Mein bester Freund, der Vergewaltiger (Teil II)
Junger Mann lernt unbeholfen damit umzugehen, dass sein bester Freund seine Freundin vergewaltigt hat.
Während Nicks Abweseneheit sucht seine Freundin Mary seinen besten Freund Sidney auf, um dessen Depression zu lindern. Die Nächstenliebe nutzt der selbst in einer Beziehung stehende Sid dazu aus, Mary zu vergewaltigen.
Als Nick zurückkehrt, findet er durch Marys verändertes Verhalten auch ihm gegenüber erst langsam die Wahrheit heraus. Die Thematik ist vollkommendes Neuland für den jungen Mann, der zunächst eifersüchtig, dann rachsüchtig reagiert. Seine Beziehung sowohl zu Mary als auch zu Sid gehen den Bach hinunter. Mit gekaufter Gewalt wollen die Machos die Angelegenheit unter sich klären, während Mary vernachlässigt wird. Und natürlich geht einiges schief, bis der Topf endgültig überkocht...
Stattdessen wird das Publikum mit einem Kaleidoskop an trügerischen Einschätzungen rund um das Thema Vergewaltigung bombardiert, das mutig eine genaue Beobachtungsgabe der grausamen Realität an den Tag legt. Nur fehlt zu oft die allzunötige Enthebelung dieser Ansichten, so dass es schwer auszumachen ist, ob der Film eine verkorkste Welt aufzeigen, möglicherweise sogar verbessern will, oder ob er lediglich eine Bereitschaft dazu signalisiert, aber selbst noch am allgemeinen Unverständnis krankt.
Zunächst zeigt sich Nick paranoid eifersüchtig. Ihm ist nicht klar, dass es sich um eine Gewaltausübung handelte, nicht um Sex. So greift er seine Freundin an, dass sie allein in die Wohnung seines besten Freundes gegangen sei und schließlich ihn hätte machen lassen, wo sie doch ein großes Mädchen sei, dass sich wehren könne. An einem Punkt erdreistet sich der testosteronschwangere Nick, Mary höhnisch zu fragen, ob sie immer noch mit Sid ins Bett wolle. Marys beste Freundin beseitigt alle Verwirrungen im Kopf der Überlebenden: "Du hast alles getan, was du konntest – er hat sich darum nicht geschert."
Nick hat auch Probleme zu verstehen, warum Mary nur sehr zögerlich mit dem Vorfall herausrückt, ihn abschwächt und erst recht keine Anzeige erstattet hat. Auch hier braucht eine Feministin keine Erklärungen. Nur, der Film ist schließlich für diejenigen, die erst lernen, die Auswirkungen einer Vergewaltigung zu begreifen. Sie werden in dieser Frage leer ausgehen.
Selbstverständlich wird dem Opfer ersteinmal kein Glauben geschenkt. Ganz im Sinne, niemanden vor einer Untersuchung hängen zu wollen wird euphemistisch ausgedrückt, dass Mary entweder lügt, die Situation gar nicht derart schlimm gedeutet werden muss oder die Intentionen des Täters überhaupt nicht so gemeint waren. Schließlich, so befindet ein außenstehender Freund von Nick und Sid, wären die beiden so lange gute Freunde gewesen, da darf doch einfach nichts dazwischenkommen.
Der Charakter der Mary wird noch weiter ins Abseits gedrängt, als Nick sich an Sid rächen will und dabei mit allen Mitteln vorgeht, ohne die Geschädigte selbst zu konsultieren. So scheint es, dass vor allem er darüber hinwegkommen muss, und wenn er erst seine rachelüsternen Gefühle befriedigt hätte, wär wohl auch mit seiner (Ex-)Freundin wieder alles ok. Vielleicht denkt Nick auch nicht einmal darüber nach. Jedenfalls erkundigt er sich nie, wie es Mary denn gerade emotional ergehe. Der Film tut dies leider ebenfalls viel zu wenig.
Irgendwann ist dies Mary dann auch leid: Nach einer bedrohlichen Auseinandersetzung der beiden Kerle in ihrer Anwesenheit, während welcher diese hintereinander her aus dem Haus stürzen, packt sie kurzerhand die Sachen. Als Nick wiederkehrt, blutend aber irgendwie befriedigt, will sie gar nichts darüber wissen. Das einzige, was sie noch an Nick interessiert, sind ihre eigenen Autoschlüssel, mit deren Hilfe sie ihn verlassen wird.
So weiß das Zielpublikum am Ende des Filmes, dass es testosteron getriebenes Verhalten nicht weiterbringt, eine Alternative wird ihm allerdings nicht angeboten.
ki, Berlin
Noch kein deutscher Verleih.
Trostlose
Sklaven schwarzer Seelen
In gleich drei Filmen werden junge Männer
von Frauen-Vergewaltigern mit der Einforderung ihrer Freundschaft eingefangen.
Teil I: Blackrock
Teil III: Slaves
to the Underground
Gesehen während des:
Europäischen Film Marktes 1997
copyright: Queer View, 23. Mai 1997