3.2. Präkolumbische Geschichte

Es existieren einige Dokumente, welche Legenden, Mythen und Daten bezüglich der Tz´utujiles und ihrer Geschichte vor der Conquista enthalten. Sie beziehen sich hauptsächlich auf die postklassische Zeit und wurden im frühen 16. Jahrhundert niedergeschrieben. Außer dem Título San Bartolomé, welcher Ereignisse des frühen 16. Jahrhunderts beschreibt, ist derzeit kein Dokument in der Tz´utujil Sprache verfügbar (Orellana 1984: 35). Große Bedeutung für die Rekonstruktion der präkolumbischen Geschichte der Tz´utujiles erlangen daher Schriften nahe verwandter indianischer Gruppen, wie das Popol Vuh der Quiché und die Annalen der Cakchiquels. Die einzige mir bekannte und zur Verfügung stehende ethnohistorische Arbeit die sich speziell mit den Tz´utujiles befasst, ist die von Sandra L. Orellana (1984). Auch Orellana jedoch bezieht viele ihrer Informationen von Robert M. Carmack, der sich intensiv mit der Geschichte der Quiché beschäftigt hat, welche im engen Zusammenhang derer der Tz´utujiles und der Cakchiqueles steht.



3.2.1. Anfänge der Tz´utujil-Geschichte

Informationen zu den Anfängen der Geschichte der Tz´utujiles gibt der kleine Título Tzutujil, den der Maya-Forscher Charles Étienne Brasseur de Bourbourg benutzte. Dieses Dokument besagt etwas über die Geschichte der Tz´utujiles bevor sie das Hochland von Guatemala erreichten (Orellana 1984: 35). Zusammen mit anderen Hochlandgruppen bildeten sie ein mächtiges Volk, "who lived on the other side of the seas", vermutlich in der Tabasco-Veracruz Gegend. Sie führten Krieg mit benachbarten Gruppen und wurden geschlagen. Von den Feinden verfolgt, flohen die geschlagenen Krieger und ihre Familien. Mit Booten verließen sie Wucub Pek und Wukub Ciwan (die Sieben Höhlen und die Sieben Schluchten), was andere Namen für Tula, oder Tollan, die große Hauptstadt der Tolteken sind (ebd.: 35).

Die Flüchtlinge kamen zu einem Ort namens Xenimain und siedelten dort in verlassenen Gebieten. Nach einiger Zeit erstarkten sie erneut und gründeten verschiedene Staaten, von denen der mit dem Namen Tula der wichtigste war. Ein Ort namens Xenimain ist nicht bekannt und das erwähnte Tula war vielleicht ein anderes als das im Popol Vuh und den Annalen der Cakchiqueles erwähnte (ebd.: 35). Es brach erneut Krieg aus und die erwähnten Gruppen wurden wieder aus dem Gebiet vertrieben, woraufhin sie in das Hochland von Guatemala gelangten (ebd.: 36).(1)

Weit mehr Information über diese Periode geben das Popol Vuh und die Annalen der Cakchiqueles, welche die Ankunft der Tz´utujiles zusammen mit anderen Gruppen in Tula beschreiben. Den Annalen der Cakchiqueles zufolge waren die Tz´utujiles die ersten der "Sieben Stämme", die Tula erreichten (The Annals of the Cakchiquels 1953: 49). Die Gruppe der Cakchiqueles, welche eine Kriegergruppe war, kam als Letzte an. Auch andere Dokumente benennen die Gruppen, die in der toltekischen Hauptstadt eintrafen. Unter ihnen sind die Quiché, die Tamub, Ilocab, Rabinal, die Cakchiquel, die Tz´iquinajay und die Tz´utujil (Orellana 1984: 36). Unklar ist, ob mit "Tula" das Tula oder Tollan nördlich des heutigen Mexiko-City gemeint ist, oder ein anderes wichtiges toltekisches Zentrum, wie z.B. Chichén Itzá oder Mayapán. Der Herrscher von Tula jedoch schickte die Stämme weiter, um neue Gebiete zu erobern.

Auf der Basis von archäologischen Untersuchungen behauptet Fox(2), daß es drei unterschiedliche Einwanderungsphasen in das gualtematekische Hochland gegeben habe. Die erste zum Ende der klassischen Epoche um 900 n.Chr., die zweite, die für die Tz´utujiles von Bedeutung sein könnte, während der frühen Postklassik, als Chichén Itzá noch dominierte und die dritte, mit der die Quiché, die Rabinal und die Cakchiqueles in das Hochland kamen, um 1200-1250 n.Chr.. Laut Fox errichteten die Tz´utujiles Chuitinamit, ihre befestigte "Akropolisanlage" bevor die Quiché im Hochland auftauchten. Später wurden die Tz´utujiles von den Quiché erobert und erhielten so ihren Platz in der Quiché-Geschichte. Wallace und Carmack merken jedoch an, daß für diese Interpretation keine dokumentarischen Belege existieren (Orellana 1984: 37).

Laut Carmack handelte es sich bei den Vorvätern der Quiché (und auch der Tz´utujiles) um Chontal-Nahua sprechende Gruppen aus der Tabasco-Veracruz Gegend, die als kleinere militärische Verbände von epi-toltekischen Zentren (Orte unter toltekischem Einfluß nach dem Fall Tulas) in der Golfküstenregion zum Zwecke der Eroberung und politischen Kontrolle ausgesandt wurden (Carmack 1981: 44). Sie zogen um 1225-50 n.Chr. in östliche Richtung wo sie im guatemaltekischen Hochland auf Quiché-sprachige Mayas trafen. Die militärisch überlegenen Einwanderer bauten kleinere befestigte Verteidigungsanlagen in den Quiché-Bergen, von denen die wichtigste Jakawitz genannt wurde. Von hier aus begannen sie die umliegende Bevölkerung durch Kriegszüge und Menschenopfer zu terrorisieren und epi-toltekische Staaten zu errichten (ebd.: 44).

Als die eingewanderten epi-toltekischen Gruppen das Hochland unter sich aufteilten, erhielten die Quiché den nördlichen Teil der Region, einschließlich der zentralen Quiché-Ebenen. Die Tz´utujiles erhielten den südlichen Teil um den Atitlán See herum. Diese beiden Verwandtschaftsgruppen waren die ranghöchsten, da sie, wie es in ihrer mythischen Geschichte heißt, als erste in Tula eintrafen. Die Cakchiqueles bekamen die mittlere Region zwischen diesen beiden zugewiesen. Sie waren den Quiché klar untergeordnet, da sie laut Mythos als letzte Zugang in Tula erhielten. Die Rabinal erhielten den östlichen Teil der Region. Sie waren anscheinend, wie die Cakchiqueles, eher Krieger mit geringerem Status (Carmack 1981: 67f).

Die Chroniken besagen, daß die verschiedenen Gruppen anfangs Allianzen eingingen und eine Art Konföderation bildeten. Diese Allianzen begründeten sich vermutlich auf dem Bewußtsein einer gemeinsamen Herkunft und eines gemeinsamen kulturellen Erbes, sowie einer Übereinstimmung, die jeweiligen Einflußgebiete zu respektieren. Die Bindungen wurden durch einen Austausch von Geschenken, vermutlich auch Frauen, gefestigt, ebenso, bis zu einem gewissen Maße, in der gegenseitigen Respektierung ihrer Gottheiten. Es ist wahrscheinlich, so Carmack, daß die Frauen der ersten Oberhäupter der Quiché-Fürstenhäuser aus anderen epi-toltekischen Gruppen stammten (ebd. 66).

Da jede Gruppe in ihren Gebieten von den einheimischen Völkern beeinflußt wurde, setzte eine langsame Zersetzung der gemeinsamen Sprache ein, was sich zu einem fortschreitenden Problem für die Konföderation entwickelte. So entstanden auch andere kulturelle Unterschiede sowie, nach und nach, politische Unabhängigkeit. Fox(3)

belegt durch archäologische Untersuchungen, daß die Tz´utujiles, die Rabinal und die Cakchiqueles architektonische Stile sowie Siedlungsmuster der Völker unter denen sie lebten, übernahmen. Diese Adaptionen, sowie sprachliche und religiöse Unterschiede, erschwerten in zunehmenden Maße den Zusammenhalt der Konföderation, auch wenn sie nicht völlig zusammenbrach, bis die Quiché ihr Machtzentrum nach Utatlán verlegt hatten (ebd.: 69).



3.2.2. Die Periode der Quiché-Expansion

Die Quiché-Herrscher C´otuja (1375-1400 n.Chr.) und K´ucumatz (1400-1425 n.Chr.) vergrößerten das Reich der Quiché, welches zu dieser Zeit sein Zentrum in Pismachi hatte. Unklar ist, ob es sich hier wirklich um zwei verschiedene Herrscher, oder um die gleiche Person mit verschiedenen Namen handelt.

Zu dieser Zeit waren sowohl die Cakchiqueles als auch die Tz´utujiles der Vorherrschaft der Quiché untergeordnet.

Zwei Dokumente, die von Francisco Antonio de Fuentes y Guzmán benutzt wurden, beschreiben, wie die Tz´utujiles ihr Gebiet im südlichen Piedmont vergrößern konnten und aufgrund des dortigen Kakaoanbaus reich wurden. Laut Fuentes y Guzmán(4) hatte der Quiché-Herrscher Acxopil zwei Söhne: Xiuhtemal und Acxoquauh. Carmack identifiziert Acxopil mit C´otuja-K´ucumatz, die Namen der Söhne jedoch kann er, da es sich hier um Nahua-Namen handelt, nicht mit Quiché- oder Cakchiquel-Herrschern der Chroniken in Verbindung bringen (Carmack 1981: 131). Acxopil setzte seine Söhne als Herrscher über die Cakchiqueles und Tz´utujiles ein und vervollständigte diese Bindungen vermutlich durch Heirat mit Frauen aus beiden Gruppen. Seine Herrschaft umfasste die Tamubs, die Ilocabs, die Cakchiqueles, die Tz´utujiles und weitere Gruppen. Beide Söhne Acxopils wollten ihr Einflußgebiet vergrößern und bekämpften sich untereinander. Zwar schaffte es keiner der beiden, Macht über den anderen zu erlangen, aber während dieser Periode konnte Acxoquauh die Kontrolle der Tz´utujiles über die Kakao-Ländereien des südlichen Piedmonts vergrößern. Die Tz´utujiles tauschten Kakao gegen Gold und Silber und wurden dadurch wohlhabend (Orellana 1984: 42).

Zur Zeit der Herrschaft von K´ucumatz wurde K´umarcaaj (Utatlán), das letzte Machtzentrum der Quiché errichtet. Es befand sich ungefähr drei Kilometer vom heutigen Santa Cruz del Quiché entfernt. Unter K´ucumatz unterstanden große Gebiete dem Einflußbereich der Quiché und, obwohl die Tz´utujiles nomiell unabhängig blieben, waren sie doch durch Heiratsallianzen untergeordnet und betrachteten den Quiché-Herrscher als ihren höchsten Führer. Einige Quiché werden wohl auch in Xikomuk gelebt haben, um die Tz´utujiles zu überwachen (ebd.: 42).

Im Jahre 1425 n.Chr. wurde K´ucumatz in einem Kampf getötet und sein Sohn, Q´uik´ab, übernahm die Macht. Unter seiner Herrschaft erlangte das Reich der Quiché seine größte Ausdehnung (Carmack 1981: 135).



3.2.3. Phase andauernder Kriegsführung

Das durch den Tod Q´uik´abs entstandene Machtvakuum nutzten die Tz´utujiles und andere Hochlandgruppen aus, um eine Reihe von Kriegen gegen die Quiché zu führen (Orellana 1984: 43). Fuentes y Guzmán(5) beschreibt den Vorfall, der eine Serie von Kämpfen zwischen den Tz´utujiles und den Quiché ausgelöst haben soll: Die Entführung der Braut eines Quiché-Herrschers durch den Ajtz´iquinajay, den obersten Tz´utujil-Fürsten. Dieser Tz´utujil-Herrscher war wahrscheinlich der erste Jo´o´ Cawok (Fünf Blitz) in den Annalen (ebd.: 43).

Der Bericht Fuentes y Guzmáns beinhaltet eine große Menge an Informationen über Kriegsführung, Geschichte, Geographie und Namen einiger Tz´utujil-Fürsten. Leider, so Orellana, basiert seine Beschreibung auf seiner eigenen Interpretation wichtiger historischer Dokumente, von denen einige nicht mehr existieren. In anderen Dokumenten werden die Kriege, in die die Tz´utujiles verwickelt waren, nicht so detailliert beschrieben und die Vertrauenswürdigkeit der Dokumente, die Fuentes y Guzmán benutzte, beruht allein auf seiner Fähigkeit das von den Indianern geschriebene zu interpretieren. Laut Orellana und auch Carmack (1981: 139) unterliefen ihm einige Fehler, so daß es nicht immer möglich ist, die von ihm genannten Personen mit den in anderen Quellen erwähnten zu identifizieren (ebd.: 43). Aus diesem Grund verzichte ich hier auf eine detaillierte Darstellung der komplizierten Kriegsabläufe und verweise daher interessierte Leser an Fuentes y Guzmán 1969-1972: 20f, sowie an Orellana 1984: 43f. Vielmehr folge ich Carmack, der nur eine kurze Zusammenfassung der Kriege wiedergibt:

Demnach gewannen die Quiché einige wichtige Kämpfe und brachten viel Kriegsbeute nach Utatlán (K´umarcaaj). Die Quiché-Herrscher belohnten ihre Krieger mit dieser Beute und erhoben viele von ihnen auf würdevolle Positionen in der Quiché-Hierarchie. Der wohl wichtigste strategische Gewinn der Quiché war die Zusicherung der Pipiles, Soldaten und Händlern der Quiché und der Cakchiqueles freie Passage durch ihr Gebiet zu gewähren. Dieses Zugeständniss war größtenteils ein Gewinn der Cakchiqueles, die zeitweise auf Seiten der Quiché kämpften, als ihre traditionellen Feinde, die Pipiles eine Allianz mit den Tz´utujiles eingingen. Die Tz´utujiles schafften es, neben den Pipiles, auch solch Quiché-dominierte Völker wie die Ilocabs, die Küsten-Quiché von Zapotitlán und die Mam als Alliierte zu rekrutieren. So alliiert fügten die Tz´utujiles den Quiché große Verluste in den Kämpfen zu. Laut Fuentes y Guzmán wurden tausende Krieger getötet, unter ihnen viele Fürsten und hochgestellte Persönlichkeiten. Auch der Herrscher von Utatlán selbst wurde getötet, als er aus seiner Sänfte geschlagen wurde, von der herab er das Kampfgeschehen in einer Gegend südlich des Atitlán Sees dirigierte (Carmack 1981: 140). Einer der Xpantzay-títulos besagt, daß der Sohn von Q´uik´ab von den Tz´utujiles getötet wurde(6). Es könnte sich dabei um den selben Quiché-Herrscher handeln, von dem Fuentes y Guzmán berichtet. Laut Carmack war es vermutlich Tecum, der Nachfolger von Tepepul, da Tecum, laut des Título Totonicapán der Sohn Q´uik´abs war. Diese Identifikation würde bestätigen, daß die Tz´utujil-Kriege während der letzten Jahre des 15. Jahrhunderts stattgefunden haben (ebd.: 140). Laut Orellana, die sich enger an Fuentes y Guzmán hält, dauerten die Kriege von 1485 bis 1501. Als Ergebnis der Kämpfe nahmen die Quiché und die Cakchiqueles Patulul, Pochuta, Ixtahuacán (San Miguel), Siedlungsgebiete der Mam, Palopó und viele andere Städte ein. Die Tz´utujiles behielten die westlichen und südlichen Gebiete des Atitlán Sees (Orellana 1984: 46).

In den Jahren zwischen 1501 und 1521 werden keine Kämpfe im Gebiet der Tz´utujiles erwähnt. Die Quiché, die Cakchiqueles und die Tz´utujiles hielten jedoch die Mexikaner (Azteken) erfolgreich davon ab, guatemaltekisches Gebiet jenseits von Soconusco zu erobern. Diese Kämpfe fanden jedoch offensichtlich nicht auf Tz´utujil-Territorium statt (ebd.: 46).

Der Cakchiquel-Herrscher Hunyg hatte eine Tz´utujil-Frau mit dem Namen Ixk´ekac´uch geheiratet und im Jahre 1521 übernahm einer ihrer Söhne, der Ajpop Achi Tzían, die Macht über die Cakchiqueles. Zwanzig Tage nach der Amtsübernahme des Ajpop Achi Tzían, am 2. September, sah sich der Ajtz´iquinajay der Tz´utujiles einer internen Revolte gegenübergestellt. Da die Tz´utujiles im Frieden mit den Cakchiqueles lebten, bat der Ajtz´iquinajay die Nachbarn für die Niederschlagung des Aufstandes um Hilfe. Die Cakchiqueles schickten zwei ihrer Unterstämme, die Tzotziles und die Tukuchés um dem Ajtz´iquinajay zu helfen:

"... the Zotzils and Tukuchés killed the (rebel) Zutuhil tribes; all those of Tziquinahay (rebel Ajtz´iquinajay) died. They took many prisoners. And for this reason the Zutuhils, fearing death, surrendered their jewels and money and the city of Xepoyom (Xikomuk) was captured. Afterwards the kings Tepepul Ahtziquinajay and Qitzihay returned to their homes." (The Annals of the Cakchiquels 1953: 117 - Worte in Klammern ergänzt von Orellana 1984: 46)

Dieser Rebellionsversuch erinnert an eine Revolte gegen Q´uik´ab, den Quiché-Herrscher, der 1470 von zwei seiner Söhne und anderen untergebenen Kriegern angeriffen wurde. Im Gegensatz zur Quiché-Revolte war die der aufständigen Tz´utujiles jedoch erfolglos (ebd.: 47).

Kurz nach diesen Ereignissen brach erneut ein Krieg zwischen den Tz´utujiles und den Cakchiqueles aus. Die Tz´utujiles alliierten dabei mit einem rebellierenden Cakchiquel-Fürsten. Obwohl der Cakchiquel-Herrscher den Aufstand anscheinend niederschlagen konnte, befanden sich die beiden Gruppen 1524, als mit Pedro de Alvarado die spanischen Conquistadores nach Guatemala kamen, immer noch im Kriegszustand (Orellana 1984: 47).



3.2.4. Zusammenfassung

Obwohl es nicht ganz geklärt ist, ob die Migration der Tz´utujiles in das guatemaltekische Hochland derer der Quiché und Cakchiqueles vorausging, hatten sich die Tz´utujiles um 1250 n.Chr. oder vielleicht auch eher, am Atitlán See angesiedelt. Gegen 1250 n.Chr. begannen die Quiché das Hochland, in welches sie mit den anderen Migrantengruppen eingewandert waren und toltekische Kulturformen einführten (oder intensivierten), unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Quiché, die Cakchiqueles, die Tz´utujiles und Rabinal bildeten eine Konföderation in Form einer militärischen Allianz. Durch Heiratsverbindungen untereinander wurde die Allianz zusätzlich gefestigt. Während dieser frühen Zeit waren die Cakchiqueles die bevorzugten Heiratspartner der Tz´utujiles, obwohl sie wohl auch mit den Quiché Ehepartner austauschten.

Während des 14. Jahrhunderts vergrößerten die Quiché ihren Machtbereich im Hochland deutlich. Die Quiché-Herrscher schwächten die Kontrolle Chiya´s über das Tiefland durch geschickte Heirats- und Eingliederungspolitik, sowie Ansiedlung im Tz´utujil-Territorium. Gegen Ende des Jahrhunderts erreichten die Quiché den Höhepunkt ihrer Macht unter der Herrschaft von Q´uik´ab. Die Tz´utujiles sowie andere unterworfene Gruppen zahlten Tribute an die Quiché und brachten Opfer in K´umarcaaj dar. Eine Revolte gegen Q´uik´ab bezeichnete das Ende der Vormachtstellung der Quiché im Hochland und gab den Anstoß zur Unabhängigkeit der vormals unterworfenen Gruppen. Die Periode zwischen 1485 und 1501 war gekennzeichnet durch ununterbrochene Kriegsführung zwischen den wichtigsten Hochlandgruppen. Jede versuchte ihren Machtbereich auf Kosten der anderen zu vergrößern. Es gibt keinen Hinweiß darauf, daß die Tz´utujiles zwischen 1501 und 1521 in einen Krieg verwickelt waren, sie erlitten jedoch eine interne Revolte. Obwohl dieser Aufstand erfolglos war, hinterließ er doch Unzufriedenheiten, die an die Oberfläche traten, nachdem die Spanier Guatemala erobert hatten (Orellana 1984: 47f).

 


1. siehe Título Tzutujil in Carmack 1971. (zurück)

2. Fox, J.: Quiche expansin processes: Differential ecological growth bases within an archaic state. In: Dwight T. Wallace and Robert M. Carmack (Hg.): Archaeology and ethnohistory of the central Quiché. Institute for Mesoamerican Studies, State University of New York, Publication no. 1, pp. 82-97. (zurück)

3. Fox, J. W.: Centralism and regionalism: Quiché acculturation process in settlement patterning. Ph.D. dissertation. 1975 SUNY Albany. (zurück)

4. Fuentes y Guzmán, Francisco Antonio de: Obras históricas de don Francisco Antonio de Fuentes y Guzmán: recordación Florida. Edited by Carmelo Sáenz de santa María. Biblioteca de Autores Españoles. Madrid: Ediciones Atlas 1969-72. (zurück)

5. Fuentes y Guzman 1969-1972: 20f. (zurück)

6. Recinos, A.: Crónicas indígenas de Guatemala. Guatemala: Editorial Universitaria 1957, 149. (zurück)

 

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