Blitz-Besprechung

Hollywood-Strich (Teil IV)

USA / KANADA, 1996, 110min
Regie: Everett Lewis
Cast: Barry Wyatt, Alan Boyle, Garret Scullin, Chad Kula, Nicole Dillenberg, David Arquette (Cameo)
WELTVERTRIEB: Alliance Independent Films
Noch kein DEUTSCHER VERLEIH

Junge Männer desillusionieren sich mit ihrem "Schauspielberuf" als Callboys mit Phantasie-Erfüllungs-Garantie.

Henry, Dean und Billy erwerben sich ihr Einkommen durch die vermittelten Jobs ihrer Agentin Ghislaine: sie erfüllen die sexuellen Phantasien Hollywoods zahlungswilliger Frauen und vor allem Männer. In Kostümen spielen sie ihre Rollen nicht nur in verriegelten Privathäusern, sondern sie schlagen auf Wunsch ebenso einen Kunden auf dem offenen Parkplatz zusammen, wenn ein Weißer in LA auch einmal von einem Cop misshandelt werden möchte. Gelegentlich drehen sie erotische Filme und so fallen sie auf ihre eigenen Wunschträume herein, Künstler zu sein. Das sind sie zwar auch, ohne Frage, nur am Ende werden sie dennoch auf der Strecke bleiben. Denn anders als sozial anerkannte SchauspielerInnen werden die Sexmimen als bloßes Produkt gehandelt, das lediglich für die Befriedigung des Zahlenden existiert. Dabei kann es vorkommen, dass sich die Mieter als Besitzer aufspielen, eine Eigenschaft, der sich ebenfalls die Agentin angenommen hat. Ein gewinnbringender Ausstieg scheint aus diesem Gewerbe hoffnungslos, doch dem Versuch können die "Boys" nicht widerstehen...

Wäre Skin & Bone stellenweise nicht so komisch, müsste frau ihn als Melodrama bezeichnen. Jeder hat Träume in diesem Film, viele von ihnen sind bereits in Obsessionen ausgeartet. Und diese Begehren sind gefährlich in Everett Lewis Film, denn sie werden von anderen manipuliert und dadurch ist mann selbst ausgeliefert. Letztendlich beweist der Film Konsequenz, der amerikanische Traum hat sich auf dieser Seite Hollywoods ausgeträumt. Die Kaltschnäuzigkeit des Sexgewerbes wird hier auf den Punkt gebracht, Lichtblicke gibt es selten. Selbst der Tod bedeutet nicht das Ende der sexuellen Ausbeutung.

Skin & Bone geht davon aus, dass sich die ZuschauerIn nicht in diesem Gewerbe auskennt und noch nicht viele Filme dieser Art gesehen hat. Dementsprechend wird mit diversen abgefahrenen, sogenannten "perversen" Episoden geklotzt. Wir sollen in Staunen erstarren, worauf die lieben Leut' so alles stehen. Das nimmt natürlich alles viel Zeit in Anspruch, aber für die Charaktere selbst und den Plot stehen uns insgesamt fast ausreichend zwei Stunden zur Verfügung.

Alles in allem kann die Sicht des Films überzeugen, auch wenn die ZuschaurIn nicht dazu gebracht wird, mit den Charakteren entsprechend der Handlung angemessen mitzuleben und zu leiden. Die Mischung aus Sex, Gewalt und Humor geht in Skin & Bone allerdings auf und wird ein breiteres Publikum für sich gewinnen können.

ki, Berlin

English Version

Hollywood-Strich, Teil I: Johns
Hollywood-Strich, Teil II: The Way We Are
Hollywood-Strich, Teil III: Star Maps
Hollywood-Strich, Teil V: Hustler White

Gesehen während des:
Europäischen Film Marktes 1997

Noch kein deutscher Kino-Start.

copyright: Queer View, 7. Juni 1997