Die in Kapitel 1 dargestellten Grundlagen werden jetzt zu einem Programm zusammengesetzt,
das einen Feldeffekttransistor mit Quantenpunkten beschreibt.
Genau wie in Kapitel 2 ist die Simulation eindimensional in Wachstumsrichtung (negative
z-Achse). In dem verwendeten Modell [Wet98] sind die Grundlage zur Beschreibung eines Bauteils
die eindimensionale Poisson-Gleichung
![$\displaystyle \epsilon_0 \partial_z \left[ \epsilon ( z ) \partial_z \phi ( z ) \right] = - \rho ( \phi ( z ) ) \qquad,$](img654.png) |
(3.29) |
und die eindimensionale Strom-Gleichung für Elektronen (das Bauteil ist unipolar)
 |
(3.30) |
Mit der charakteristischen Funktion
, die eins ist bei den Quantenpunkten und null im
restlichen Bereich des Bauteils,
 |
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(3.31) |
gilt für die Rate
 |
(3.32) |
Verwendet werden die entsprechenden Ratengleichungen, für den Auger-Prozeß
 |
(3.33) |
beziehungsweise für Phonon-assistierte Prozesse
 |
(3.34) |
Die Ladungsträgerdichte in (3.29) setzt sich zusammen aus
![$\displaystyle \rho ( z ) = - e [ N_D^+ (z) - n^{3d} ( z ) - \chi_{QD} ( z ) n^{QD} ] \qquad.$](img658.png) |
(3.35) |
Entsprechend der Schaltung in Abbildung 3.2 wird die gesamte Gatespannung
am Schottky-Kontakt
angelegt (siehe auch Kapitel 1). Die dortige Dirichlet-Randbedingung für das Potential
lautet daher
. Bei der
-Dotierung gibt deren Ladung ein Feld vor, die
resultierende Neumann-Randbedingung ist
.
Im Bereich des
Al
Ga
As wird angenommen, daß kein Strom fließt, das
Quasi-Fermi-Niveau
ist hier folglich null. Am Übergang
Al
Ga
As-GaAs
gilt für
als Dirichlet-Randbedingung
. Am Ort des Schottky-Kontakts ist der
Abstand Leitungsbandkante zum Quasi-Fermi-Niveau durch die Schottky-Barrierenhöhe
gegeben. Als
Nullpunkt der Energie wird das Valenzband im GaAs gewählt, damit ergibt sich die Lage des Leitungsbandes
durch das Bandgap
. Die Dirichlet-Randbedingung für das Quasi-Fermi-Niveau am Schottky-Kontakt
lautet bei angelegter Spannung damit
.
Selbstkonsistentes Lösen der Poisson-Gleichung (3.29) liefert das Potential
im
Bauteil. Mit
und der daraus resultierenden Elektronendichte
wird die Strom-Gleichung
(3.30) gelöst, das Quasi-Fermi-Niveau der Elektronen
bestimmt. Für
wird dabei der Wert des vorhergehenden Spannungsschritts übernommen beziehungsweise beim allerersten
Rechenschritt wird
gleich null gesetzt. Mit Potential
und Quasi-Fermi-Niveau
läßt
sich nach (3.33) beziehungsweise (3.34) jetzt eine Rate
ausrechnen. Es wird erneut die Poisson-Gleichung
(3.29) und die Strom-Gleichung (3.30) unter Berücksichtigung der
Rate
gelöst. Diese Rechenschritte werden wiederholt, bis aufeinander folgendes Lösen von
(3.29), (3.30) und (3.33) beziehungsweise
(3.34) das Ergebnis nicht mehr verändert. Die Ladungsträgerdichte
in den
Quantenpunkten wird dabei nicht mitvariiert.
Die Rate
aus der zu einer angelegten Gatespannung
konvergierten Lösung bestimmt den Zeitschritt
. Pro Schritt soll sich die Ladung in den Quantenpunkten maximal um einen vorzugebenden
Wert
ändern. Aus den Experimenten ist eine Sweep-Zeit von ,,mehreren Sekunden``
bekannt [Yus97], woraus man auf eine ungefähre Sweep-Geschwindigkeit zurückschließen kann. Die
Spannungsachse wird zerlegt in Teilintervalle
, zu jedem Teilintervall ergibt sich aus
der Sweep-Geschwindigkeit eine Verweildauer
.
Bei positivem Vorzeichen der Rate
werden die Quantenpunkte mit Elektronen besetzt. Aus der Rate und
wird ein Zeitschritt
errechnet. Es muß dabei zwischen zwei
Möglichkeiten unterschieden werden:
- der Zeitschritt
beziehungsweise die Summe aller Zeitschritte dieses Spannungsintervalls sind kleiner
als die Verweildauer
, dann wird die Ladung in den Quantenpunkten
erhöht
gemäß
, die neue Systemzeit
ergibt sich aus
; mit dem neuen
werden wieder
(3.29) und (3.30) gelöst, der nächste Zeitschritt folgt
- der Zeitschritt
beziehungsweise die Summe aller Zeitschritte dieses Spannungsintervalls sind größer
als die Verweildauer
, dann wird die Ladung in den Quantenpunkten
erhöht um
den Anteil von
, der der Differenz aus aktuellem Zeitschritt
beziehungsweise der Summe aller Zeitschritte dieses Spannungsintervalls und der Verweildauer
entspricht; die Systemzeit
wird auf das Ende des Intervalls
gesetzt, mit dem neuen
und dem nächsten Spannungsintervall
werden wieder (3.29) und (3.30) für den nächsten Zeitschritt gelöst.
Bei negativem Vorzeichen der Rate
verlassen die Elektronen die Quantenpunkte. Das Vorgehen ist
identisch zum eben skizzierten, nur wird die Ladung
in den Quantenpunkten erniedrigt und nicht
erhöht.
Um die Kennlinie zu erhalten, startet man bei
und
. Da man davon ausgehen kann, daß
vor der Messung das Bauteil beliebig lange Zeit hat, um ins Gleichgewicht zu gelangen, ergibt sich die
initiale Besetzung der Quantenpunkte aus der Ratengleichung mittels (3.33)
und (3.34) nach
(die initiale Besetzung ist bei beiden
Prozessen gleich). Die Gatespannung wird nach dem vorgestellten Rechenweg durchgefahren bis zu einem
Maximalwert, dann dreht sich das Vorzeichen der Spannungsänderung um. Die Spannung wird in
entgegengesetzter Richtung hin zu ihrem Ausgangspunkt durchgefahren. Integration der Elektronendichte
über den Bereich der z-Achse, wo sich das 2DEG erstreckt, liefert zu jeder Gatespannung
die
Elektronenkonzentration
im zweidimensionalen Elektronengas.