Chronik
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Entwurf eines Geschwaderabzeichens von April 1989!

Das Personal kam zu Beginn aus den Dienststellen der Volkspolizei (VP) in Zeithain und Großenhain, hinzu kamen Freiwillige, die dem Aufruf der Freien Deutschen Jugend (FDJ) zum IV. Parlament (Mai 1952 in Leipzig) gefolgt waren, in den bewaffneten Organen der DDR zu dienen. Insgesamt waren es 258 VP-Angehörige, davon 73 Offiziere, 31 Unterführer und 154 Mannschaften. Das 1. JFR erhielt die Tarnbezeichnung "KVP-Dienststelle 600/1", Kommandeur war VP-Oberkommissar Reinhold.

1. Jagdfliegerstaffel (JS) wurde von VP-Kommissar Wolfgang Reuter,
2. JS VP-Rat Ulrich Remmer sowie die
3. JS von VP-Kommissar Helmut Stephan geführt.

Am 01 .September 1952 begann die theoretische Ausbildung und bereits am 01. Oktober 1952 die fliegerische Ausbildung der Flugzeugführer des 1.JFR in Rahmen von „Flugdiensten“ durch Fluginstrukteure der am Standort stationierten sowjetischen Flieger-Einheit. Die theoretische und teils praktische Ausbildung des technischen Personals durch die sowjetischen Instrukteure hatte in Cottbus bereits Ende August 1952 begonnen und ging bis Juni 1953 an den Flugzeugtypen Jak–18, Jak–11 und MiG–15.

Am 26. September 1952 wurde das 1. JFR nach Cottbus verlegt.

Jak-18

 

Ende März 1953 wurden zerlegte und in Kisten verpackte MiG-15 per Bahntransport angeliefert, die mit Zielstellung bis 01. Mai 1953 durch das technische Personal montiert wurden. Die exakte Anzahl ist bis heute leicht umstritten. Während der Offizierswachen an den Maschinen wurden dem Personal jedoch "102 silbrig glänzenden Flugzeuge" eindringlich ans Herz gelegt hat. Die Zahl scheint mir auch deshalb logisch, weil sie durch 3 teilbar ist; z.B. 30 plus eine Vierer-Leitungskette für jedes der damaligen drei Regimenter, durch deren Personal sie ja auch aufgerüstet wurden. Bis dahin war die Ausbildung an den Flugzeugen Jak-18 und Jak-11 abgeschlossen und es wurde die Nutzung und Wartung der Flugzeuge MiG-15 sowie die fliegerische Ausbildung an diesem Typ vorbereite. Zu diesem Zeitpunkt besaß die DDR noch keine eigenen Motorflugzeuge. Die Jak-18 und Jak-11 gehörten bis zum 30. Juni 1953 einem sowjetischen Lehrregiment. Bei den Piloten ist interessant, daß zu diesem Zeitpunkt noch Soldaten und Unteroffiziersdienstgrade als Piloten ausgebildet wurden.

Nach dem Tod von J.W. Stalin am 05. März 1953 begann eine kurzzeitige Neuorientierung der sowjetischen Außenpolitik. Pläne eines neutralen, einigen Deutschlands traten zwischenzeitlich - trotz fortgesetzter Spalterpolitik des Westens - in den Vordergrund. Die Ereignissen des 17. Juni 1953 bildeten den Anlaß den Verteidigungskurs zu bremsen. Im Ergebnis wurden Ende Juni die gesamten (100!) MiG-15 weggeflogen und die anvisierte Ausbildung ausgesetzt. Der "Lehrgang X", der seit 1952 UdSSR lief und der letztlich die Ausbildung auf der MiG-15 zum Ziel hatte, wurde abgebrochen. Zwischen dem 29. Juni und 22. September 1953 wurde das 1. JFR erst in "1. Kommando" bzw. "E-Kommando" und am 22. September zur 1. Abteilung des 1. Aeroklubs der Kasernierten Volkspolizei (Cottbus) umbenannt.

Die Übernahme der ersten elf eigenen Jak-18 in das 1. E-Kommando erfolgt am 28. August 1953.

Im August 1953 begann mit je 10 bis 12 Jak-18 pro Kdo. (JS) die Ausbildung von Fluglehrern. Kommandeur des 1. Kdo. wurde Leutnant Rietschel, Günter. In der allgemeinen Umgangssprache auf dem Flugplatz wurden, aufgrund der unterschiedlichen Farbgebung der Luftschraubenkappen der Jak-18, die Kdo's  als Rot- , Gelb- oder Blaukäppchen bezeichnet. Nach Abschluss dieser Ausbildung und Übergang des Flugplatzes in die Verantwortung des Aeroklubs wurde mit der eigenständigen Ausbildung begonnen und ein kontinuierlicher Flugdienst durchgeführt, bis Mitte 1954 mit Jak-18 und danach mit der Jak-11. Auch die Flugzeuge Jak-11 wurden zerlegt in Kisten per Bahntransport geliefert, durch das technische Personal montiert und zum Flugdienst bereitgestellt.

Anfang der 50er Jahre gab es im JG eine sog. "Leitungskette" der Division, damals zwei Jak-11 für den Kommandeur und seine Stellvertreter, sowie für Flieger des Stabes der VdKA, wie Oberst Lehweß-Litzmann (Chef der fliegerischen Ausbildung der Luftstreitkräfte (1952-1959), später Direktor Flugbetrieb der Deutsche Lufthansa Ost / Interflug Berlin (1959-1970)) , Oberstleutnant Henkes. Die Leitungskette des Kommandos LSK/LV wird am 01. Februar 1959 zur Leitungsstaffel erweitert. Die Leitungsstaffel besteht aus zwei Leitungsketten und zwei Zieldarstellungs-Fliegerketten (Jak-11). Bis zur endgültigen Zusammenlegung der Staffel werden sie dem Kommandeur des FG-1 unterstellt.

 

Fotografieren vor der Truppenfahne
Übernahme in die NVA am 01. Juli 1956 als 1. Fliegergeschwader der 1. Fliegerdivision (Befehl 54 des Chefs der LSK/LV, auf Grundlage des Befehls K-5/56 des Ministers für Nationale Verteidigung). Entsprechend wurde das Fliegertechnische Bataillon 1 (FTB-1) übernommen.

 

Überführung der ersten fünf MiG-15 tschechischer Produktion durch tschechische Flugzeugführer nach Cottbus am 28. Juni 1956, im September 1956 erfolgt die Übergabe der ersten zwölf MiG- 15 UTI und MiG-15 bis an das FG-1 (als erster NVA-Truppenteil). Ab 1957 erfolgt die Einführung der Flugzeuge vom Typ MiG-17F, polnischer Produktion. Im Laufe des Jahres 1958 wurde die MiG-17PF eingeführt. Ausgerüstet mit dem Funkmeßvisier RP-11 begann im 2. Halbjahr die Ausbildung im Nachtflug.

Hier die erste Staffel von MiG-15 in Cottbus. Die Maschinen wurden danach "umgemalt"

 

Am 06. Januar 1958 erfolgt die Übergabe der Truppenfahne an das JG-1. Das Geschwader übernimmt am 20. Dezember 1961 umfangreichere Luftverteidigungsaufgaben. Unter Anwesenheit von vielen Generalen der Warschauer Vertragsstaaten erfolgt die Durchführung eines Prüfungsabfangens (Flugzeugführer Hausdorf; Steuermann GefechtsstandZschuppan). MiG-17-1985

 

Im Geschwader fliegen Anfang 1961 insgesamt 52 Flugzeugführer auf:

04 Jak-11
07 MiG-15 UTI
17 MiG-17 F
19 MiG-17 PF

MiG-17-1958-08-22 MiG-17 t-jg1MiG-17-1984.jpg (11076 Byte)

 

1966 wird der Flugplatz Cottbus wird mit zwei Flugzeugfanganlagen, den sog. "MiG-Fängern" ausgerüstet und 1967 führt das JG-1 erstmalig auf dem Schießplatz Astrachan in der UdSSR das Gefechtsschießen durch. Im Oktober des gleichen Jahres beginnt der pioniermäßige Ausbau von drei Dezentralisierungsräume durch Anlegen von Unterständen, Splitterboxen und Rollstraßen für die Unterbringung von Personal und Technik.

 

Der Tegel-Zwischenfall: Am 13. Februar 1967 kam es bei der Überführung von fünf nichtmarkierten MiG-21U nach Cottbus durch sowjetische Piloten zu einen "heiklen" Zwischenfall. Ein Pilot landete versehentlich auf dem West-Berliner Flughafen Tegel. Er bemerkte den Fehler jedoch rechtzeitig und konnte noch starten, bevor die Startbahn durch einen Tanklastzug blockiert werden konnte und landete (auch) unbeschadet in Cottbus.
Es handelte sich dabei, bei den ursprünglich für's JG-8 (Marxwalde) und 05. April 1965 berichteten Zwischenfall (Fliegerrevue), entweder um zwei verschiedene Zwischenfälle oder um eine Überführung von insgesamt 12 fabrikneuen Maschinen, einschließlich MiG-21SPS, kettenweise zum JG-1 nach Cottbus. Ursache für dieses Husarenstück war, daß die Fernfunkfeuerfrequenz von Cottbus und die Frequenz eines Tegeler Funkfeuers dicht beieinander lagen. Die Flugzeugführer des JG-1 wußten, daß der Funkkompaß mit der Cottbuser Frequenz im Raum Berlin falsch anzeigte, die sowjetischen Piloten wußten es nicht und machten das, was alle Flugzeugführer beim Anflug eines fremden Flugplatzes tun, sie flogen nach dem "Goldenen Zeiger" des ARK. Damit war der Zwischenfall vorprogrammiert. Zudem war die Überführung an diesem Tag eigentlich gar nicht geplant und wurde Hals über Kopf durchgeführt, nachdem sie schon mehrmals verschoben war.

Am 07.10.1967 erhält das JG seinen Traditionsnamen "Fritz Schmenkel".

t-Schmenkel.jpg (4476 Byte)

 

Am 16.05.1969 erfolgt die zeitweise Verlegung des Geschwaders nach Drewitz, aufgrund von Bauarbeiten an der Rollbahn auf dem Flugplatz Cottbus. Zwischen den 11.-19. Oktober 1971 gibt es einen Staffelaustausch zwischen dem JG-1 und dem JG-11 der 3. LVD der CSSR. Die II.JS verlegt nach Zatec (CSSR) und wird zeitweilig dem K-JG-11 unterstellt. Eine Staffel des JG-11 wird zeitgleich in den Bestand des JG-1 eingegliedert.

Am 22. August 1981 - erfolgloser Gefechtseinsatz des DHS-Paares MiG-21SPS vom Flugplatz Cottbus, aufgrund der Entführung einer An-24 der LOT von einem polnischen Inlandflug nach Berlin-Tempelhof. Aufgabenstellung war: abfangen und auffordern zur Landung auf einem Flugplatz auf dem Territorium der DDR.

t-sprd-abwurf jg-1.jpg (5681 Byte)
Abwurf der Starthilfsraketen durch eine MiG-21

 

Am 23. November 1982 Verlegung nach den neugeschaffenen Flugplatz Holzdorf. Zur Tarnung der Verlegung vor der funk- und funkmesstechnischen Aufklärung wird der Manöverflugplatz Alteno mit einem imitierten Landeanflug angeflogen, der Weiterflug nach Holzdorf erfolgt in 100 m unter Funkstille. Der erste Flugdienst (GA=Gefechtsausbildung) findet am neuen Standort am 08. Dezember 1982 statt. Gesamtflugzeit dieser GA betrug 29:25 Stunden.

HolzdorfMitglieder der  Staats- und Parteiführung unter Leitung von Erich Honecker besuchen das Truppenteil am 29. August 1985. Im September 1985 erfolgt wieder ein Staffelaustausch der I. JS mit einer JS des JG-11 der polnischen LSK am Standort Wroclaw.

Ergebnis der fliegerischen Gefechtsausbildung im Ausbildungsjahr 1986/87: imsgesamt 168 Flugschichten mit 4.698:09 Flugstunden.

 

Flugzeugbestand - taktische Nummern - am 30.09.1990

Einheit / Typ

MiG-21UM

MiG-21MF MiG-21SPS/K
1. JS 167 430  
  168 437  
  264 448  
    470  
    478  
    490  
    513  
    514  
    518  
    548  
    657  
    660  
    662  
2. JS 169 467 429
  232 509 441
  257 510 466
    511 484
    535 489
    651 560
    652 572
    667  
    675  
    680  
3. JS 210 427  
  259 460  
  262 473  
    477  
    516  
    649  
    650  
    659  
    664  
    665  
    683  
    685  
Summe 9 MiG-21UM 35 MiG-21M 7 MiG-21SPS(K)

 

481
Die "481" bei einer "Zwischenlandung" in Peenemünde 1973 mit GP9 und R3S - Echt oder Modell? - Fujimi 1:72!
(c) Carlo [E-Mail]


Militärflugplätze der NVA