CONTRAVISTA

Der andere Blick auf Mexico

Eine Informationsseite der deutschen Delegation innerhalb der CCIODH
(Comisión Civil Internacional de Observación
por los Derechos Humanos)



internationale Presseschau 5. Juli 2006:

Deutschlandradio Presseschau

Dazu schreibt die spanische Zeitung ABC: "Jahrzehntelang waren die Mexikaner daran gewöhnt, bereits lange vor der Wahl zu wissen, wer sie gewinnen würde. Unüblich ist, dass es nun sogar Tage später noch keinen offiziellen Sieger gibt. Die Umfragen hatten einen äußerst knappen Ausgang vorhergesagt, und sie sollten Recht behalten. Glaubt man den Daten der Wahlbehörde, deutet alles auf einen Sieg des Kandidaten der konservativen Regierungspartei PAN, Calderón, hin. Die Mexikaner haben ihn zwar ohne Begeisterung unterstützt. Im Vergleich zum ungezügelten Populismus seines linken Rivalen Obrador haben sie ihn aber als das kleinere Übel angesehen", urteilt ABC aus Madrid.


"Obrador hat im Wahlkampf eine radikale Wende gefordert und den Kampf gegen die Armut zur Priorität erklärt", ist im STANDARD aus Wien zu lesen. "Präsident Fox, ein ehemaliger Coca-Cola-Manager, hatte zwar die Wirtschaft angekurbelt, aber zu wenig für die Reduktion der Armut im Lande getan. International trat Fox für freien Handel - vor allem auch mit den USA - ein, weswegen ihn Venezuelas linkspopulistischer Präsident Hugo Chávez einen 'Schoßhund Bushs' nannte. Das Eingreifen von Chávez gab der Rechten aber die Chance, den eher pragmatischen López Obrador als Klon des als 'chaotischen Diktator' bezeichneten Venezolaners darzustellen. Diese Kampagne hat offenbar gewirkt; das zerschlagene politische Porzellan zu kitten wird aber schwieriger sein", befürchtet die österreichische Zeitung DER STANDARD.


Das britische Blatt INDEPENDENT meint: "Echte Demokratie ist in Mexiko erst sechs Jahre alt, und Obradors Unterstützer glauben bereits, um den Sieg betrogen worden zu sein. Ihr Führer wird kühlen Kopf bewahren müssen und die Auszählung wird präzise und transparent sein müssen, wenn potenziell explosive Streitigkeiten vermieden werden sollen. In Erwartung eines Sieges hat Calderón bereits begonnen, eine Regierung der Versöhnung zu bilden. Es könnte sich zeigen, dass dies leichter gesagt ist als getan", gibt der INDEPENDENT zu bedenken, der in London erscheint.


Auch die mexikanische Zeitung EL UNIVERSAL ruft zur Versöhnung auf: "Wer immer nächster Präsident wird: Er hat als Erstes die dringende Aufgabe, die Wunden zu heilen, die dieser Wahlkampf geschlagen hat ? und er muss guten Willen zur Zusammenarbeit mit denjenigen zeigen, die kurz zuvor noch seine Rivalen waren. Bei Problemen wie der Bekämpfung von Armut, organisiertem Verbrechen, der Massenauswanderung und der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung muss ein Dialog auf Basis eines grundlegenden Konsenses geführt werden. Demokraten arbeiten für die Demokratie und für den Sieg der Mehrheit, nicht für die Durchsetzung ihrer persönlichen Dogmen", mahnt EL UNIVERSAL aus Mexiko-Stadt.


Die französische Zeitung LE FIGARO vergleicht die Situation in Mexiko mit anderen Ländern: "Dass man die Stimmen noch einmal auszählen muss, ist für sich kein schlimmes Zeichen. Das belegt die Wahl von Bush in den USA im Jahr 2000. Und mit seinem Zögern, sich zwischen Rechts und Links zu entscheiden, handelt Mexiko wie Deutschland und Italien, wo die Wähler jüngst damit erhebliche Mühe hatten. Die Mexikaner haben also ihre demokratische Reife bewiesen. Jetzt obliegt es den Parteiführern, dasselbe zu tun. Der kommende Präsident wird mit nur 36 Prozent der Stimmen gewählt sein. Das gibt ihm kein Mandat für Reformen, die Mexiko braucht und die der scheidende Präsident nicht auf den Weg gebracht hat, obwohl er unter besseren Umständen gewählt worden war." Soweit LE FIGARO aus Paris.


Die dänische Zeitung POLITIKEN sieht in dem Ablauf der Wahl einen Rückschlag für die demokratische Entwicklung: "In den vergangenen Jahren ist viel geschehen mit Mexiko und den Mexikanern, die so langsam daran glauben, dass sie selbst eine Stimme haben. Die Medien genießen größere Freiheit, die Menschen sprechen offener und der weit verbreitete Nationalismus ist zumindest unter den gut Ausgebildeten durch ein Verständnis dafür ersetzt, dass Mexiko Teil der Welt ist. Um so ärgerlicher ist diese zweifelhafte Wahl, die das in den vergangenen Jahren Erreichte eigentlich hätte konsolidieren sollen", unterstreicht POLITIKEN aus Kopenhagen.


Die kolumbianische Zeitung EL TIEMPO ist optimistischer: "Jahrzehntelang prägten Militärdiktaturen das Bild Lateinamerikas, und Wahlbetrug und finstere Machenschaften waren an der Tagesordnung. Heute zeigen die Gesellschaften der Region erstaunliche politische Reife, die sich in der zivilisierten Konfrontation unterschiedlicher Parteien oder Bewegungen manifestiert. Auch wenn die Lage in Mexiko höchst kompliziert ist, so wird diese Rivalität doch ohne Gewalt gelöst", ist EL TIEMPO aus Bogotá überzeugt.

 


Last update: 6. Juli 2006
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