St. Benedikt in Mals: Stifter (1)

"Auf der linken Seite steht der weltliche Stifter (Abb. 58) in annähernd frontaler Haltung zum Betrachter. Vor seinem Körper hält er ostentativ mit beiden Händen eine Spatha, die mit Hilfe eines sog. Friedensbandes sicher in der Hülle steckt. Sein rechteckiger Nimbus kennzeichnet ihn als Lebenden. Dieses Bildnis wurde in der Forschung häufig und kontrovers diskutiert. Die Zuschreibungen reichen von einem Mitglied einer königsnahen karolingischen Adelsgruppe bis hin zu Karls des Großen Sohn Pippin. Die Problem seiner Identifizierung ergeben sich aus dem Fehlen von schriftlichen Quellen, einer inschriftlichen Benennung und rangbestimmender Charakteristika sowie durch die Singularität der Darstellung im allgemeinen. So lässt die Gewandung des Stifters zumindest dem heutigen Erhaltungszustand nach etwa einen mit Goldfäden durchwirkten Stoff oder eine reich geschmückte Fibel vermissen. Ferner entspricht sie zwar weitgehend der [25] von Einhard, dem Biographen Karls des Großen, beschriebenen karolingischen Hoftracht, doch ist nicht bekannt, wie eine regionale churrätische Kleidung ausgesehen hat. Immerhin geben aber der verzierte Gewandsaum und die beiden seitlichen Streifen an der Tunika ein wertvolleres Kleidungsstück (Abb. 39).
Auch Typus und Schmuck des Schwertes erlauben darüber hinaus keine weitergehenden Hinweise. Aufgrund der Zurückhaltung in der Ausstattung scheint es sich hier um einen lokalen Großen zu handeln. Demnach kommen folgende Personen in Betracht:

  • - Praeses und Bischof Remedius, um 800
  • - Graf Hunfried, ab 807.
  • - Denkbar wäre aber auch sowohl ein bedeutender Großer mit Allodialbesitz als auch Mächtiger, der mit dem Schutz der Alpenpässe beauftragt war.
  • - Der weltliche Stifter in Mals lässt sich weder klar dem Typus des Dedikations- noch dem des Devotionsbildes zuordnen. Es sind vielmehr vielschichtige Bedeutungsebenen zu vermuten.
  • - Als Bildinhalt ist eine konkrete Stiftung denkbar. So ist überliefert, dass weltliche Stifter durchaus auch profane Gegenstände als Symbol einer Schenkung am Altar niedergelegt haben.
  • - Die repräsentative Wiedergabe weist die Darstellung zugleich als Herrscherbild mit einem Schwert als Legitimation der Rechtsansprüche aus.
  • - Auf einer anderen Ebene erklärt sich hingegen die Bildfunktion in dem Begriff des Memorialbildes. Die bildliche Wiedergabe des Stifters in der Nähe des Altars vergegenwärtigt die Person und bewirkt ihre liturgische Präsenz sowie ein bleibendes Gedenken im Gebet."

zum weltlichen Stifter

Der weltliche Stifter in fränkischer Hoftracht und mit Spatha (Langschwert), links von der Christusfigur in der Ostapsis

Foto: J. Rotter
© Frasnelli-Keitsch, Bozen, 2000

zum geistlichen Stifter

Kopf des weltlichen Stifters

© Frasnelli-Keitsch, Bozen, 2000

zurück im Textvorheriger Text

Erstellt am 3.6.2000, geändert am 4.10.2001.

Copyright © 1999–2010, Tilmann Chladek

zurück an den Anfang

Platzhalter Platzhalter Platzhalter Platzhalter