Hollywood-Strich (Teil V)
"Go see it with someone you have paid for"



Kanada / Deutschland, 1996, 79min
Regie: Bruce LaBruce, Rick Castro
Cast: Tony Ward, Bruce LaBruce, Alex Austin

Sexuell übergeschnappte, stellenweise romantische Hip-Darstellung des Stricherlebens auf dem Santa Monica Boulevard bei Hollywood.

Während der bohemienhafte Jürgen Anger in LA einfliegt, um anthropoligische Nachforschungen für seine Memoiren anzustellen, klaut der Gelegenheitsstricher Monti Ward einem seiner Kunden Geld und Auto, nur um in der Aufregung seinen Stricherkollegen Eigil Vesti damit zu überfahren und ihm einen Fuß abzutrennen. Monti begeht Fahrerflucht, wischt mit seinem T-Shirt das Blut vom Auto. Der gerade vorbeigefahrene Jürgen verliebt sich in Monti auf den ersten Blick, verwahrt liebevoll das zurückgelassene T-Shirt und ist die nächsten zwei Monate bemüht, das Objekt seines Begehrens aufzutreiben. Dieses jedoch nimmt stets an, Jürgen wolle es wegen des Unfalls verhaften.

Zwischendurch werden in Episoden die sexuellen Eskapaden der die beiden kreuzenden Stricher, Kunden und Pornodarsteller eingestreut, bis sich schließlich Monti und Jürgen doch näher zu kommen scheinen...

Queer Watchlion
Etwas derb politisch unkorrekt schneidet die Behandlung von unseren afro-amerikanischen Mitkopulatoren ab. Zum einen wird ihnen nur eine einzige Szene zugestanden (Hustler WHITE, ok), und die hat es in sich: In einer "Ausübung von Black Power" wird ein weißer bottom von einer verdächtig erscheinenden Schwarzen-Organisation durchgenommen, d.h. die Herren stehen Schlange, die so lang ist, dass die ersten genug Zeit haben, wieder zu Kräften kommen, wenn sie erneut an der Reihe sind. Dabei gibt es Klischees satt, freilich reichlich überzogen. Die Plastikhülle einer Klopapier-Palette reicht gerade als Kondom für einen der tops aus und landespolitisch hochempfindliche Themen wie der Fall O J Simpson oder der Million Men March werden ins Lächerliche gezogen, ohne dass Entsprechendes mit den Anglo-Amis angestellt werden würde. Es sei denn, der gesamte Film wird als Farce auf den white trash Amerikas gewertet, oder dass das Casting der "Weißwurst" Kevin Kramer, einer der bekanntesten bottoms der nordamerikamischen Pornoindustrie, als satirisch gilt. Diese Szene ist tatsächlich nur für solche geeignet, die ein dickes Fell besitzen, und darüber noch hinwegsehen, oder sogar schmunzeln können.
ki, Berlin
Foto ©: Rick Castro / GM Films

Gesehen während der:
46. Internationalen Filmfestspiele Berlin
 
Deutscher Kinostart: 17. Oktober 1996.
USA: 20. September '96
GB: ?
Frankreich: 3. September '97
Interview mit den Regisseuren Bruce LaBruce und Rick Castro

English Version

Hollywood-Strich, Teil I: Johns
Hollywood-Strich, Teil II: The Way We Are
Hollywood-Strich, Teil III: Star Maps
Hollywood-Strich, Teil IV: Skin & Bone

Filmdaten:

Offizieller Link: Nicht vorhanden oder nicht bekannt. 

copyright: Queer View, 29. Juni 1997