Boogie Nights
 
USA, 1997, 152min
Regie: Paul Thomas Anderson
Cast: Nicole Parker, Julianne Moore, Heather Graham
 
Sieben Jahre währender Aufstieg und Fall eines Freundeskreises im Pornogeschäft.
 
San Fernando Valley 1977. Als der Profi-Pornoregisseur Jack Horner [sic] in einer Dancefloor-Disco den Tellerwäscher Eddie Adams auf einen neuen Job anspricht, denkt der 17-Jährige zunächst daran, sich wieder einmal vor den Augen eines Homos einen runterholen zu sollen. Doch Jack hat viel mehr, viel Lukrativeres im Sinn. Er hält es für möglich, aus Eddie einen neuen Hetero-Pornostar zu erschaffen. Die wildesten Träume werden dabei übertroffen. Nicht zuletzt dank der Intimausmaße Eddies, der sich fortan Dirk Diggler nennt, rollt der Dollar nur so in die Taschen aller Beteiligten. Bald wird der James Bond der Z-Filme, Brock Landers, aus der Taufe gehoben, der in spielfilmartigen Sex-Abenteuern um die Welt reist, um Spioneaufträge zu absolvieren und die lokalen Frauen zu beglücken.

Eddie ist nun ein Superstar erster Klasse, der sich vom Sportflitzer bis zur modernsten Wohungseinrichtung alles leisten kann, was das Herz begehrt.

Es folgen die 80er, harte Lehrjahre für Jack und Eddies Geschäftsfreunde. Eddies Drogenkonsum schränkt seine sexuelle Leistungsfähigkeit deutlich ein, knickt sein Selbstbewusstsein und macht ihn schnell reizbar. Jack hat bereits einen neuen angehenden Star aufgelesen und setzt Eddie rasch vor die Tür.

Keine lange Zeit wird vergehen und Eddie findet sich auf dem Straßenstrich untersten Niveaus wieder, während Jack am endgültigen Ende seiner Kreativität angelangt ist und sich mit einem neuen Medium namens Video herumschlägt. Doch der freie Fall Eddies und Jacks ist damit noch nicht zu Ende gegangen...

Queer Watchlion

Es gibt natürlich auch einen Homo in der Filmcrew, der, wie sollte es anders sein, das männliche Sexualobjekt vor der Kamera auch dahinter begehrt. Eddie alias Dirk gibt sich ganz 90er verständnisvoll in seiner Abfuhr, aber dieser Schwule will es einfach nicht recht kapieren. Hetero nur gut, Homo nur geil, da darf hetero sich wieder mit einer angeblich neuen Ansicht in Wirklichkeit alter Filmklischees selbst beweihräuchern. Zumindest dieser kurze Einschub hätte beruhigt unter den Schneidetisch fallen dürfen.

Als dritten schwulen Handlungsstrang begrüßen wir Alfred Molina nach seiner schwulen Hauptrolle in dem in Deutschland außerhalb von Festivals bisher leider nicht gelaufenen Nervous Energy nun in einem Cameo als sehr schwulen, sehr psychotischen Drogenbaron. Diese gar nicht einmal kurze Szene ist so abgefahren, dass sie fast schon das Eintrittsgeld wert wäre.

Trivia

Nach Ein Mann – ein Mord verhilft nun innerhalb kürzester Zeit auch Boogie Nights Nenas 99 Luftballons, noch dazu wieder in der deutschen Originalversion, zu weiterem Bekanntheitsgrad. Das Amerika der frühen 80er definiert sich musikalisch nachträglich über die Neue Deutsche Welle – wer hätte das gedacht?

UPDATE: Kaum geschrieben, reiht sich nun auch Eine Hochzeit zum Verlieben in die Nena - Mania ein.

ki, Mailand – Berlin
Foto ©: 1997 New Line Productions, Inc.
 
Deutschland: 4. Juni '98 im Verleih von Kinowelt.
US: 17. Oktober '97
GB: ?
Frankreich: ?
 
Gesehen während der:
64. MIFED 1997
English version

Filmdaten:

Offizieller Link: http://www.boogie-nights.com/
 

copyright: Queer View, 18. November 1997