Vorwort

"Das Kairos Buch" erzählt von zahlreichen Begegnungen zwischen Menschen und Cetaceen (Waltiere). Die "Kairos", ein 25 Meter langes, speziell für die etwas "andere" Art der Delphinforschung gebautes und ausgerüstetes Holzschiff, war die Plattform dafür. Oft nutzten wir die Musik als Medium, um mit den Meeressäugern in Kontakt zu kommen. Das gemeinsame Singen und Musizieren ließ immer wieder schöne gemeinschaftliche Räume entstehen.

Globicephala macrorhynchus, Kurzflossengrindwal

Sehr bald merkten wir, daß wir nicht nur reine Beobachter waren, sondern Teil des Gesamt geschehens. Unsere eigene Anteilnahme und Lebensfreude spielte eine große Rolle. Nicht die Virtuosität des Musikers, sondern seine innere Haltung war für den Kontakt entscheidend. Die Musik, die aus dem Herzen kam und ständig neu entstand, lockte die Delphine an. Obwohl wir viele verschiedene Wal- und Delphinarten trafen,  entwickelte sich der intensivste und kontinuierlichste Kontakt zu den Pilotwalen vor der Südküste Teneriffas (Kanarische Inseln). Wir mußten in der Anfangszeit alle unsere Vorstellungen wie ein Kontakt zustande kommen könnte wieder vergessen. Es wurde klar: im Wasser sind die Delphine die "Chefs" und wir die Gäste. Unsere Entwicklung ging immer mehr von der Ungeduld und dem "Jagdfieber" hin zur Ruhe und Absichtslosigkeit. Wir lauschten ihnen über das Hydrophon (Unterwassermikrofon) und versuchten ihren Klangraum zu verstehen. Wir entdeckten sehr bald, daß sich die Stimmung unter uns Menschen maßgeblich auf das Geschehen auswirkte. Wenn an Bord dicke Luft herrschte, waren wir weit von jeglicher Lebensfreude und Leichtigkeit entfernt. Es ging dann nicht darum Konflikte zu vermeiden, sondern sie konstruktiv auszutragen.

Delphinus delphis, Gewöhnlicher Delphin

Wie sehr das Seeleben den Menschen veränderte und herausforderte, war offensichtlich. Die Auseinandersetzung mit den Elementen verlangte uns ehemaligen Landratten dauerhafte Präsenz ab. Man kam sich durch den überschaubaren und begrenzten Raum dieser hölzernen Insel mitten auf dem Ozean sehr schnell nahe. Das Schiff bot eine gute Gelegenheit, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen und ich dachte: "Der Mensch ist das Zusammenleben mit seiner eigenen Spezies oftmals nicht gewöhnt. Das richtige Maß von Nähe und Distanz zu finden ist eine Lektion, die man immer wieder neu lernen muß."

Ich bin erfüllt von tiefer Dankbarkeit für die bisher lehrreichsten, glücklichsten und zugleich anstrengendsten Jahre meines Lebens.  



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