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z.)     Bedrängendes vorn, Befreiendes hinten

... denn was ich fast überall auf den Bildern H's sehe, ist dieser Konflikt zwischen einer bedrängenden Nähe, die wie ein Kartenhaus sich verschachtelt und einer befreienden Ferne, die wie in einem Fenster, einem Tunnelgang oder einem Lichtakzent endet; also das Bedrängende vorn und das Befreiende hinten; aus der Fläche eine Tiefe gewinnend, ohne daß die Magie der Fläche dadurch verlorengeht.

Der räumliche Aufbau läßt sich auch als Simultandarstellung zeitlicher Abfolge empfinden. Die Vergangenheit, das Unwiederbringliche als tragender Sockel, greifbarer Grundstein, Gegenwärtigkeit, im Vordergrund als Anstoß, Abstoß der unaufhaltsamen Projektion. Die Zukunft, das Unentrinnbare, die oben im Hintergrund Fernziele aufleuchten läßt.

Das Merkwürdige dabei ist die Rolle, die das Quadrat spielt. Das Quadrat, das fast in allen Bildern vorkommt, aber merkwürdigerweise niemals als Format. Das Format ist meistens Hochformat, seltener Breitformat. Bei manchen Bildern ist in den Rahmen nochmals ein Rahmen hineingemalt und in diesen nochmals ein Rahmen, bis dann schließlich ganz am Ende eine Art Fenster da ist, das in die Ferne, in die Freiheit hinausführt als Gegensatz zu dem Quadrat, das wie ein schwerer Torbogen wirken kann. Raumsuggestionen in der Flächen-Optik organisieren sekundäre Gegenstandsbeziehungen in der autonomen Gestalt. Flächenstil und Raumsuggestion schließen einander ebensowenig aus wie autonome Form und Gegenstandsvorstellung.

[...] ...einem Akzent, einem Signal und einer gedämpften, aus vielen miteinander verwobenen Farben bestehenden Flächenstruktur, die meist grünblau mit grau und braun gedämpft, ein Gewebe, ein Gefüge oder eben einfach eine Textur ist. Dann dieses sich Öffnende, dieses Quadrat, das ein Erlebnis von Statik ist, eine bedrängende oder auch beschützende Nähe, die sich dann aber im Durchblick öffnet. [...]

[...] Ausgleich der Kontraste in atmender Spannung. Diese Reduktion setzte schon 1993 ein, intensiviert und klärt sich bis 1995. Sicherlich kannte er Malewitsch, Mondrian, Albers, die klassischen Meister des Quadrats, aber seine eigenen Quadrate sind eine neue eigene Manifestation der Stereoskopie; die begleitenden Kleinformen, die Fernakzente, die Farbe. [...] Introspektion von vorn nach hinten, von außen nach innen, Ambivalenz von Positiv und Negativ. [...] Farbflächenformen fügen sich zu Raumsuggestionen, zu Wanderwegen und Fernfluchten... [...] Flächenformen bauen Raum, Raum durch rhythmische Schichtung von Bildebenen von bedrängender Nähe in befreiende Ferne [...] ... dieses verdammte Gedrängel bei der Introspektion vorn und hinten ...

Quelle:
Leporello für eine Ausstellung von R. H.
Autor:
Professor Kurt Leonhard, Esslingen