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Horst Dölvers
Pedant, Poet, gelehrter Narr. Swifts Freund, Dr. Thomas Sheridan, Schulmeister, Spaßmacher, Spottfigur
1998, 160 pp. Hardcover.
(Europäische Profile 50)
ISBN: 978-3-931887-58-2
€ 35,-
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Lampoons nannte man in England und Irland im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert gereimte Schmähgedichte gegen Personen, mit denen man ein Hühnchen zu rupfen hatte, und solche Reimverse waren nicht gerade zimperlich. Wer sie schrieb, brachte sie alsbald zum Drucker, damit sie als Einblattdrucke oder Pamphlete das Opfer um so wirksamer dem öffentlichen Gelächter aussetzten. So konnten sich denn auch die Bürger von Dublin um 1720 an zahlreichen Verspottungen eines gelehrten geistlichen Schulmeisters delektieren. Dies war der Doctor Thomas Sheridan (1687-1738), ein enger Freund des Satiriker Jonathan Swift.
Sheridan leitete jahrelang eine der angesehensten Schulen in Dublin und übersetzte Sophokles und Persius. Die Mitbürger jedoch sahen in ihm eine recht lächerliche Figur: in ständigen Geldnöten, reich nur an Kindern, gepeinigt von einem zänkischen Weib als Prediger das Ungeschick in Person, wenn es um ein einträgliches Amt ging, als Schulleiter den Streichen von Pennälern und Freunden ausgesetzt. Zudem war er ein Anhänger (wenn nicht geradezu abhängig) von Wein, Weib und Wortspielen; seine Schrift über die 'Kunst des Kalauerns', The Art of Punning, wurde jahrelang zum Gegenstand teils gutmütiger, teils verletzender Spottverse.
Die humorvollen Invektiven gegen 'Punning Tom Sheridan, Phoebus's Darling' stellten Belesenheit und Einfallsreichtum ihrer gleichfalls akademischen Verfasser dadurch unter Beweis, daß sie ehrwürdige Gattungen wie Preisgedicht, Grabrede, Elegie oder Abschied von der Welt parodierten. In ihren aneinander anknüpfenden, gelegentlich ans Absurde grenzenden figürlichen und szenischen Erfindungen stellen diese Texte ein bemerkenswertes Stück popular culture dar. Literarisch gesehen belegen sie ein weithin unbekanntes komisches Genre kollektiven Ursprungs gewissermaßen eine Farce ohne Skript. Die vorliegende Studie erarbeitet die biographischen, kultur- und zeitgeschichtlichen Kontexte dieser (im Sinne Bachtins) 'karnevalesken' Restzone im Alltag des damaligen Dublin.
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