UB-16
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Mit ungelenkten Raketen vom Fahrrad geschossen
von und mit Joachim Müller

"Ich heiße Joachim Müller und kam 1975 als Kettentechniker in die 1. Staffel (3. Kette) und war 1984 Ingenieur der 3. Staffel, später in Cottbus.

Hier meine Geschichte:
am Sonnabend, dem 29. September 1979 fuhr ich gegen 20.15 Uhr nach abgebrochenen(?) Flugdienst mit dem Fahrrad vom IKP in die Dezentralisierung der 2. Staffel (zu der Zeit war ich Truppführer Zelle/Triebwerk). Etwa 15 m hinter mir befand sich ein Flugzeug (Takt Nr 583) im Schlepp zur Rückfahrt in die Box (GDF). Dieses Flugzeug war mit R3S und UB-16 bestückt. Als "Bremser" im Flugzeug saß der Uffz. Müller (nicht verwandt).

Da er Waffenmechaniker war, bemerkte er eine Fehlstellung am PUS-36. Um die ordnungsgemäße "0-Stellung " des PUS-36 zu erreichen, mußte die Waffenanlage am Boden in Betrieb genommen werden (um die normale Bodensicherung bei ausgefahrenem Fahrwerk zu überbrücken). Als Waffenmechaniker konnte er das natürlich auch und tat selbiges. Was er nicht bedachte, war die Tatsache, dass das Flugzeug ja scharfe Raketen trug.

Es kam, was kommen mußte, auf Höhe Box 15 - gegenüber der Kontroll- und Reparaturstaffel - gab es nicht nur einen lauten Knall, sondern es lösten sich auch 10 S-5M aus den UB-16. Davon flogen mir 9 um die Ohren und eine traf mein Fahrrad. Aufgrund der räumlichen Nähe von Flugzeug und Fahrrad war die Rakete noch nicht "scharf", so dass sie nicht explodierte, sondern sich "nur" mechanisch zerlegte. Mir wurde plötzlich unterm Hintern leicht, will sagen ich flog wohl durch die Luft. Gefunden hat mich dann der damalige Ltn(?) Böhland (Bolek), der auch die Erstversorgung übernahm. Per schnell eintreffenden Krankentransport (Stabsfeldwebel Krause) ging es nach Forst ins Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte "multiple Splitterverletzungen am ganzen Körper" fest. Der Heilungsprozess verlief sehr gut, so dass ich bald wieder voll hergestellt war.

Kleine Episode:
mein Nachbar (Gerbstädt) der meine Frau ins Krankenhaus fuhr, verlangte als erstes meinen linken Arm zu sehen. Auf meine Frage warum, sagte er, man hätte sich erzählt mein linker Arm wäre abgerissen. Die dabei stehende Krankenschwester lächelte und meinte, sagen sie seiner Frau, alle wichtigen Teile sind noch dran und funktionsfähig."

ITP 1. JS von 1975
von links die Herren Wilhelm, Fischer, Schliebner, Weber, Fitzner, Fischer, Müller, Siegmund.
Aufgenommen wurde es in der damaligen Dezentralisierung ABA
3. Kette der 1. JS etwa 1976
von links die Herren Müller,  Schicht, Reichardt, Müller, Wolf und Rödde
Garz 1977
Herr Müller bei der Freigabe

 

Anmerkungen des Webmasters:
Eine der ungelenkten Raketen schlug nach rd. 650 m in einem der beiden Flügeltore der Box 3 ein, da diese am Ende der "Flugbahn" lag (Kurve zur sog. "Ostplatte"). Die Maschine hatte die Werksnummer 0510; Indienst 08/1969 im JG-7; in die Bundeswehr als "22-92", am 08.11.1993 in der FWD verschrottet

Es war auch nicht das erste Mal, daß in den rd. 35 Jahren der Existenz des JG-3 eine Rakete am Boden abging. Bereits am 04. Februar 1963 war bei der DHS-Vorbereitung eine an der MiG-19, takt. Nr. 270 (Werksnummer 65210926; Indienst 1959; aus dem Register gelöscht am 30.06.1969), angehängte RS-2U abgeschossen. Während der Überprüfung der Heizspannung für die Raketen wurde ein Kontakt am Anschlußstecker überbrückt. Dabei wurden durch das Triebwerk 4 Personen z.T. schwer verletzt. Die Rakete konnte zum Glück mangels eingehängten Zünderseil nicht explodieren und wurde erst nach einer Woche Suchen  auf einem freien Feld unter Schnee gefunden. Das DHS stand damals auf der "Ostplatte" ...... Die Location kann sich mittels Google Earth und dieser Datei angesehen werden: Preschen_UB-16.kmz.


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