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4d)   Mikroskopische Untersuchungen von Pinselhaaren und Holzfasern

Haare, werden Sie sagen, was haben die denn mit der Identifizierung von Gemälden zu tun !? So merkwürdig das auch klingen mag, aber fast jedes Gemälde hat in seiner Malschicht wenigstens eines oder mehrere Pinselhaare eingeschlossen. Es läßt sich nicht ganz vermeiden, daß während des Malvorganges einige der Pinselhaare abbrechen und in der originalen Farbschicht verbleiben, ohne daß es der Künstler merkt. Über die Jahrhunderte bleibt so ein originaler Rest einer künstlerischen Aktion konserviert - so lange, bis jemand aus Neugier fragt, mit welchen Pinseln ein Maler, vor Jahrhunderten vielleicht, ein Kunstwerk produziert hat.
Daß ich mich auf einer Beispielseite den Pinselhaaren widme, ist aber nicht nur meiner Neugier zuzuschreiben, sondern auch der Tatsache, daß deren Identifizierung beitragen kann, ein Kunstwerk einer bestimmten Epoche zuzuordnen. Kunststoffhaare werden Sie nicht auf einem Gemälde des 15. Jahrhunderts finden - es sei denn in der darüber dick aufgetragenen Firnis-Lackschicht zeitgenössischer "Lackierer".

Auch Holz gehört selbstverständlich zu dem Material, sei es eine Maltafel, ein Spannrahmen oder ein Möbelstück, welches auf seinen Zustand und seine Dauerhaftigkeit gegenüber Schädlingen und Umwelteinflüssen geprüft werden sollte.
Die Bestimmung der Holzart ist nicht selten mitentscheidend für die Zuordnung eines Gemäldes zu einer bestimmten Region. So weiß man, daß italienische Künstler hauptsächlich die Pappel, seltener die Zypresse und die Kastanie und die auf der Etsch geflößte Tanne als Malbretter bevorzugten, während die nordeuropäischen Künstler, z. B. die holländischen Maler die Eiche schätzten.
Außer den oben genannten, wurden folgende weitere Holzarten verwendet: Fichte, Tanne, Lärche, Linde, (hauptsächlich in Süddeutschland), Buche, Esche, Nuß- und Birnbaum auch in anderen Gegenden. Zypresse, Zeder und Mahagoni (aus den Kolonien) in den entsprechenden Ländern.
Herbstholz, das wußten schon die alten Meister (sie waren sehr wählerisch bei der Auswahl ihrer abgelagerten Hölzer), ist dichter als im Frühjahr geschlagenes. Die Lärche ist am widerstandsfähigsten gegen Schädlinge.
Altdeutsche Holztafeln haben, auch bei großen Ausmaßen, eine Stärke von ca. 2 bis 3, italienische Tafeln oftmals eine Dicke bis zu 10 Zentimetern in der Mitte, die nach den Rändern hin stetig dünner wird, um das Springen zu verhindern.

Sie sehen, geneigter Leser, daß ich auch auf dieser Seite nur kurz einige der vielfältigen Möglichkeiten aufgezählt habe, warum auch scheinbar nebensächliche Dinge wie Haare und Holz einer restauratorischen Betrachtung und Untersuchung nicht verschlossen bleiben sollten.


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