Während der bohemienhafte Jürgen Anger in LA einfliegt, um anthropoligische Nachforschungen für seine Memoiren anzustellen, klaut der Gelegenheitsstricher Monti Ward einem seiner Kunden Geld und Auto, nur um in der Aufregung seinen Stricherkollegen Eigil Vesti damit zu überfahren und ihm einen Fuß abzutrennen. Monti begeht Fahrerflucht, wischt mit seinem T-Shirt das Blut vom Auto. Der gerade vorbeigefahrene Jürgen verliebt sich in Monti auf den ersten Blick, verwahrt liebevoll das zurückgelassene T-Shirt und ist die nächsten zwei Monate bemüht, das Objekt seines Begehrens aufzutreiben. Dieses jedoch nimmt stets an, Jürgen wolle es wegen des Unfalls verhaften.
Zwischendurch werden in Episoden die sexuellen Eskapaden der die beiden kreuzenden Stricher, Kunden und Pornodarsteller eingestreut, bis sich schließlich Monti und Jürgen doch näher zu kommen scheinen...
Auch in Hustler White macht sich das niedrige Budget bemerkbar. Allerdings gestalten die Filmemacher aus der Not eine Tugend, wahrscheinlich wären sie mit größeren Ressourcen auch nicht anders an den Film herangegangen. Seriös wollen sie nun wirklich nicht sein. Wenn Gespräche auf der Straße nachsynchronisiert werden müssten, gehen sie in die Offensive und bemühen sich erst gar nicht um eine auch nur halbwegs akkurate Lippenangleichung, sondern benutzen gelegentlich die für Filme sehr ungewöhnliche indirekte Rede. Durch diese und andere Tricks sicherte sich das Team einen eigenen Flair mit dem Ziel, in den Underground-Kult-Status aufgenommen zu werden.
Beim erneuten Betrachten, wenn sich das Kaleidoskop an verwirklichten sexuellen Phantasien schon etwas ausgereizt hat, wird die ZuschauerIn mehr Zeit haben, die Struktur des Films zu bewundern. So macht das scheinbare Durcheinander von Episoden wieder Sinn, laufen sich die Charaktere gegenseitig über den Weg, von einander wissend, oder auch nicht. Anders, als bei Short Cuts oder Pulp Fiction etwa bestehen bei Hustler White allerdings keine festgeschriebenen Regeln. Weder müssen sich die Handlungen der einen auf die anderen Charaktere auswirken, und sollten die Episoden parallel laufen, so werden sie auch, dem Spannungsaufbau dienlich, ineinandergeschnitten. Dabei werden nicht alle Charaktere gleich behandelt, Jürgen und Monti etwa stellen sich als die beiden Hauptpersonen vor die anderen, Eigil und Piglet sind die nächsten in der Reihe.
Mit Hustler White haben sich die Regisseure einer Hommage an eine ganze Reihe von Filmen gewidmet. Taucht stilistisch immer wieder BruceLaBruces Liebling Andy Warhol auf, direkte Bezüge zu einzelnen Werken anderer Regisseure können in einer Szene gleich zeimal auftauchen, etwa wenn bei einer Strandszene Was geschah wirklich mit Baby Jane? mit Der Tod in Venedig gepaart wird.
Hustler White ist vor allen anderen Dingen eine Komödie, manchmal makaber, oft triefend romantisch. Wenn ein ungleiches Pärchen sich am Ende doch noch findet und Rad schlagend in den Sonnenuntergang am Meer hüpft, jauchzt das Camp-Herz der dafür offenen ZuschauerIn. Die Romanze zwischen Eigil und Piglet indes trägt durchweg melodramatische Züge.
Auf das Casting soll an dieser Stelle gesondert eingegangen werden,
geben sich doch nordamerikanische Szenegrößen die Klinke in
die Hand. Neben dem mehrfachen Madonna-Video Modell Tony Ward
und Bruce LaBruce in den Hauptrollen tummeln sich Pornostars (z.B. Kevin
Kramer und Alex Austin als sich selbst), von Küste zu Küste
bekannte Tunten (Vaginal Davis) und Performancekünstler (Ron
Athey) unter den echten Strichern LAs. Der Clou: hinter dem Jesus
Is My Friend jodelnden Cowboy Stew Blake steckt tatsächlich ein
christlicher, schwuler Country- & Western Sänger, der kanadisch-stämmige
Glen Meadmore, der auch drei Songs zu dem reichen Soundtrack beigesteuert
hat.
Hollywood-Strich, Teil I: Johns
Hollywood-Strich, Teil II: The
Way We Are
Hollywood-Strich, Teil III: Star
Maps
Hollywood-Strich, Teil IV: Skin
& Bone
Filmdaten:
Offizieller Link: Nicht vorhanden oder nicht bekannt.