Literaturbericht Nr. 4 (Erscheinungsjahr 2014) „Militärisch-historische und militärtechnische
Analysen im Rahmen der DDR-Luftwaffen-Geschichtsschreibung im Zeitraum 2013“ Erstmals war im Jahr 2013, verglichen mit den Vorjahren, ein
quantitativer Rückgang bei der Anzahl
der Publikationen und damit bei den
Autoren festzustellen. Dank der qualitativ hochwertigen Publikationen
der letzten Jahre nahm naturgemäß auch die Menge der noch nicht bearbeiteten
inhaltlichen „Leerfelder“ ab. Die Rolle der
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung in Standard- bzw. Querschnittspublikationen
zur NVA im Jahr 2013 Auch 2013 erschienen eine Reihe
von grundsätzlichen Standardwerken zur Geschichte der NVA als Ganzes bzw.
Publikationen zu alle Waffengattungen betreffenden Querschnittsfragen, die
nicht übersehen werden sollten und in denen auch die Probleme der Entwicklung
der Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung behandelt werden. Bei der Herausgabe von
Monographien zu den Fliegerkräften der LSK/LV, soll in diesem Jahr besonders
der Verlag MediaScript GbR Berlin (Peter Misch) hervorgehoben werden, dessen
diesbezügliche Publikationen auch in diesem Jahr eine hervorragende Unterstützung
meines Anliegens darstellen. Die Autoren gehen auf das
besondere Kapitel der Lockheed U-2 ab 1956 ein und erläutern deren
taktisch-technische Daten (Gipfelhöhe incl. Flughöhe, Höchstgeschwindigkeit,
Marschgeschwindigkeit). Neue Typen von Fla-Raketen standen somit auf der
Tagesordnung. In der Sowjetunion entstand – auch mit Hilfe deutscher
Wissenschaftler – die S-25, über viele Jahre aktuell bei laufender
Modernisierung. Es folgten die Raketenkomplexe S-75 in verschiedenen
Modifikationen in 80 Fla-Raketen-Regimentern. Trotz großer politischer
Differenzen gab es eine diesbezügliche sowjetisch-chinesische Kooperation, die
u.a. im Oktober 1959 zum Abschuß einer U-2 führte. In der Luftaufklärungszentrale
Dresden befand sich ein Funkaufklärungs-Flugzeug des Typs An-26. Daß die
Ergebnisse der westdeutschen Aufklärung relativ gering waren, hing
offensichtlich mit der Effektivität der DDR-Seite zusammen. Gearbeitet wurde
mit allen Mittel der Funk- und Funktechnischen Aufklärung. Dazu gab es an der
Grenze zur BRD mobile Anlagen. Spezialschiffe der Volksmarine und auf Flugzeuge
montierte Erfassungstechnik entlang der Grenze, agenturische Mitarbeiter und
andere Quellen sowie Satellitenaufklärung machten die Funkaufklärung zu einer
Spezialtruppe, die auch NATO-Kommando-Stabsübungen aufklärte. Die LSK
vermittelten Funknetze zur Unterstützung der Landstreitkräfte und arbeiteten
mit Vokabeln für den Flugfunkverkehr. Der Verkehr des gegnerischen
Flugfunknetzes wurde kontrolliert. Auch Absolventen der Offiziershochschule der
LSK/Fachrichtung Funktechnische Truppen kamen zum Einsatz zur Sicherung des effektiven
Zusammenwirkens der FuTT des Kommandos LSK/LV mit den Landstreitkräften, da
deren Technik die Ermittlung der Routen und des Flugzeugtyps ermöglichten.
Feste Verbindungen der entsprechenden Dienststelle der Funkaufklärung zum
Zentralen Gefechtsstand der LSK/LV bei Fürstenwalde und zum Gefechtsstand der
III. LVD in Cölpin sowie der I. LVD in
Cottbus war unumgänglich. Der schweizerische Brigadier Dr. Reinhard Mang ist der
Herausgeber des seiner Auffassung nach
zeitgeschichtlich interessanten und wertvollen Materials
„Militärisches Geowesen der DDR. Leistungen und Produkte des
Militärtopographischen Dienstes. Herausgeber: Bundesminister für
Landesverteidigung und Sport der Republik Österreich“ 4), das, so fährt er
fort, es verdient, publiziert zu werden. Die Schriftenreihe ist offizielles
Organ des Militärischen Geowesens des österreichischen Bundesheeres. In vielen
der dem Heft beiliegenden Stellungnahmen wird hervorgehoben, daß das Heft frei
ist von politisch-ideologischem Beiwerk. Die DDR-Autoren werden als prädestinierte Fachleute und
kompetente Zeitzeugen bezeichnet. Hervorgehoben wird besonders der interessante
Überblick über das militärische Geowesen der DDR, über das geodätische Wirken
des Militärtopographischen Dienstes der NVA und des Seehydrographischen
Dienstes der DDR, die fotogrammetrischen Arbeiten des MTD, die
militärgeographischen Arbeiten, die wissenschaftliche Arbeit des MTD an der
Militärakademie der NVA. Die Luftbildbefliegung des Kommandos LSK/LV, Bildflugstaffel
Cottbus wird besonders hervorgehoben. Schon 1953 hatten die sowjetischen LSK
flächendeckende Luftbildaufnahmen und Luftbildpläne erarbeitet, die den
bewaffneten Kräften, dann auch der KVP/NVA zur Verfügung standen. Schon im Stab
der VP Luft gab es Offiziere für Luftbildaufklärung und Luftbildpläne der
Aeroklubs in Cottbus, Drewitz und Bautzen. An-2 machten Schrägaufnahmen zur
Tarnungskontrolle von militärischen Anlagen und für die Planung von
Industrieobjekten. 1956 wurden durch eine Spezialbesatzung mit einer Il-14
topographisch-fotogrammetrische Luftbildaufnahmen angefertigt. 1963 wurden
durch die Transportfliegerstaffel 24 Dresden-Klotsche und eine Luftbildkette
mit 3 Il-14 wichtige Unterlagen geschaffen. Ab 1976 kamen 2 Bild-Hubschrauber
Mi-2F dazu. Das Kommando sorgte für die
technisch-organisatorische Sicherstellung der Bildflüge und die fotographische
Bearbeitung der Luftbildfilme. Die Arbeiten wurden von zivilen Kräften
angesichts der Überlastung der Armeeflieger neben der normalen Ausbildung
fortgesetzt. Bei der NVA verblieben 2 Mi-2F polnischer Produktion mit
Meßbildkameras. Auch eine An-30 kam zur Bildaufnahme zum Einsatz. Dabei sollen
hier und da „zeitgeist-bedingte, ideologielastige Verzerrungen“ vorgekommen
sein. Dem Band liegen interessante Luftbildplankarten und anderes Material bei. Vom Start bis zur Landung
– zur Geschichte der Fliegerkräfte der LSK/LV Ein Randproblem, das aber – wie alle „Altgedienten“ wissen –
die LSK über Jahrzehnte hin immer wieder bewegte, begleitet mit kühnsten
Vermutungen, faßte Johannes Schmidt in seinem Gedicht „Unbekannter Aeronaut
008“ zusammen. Es ging um die unerlaubte Unterfliegung des Blauen Wunders in
Dresden mit einer Jak-11. Inzwischen ist der Missetäter zumindest einem kleinen
Kreis, zu dem auch der Autor des vorliegenden Jahresliteraturberichts gehört,
bekannt. Der letzte Verteidigungsminister der DDR Admiral a.D.
Theodor Hoffmann hebt in seinem
Geleitwort hervor, daß das Interesse an der Geschichte der NVA, darunter der
Geschichte der LSK/LV, nach wie vor wächst. Dabei erinnert er auch an das
Interesse der Nachkommen und der politischen Nachwelt. Dies ordnet sich ein in
die vom Inspekteur der Luftwaffe der Bundeswehr, Generalleutnant Karl Müllner, im
Oktober 2012 in Friedrichroda vor der Jahreskonferenz der Gesellschaft der
Flieger deutscher Streitkräfte getroffene Feststellung, daß die Sicherung des
Friedens in Deutschland und in Europa von Kameraden zweier deutscher Armeen
erfolgte. Und die LSK/LV gehörten dazu. Ihre Angehörigen haben bis 1990
ehrenvoll ihren Dienst zur Sicherung des Friedens getan. Der Band vermittelt den historischen Werdegang der
Teilstreitkraft LSK/LV vom Referat z.b.V. (Luft) der HVA des MdI in Berlin
Adlershof über die HVA-Zweigstelle Johannisthal, die 1952 zum Stab der
Volkspolizei Luft unter Leitung des legendären Oberst Walter Lehweß-Litzmann
wurde, aus der 1953 die Verwaltung der drei Aeroklubs in Cottbus, Drewitz und
Bautzen und schließlich die Verwaltung LSK und 1957 das Kommando der LSK/LV in
Strausberg hervorging. 1956 kam die Fliegerschule Kamenz für alle
Fachrichtungen (1971 OHS) und 1986 als
Offiziershochschule für Militärflieger Bautzen mit mehreren Zweigstellen
dazu. Dieser Prozeß setzte die systematische Gewinnung der erforderlichen
Nachwuchskader und eine ständige Sicherung der materiellen Bedingungen durch
permanente Zuführung moderner Ausrüstung für die Fliegerkräfte (1. bis 4.
Generation von Jagdflugzeugen von der Schulmaschine Jak-18 bis zum Jet MiG-29),
die Fla-Raketentruppen und die Funkmeßtruppen voraus. Geschildert wird die
ständige Verbesserung der Luftkampfausbildung und der Flugsicherheitsarbeit.
All dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der GSSD, ab 1961 auch im
Diensthabenden System. Auch über Katastrophen und besondere Vorkommnisse wird
berichtet. Die LSK/LV hatten eine Stärke von 20.100 Mann und verfügten über 505
Flugzeuge. Besonders
verdienstvoll scheint mir der Artikel von Oberst a.D. Siegfried
Wünsche, formal 1990 letzter Chef des Kommandos LSK/LV, zu sein. Er
behandelt, unterstützt von der dem Band zugrunde gelegten Gliederung
und damit der begrifflichen Inhalte der Termini Frontfliegerkräfte,
Armeefliegerkräfte, Marinefliegerkräfte und Transportfliegerkräfte, die
Vielfalt der Aufgaben der Militärflieger der einzelnen
Fliegergattungen, die jedem einzelnen Teil eigenen Aufgabenstellungen
und die daraus abgeleitete Unterstellung bzw. Teilunterstellungen. Auch
unter Teilen der absoluten Insider herrschte seinerzeit bezüglich der
Bezeichnungen von Truppenteilen bzw. Verbänden vor und nach der „Wende“
eine der Klärung nicht dienliche Konfusion. Der Aufbau eigener
Flieger-kräfte der Volksmarine (HG-34 Parow und das MFG-28 Laage)
und der Grenztruppen (Hubschrauber), die Bildung von FOFAFK 1982 als
Führungsorgan zur Bildung und Ausbildung der Frontfliegerkräfte, der
Armeefliegerkräfte und der Tranportfliegerkräfte sowie die Umbildung in
das FOFMTFK 1984 für die Front- und
Militärtransportfliegerkräfte im Rahmen des Kommandos
Luftstreitkräfte erschwerte viele Probleme der täglichen
Ausbildungstätigkeit und der Einsätze und hatte sich meiner Auffassung
nach in der DDR nicht bewährt. Durch „teilweise“ und „vollständige“
Unterstellungen bzw. Zweifach- bzw. Doppelunterstellungen entstand für
den größten Teil der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der
Eindruck eines weitgehenden Leitungs- und Führungs-Durcheinanders. Auch
die Begrifflichkeit war von den sowjetischen Strukturen, die sich
maßgeblich von den unseren unterschieden, übernommen und bereitete
Komplikationen. Ab 1986 wurden alle Fliegerkräfte im Kommando LSK
wieder zusammengeführt unter Leitung des Stellvertreters des Chefs
LSK/LV für Ausbildung der LSK. Ausführlich berichten ehemalige Führungskräfte in den
Hauptkapiteln über Jagdfliegerkräfte, Frontfliegerkräfte, Armeefliegerkräfte, Marinefliegerkräfte und
Transportfliegerkräfte sowie Schulen der LSK/LV. Beeindruckend die Darstellung
der verschiedenen Typen und deren Modifikationen in ihren Vorzügen und manchmal
auch Nachteilen. „30 Jahre Starten und Landen. Das Jagdfliegergeschwader 2
„Juri Gagarin“ am Flugplatz Neubrandenburg/ Trollenhagen von 1960 bis 1990“ 6)
stellt eine mit viel Fleiß erarbeitete chronologische Geschichte des
Jagdgeschwaders 2 vor der Kulisse der Stadt Neubrandenburg dar. Es nimmt
zurecht einen ehrenvollen Platz ein in der Reihe der Veröffentlichungen von
Truppenteilen der Fliegerkräfte und der Fla-Raketentruppen sowie der
Funkmeßtruppen. Autoren sind auch hier Augenzeugen, erstklassige Fachleute, die
sich und vielfach ihre Familien als einen wichtigen Teil ihrer Stadt und des
Umlandes betrachteten. So sind Wohnungs- und Schulfragen, Probleme der
Patenschaften mit den örtlichen Betrieben und Landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften nicht nur Beiwerk zum schweren dienstlichen
Geschehen im Geschwader. Dies spiegelt sich in den Zeitzeugen- und
Erlebnisberichten wider. Der Band ist hervorragend bebildert und ausgestattet
mit Originaldokumenten, graphischen Darstellungen und Anhängen, die den Inhalt
faktenmäßig untermauern (Übersichten der Kommandeure, der Verdienten
Militärflieger des Geschwaders, der 15 tötlich verunglückten Flugzeugführer und
des Flugzeugbestandes). Eine Karte präsentiert den Raum der Handlungspräsenz im
Grenz- und Küstenstreifen zwischen Rheinsberg und der Insel Rügen in
Kooperation mit sowjetischen und polnischen Jägern sowie mit den FRT im Rahmen des
DHS. Die verantwortungsvolle Tätigkeit des Stabes, des Gefechtsstands als
zentrale Führungsstelle, der Flugleitung, der Führungsorgane für die
fliegerische und die politische Ausbildung und Bildung wird anschaulich
dargestellt und geschildert.
Die Entwicklung des JG 2 von seiner Aufstellung über alle
Maßnahmen der Flugsicherstellung und
alle Ausbildungsmaßnahmen entsprechend der Aufgabenstellungen
einschließlich zahlreicher Maßnahmen des weiteren Flugplatzausbaus und der
Bildung des FTB 2 und des Nachrichten- und Flugsicherungs-Bataillons 2 stellten
neben der Erringung guter und sehr guter Flugleistungen hohe Anforderungen an
das Geschwader und seine Angehörigen. Die Bilanzen im Buch verschweigen auch nicht die Flugunfälle, Flugvorkommnisse
(Bruch, Havarie, Katastrophe), also Abstürze mit Personenschaden und Tod von
Piloten bzw. Besatzungen. Das JG 2 hatte während seiner 30 Jahre Existenz 15
Tote und 33 Maschinen aus objektiven und subjektiven Gründen zu beklagen, was
auch nach Erscheinen des Buches noch große Aufmerksamkeit in Neubrandenburg
hervorrief (in der DDR gab es für die Öffentlichkeit keine Abstürze und tötlich
ausgegangene Katastrophen!) Auch die Pleite beim Gefechtsschießen des
Geschwaders 1987 wird nicht verschwiegen. Das Buch schildert auch die
gewaltigen Anstrengungen beim Ringen um gute Ausbildungsergebnisse mit der
MiG-21 als Standardjäger des Geschwaders mit gelenkten Raketen. Der Weg des JG 2 von Cottbus über Rothenburg schließlich
nach Neubrandenburg-Trollenhagen, dem endgültigen Standort von 1960 bis zur
Auflösung im Dezember 1990, ist „gepflastert“ mit Tausenden von Flugstunden und
Flug-Kilometern der Piloten und der Maschinen der Typen MiG-15UTI, MiG-17F,
MiG-21PFM und MiG-21SPS. Fliegen im Raum Neubrandenburg hieß auf Wacht
sein unter den Bedingungen des Kalten Krieges mit all seinen das tägliche Leben
und die Ausbildungstätigkeit erschwerenden Begleiterscheinungen für Soldaten
und ihre Familien. Der Verfasser der „Chronik des KHG-3 ,Ferdinand von
Schill´“ 7), Oberstleutnant
a.D. Hilmar Hochwald, hat den Band im
Selbstverlag herausgebracht und auch eigenfinanziert. Vor uns liegt ein
Musterbeispiel einer überaus in jeder Hinsicht exakten chronologischen
Ausarbeitung von hochwichtigen und eben auch dazu gehörenden weniger wichtigen
Fakten, die erst nebeneinander gestellt und zum Teil gegenseitig durchdrungen
zum vollständigen Bild der Entwicklung eines Truppenteils wie des
Kampfhubschrauber-Geschwaders 3 (vorher KHG 67) beitragen. Neben einer
ungeheuren Fakten- und Detail-Behandlung finden sich sehr exakte Übersichten
des fliegerischen und des flugzeugtechnischen Personals, die für den Leser
ausgesprochen interessant sind und für die seinerzeit „Mitwirkenden“ als
erinnernde Auffrischung zum Tragen kommt. Eine spezielle Zeitleiste am
jeweiligen Seitenunterende ordnet das thematisch komplizierte
Geschwadergeschehen in die entsprechenden zeitgeschichtlichen Zusammenhänge
ein. Chroniken, Befehle, Zeitzeugen- und Erinnerungsberichte bis zu
Beförderungs- und Auszeichnungslisten vervollständigen für den interessierten
Leser, aber auch für den damals Dabei-Gewesenen das Gesamtbild KHG 3. Zu diesem
Material gehören auch umfassende Struktur- und Personalübersichten im Rahmen
der Dienstpostenbesetzung sowie aufschlußreiche Zusammenstellungen zu
Flugleistungen und Flugvorkommnissen. Der Band ist überaus reich bebildert. Auf
großes Interesse werden die Drei-Seitenrisse und die taktisch-technischen Daten
der Maschinen Mi-2, Mi-8TB, Mi-9 und Mi-24D stoßen. Der chronistisch-historische Teil umfaßt den Zeitraum
1981-91. Dem ist aber ein globaler Überblick über die Entwicklung der
Hubschrauberkräfte in der DDR vorangestellt: von der HS-Staffel Dessau über die anschließenden Strukturmaßnahmen in
Brandenburg-Briest über Basepohl, wo ein völlig neuer Typ eines
Hubschrauber-Geschwaders entstand, über Ausgliederungen, die zur Schaffung der
Grenzflieger-Staffel und zu den Hubschrauberkräften des TG-44, der
„Regierungsflieger“ führten, und den im Laufe der Jahre immer mehr
modernisierten Typen und Modifikationen. Dieser Prozeß führte zur Heranbildung
von Generationen von Piloten und Technikern, die in der fliegerischen und in
der Gefechtsausbildung ein immer höheres Niveau erreichten. Die Texte des
Bandes geben eine eindrucksvolle Schilderung der Erringung und Erreichung der
vollen Einsatz- und Gefechts-bereitschaft, der Einbeziehung in das
Diensthabende System und der Teilnahme an Truppenübungen mit hohen Maßstäben
entsprechend der neuen Festlegungen der sowjetischen Militärdoktrin . Auch die
oben bereits erwähnten Unterstellungen der beiden KHG gemeinsam mit des JBG 37
unter das FOFAFK als bei den Landstreitkräften angesiedelte „versteckte 3.
Division“ blieben dem KHG 3 nicht erspart. Genau wie die sogenannte „Wende“
1989/90, der Versuch einer „Militärreform“ und die letzten flugtaktischen
Übungen im Gesamtbestand im Juni 1990 auf dem Truppenübungsplatz Nochten und
die schließliche Einstellung der Ausbildung, der die „Übernahme“durch die
Bundeswehr mit der Auflösung des Geschwaders im März 1991 und die weitgehende
Zerstörung der modernen Technik folgt.
In deutscher und russischer Sprache in einem Band liegt die
Abhandlung „An der Verteidigungs-linie. Das Schicksal eines Menschen im
Kontext des Kalten Kriege“ 10) vor. Die deutschen und russischen Autoren
behandeln das Leben sowjetischer Piloten und Techniker unter den komplizierten
Bedingungen des Kalten Krieges auf dem
Territorium der DDR, die fast dauerhaften Gefechtsbedingungen gleichkamen. Das
sowjetische auf dem Flugplatz Finow bei Eberswalde stationierte 787.
Jagdfliegerregiment hatte Maschinen in seinem Bestand, die den Anforderungen der täglich direkt an der Staatsgrenze DDR-BRD
Spionagetätigkeit verübenden amerikanischen SR-71 „Blackbird“-Maschinen nicht gerecht wurden. Die
sowjetische Luftwaffe sah sich angesichts der Spitzenleistungen der SR-71
(3.000 km/Std. und 20.000 m Operationhöhe)
gezwungen, modernere Abfangjäger der 3.
Generation zu entwickeln., deren Erprobung und Testflüge zunächst zu hohen
Verlustquoten geführt hatten. 1976 wurde eine der Testmaschinen von einem
sowjetischen Piloten nach Japan entführt, was die weitere Arbeit spürbar
erschwerte. Das
Ergebnis der Bemühungen
war die Variante E-155P der MiG-25PD mit stark verbesserten
Luftkampfraketen. Der Band enthält interessante
Interview-Aussagen des
langjährig in Finow eingesetzten Oberstleutnant A.I.Cholod, mehrfach
ausgezeichneter
Meisterpilot auf der MiG-25PD. In den letzten Jahren konnte ich an dieser Stelle allein 17
Titel über die Fla-Raketentruppen rezensieren, die aus der Arbeit
zahlreicher fleißiger Autoren stammten. Sicher erklärt dies den Rückgang der
Titel in diesem Jahr. Der Titel ist eine gute Ergänzung zu den 3.096 Seiten in 17
Publikationen aus der Feder der Elite der NVA-FRT, die von mir in den
vergangenen Jahren hier rezensiert wurden.
Er enthält diverse Fotos und Übersichten. Erinnert wird an die
Flakschulen in Pinnow, Prora, Oranienburg, Geltow, Kamenz und Löbau. Die
Ausstattung mit Flaktechnik sowjetischer Herkunft und erste Funkmeßmittel,
Strukturen, Schießverfahren, Trainingslager, Lehrpersonal und Lehrbasis,
Unterricht und Ausbildungsbasis, Dienst- und Lebensbedingungen – all das wird
noch einmal in Erinnerung gerufen. Die Geschichte des Standorts Geltow,
aufbauend auf ererbten Gebäuden der Wehrmachtszeit und der sowjetischen
Nutzung, wird wieder in Erinnerung
gerufen. Ab 1956 NVA-Dienststelle, ab 1962 Hauptführungsstelle des MfNV, ab
1972 Sitz des Kommandos Landstreitkräfte. Zeitzeugen-Erinnerungen und
Absolvententreffen lassen vieles noch einmal Revue passieren. „Die 43. Fla-Raketenbrigade ,Erich Weinert´“ 12) ist eine nunmehr vorliegende DVD, die den
ersten und modernsten taktischen Verband der Luftverteidigung in Erinnerung
ruft. Ergänzt mit Augenzeugen-Berichten und Artikeln wird an den Schutz des
Luftraums entlang der Ostseeküste der DDR erinnert und an das erfolgreichste
und komplizierteste Gefechtsschießen seit Bestehen der LV. Als einzige Brigade
war die 43. mit 4 Systemen von Raketen ausgerüstet: S-75, S-125, S-200 und S-300. „50 Jahre Garnisonsort Sanitz – Fotobuch zur Ausstellung“
13) und „50 Jahre Garnisonsort Sanitz – eine Ausstellung 2012“, (DVD mit
Begleitheft) 14) erweisen sich immer wieder als wichtige Mittel, um
Traditionsarbeit erfolgreich zu leisten, wie sie gerade bei den Fla-Raketen
eine herausragende Rolle spielt. Ausblick Mit folgenden Titeln kann im laufenden Jahr gerechnet
werden: 1.) von einem Autorenkollektiv
„Die historischen Luftfahrtstätten in und um Berlin“, 2.) von Manfred es „So war das eben. Ein
Lebensbericht“ (Lebensbericht eines Jagdfliegers) und 3.) mit einer Neuauflage von „MiGs über Peenemünde“(JG
9). Rezensierte Literatur
Walter Hundt, geb. 1934, Prof.
em. Dr. phil. habil., Direktor a.D. des
Brandenburgischen Entwicklungs politischen Instituts (BEPI), Oberst a.D. der
NVA (Luftstreitkräfte), Mitglied der Gemeinschaft der Flieger deutscher
Streitkräfte / Fliegerkreis Berlin-Brandenburg und des Verbandes für
Internationale Politik und Völkerrecht (Verein der DDR-Diplomaten)
s.a. amazon.de, Politik,
Biografien & Zeitgeschichte
Für gebrauchte, vergriffene Bücher sehr zu empfehlen:
Merke: Die Demokratisierung der Informationsvermittlung geht zwangsläufig einher mit der Kommerzialisierung der Inhalte. |
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