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4b)   Mikroskopische Untersuchungen von Gewebefasern

Im Prinzip sind natürlich jede Art von gewebten Fasern potentielle Malgründe. Deshalb, und weil wir uns daran gewöhnt haben, nennen wir jeden, auf einen Keilrahmen gespannten Stoff "Leinwand". Streng besehen, trifft das aber nur auf echte Leinwand zu - nämlich auf gewebten Flachs. Spätestens beim Kauf einer guten Leinwand merkt man den Unterschied zu Baumwoll- und Viskosegeweben, die nur grundiert, in etwa einer echten Leinwand gleichen.

Leinwand ersetzte im späten Mittelalter die nur schwer zu beschaffenden großen Holztafeln, die auch leichter sprangen und recht unhandlich waren. Leinwand war leichter zu transportieren, es gab kaum Beschaffungsprobleme. Auch die problematischen Transportwege dieser Zeit konnten, bei fernen Auftraggebern, leichter bewältigt werden.

Die alten Meister der Venetianer Schule malten Ihre Bilder auf grobes Hanfgewebe in unterschiedlichen Webarten (z. B. Fischgrat, Köper), deren Webstruktur manchmal in eine Komposition mit eingebunden wurden. (Heute genügt freilich eine leere Leinwand, um als Kunstwerk zu bestehen) Wie auch immer, seit alten Zeiten sind unzählige Versuche gemacht worden, bemalte Leinwand haltbarer und stabiler zu machen. Grundierungen jeder Art und sogen. Schutzlacke wurden aufgestrichen, eingebügelt, Tränkungen in Leinöl waren durchaus normal, recto wie verso, der Malgrund wurde teilweise zerstört durch härtende Kopale, Rezepturen, deren Inhalte aus einem Zauberbuch stammen könnten, doch auch verwendet wurden. In Notzeiten, oder wenn es dem Künstler schlecht ging (was ja schon vorgekommen sein soll), hat man sogar zu Fasern gedrehtes und "gewebtes" Papier als Leinwandersatz benutzt.

Die genaue Kenntnis von Webarten und Basismaterial, von Spinnereizentren, kulturgeschichtlicher Entwicklung der Webkunst, Zuordnung zu Schulen und Meistern, Zusammensetzung von Fasern und bevorzugter Gebrauch durch einzelne Künstler, helfen, ein auf Leinwand gemaltes Bild einer bestimmten Region, oder sogar einem bestimmten Meister zuzuordnen.


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