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Restaurierung / Index |
Differenzierung |
Füllstoffe / nichtbunte Pigmente |
Moderne Pigmente |
Alte Pigmente |
6. Einige alte Pigmente und Farbstoffe, deren Herkunft u. Verwendungszeiten in der Tafel-, Buch- und Miniaturmalerei vor ca. 1780
Mikroskopische Vergrößerungen je nach Pigmentgröße 126 x bis 453 x. |
Ägyptischblau Asphalt Auripigment Azurit Bremer Blau Carmin Naccarat Drachenblutharze Eisenblau/Vivianit Eisenoxidrot Gamboge Grüne Erde Grünspan Indigo Indischgelb (nat.) Jaspis, rot/grün Kasslerbraun Kermes Krapp Lapislazuli Malachit Massicot |
Masticot Mennige Mumie Neapelgelb Ocker Plossblau™ Posnjakit Preußischblau Purpur Realgar Rote Erden Rot- u.Blauholz Safran Sepia Smalte Stil de grain Terra di Siena Umbra Zinnober Anmerkungen |
Farbbezeichnung und Aliasnamen |
Hauptbestandteile Herkunft |
Verwendungszeiten Bemerkungen |
Gebrauch heute Bemerkungen |
Ägyptischblau Caeruleum, Frittenblau, Pompejanischblau, Mayablau, nach Plinius puteolanum |
Calzium Kupfersilicat (Kupferkalziumsilikat) künstl. Mineralpigment.
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Seit der Antike bis zum 4. / 6. Jahrhundert in Nordafrika und in Südamerika
der Maya-Zeit identifiziert.
Eines der ältesten, auf künstl. Wege hergestellten Farbmittel. Die Technik zur Herstellung ging jedoch zu Zeiten der Völkerwanderung verloren. |
In Frankreich und in neuerer Zeit als Kupfersilcat wieder in Deutschland hergestellt, aber sehr selten verwendet |
Asphalt Trinidad-Asphalt, Syrischer Asphalt, Erdpech, Antwerpener Braun, Mineralpech, Judenpech, Asphaltum, Goudron
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Natürlicher Farbstoff / Bitumen
Als sog. Asphaltite oder Erdpeche, die z.T. im Jordantal durch Abschlagen oder durch Abschöpfen aus dem Toten Meer gewonnen werden. Aus Erdspalten und heißen Quellen gelangt flüssiger Asphalt ins Tote Meer und kann dort abgeschöpft werden. Plinius nennt dieses Verfahren "unbequem und neumodisch". Die besten Sorten aus Syrien. |
Seit der Antike |
Bis heute, aber selten, da nie vollständig trocknend. Nur in allerfeinsten, hauchdünnen Schlußlasuren zu gebrauchen. Man sollte in allen Bereichen der Malerei auf diese Farbe möglichst verzichten. |
Auripigment Chinagelb, Königsgelb, Operment, Orpiment, Opermentgäl, Persischgelb, Rauschgelb, Kings yellow, Schwefelarsen, Spanischgelb, auripigmentum
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Arsentrisulfid Natürlich: Arsenblende
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Seit der Antike bis Ende 19.Jahrhundert
In Ermangelung leuchtend gelber Pigmente hat Auripigment vom Altertum bis zur Renaissance eine bedeutende Rolle gespielt. Von Vitruv und Plinius fälschlich auch als sandaraca bezeichnet. Der Name wg. des Goldschimmers abgeleitet von aurum=Gold |
Hochgiftige Farbe, wegen des hohen Arsengehaltes. Nur noch zu Restaurierungszwecken.
Boltz von Ruffach (1549) schreibt dazu: |
Azurit Bergblau, Azurblau, Kupferlasur, Azurro, Azzurrite, Azurita, Cendre bleu, Montain blue, Blue Verditer, lapis armenius, azurium citramarinum, coeruleum
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Nat. anorg. Mineralpiment, basisches Kupferkarbonat, ein Verwitterungsprodukt von Kupfersulfiden.
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Das wichtigste blaue Pigment in der europäischen Malerei des Mittelalters und der Renaissance. Es wurde aber auch schon bei den alten Ägyptern, bei den Römern als Schminke für die Augenlider, in China in der Sung und Ming Dynastie, in Japan in der Ukiyo-e-Schule und in der präkolumbianischen Kunst verwendet. |
Bis heute, aber selten, kostbare Farbe. |
Bremer Blau Kalkblau, Verditer, Cendres blue, Aschblau, Bergblau
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Künstliches Mineralpigment durch Umwandlung von Kupfersulfatlösung.
Künstliche Variante zu Azurit. Vergleiche die mikroskopischen Aufnahmen |
Verbreitete Wandfarbe im 17. und 18. Jh. Früher in Leim und auch auf Kalk gebraucht, außerdem in der Theatermalerei. Verwendet bis etwa 1930. |
Wird heute wieder produziert. Das Pigment ist nicht lichtbeständig und wird geschwärzt durch Schwefelwasserstoff. |
Carmin Naccarat Karminlack, Carmin, Crimson Lake, Cochenille
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Natürlicher, tierischer Farbstoff
(Carminsäure, ein Oxynthrachinon-Derivat) der Cochenillelaus.
Weibliche Cochenille-Läuse der Art Coccus cacti werden auf Kakteen gezüchtet, getrocknet und als Ausgangsstoff für diese Farbe verwendet.
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Seit dem Altertum bis heute, auch als Schminke verwendet.
Ab 1554 in großen Mengen und mit hohen Kosten aus Südamerika durch die Spanier nach Europa eingeführt. Dem in Spanien gewonnenen, farbstoffärmeren Kermes überlegen |
Heute sehr selten i.d. Malerei, aber weiterhin als Grundstoff für Lippenstifte und Anfärbung für die Mikroskopie in Gebrauch. Nur bedingt für die Ölmalerei geeignet. |
Drachenblutharze Resina draconis, Sanguis draconis asiaticus, Ostindisches Drachenblut, Palmdrachenblut, Türkenblut, Blutharz, Rotangharz, Indisches Drachenblut, Dragons blood, Sang dragon, Sangue de dragao |
Verschiedene Harze von dunkel- bis rubinroter Farbe aus der Drachenblutpalme Süsostasiens
Daemonorops draco.
Aus dem Harz der Rinde des Drachenblutbaumes Dracceana draco, heimisch auf den Kanarischen Inseln.
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Vorwiegend in der Buchmalerei des frühen Mittelalters verwendet. | Nicht für die Ölmalerei geeignet. |
Eisenblau Vivianit |
Eisenphosphat
Das Mineral Vivianit hat nur eine geringe Härte von etwa 2 und läßt sich mit dem Messer schneiden |
Wahrscheinlich seit dem Altertum verwendet. Genaue
Angaben wurden von mir in der Literatur noch nicht ermittelt
Benannt nach dem englischen Mineralogen J.G. Vivian |
Wird heute wieder in Deutschland als Pigment hergestellt, aber nur selten in der Malerei verwendet |
Eisenoxidrot Caput mortuum, Englischrot, Venetianischrot, Pompejanischrot, Indischrot, Kolkothar
Künstlich, siehe auch:
Natürlich, siehe: |
Eisenoxide, Eisen(III)-oxid
Künstliche Eisenoxidpigmente lassen sich in diversen Tönungen herstellen, sie reichen vom Eisenoxidgelb (Marsgelb) über Eisenoxidrot bis zum Eisenoxidschwarz.
Pompejanischrot |
Schon Plinius kannte eine künstlich hergestellte rote Sorte, die er rubrica nannte. |
Ungiftig
Die alten Sorten waren oft verschnitten, heute stark deckendes Pigment (je höher der Eisenoxidgehalt) - in allen Techniken zu verwenden. |
Gamboge Gummigutt, Gambogium, Gummiharz, Gutti, Gambodge, Gumme gutte, Gummigutt, Gomme Gutte, Gomaguta, Gomma gutta. |
Natürlicher Pflanzenfarbstoff. Gelbes Farbharz aus dem Milchsaft der Garnicia Morella. An sich sieht das Rohmaterial braun aus, in Wasser und Alkohol geht das Pigment in gelbe Lösung über.
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Seit dem Mittelalter, in der Buchmalerei verwendet,
auch als Anlegemittel oder Ersatz von Gold auf Papier und Pergament.
Der Name Gamboge stammt wahrscheinlich von dem früher so genannten Camboja (Cambodia/Kampuchea), dem Hauptlieferanten des Rohmaterials. |
Heute nur noch selten. In Öl löst sich Gummigutt und ist deshalb für die Tafelmalerei nicht geeignet. Auch als Anlegemittel für Gold in der Buchmalerei verwendet. |
Grüne Erden (diverse) Veroneser gr. Erde, Böhmische gr. Erde, Belgische grüne Erde, Grüne Erde, Grünerde, Steingrün, Terre verte, Green earth, Seladonerde, Hessische-, Kaadener-, Rheinische-, Tiroler gr. Erde, weitere Namen je nach Herkunftsort
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Grüne Erde, 2-wertiges Eisensilicat, Grüne Erde gebrannt, 3-wertiges Eisensilicat Natürliche Erdpigmente. Hauptsächlich Verwitterungsprodukte von Augit und Hornblende. Je nach Anteilen von Eisen, Silicium, Magnesium, Kalium, Aluminium und Natrium. entstehen Farbschwankungen. |
Seit antiker Zeit. Besonders bevorzugt in den grünlichen Inkarnaten der frühitalienischen Malerei - das so genannte Verdaccio |
Bis heute |
Grünspan Verdigris, Kupfergrün, Spanischgrün, Kupferacetat, Aerugo, Vert de gris, nach Plinius viride hispanicum, Verderame, Cardenillo. Zahlreiche weitere Namen. |
Künstliches Mineralpigment. Basisch essigsaures Kupferpigment. Im Mittelalter wurden (hauptsächlich in Frankreich) Kupferspäne mit Weinessig in einem Holzgefäß in Pferdemist vergraben. Nach einigen Monaten wurde das Pigment vom Kupfer abgekratzt, gereinigt und getrocknet. |
Seit der Antike. Theophrast, Dioskorides, Vitruv und Plinius beschreiben das Pigment schon ziemlich genau. Verwendet bis in das 19. Jh. |
Heute wegen seiner Giftigkeit verboten. Synthetisch wird es hergestellt. |
Indigo Indigoblau, Indigocarmin, Stahlblau, Waid, Thioindigo |
Pflanzenfarbstoff Indigotin, gewonnen aus der ostindischen Indigofera tinctoria oder aus dem chinesischen Farbknöterich, in Südeuropa aus dem Färberwaid. Die Blätter werden eingeweicht, einem Gärungsprozeß unterworfen, zu Indigoblau oxidiert, ausgewaschen und getrocknet.
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Seit dem Altertum, zusammen mit Purpur der älteste Textilfarbstoff.
Caesar berichtet in seinen Aufzeichnungen über den Gallischen Krieg von einem südenglischen Stamm, den picti, die sich mit Waid besprenkelten und dadurch ein schrecklichen Anblick boten. |
Heute selten gebraucht, der künstliche Thioindigo ist lichtechter,
aber er wird nicht unbedingt für die Tafelmalerei empfohlen.
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Indischgelb Indian yellow, Purree, piuri, Jaune indien, Giallo indiano, Amarillo indio, Indisch geel
Siehe auch: |
Tierischer Farbstoff Euxanthinsäure Das Pigment wird hergestellt durch Verdampfen von Urin indischer Rinder, die mit Mangoblättern gefüttert wurden. Der unlösliche Rückstand wurde gewaschen und kam als gepreßter kugelförmiger Ballen in den Handel.
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Über Persien im 15. Jh. nach
Indien eingeführt. Dort hauptsächlich in Gebrauch.
In der europäischen Malerei wurde der natürliche Farbstoff
erst in der Mitte des 18. Jh. bekannt und aus Tierschutzgründen
ca. 1921 aus dem Handel genommen.
In der indischen Miniaturmalerei ist dieser Farbstoff seit dem 15. Jahrhundert bekannt |
Natürlich bis 1.Viertel 20.Jh,
heute verboten, aus tierschutzrechtlichen und religiösen
Gründen. Künstlich bis heute als verlackter Teerfarbstoff
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Jaspis Ähnliche Pigmente: Chalcedon, Achat, Carneol, Sarder, Chrysopras, Heliotrop (Blutjaspis), Hornstein |
Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der farblich
unterschiedlichen Pigmente sind identisch mit anderen Chalcedonvarietäten.
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Wahrscheinlich seit der Antike verwendet. |
Wird heute wieder als Pigment hergestellt, aber nur sehr selten in der Tafelmalerei verwendet.
Das Rohmaterial wird als Schmuckstein (meist als Cabochon-Schliff oder als
Gemmenmaterial) verwendet |
Kasslerbraun Van-Dyck-Braun, Kölnische Erde, Kohlebraun, Saftbraun, Spanienbraun, Terre de Cassel, Kesselbraun, Cassel earth, Cologne earth |
Manganhaltige Braunkohle
Zu 90% aus organischen Humus- und Huminsäuren bestehend.
Qualitativ sehr unterschiedlich. |
Seit dem 16. Jh. bekannt, möglicherweise größere Verbreitung erst im 17. Jh. | Heute nur noch selten, da sehr unbeständig |
Kermes Alkermes, Karmoisinlack, Venetianischer Scharlach, Kermes vermilio
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Die weiblichen Tiere einer Schildlausart coccus ilicis, die auf den in Südeuropa beheimateteten Kermeseichen lebt, produzieren roten Kermessaft. | Bis zur Entdeckung der Cochenillelaus in Mexiko, war Kermes in Europa bekannt. Kermes ist weniger farbintensiv und wurde durch Carmin naccarat fast vollständig verdrängt. |
Kermes wird heute fast nur noch
für die Faserfärbung verwendet. Nicht geeignet für die Tafelmalerei. |
Wurzelkrapplack Wurzelkrapplack, Krapp-Purpur, Krapp-Karmin, Van Dyckrot, Rubensrot, Rembrandtlack, Madder lake, Laque de garance, Bettkoberlack, Türkisch- rot, nach Plinius Rubia, bei Dioskorides , Eurythrodanon
Siehe auch: |
Natürlicher Wurzelkrapplack, Ruberythrinsäure, Purpurin, Xanthin etc. Organischer Farbstoff aus der Wurzel der Krapp-Pflanze oder aus Färberröte Rubia tinctorum gewonnen
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Seit dem Altertum bis in die 70er Jahre des 19. Jh.. 1868 gelang die Synthese des Alizarin. Alizarin-Krapplack war lichtbeständiger. |
Heute sehr selten. Es wird in der Tafelmalerei
nur noch der synthetische Alizarinkrapplack verwendet.
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Lapislazuli (echtes Ultramarin) Ultramarine natural, Outremer lapis, Lazurium, Orientalischblau, Ultramarin echt, Oltremare, Ultramar ino/verdadero, azurum ultramarinum, Las(z)urstein, Lapis lazuli ultramarine, Bleu d'Azur, Azur d'Acre, Pierre d'azur, nach Plinius und Theophrast coeruleum scythium Siehe auch: Ultramarinblau |
Sulfidhaltiges Aluminiumsilicat
Zahlreiche Rezepte zur Herstellung des Ultramarins sind überliefert. Man kalziniert Brocken des Steines im Schmelztiegel im Feuer. Mit Weinessig abschrecken und nochmals dem Feuer aussetzen, nochmals abschrecken, bis sich der Stein leicht zerkleinern läßt. Er wird zu Pulver zestoßen und mit Wasser oder Essig ausgewaschen. Das Pulver wird mit einer Mischung aus Kolophonium, Harz, Venetianer Terpentin, und Leinöl zu einer knetbaren Masse gebunden. Diese wird unter kaltem Wasser in einem Becken geknetet. Wieder mit warmem Wasser angeschmolzen, entläßt der Kuchen nach und nach Pigmentpartikel, die gewaschen und getrocknet unterschiedliche Qualitäten von Pigmenten ergeben. |
Seit dem Altertum. Ab 1822 gelang die Herstellung von künstlichem Ultramarin. Die ersten Funde des Pigmentes in der Kunst gehen auf einen sumerischen Mosaikfund (3000 v.Chr.) zurück. Beispiele gibt es auch aus der Schatzkammer Ramses II. (1290-1223 v.Chr.) |
Heute sehr selten in der Tafelmalerei. Das echte Pigment heute wie früher sehr kostbar und selten verwendet. Immer noch doppelt so teuer wie Gold, trotz heutiger mechanischer Zerkleinerung des Rohsteines Lapislazuli. Als Schmuckstein ist das Rohmaterial weitaus gebräuchlicher.
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Malachit Kupfergrün, Berggrün, Malachitgrün, Mountain green, Vert de montagne |
Basisches Kupfercarbonat
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Seit dem Altertum bis zum Mittelalter das schönste Grünpigment. |
Heute sehr selten in der Tafelmalerei
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Massicot Bleigelb, Königsgelb, Bleiglätte, Neugelb, Silberglätte, Litharge, (Farbton schwankend);
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Künstl. Mineralpigment, Blei(II)-oxid |
Seit dem Altertum (Plinius) bekannt, seltener ab spätem MA Auch als Flußmittel in der Glas- und Porzellanmalerei |
Heute sehr selten, noch zu Restaurierungszwecken und als Pigment für wetterbeständige Ölvergoldungen auf Putz und Stein eingesetzt. |
Masticot Blei-Zinn-Gelb, Lead-tin-yellow, Jaune de plomb étain, Giallo di piombo-stagno, Giallolino, Zallolino, Canarigelb
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Bleistannat, (Blei-Zinnoxid)
Hergestellt durch Kalzinierung von Mennige und Zinndioxid |
Ab ca. 1300 / häufiger ab spätem MA bis zum 17. Jh. Abgelöst von Neapelgelb. Es zählte zu den schönsten Gelbtönen im Mittelalter und wurde danach von Neapelgelb verdrängt |
Bis ca.1700, heute selten, meistens nur noch zu Restaurierungszwecken |
Mennige Saturnrot, Bleimennige, Kristallmennige, Eisenmennige, (eigentlich für Eisenoxidrot), Saturnmennige, Bleirot, Goldsatinober, Mineralorange, Pariserrot, Sandix, Red lead, Saturn red, minium |
Bleiplumbat, Bleioxid, künstliches Mineralpigment Die feinsten Sorten erhält man durch Erhitzen von Bleiweiß oder Bleinitrat bei oxidierender Flamme. |
Seit dem Altertum Bleimennige ist eines der ältesten, künstlichen Pigmente, nach Dioskorides im klassischen Altertum durch Zufall entdeckt. |
Heute sehr selten in der Tafelmalerei Mennige wurde noch um 1900 medizinisch zu Salben und Pflastern gebraucht. Ebenfalls zum Grundieren von Eisen, in größeren Mengen als Anstrichfarbe, in der Glasproduktion und zu Glasuren. |
Mumienbraun (Fälschung)
Momie, Mummy, mumia, Mummian Unechte Mumie ist präparierter Asphalt.
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Organischer Pigmentfarbstoff
Asphalt durchdrang beim Einbalsamieren von Mumien langsam den Körper Verstorbener. Aus später ausgegrabenen Mumienfeldern fielen viele mumifizierte Leichen an. Aus den Bandagen und Körpern konnten große Mengen von Asphalt gewonnen werden. Diese Substanz wurde zermahlen und als Pigment verwendet.
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Seit dem Altertum (n.Plinius) und im 16.Jh
bis etwa 1925 noch "echt" zu erhalten.
Noch Boecklin hat diese Farbe Ende des 19.Jh verwendet und Prof. Kurt Wehlte berichtet in seinem Buch "Werkstoffe und Techniken der Malerei" von einer Berliner Farbenfabrik, in der die Rohstoffe, noch mit deutlichen Zeichen von Arterien und Röhrenknochen, nach dem Verbot im Keller der Firma als Brennmaterial verwendet wurde. |
Heute aus begreiflichen Gründen verboten.
Mummian, nach Boltz von Ruffachs Illuminierbuch 1549: |
Neapelgelb Bleiantimonat, Antimongelb, Naples Yellow, Jaune de Naple, Antimony yellow, Luteoleum neapolitanum Häufig verwechselt mit Blei-Zinn-Gelb, Giallorino |
Bleiantimonat | Seit dem Altertum. Bei den Persern und Babyloniern als keramisches Pigment bekannt ? Als Malpigment seit dem 17. Jh., häufiger im 18. Jh. verwendet. |
Bis heute |
Ockergelb Heller Ocker, Lichter Ocker, Goldocker, Dunkelocker, Römisch Ocker, Fleischocker, Annaberger Erde, Derbyshire Ocker, Italienische Ocker, Sienaerde, Gelbe Erde, Goldocker, Orangeocker, Satinober, Satinocker, Schöngelb, Ocre Jaune, Gold ochre, Yellow ochre, Ocre d'or, Ocre jaune etc.
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Färbende Substanzen sind Eisen(III)-oxidhydrate Verwitterungsprodukt eisenhaltiger Gesteine und Minerale |
Bereits in Höhlenmaleien der Vorzeit bekannt. Die dunkleren, rötlichen Ocker seit dem Altertum als "sinopische" Erde bekannt. |
Ungiftig
Die hochwertigen natürlichen Ocker werden heute leider durch künstliche Eisenoxidhydrate verdrängt. Echte Ocker heute seltener. |
Plossblau ™
Der Name Plossblau ist eine Handelsbezeichnung der Fa. Kremer-Pigmente |
Kupfer-Calcium-Acetat
Weinessig reagiert mit kupferhaltigen Materialien. Diese essigsaure Kupferlösung, mit Sumpfkalk neutralisiert, ergibt leuchtend himmelblaue Kristalle. |
Bekannt seit dem Mittelalter
H.Ploss hat in seinem Buch "Ein Buch von alten Farben" das Rezept für
dieses Pigment aus dem "Trierer Farbenbuch" aus dem Jahr 1500 zitiert. |
Dieses Pigment wird heute wieder von der Firma Kremer Pigmente in Deutschland hergestellt. Selten in der zeitgenössischen Malerei verwendet |
Posnjakit |
Gruppe der Sulfate.
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Ein sehr seltenes Pigment, nachgewiesen auf einem Gemälde von Bronzino. In der Natur bildet
sich Posnjakit in der Zone der Oxidation des Kupfererzes, wo auch die Bildung von Malachit vonstatten geht.
Benannt nach dem Geochemiker E.W.Posnjak. |
Wird meines Wissens heute nicht mehr als Pigment produziert |
Preußischblau Pariserblau, Antwerpener Blau, Berliner Blau, Chinesischblau, Diesbachblau, Miloriblau, Eisencyanblau, Eisencyanürcyanid, Luisenblau, Modeblau, Sächsischblau, Stahlblau, Wasserblau, Zwickauer Blau, Ferrozyanblau, Turnbullsblau, Bleu de prusse, Prussian blue. |
Künstliches Mineralpigment Ferriferrocyanid Eisenhexacyanoferrat (III) Reines Pigment kommt in Stücken mit kupferartigem Glanz in den Handel. |
1704 von Diesbach in Berlin entdeckt, der sein
Geheimnis nur 20 Jahre lang bis zum Verrat durch einen Mitarbeiter hüten konnte. Danach gab es diverse Herstellungsverfahren und wurde ab ca. 1724/25 produziert. Die Farbe fand weite Verbreitung |
Bis heute. Äußerst ergiebiges Pigment. |
Purpur Türkenblut (in Venedig verwendeter Name), Spiny Dye-Murex, Roches epinéux |
Chromogene aus der Hypobronchialdrüse der Purpurschnecke. Um 1g des Farbstoffs herzustellen, benötigt man ca. 10000 Schnecken.
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Zusammen mit Indigo der älteste Textilfarbstoff, vermutlich auch in der Buchmalerei des Mittelalters verwendet, jedoch meines Wissens nie nachgewiesen. |
Heute wie früher sehr kostbar und selten (ca. 300 x so teuer wie Gold), nur noch zu Restaurierungszwecken. Nicht für die Ölmalerei geeignet. |
Realgar Rauschrot, Opperment, Rubinschwefel
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Nat. o. künstliches Mineralpigment, Schwefelarsen; kristalline Schwefelmodifikation
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Seit dem Altertum bis in die Renaissance |
Hochgiftige Farbe, wegen des hohen Arsengehaltes. Nur noch zu Restaurierungszwecken. |
Rote Erdpigmente Terra di Pozzuoli, Spanischrot, Persischrot, Roter Bolus, Rötel, Roter Ocker. Weitere Namen nach Herkunftsort. Nach Plinius Sinopia pontica
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Nat. Erdpigmente, geschlämmt, gemahlen Unterschiedliche Anteile an Eisen(III)-oxiden |
Seit vorgeschichtlicher Zeit aus Höhlen bekannt. Aus dem Altertum Funde aus Ägypten, Malta und Lemnos. Plinius nennt drei Arten, von gelbstichiger bis zu violettstichiger Erde aus Kleinasien. |
In Italien des 13. und 14. Jahrhunderts hat man
Vorzeichnungen für Wandmalereien immer mit Sinopia
unterschiedlichster Tönungen gezeichnet. Deshalb nennt man
heute diese, manchmal freigelegten Zeichnungen Sinopien. Alle roten Pigmente verwendet man auch heute noch |
Rotholz Brasilholz, Brazil wood, Bois de brésil
Blauholz |
Färbender Bestandteil: Brazilein Holz der Caesalpina-Arten |
Seit nachchristlicher Zeit werden aus Pflanzen extrahierte Farbstoffe auf Substraten niedergeschlagen. Die so erzielten "Pigmente" konnten für die Malerei nutzbar gemacht werden. |
Ungiftig
Hauptsächlich für die Miniaturmalei und Textilfärberei verwendet. Für die Ölmalei wenig geeignet. |
Sepia |
Tintenfische, sepia officinalis -
sie stoßen bei Gefahr aus einer Drüse eine dunkle Flüssigkeit aus. Diese, dem Tintenfisch entnommenen "Farbbeutel", werden an der Luft getrocknet und deren Inhalt dann als Pigment verwendet |
Seit dem Altertum bis um 1820. Bis Mitte des 18. Jh. nur sehr schwache Färbung. Erst um 1800 gelang die Extrahierung des Farbstoffes, um eine stärkere, bzw. dunklere Färbung zu erreichen |
Bis heute, hauptsächlich für Zeichnungen mit Feder und Pinsel auf Papier und in der Aquarellmalerei. Als Ölfarbe ungeeignet. |
Safran Saffron, nach Theophilus: croceum nach Heraklius: croceus, Zafferano, Azafran. |
Pflanzenfarbstoff Crocetin wird gewonnen aus den Stigmata (Narben) der Blüten. Ursprünglich aus Griechenland oder dem Orient, Mittelmeerländer. Die Pflanze wächst an geschützten Berghängen und wurde besonders in Weinanbaugebieten kultiviert.
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Seit dem Altertum; Plinius berichtet über Safrantünchen. Rezepte aus dem 3. Jh. beschreiben das Pigment als Ersatz für Goldschriften. Auch zum Färben von Zinn-, Silberfolien, Leder, Marmor etc., hauptsächlich in der Buchmalerei |
Heute in der Malerei sehr selten,
häufig in kleinen Mengen als Lebensmittelfarbstoff und Gewürz, da ungiftig. Nicht für die Ölmalerei geeignet.
lt. Monographie der pharmazeut. Kommission: |
Smalte Zaffer, Königsblau, Azurblau, Bleu d'Email, Smalt |
Kobaltglas, Kobaltsilikat als Fritte. Künstliches Mineralpigment durch Schmelzen der "Zaffer" (Röstprodukt aus Speis- und Glanzkobalt) mit Quarz und Pottasche gewonnen. |
Seit der Mitte des 16. Jh. tauchte das Pigment in der Tafelmalerei auf, spielte jedoch keine große Rolle. Im 19. Jh. verschwand das Pigment wieder und wurde durch Cobaltaluminat ersetzt. | Heute sehr selten in der Tafelmalerei. |
Stil de grain Schüttgelb, Gelber Lack, Dutch pink, Persian berry lake, Stil de grain vert/brun |
Pflanzenfarbstoff Rhamnetin Extrakt aus der Kreuzbeere
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In der Malerei seit dem MA, vorzugsweise in der Wand- und Dekorationsmalerei,
zum Färben von Papier (in der Masse)
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Heute sehr selten in der Malerei |
Terra di Siena , gebrannt Sienaerde, Siena natur, Terre de Sienne, Raw sienna, Rotbraun, Burnt sienna
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Künstlich gebranntes, nat. Erdpigment. Eisenoxid mit Silicatgehalt, ohne, wie bei der Terra di Siena, chemisch gebundenes Wasser. | Vermutlich seit dem Altertum | Bis heute wichtige Mischfarbe |
Umbra (natur/gebrannt) Kaledonischbraun, Kastanienbraun, Mulm, Rehbraun, Sammetbraun, Umber, Umbra natur, Umbra natur, Burnt umber, Terre d'Ombre, Zyprische Umbra, Umbraun, Raw umber, Umbra grünlich
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Alumosilicate Natürliche, aufbereitete Erden, den Ockern sehr verwandt. Hoher Anteil von Manganoxid. |
In prähistorischer Zeit vermutet, im 11.Jh zuerst beschrieben |
Bis heute. Ersetzbar durch Ausmischungen von Ocker, Schwarz und Siena. |
Zinnober (natürlich) Bergzinnober, Vermillon, Vermilion, Mercurblende, Minium, Quecksilbersulfidrot, Rotes Schwefelquecksilber, Cinnabar, bei Plinius und Vitruv, Cinnabaris, minium |
Quecksilbersulfid (nat.) Schwefelquecksilber (künstl.)
Die natürlichen Quellen in Idria, Spanien und Italien sind nahezu erschöpft |
Seit dem Altertum (nat.), bereits von den Ägyptern und Hebräern benutzt. Seit dem 13. Jahrhundert durch die Chinesen ? (künstl.) In Europa industrielle Herstellung ab 1778. Heute ist der Bergzinnober eine seltene, kostbare Farbe. Künstlich weiterhin erhältlich. |
Quecksilberanteile. Kumulative Effekte führen zu Nervenschäden !
Ein zeitgenössischer Chemiker
Zinnober (künstlich) |
Diese Liste kann nur Anhaltspunkte
bieten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich will auch auf diesen Seiten keine
Anleitung zur Identifizierung von Malerfarben geben - dazu ist das Themenfeld zu groß die
einschlägige Fachliteratur zu umfangreich, zugleich präziser in ihren Aussagen. Hinweise dazu finden
Sie unter Lexika. Die Angaben zu den einzelnen Pigmenten beruhen auf Angaben in heute allgemein zugänglichen Standardwerken zur Maltechnik, die bis ca.1993 berücksichtigt wurden. Wenn ich mich ab und zu auf Plinius beziehe, so will ich nicht unerwähnt lassen, daß er 23/24 n. Chr. geboren und 79 bei einem Vesuvausbruch ums Leben kam. Erhalten von seinen Werken ist nur die 37-bändige Naturalis historia. Diese Bände umfaßten das gesamte Wissen der damaligen Zeit. In den Bänden 32 bis 37 behandelte er Steine, Metalle und die bildende Kunst. Die zeitliche Einordnung der Entdeckung und der Verfügbarkeit von Pigmenten für Künstler ist nicht immer präzise, manchmal fließend, oder noch nicht ausreichend erforscht.Die Kurzbemerkungen zu den einzelnen Pigmenten stammen aus der einschlägigen Fachliteratur. Diese sollten sie zu Rate ziehen, wenn Sie präzisere Angaben wünschen. Phantasie- oder Handelsnamen habe ich bewußt mit eingefügt, um die Zuordnung zu fachgerechten Farbbezeichnungen zu ermöglichen. Ausgeschlossen habe ich Farben, die nur in außereuropäischen Ländern verwendet wurden. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Farbe nicht angegeben ist. Wenn Sie weitere Informationen zu Pigmenten und Werkstoffen der Tafelmalerei suchen, sehen Sie bitte einmal auf meine Seite Datenbank-CD Keines dieser Pigmente, mit Ausnahme der natürlichen Erden und der Füllstoffe, sollte von einem ungeübten Maler oder unerfahrenen Restaurator verwendet werden, da jede für sich besonderer "Behandlung" bedarf, die Fachwissen voraussetzt, welches man sich erst erarbeiten sollte. |