vorstösst und gleichzeitig die
Abschirmung gegen mögliche militärische Interventionen der CSR übernimmt.
II/A1
Erkundung der Bereitstellungs- und Aufmarschräume. Vorlage bis 15.5.1955 an
II/01 OP
II/04
Überprüfung wesentlicher als kriegswichtig anerkannter Objekte in Ostberlin und
der SBZ betr. Möglichkeiten einer Besetzung durch infiltrierter Verbände bei Anlaufen
der Operation DECO II und Sicherung bis zum Eintreffen der eigenen Streitkräfte oder
Entsatz durch Luftlandeeinheiten.
Vorlage bis 15.3.1955 an II/01 OP
Bonn, am 2.März 1955
V.?.R.J.A.
gez. Heusinger |
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Da die "neue Wehrmacht" - so hieß die Bundeswehr der BRD in ihrem
Gründungsjahr 1955 - damals noch nicht in der Lage gewesen sein dürfte, so einen
umfassenden Feldzug durchzuführen, ist der Plan wohl so entstanden: Da wird "jemand"
Heusinger (1937-44 im Generalstab des Heeres der deutsch-faschistischen Wehrmacht) gefragt
haben, etwa: 'Adolf, altes Haus, jetzt kriegt'er Eure schöne neue Wehrmacht - was wollt
ihr damit machen?' Und da der Hindukusch noch etwas weit war und selbst der andere Adolf
es nicht bis dahin geschafft hatte, hat dann Heusinger & Co. mal dargestellt, wie die
Befreiung der Soffjetzone so aussehen könnte.
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