St. Benedikt
(Datierung/Ausmalung) |
Dieses lange Zitat aus dem Buch
von Elisabeth Rüber (S. 25-27) demonstriert sehr gut eine historisch-interpretierende
Arbeitsweise: konkrete Bildinhalte werden auf dem Hintergrund von aus den
schriftlichen Quellen gewonnenen historischen Möglichkeiten interpretiert.
Deutlich werden dabei auch die Grenzen der historischen Methode: es ist ihr
nicht möglich (und Rüber erhebt auch gar nicht diesen Anspruch), mit
unumstößlicher Sicherheit festzustellen, wer denn nun wann diese Kirche wirklich
hat bauen lassen.
Bei der Malerei glaubt Rüber, zwei stilistisch verschiedene Gruppen
feststellen zu können.
Zur ersten Gruppe (die Nischenbilder und der Engelfries an der Ostwand) schreibt
sie:
"Die engsten Vergleichsbeispiele finden sich in nächster Nähe, in der
Monumentalmalerei von Sankt Johann in Müstair." [34]
Zu den Bildern der zweiten Gruppe, den Stifterbilder und den Darstellungen
an der Nordwand, meint Rüber:
"Die Bilder zeigen erstaunlich deutliche Stilbezüge zu den Miniaturen
des berühmten Godescalc-Evangeliars, obwohl es sich hier um zwei verschiedene
Gattungen und unterschiedliche Erhaltungszustände handelt. Diese Handschrift
wurde im Auftrag Karls des Großen und dessen Gemahlin Hildegard von dem Schreiber
Godescalc zwischen 781 und 783 geschaffen. ... Die Übereinstimmungen lassen
sich nur aufgrund eines identischen Kunstkreises und einer gemeinsamen Schulung
heraus erklären." [35]
Hier zieht Rüber also erneut Buchmalerei als stilistische Vergleichgröße
heran.
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