TG-44
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Technik

"Arthur Pieck"
Arthur Pieck, fotografiert im Dresdner Verkehrsmuseum, 19.03.2006

Standort:  Marxwalde (eigentlich Quilitz, ab 1814/1990 Neuhardenberg)
                   Kreis Seelow, Bezirk Frankfurt/Oder (heute: Land Brandenburg)

Das Transportfliegergeschwader 44 gehörte zum Bestand der LSK/LV und war ab den 70er Jahren dem "Kommando Luftstreitkräfte / Luftverteidigung" direkt unterstellt, gehörte somit zu keiner Division. Alles was mit dem TG-44 (zeitweise auch "TFG") zusammenhängt wurde zu DDR-Zeiten mit besonders hoher Geheimhaltung behandelt.

 

Kommandeure:

Punkt (175 Byte)

07.07.1957 - 05.12.1964

Oberstleutnant Bauditz, Kurt
Punkt (175 Byte)

05.12.1964 - 14.10.1967

Major Trommer, Günter
Punkt (175 Byte)

14.10.1967 - 01.12.1975

Oberst Weise, Siegfried
Punkt (175 Byte)

01.12.1975 - 02.10.1990

Oberst Gleis, Wolfgang

t-tg44Tu-124.jpg (9206 Byte)                   t-tg44tu124_495.jpg (9547 Byte)

 

29.07.1957
Befehl 60/57 des Ministers für Nationale Verteidigung, wonach bis zum 15.08.1957 ein "Regierungs- und Verbindungsfliegergeschwader" der DDR aufzubauen ist.

Dieser Befehl wurde durch einen Kurier des Ministers für Nationale Verteidigung wenige Tage nach dem 29. Juli 1957, vor einer angetretenen Staffel des FG-8 verlesen, aber nicht dem Staffel-Kommandeur Major Bauditz ausgehändigt. Damals waren ca. 50 Mann angetreten, um diesen Befehl entgegenzunehmen. Bereits ab Anfang Juli 1957 war Personal zusammengezogen worden, obwohl am Flugplatz Marxwalde noch (bis 1959) gebaut wurde. Die 1. Staffel wurde daher ab 07. Juli 1957 in Niederlehme bei Königs Wusterhausen und die 2. Staffel in Strausberg untergebracht. Um laufenden Flugdienst mit zwei von der DDR-Lufthansa übergebenen IL-14 vom Flugplatz Schönefeld sicherzustellen, wurde das Personal täglich mit Bussen transportiert.

Der Plan sah für das III. Quartal 1960 folgenden Bestand vor:

1. Staffel     5 IL-14
3 B-152
2. Staffel     3 An-2
3. Staffel     7 SM-1/Mi-4

Da der DDR-Flugzeugbau 1960/61 eingestellt wurde, kam es zur nicht mehr zur Ausrüstung mit B-152 und Verwirklichung dieser Struktur.

 

Juli 19957
Das erste eigene Flugzeug, die 470, ausgerüstet als Salonmaschine wird zugeführt.
01.11.1957
Die Einheit wird dem Chef der Luftstreitkräfte, Generalmajor Heinz Keßler, direkt unterstellt. Ihre allgemeine Bezeichnung lautet "Regierungsfliegerstaffel" (Reg.Staffel).
06.04.1959    Die Einheit wird zum gerade fertiggestellten Flugplatz Marxwalde verlegt. Sie hat inzwischen 6 IL-14 im Bestand. Die Ausbildung erfolgt weiter mit Hilfe sowjetischer Berater.
1962   Die Einheit wird in Selbständige Transportfliegerstaffel umbenannt.
01.12.1965    Die Einheit wird in Transportfliegerstaffel 29 (TFS-29) umbenannt.
18.06.1969    Von Brandenburg-Briest zugeführte Mi-8S Hubschrauber bilden die 4. Kette der Staffel.
01.01.1971   Die TFS-29 wird zum Geschwader und erhält die Bezeichnung Transportfliegergeschwader 44 (TFG-44). Das Geschwader wird dem Kommando LSK/LV direkt unterstellt.
ab 08.07.1972    Zeitweilige Verlegung nach Schönefeld (Diepensee).
01.01.1973    Umbenennung von " TFG-44" in "TG-44"
ab 01.02.1973    Die Mi-8S der ehemaligen 4. Kette werden zur III. Hubschrauberstaffel.
01.03.1976   Das Truppenteil erhält seinen Traditionsnamen "Arthur Pieck".
Sommer 1977    Zu der Zeit wurden von der III. Hubschrauberstaffel Flüge an der Westgrenze von Salzwedel über den Harz nach Nordhausen durchgeführt. An Bord sollen immer Beobachter der Grenztruppen gewesen sein. Dafür bekamen drei Maschinen (u.a. die 976) einen Tarnanstrich.

 

Die folgenden Hubschrauber-Fotos wurden im Zeitraum 1975-1978 von einem Techniker "illegal" gemacht:

Mi-8
Die 970, im Hintergrund ist die KRS-Halle und zwei TU-134 zu sehen.
Mi-8
eine Teilansicht der 974
Mi-8
Die 965, hier ist die Urheberschaft des Fotos etwas unklar.
Mi-8
977 auf der im Herbst 1976 fertiggestellten  Abstellplatte.

  Mi-8 mit Tarnanstrich
  976 mit Tarnanstrich, Sommer 1977

 

Flugzeugtypen:

1957
2 IL-14
1958
2 IL-14   mit    501 Flugstunden
1960
2 IL-14   mit 1.561 Flugstunden
6 IL-18   mit      47 Flugstunden
1964
4 IL-14   mit 1.711 Flugstunden
2 IL-18   mit    699 Flugstunden
2 Tu-124 mit      25 Flugstunden
1965
keine IL-14 mehr im Bestand, sie wurden an die TFS-27, Dresden übergeben.
1969
3 IL-18   mit 1.257 Flugstunden
3 Tu-124 mit 1.336 Flugstunden
2 Tu-134 mit    263 Flugstunden
2 Mi-8S   mit    164 Flugstunden (weißen Bordnummern, die 396 und 397)
1971
Die erste Tu-134A wird zusätzlich zugeführt.
November 1974
Alle IL-18 werden an die zivile Luftfahrtgesellschaft der DDR, Interflug, verkauft.
November 1978
Im Bestand sind: Tu-134A, IL-62M, Mi-8S.
30.11.1983   11 Tu-134A
  3 IL-62M
  6 Mi-8S
14.04.1988
14.30 Uhr landet die erste Tu-154M (DDR-SFA) in Marxwalde.

t-tg44tu-134-176.jpg (7838 Byte)                     t-tg-44tu134_177.jpg (7219 Byte)

Einige Tu-134, Tu-134A und IL-62M sind bereits an die Interflug verkauft. Die drei Tu-124 wurden ebenfalls zurückgekauft. Ausgesonderte Mi-8S gingen als Mi-8PS an die Truppe, nachdem die Saloneinrichtung ausgebaut worden war.

Die Tu-134A mit der takt.Nr. 183 gab es gleich 2x:
No. 1 (Werksnummer: 38010, 09/75-24.03.1983) ging zur Interflug als "IF SCE" und die No. 2 (Werksnummer: SDT-53998, 03/83-23.04.1990) als "Reexport"., d.h. sie wurde von der Sowjetunion zurückgekauft, nachdem schwere Mängel entdeckt worden. Diese "183" (zivil DDR-SDT) wurde am 30.03.1983 vom Werk in Charkow übernommen und über Moskau nach Marxwalde geflogen. Die Maschine hatte aber keine Probleme mit den Triebwerksaufhängungen, wie bei es bei Kopenhagen heißt. Tatsächlich wurde ein Jahr nach Grundüberholung in (vermutlich) Minsk etwa 1989 die Tragflächen- Rumpf- Verkleidungen erstmals geöffnet. Dabei stellte es sich heraus, daß ca. 50 % der Verschraubungsbolzen schlichtweg nicht vorhanden waren. Es gab naheliegender Weise einen großen Streit um die Ursachen. Das Kriminaltechnische Institut der DDR hat wohl damals nachweisen können, das Farbstaubpartikel, die in den Bohrungen gefunden wurden, mit denen übereinstimmten, die auf den restlich vorhandenen Schraubolzen außen nachweisbar waren, d.h., bei den abschließenden Farbarbeiten, in der damals sowjetischen Werft, waren die nicht zu findenden Bolzen ebenfalls nicht eingeschraubt. Es wurden zwar keinerlei strukturelle Veränderungen gemessen (was wohl für die "Festigkeit" russischer Technik zeugte), aber aus Gründen der Sicherheit wurde die sowjetische Seite gedrängt, die Maschine zurück zu nehmen. Als Ausgleich sollte die nächste TU134 verrechnet werden, wozu es allerdings nicht mehr kam., da die Produktion eingestellt wurde. Inwieweit der sogenannte Rückkauf sich auf spätere Einkäufe (IL62/TU154) ausgewirkt hat,ist nicht bekannt. Die zweite "183" ist übrigens nie unter dieser militärischer Registrierung geflogen, nur unter DDR-SDT. Anders als die unten abgebildete 186:

t-tu134a-186.jpg (3435 Byte)
Die Tu-134A, takt.Nr.: 186, WerksNr. 46155, Indienst 03/76, Foto: Berlin-Schönefeld 1986, Verkauf an die Interflug am 15.12.1988

Auch mit den Triebwerken der 3 IL-62M "D-30KU" gab es große Schwierigkeiten. Obwohl bereit ein Preisabschlag von 5 Prozent gefordert wurde, wurden die Soll-Betriebszeit von 3.000 h bis zur industriellen Instandsetzung, infolge von technischen Mängel, nicht erreicht:

Im Detail:
ein TW     529 h = 18 % der Sollbetriebszeit
ein TW     892 h = 30 % der Sollbetriebszeit
ein TW     820 h = 27 % der Sollbetriebszeit
ein TW 1.450 h = 48 % der Sollbetriebszeit

Ende der 80er Jahre war die 2. Staffel mit TU-134(A) ausgerüstet und es gab anfangs folgende "Arbeitsteilung":
1. Staffel flog Regierung und Parteiführung,
2. Staffel Ministerrat und Militärführung (mal ganz grob eingeteilt). Später, mit Einführung der TU154, übernahm die 2. Staffel alle TU-134 incl. deren Aufgaben.
3. Staffel waren die Hubschrauber und die
4. Staffel war die IL62 Truppe, stationiert in Diepensee bei Schönefeld (für die "großen" Vögel war kein Platz in Marxwalde, da hier auch das JG-8 lag). 1984 und 1985 war die Staffel, wegen Erweiterung der Abstellfläche auf dem Hangervorfeld der Interflug in Diepensee bei Schönefeld untergebracht. Die Stärke der Einheit betrug ca. 150 Mann. Übrigens die letzte Maschine die die4. Staffel bekommen sollten, war die DDR-SEW. Diese Maschine ging jedoch an die Interflug und war die Maschine, die später in Schönefeld durch technische Mängel und   Fehlverhalten der Besatzung über die SLB hinaus geschossen ist. Letztlich war es eine kleine unauffällige Staffel im Interflugdesign.

 

Verluste (unvollstänig und aufgrund der Geheimhaltung fast nichts bekannt):

Am 28.04.1975
hatte die 3.Staffel um 21:42 Uhr den Totalverlust der 972 einer Mi-8 zu beklagen (Werksnummer 10521). Nachts, geg. 21:42 Uhr, erfolgte bei Außenlandeübung auf dem Schießplatz Platkow, Kreis Seelow, der Einflug einer Eule in das linke Triebwerk. Die Maschine ist aufgrund des Triebwerkausfalls in der Nähe von Marxwalde abgestürzt und geriet in Brand. Bei der harten Landung verkeilten sich die Türen und konnten nicht mehr geöffnet werden. Durch das Zerschlagen eines Bullauges als Fluchtausstieg wurde das Feuer noch angefacht, so das auch eine Rettung von Außen zu spät kam. Alle drei Besatzungsmitglieder kamen um's Leben, so auch der damalige Staffelkommandeur: Hubschrauberführer Oberstleutnant Theo Pötzsch, der zweite Hubschrauberführer Major Manfred Röder und der Bordtechniker Hauptmann Christian Erfurt. Letzterer wurde postum zum Hauptmann befördert und in Auerbach im Vogtland beigesetzt.

 

Am 01. Juni 1990 werden die Tu-134 mit den takt.Nr.: 115, 116, 117, 118, 119 und 123 nach Vietnam verkauft.

Bestand am 30.09.1990

  • 3    Tu-134A
  • 2    Tu-154M
  • 3    IL-62M
  • 6    Mi-8S

Arthur Pieck

* 28.12.1899 in Bremen
+ 13.01.1970
Kommunist, SED-Funktionär und Generaldirektor der Interflug.
Arthur Pieck war der Sohn von Wilhelm Pieck, lernte Schriftsetzer und in früher Jugend bereits in der sozialistischen Arbei- terjugend in Berlin aktiv tätig. 1916 wurde er Mitglied der Spartakusgruppe und der provisorischen Zentrale der oppositionellen Arbeiterjugend. 1917 wurde er wegen Hoch- und Landesverrat angeklagt, hielt sich 1918 in der Emigration in Holland auf und nahm am Gründungsparteitag der KPD teil. Während der Nazi-Herrschaft emigrierte er in die UdSSR,und war bis 1945 Offizier der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee und leistete Propagandaarbeit an der Front und in Kriegsgefangenenlagern. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, war bis 1946 Mitglied des Magistrats von Groß-Berlin und Stadtrat für Personalfragen und Verwaltung. 1946 bis 1947 war er Mitarbeiter der Wirtschaftsabteilung des Parteivorstandes der SED und dann bis 1949 Leiter der Abt. Verwaltung und Personalwesen in der DWK. 1949 bis 1955 war er Leiter des Hauptamtes für Personalwesen und Schulung bei der Regierung und ab 1955 Generaldirektor der Lufthansa der DDR, ab 1958 Interflug. 1961 bis 1965 war er stell. Minister für Verkehrswesen und Leiter der Hauptverwaltung Zivile Luftfahrt. 1965 trat er in den Ruhestand.
Ausz.: u.a. VVO in Silber (1955), Banner der Arbeit (1959, 1960); Ehrenspange zum VVO in Gold (1969)

03. Oktober 1990

Mit dem Anschluß gem. Art. 23 GG a.F. der BRD wurden die verbliebenden NVA-Angehörigen, Angehörige der Bundeswehr...

Das Bild von der DDR-SDP auf der Website von Uwe Regner ist in Hanoi entstanden, nachdem er sie als Pilot am 04.07.1990 in Vietnam "abgegeben" hatte. Die DDR-SDM, die auch nach Vietnam verkauft wurde, hat er am 28.12.95 noch einmal in Saigon gesehen: ohne Trieb- und Fahrwerke, total ausgeschlachtet stand sie in der Wiese neben der Frachtrampe... Er hatte damals keinen Fotoapparat dabei. Leider ist Uwe im Jahr 2010 verstorben :-(

Kay hat Informationen über deren Hubschrauber ins Web gestellt.
bannermi8s.jpg (7865 Byte)

 

verwendete Literatur
Die Page entstand mit Unterstützung und Fotos von:

Lutz Richter
Karl-Heinz Krebs
Michel Klaver
Uwe Regner (verstorben am 24.04.2010)

Detlev Grass
Roger Jentsch

az.gif (899 Byte)ddr-flgz.jpg (4699 Byte)

 



Militärflugplätze der NVA