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So etwa, in der Reihenfolge von links nach rechts, lief ein vorbildliches Unteroffiziersleben an der MTS ab:

Brief vom Chef LSK/LV, Generaloberst Reinhold       Belobigungsurkunde (Belobigung in Form eines "Fotos vor entfalteter Truppenfahne der MTS "Harry Kuhn")       ein fast vollständig dokumentierter Kurzurlaub (U-Schein + Militär-Tarif-Fahrkarte)       Zeugnis eines MTS-Absolventen (Fliegeringenieurdienst; Funk-/Funkmess-Ausrüstung)       EK-Urkunde, von einem Oberst unterzeichnet - soll keiner behaupten, die hätten bei der "EK-Bewegung" in der NVA nicht auch mal ein Auge zugedrückt.

Das erste Bild wurde vom Einsender kurz kommentiert:
»Der Brief ist das Ergebnis eines Disputes mit einem Wehrkreiskommando. Dieses wollte uns 3 Fliegerei-Interessierte unbedingt zu den Mot-Schützen bzw. Artillerie-Truppen schicken. Wir dachten uns aber: Wenn schon 3 Jahre Wehrdienst "freiwillig" (späteres Studium in Numerus-Clausus-Fächern war gewünscht), dann aber bitte halbwegs sinnvoll und interessant ... also LSK/LV. ;-) Zuerst wurde die Einberufung um 6 Monate verschoben, weil laut WKK dann erst wieder LSK/LV-Planstellen frei wären. Nach dieser Zeit hieß es aber wieder: "Mot-Schützen!" Das konnte nicht sein, denn vielen war mehr oder weniger egal, wo sie dienten. Man hätte sehr leicht umdisponieren können. Weil das WKK sich absolut quer stellte und unserer Argumentation auch nach langen Diskussionen nicht folgen wollte, verbündeten wir uns und schrieben einen Brief an unseren künftigen "Wunsch-Chef" ...wie man sieht, mit Erfolg! :-) Wir haben es nie bereut.«

Hier eine ganze Reihe weiterer Erinnerungen, die mir zugesandt worden - vielen Dank!!!!:

  1. Harte Zeiten, böse Zeiten
  2. Umstände der Ausbildung
  3. Die Brandbahn
  4. Soldaten in Bad Düben
  5. Episoden aus meiner Zeit (05.11.1981-31.03.1982)
  6. Ausländische Militärkader in Bad Düben (mehrere Berichte)
  7. In der 330. Kompanie
  8. Die Luftparade in Holzdorf (1985)
  9. Ein paar (noch vorhandener) Erinnerungen an meine Ausbildungszeit in der MTS
  10. Bad Düben zur Wende

 

Harte Zeiten, böse Zeiten
Meine Ausbildung zum Unteroffizier an der MTS der LSK/LV „Harry Kuhn“ in Bad Düben
von: Dirk Stoick

Eigentlich (so fangen wohl alle diese Geschichten an), ja eigentlich sollte alles ganz anders kommen:

Ich war schon seit frühester Kindheit „flugzeugverseucht“. Bei meiner Geburtsstadt war auf dem ehemaligen Flugplatz der Junkerswerke in Köthen ein fliegendes Regiment vom „Cirkus Aljoscha“ ("CA" ist die kyrillische Abkürzung für SowjetArmee; die Buchstaben auf den Schultestücken der Wehrpflichtigen) stationiert, das dröhnende Geräusch der startenden MiG’s und der donnernde Überschallknall gehörten zu meiner Kindheit wie die erste heimliche Zigarette. Bald war ich auch leidenschaftlicher Flugzeug-Modellbauer und wollte wie wohl jeder hehre Knabe Pilot werden. Also flugs bei den Pionieren mal die Verpflichtung für den 25-jährigen Ehrendienst unterschrieben und man durfte sich schon fast als Held der Lüfte fühlen.

Das erste böse Erwachen kam schnell bei einer Unterredung mit dem Nachwuchsbeauftragten vom WKK: „Jugendfreund Stoick, mit Deiner Verwandtschaft im nichtsozialistischen Ausland musst Du aber jeglichen Kontakt abbrechen, tja, sonst geht da gar nichts.“ Was, etwa auf Westpakete verzichten und auf den zugesteckten 20 DM-Schein beim Besuch?? Wie komme ich da bloß wieder raus? Glücklicherweise wurde dann ein Augenfehler festgestellt, so dass ich sehr diplomatisch die geplante Dienstzeit auf drei Jahr verkürzen konnte. Aber diese wollte ich als Unteroffizier für Triebwerk/Zelle dienen. Die nächste Unterredung beim WKK brachte dann als Ergebnis, dass es ja viel zu viele TW/Z-Bewerber gab und ich soll bei den Fla-Raketen antreten. Nun war es schon zu spät für einen Rückzieher (solche Leute wurden ja oftmals erst als 26-jährige zum Grundwehrdienst eingezogen) und ich fuhr mit der Einberufung in der Tasche am 04. Mai 1982 nach Bad Düben.

Die Wirklichkeit war härter als alle Vorstellungen, die sich ein Achtzehnjähriger machen kann. Ich wurde Angehöriger der 210. Kompanie (PF 36017, KC: Major Lay), eingekleidet, geschoren wie ein Schaf, angebrüllt von Leuten, die ich weder kannte, noch hatte ich denen irgendetwas angetan. Die Grundausbildung war grausam, Nachtruhe beenden, Frühsport (3000m-Lauf, sehr unterhaltsam!), Essen fassen, raustreten, antreten, wegtreten, Schrankbau, Bettenbau, anziehen, ausziehen, Reviere reinigen (Kompanieflur, Länge 103,45m), Nachtruhe, Alarm, Exerzieren..., wie habe ich das nur alles überlebt? Den genauen Tagesablauf hat ja auch schon Michael Grau beschrieben. Unsere Gruppenführer waren Unteroffiziere vom vorherigen Lehrgang, alles solche 500-prozentigen, die wollten an uns erst mal allen Frust abbauen, der sich bei ihnen aufgestaut hatte. Die haben wir mit ganzem Herzen gehasst, und alle wussten das, denn nach der Grundausbildung sind diese Herren in einer Nacht-und Nebelaktion versetzt worden. Nach zwei Wochen hatte ich die Schnauze gestrichen voll und wollte „abkeulen“, mit allen Konsequenzen. Und in dieser Zeit habe ich den besten Offizier kennengelernt, der mir je zu DDR-Zeiten über den Weg gelaufen ist: unser stv.KC, Hauptmann Hoppe. Er nahm mich zu sehr ernsten Gesprächen zur Seite und brachte mich wieder zur „Besinnung“. Wir haben uns unterhalten, ganz unter uns, draußen im Gelände, warum das alles so ist, wie es ist. Er kam mir nicht hochpolitisch, sondern ganz von Mensch zu Mensch, eine Ausnahme in dem Verein, und er hat mir diesen Rückzugsversuch auch später nie übelgenommen.

Ich bin also geblieben, und da der liebe Gott seine Hand schützend über Kinder, Idioten und Besoffene hält, wurde ich kein Funkorter oder Rampenknecht wie die meisten anderen, sondern mit drei oder vier anderen Uschi’s wurde ich nach Grundausbildung und Vereidigung zum Mechaniker für das Automatisierte Führungssystem (AFS) „Vektor 1ME“ ausgebildet. Davon gab es wohl damals nur eins, und das stand in der FRBr-43 in Sanitz/Rövershagen. Also konnten wir uns schon ausmalen, wo wir landen würden.

Ich glaube, die AFS- Leute waren:

- Ulli Sumpf (Morast), ein sächsisches Unikum aus Pirna- Sonnenstein,
- Roland Wünsche aus Schönbach irgendwo in der Oberlausitz,
- Rüdiger Stange (Rudi) aus Gardelegen,
- Harald Franke (Bob) aus Nordhausen (bin mir aber nicht sicher, ob er AFS war, hab jedenfalls mit ihm auf der Bude gelegen, ein guter Kumpel war er.)

Diese AFS-Ausbildung hatte Vorteile. Es gab für dieses System keine Lehrtechnik an der MTS, unsere Ausbildung war völlig theoretisch-abstrakt. Also mußten wir nicht Tag für Tag mit voller Ausrüstung zur Lehrgefechtsstellung marschieren, sondern bekamen Unterricht im Lehrgebäude. Unsere (und nur unsere) Aufzeichnungshefte waren GVS, also nichts mit mal nachlesen am Abend oder so, nein, Seiten zählen, unterschreiben und ab in den Tresor damit. Es wurde schon gelästert, wir bekämen eine rote Ecke ans Ohr getackert und müssten auch im Tresor schlafen.

Tagesdienste wie UvD, GOPD (der OPD[Operativer Diensthabender] = OVD der gesamten Schule) Küchendienste, Wache und so haben wir alles mitgemacht. Ich war Gruppenführer der AFS-Gruppe und war als solcher alle paar Tage UvD, ein Anschißposten par excellence. Die OvD’s waren ja in der Masse praktisch nie zufriedenzustellen. Einer ganz besonders nicht, der hieß Major Zorn*****, nomen est omen!! Der war übrigens Ausbilder für das System SBZ (Selektion beweglicher Ziele), das paßte, und SBZ stand dann für SauBlöder Zorn*****. Bei den Tagesdiensten hatte es mich aber auch mal ganz böse beim Küchendienst erwischt: wir kamen zu spät zum Dienst. Als Erziehungsmaßnahme mussten wir die Abfallbeseitigung übernehmen. D.h. Essensreste in die Speckitonnen entleeren, Knochen in die Knochentonnen (strategisch wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Knochenleim, mit dem die MiG’s geklebt wurden!), Pappe bündeln, Konservendosen und Flaschen verräumen, bei Tagestemperaturen von über 30 grad Celsius muss ich wohl niemandem erzählen, wie es dort gerochen hat: Kübel fassen, tief Luft holen, anhalten, in den Schuppen stürmen, Kübel in die Tonne entleeren, Rückzug nach draußen, ausatmen! Auf der gebündelten Pappe konnte man übrigens gut schlafen, wenn man die Fliegen ignoriert hatte. Angst vor dem Erwischtwerden hatten wir nicht, kein normaler Mensch kam freiwillig dorthin.

Die Gefechtsausbildung fand zumeist tief im Gelände statt. Marsch dorthin meist mit voller Ausrüstung, Marschgesang und allerhand lustigen Einlagen:“GAAAAS!! Schutzanzug anlegen!!; Lichtblitz von Links; Tiefflieger von unten;...“ Na und so Sachen. Berüchtigt war der Brandmittelplatz. Der lag im Wald hinter den Lehrstellungen und dem Lehrflugplatz. Dort wurde chemische und atomare Dekontamination geübt und natürlich mit „Napalm“ . Die Feuerschneise war der Höhepunkt: mannshohe rechteckige Betonelemente auf etwa 50-60m Länge wurden mit brennbaren Glibber übergossen und gezündet, dann mussten wir mit Schutzmaske da durch. Ich habe mir dabei ganz elend den Hals verbrannt, die Stelle zwische Schutzmaske und Uniformkragen, ist heute eine „schöne“ Narbe.

Noch weiter draußen lag der Schießplatz, Schießausbildung war aber beliebter, weil man ja auch mal zum Scharfen Schuß kommen wollte, nur zog jeder Schuß ein wochenlanges Waffenreinigen nach sich.

Ein Kapitel für sich an der MTS war die Ausländerausbildung. Gaddafi’s Wüstensöhne , tiefschwarze Somalis?? ,Sudanesen?? (man wußte ja nichts genaues) wurden hier wozu auch immer ausgebildet. Ein Mitkämpfer, der etwas portugiesisch sprach, hatte während seines Küchendienstes in der abgesonderten „Ausländerküche“ Kontakt zu Mocambiquanern. Die Kollegen mit dem eher arabischen Habitus wurden öfter mit großen Limousinen mit diplomatischen Kennzeichen vor dem KDL abgeholt. Dazu gibt’s Näheres zu lesen bei Stefan Breymann und Uwe Neugebauer.

Eine Episode habe ich noch dazu: Die dunkelhäutigen Kollegen, egal, woher sie nun waren, hatten eine besondere Art des Marsch-und Exerzierschritts. Sie warfen die Beine so seltsam und die Arme schlenkerten dazu, es war fast wie ein Tanz. Nach kurzer Zeit begann die halbe MTS diesen nachzuahmen, einige Spezialisten bei uns erfanden sogar so eine Art afrikanischen Marschgesang mit Vorsänger und allen Schikanen, allerdings ging das nur außerhalb des eigentlichen Kasernegeländes, z.B. auf dem Weg zum Schießplatz. Saustark war das! Der „Zorn Gottes“ in Gestalt des Kommandeurs Gen.Maj. Töger traf uns trotzdem: ein „Standortbefehl“ verbot sämtliche Aktivitäten außerhalb der DV 010/0/001 während des Marsches!!!!

Urlaub und Ausgang waren für uns Uschis Zauberwörter aus weit entfernten Märchenwelten. In diesem halben Jahr hatte ich zwei VKU (Verlängerter Kurzurlaub von Sa. Dienstschluß bis Mi. Dienstbegin) und einen Kurzurlaub (Sa.n.D-Mo.z.D.). Wirklich schlimm für einen jungen Menschen, da kam es mit Sicherheit zu sexuellen Entzugserscheinungen. Ausgang gab es, wenn überhaupt, nur an Wochenenden, im Abstand von etwa drei, vier Wochen. Das hieß aber nicht, dass man an den anderen Wochenenden in der Unterkunft faulenzen oder gar schlafen konnte! Die Beschäftigungstherapie für Uschis war wochenendübergreifend. Dabei war der Gebrauch des Bettes strengstens zeitlich reglementiert, die Einhaltung der Anordnung wurde in unregelmäßigen Abständen durch den OvD kontrolliert. Kurz gesagt, wir waren eigentlich immer müde. Ich habe in dieser Zeit gelernt, zu beliebiger Zeit, an jedem Ort und in jeder Körperhaltung einzuschlafen. Aber die wirklichen Profis konnten das sogar noch mit offenen Augen!

Nun gut, auch die schlimmste Zeit neigt sich einmal dem Ende zu. Nachdem der Sommer 82 sich als trockener und heißer Jahrhundertsommer über Bad Düben ausgetobt hatte, kamen mit den ersten bunten Blättern an den Bäumen auch unsere Zeugnisblätter geflattert. Die Prüfungen waren bestanden, wir sollten als fähige Unteroffiziere auf die hochmotivierten Soldatenkollektive in den Einheiten erzieherisch im Geiste des Klassenkampfes einwirken. Nur, wo waren diese Einheiten?? Nach unserer Ernennung blieb uns noch ein Tag Zeit, die Unterkünfte letztmalig zu reinigen, unsere Ausrüstung zu verpacken und uns auf die Versetzung vorzubereiten.

Wohin ich aber versetzt wurde, erfuhr ich erst im Sonderzug, voll mit frischgebackenen, aalglatten, düsenheißen Uffzen, der von Leipzig aus nach Norden fuhr, mittendurch Köthen, von wo aus es noch fünf Kilometer bis nach Hause waren. So nah, und doch so fern. Meine neue Einheit lag nicht an der Küste, wie vermutet, es war das Fla-Raketen-Regiment 13 „Edgar Andrè“ im mecklenburgischen Parchim. Na, das kann ja heiter werden, war mein erster Gedanke.

 

Die Umstände der Ausbildung
von Stefan Breymann
Zur praktischen Ausbildung auf dem LFP kann ich noch ergänzend anmerken, dass hier noch einige "nette Spielchen" auf dem Programm standen: Ich habe selbst z.B. Ausbildungs-Schichten erlebt, die während der normalen Ausbildungszeit zu Doppelschichten "umgewandelt" wurden; für uns chronisch müde US eine Tortur. Ich kann mich genau erinnern, wie wir bei der Ausbildung am Mi-24-MG (9 A 624) in einem kleinern Ausbildungsraum auf dem LFP ständig an der Wand gelehnt eingepennt sind ... Auch die Beschallung der Halle, in der u.a. auch die Ausbildungs-Mi 24 (521) stand, mit Gefechtslärm war nicht unüblich und nach ein paar Stunden schon recht nervend ...

Bei uns war es üblich, das beim Marsch aus der Kaserne auf den LFP dieser mit "Einlagen gewürzt" wurde ("Lichtblitz von vorn", Tiefflieger usw.). Für den Rückmarsch gabs zu meiner Zeit in BD eine feste Prozedur: Auf der Straße waren Markierungen angebracht. Nach diesen Markierungen war jeweils ein Teil der Stecke marschierend (aber eher Eilmarsch)und ein Teil im Laufschritt zu bewältigen, was besonders stressig war, da auch der Laufschritt im Gleichschritt (und selbstredend mit voller Ausrüstung) erfolgen mußte. Die Zeit für das Reinrücken wurde gemessen, es gab da so eine Art Wettbewerb. Jedenfalls waren wir immer echt froh, wenn unsere "geliebten" Unterkünfte ich Sichtweite kamen.

Und zu guter Letzt ein Beitrag zum Thema Körperpflege. Als Ergänzung zu dem wöchentlichen zentralen Duschtermin war bei uns der Einsatz von Duschschläuchen sehr beliebt. Dazu wurde ein Stück Gartenschlauch U-förmig gebogen, mit Draht fixiert und dann auf den Wasserhahn geschoben. Öffnete man nun den Hahn, so schoß eine Wasserfontäne in Richtung Waschraumdecke - und unter der "duschte" man dann. Die Ausbilder waren ständig auf der Jagd nach diesen Schläuchen, die dann wie Reisetauchsieder, UFOs und sonstige verbotene Dinge eingezogen wurden. Und an Wochenenden kam es auch vor, dass die Abflüsse der Kunststein-Waschtröge mit Lappen zugestopft wurden und in diesen "Mini-Wannen" gebadet wurde. Auch das "Schüsseln" war auch eine bekannte Alternative in der MTS: Mit einer Schüssel warmes Wasser aus dem Boiler über das Haupt geschüttet, eingeseift, das gleiche noch einmal, fertig war die Körperpflege ;-) Das penetrante kalte Wasser aus den Duschen scheint ein universelles NVA-Problem gewesen zu sein.

 

Die Brandbahn
von Guido Lazar

Ich war Ausbilder an der MTS. Die Sache hat sich in meinem vierten U-Schüler-Lehrgang, etwa August / September 1989 zugetragen. Nun muß man dazu sagen das ich zum damaligen Zeitpunkt 22 Jahre "alt" war und diesen stupiden Drill nie richtig zugewandt war. Da viele der „Uschis“ fast gleichaltrig waren, bin ich immer der Devise gefolgt "Mensch bleiben und Mensch sein". Dieses Motto sollte sich bezahlt machen.

Es war wieder einmal Aussenausbildung angesagt – speziell Chemische und Brandmittelausbildung. Jeder von den U-Schülern wird sich noch daran erinnern an seine Gefühle als es hieß wir haben hier einen feindlichen Kampfstoff den wir austesten und danach nach Vorschrift entfernen. Alle waren mächtig nervös – verständlicher Weise – wer wollte schon Kampfstoff auf seiner Haut haben. Ehrlich gesagt war es immer ein heiden Spaß zu sehen wie die Schüler sich angestellt haben wenn sie damit in Berührung kamen. Zumal der „hochgiftige“ Stoff bloß stinknormales Motorenöl war.

Der zweite Teil der Ausbildung war die Brandmittel Ausbildung. Hier passierte folgendes: Mein Zug nahm Aufstellung und die Vorbereitung begann. Zusammensetzung und Wirkungsweise von Napalm. Das Zeug was die Ausbilder zusammen mixten soll wohl wirklich Napalm gewesen sein. Ausbilder war damals Stabsfähnrich E. und Major F. Nachdem die Theorie vorbei war ging es zum praktischen Teil. Der Zug nahm in Doppelreihe Aufstellung und wartete auf das Startsignal. Ich fragte noch beim Ausbilder nach ob Handschuhe angezogen werden sollen, aber es erfolgte keine Antwort – was ein folgenschwerer Fehler war – und die Übung begann.

Das Napalm wurde entzündet, jeder der das erlebt hat weiß das erst nach ca.30 – 40 Sekunden das Napalm seine volle Kraft erreicht. Die ersten drei Gruppen mit je zwei Mann kamen gut durch. Die nächsten fünf U-Schüler brachen nach dem Überqueren des Hindernisses weinend zusammen. Den Grund sahen wie sehr schnell: keine Handschuhe und keine Schutzmaske. Der Ausbilder hatte vergessen den Befehl dazu zugeben. Ich war anderweitig beschäftigt und die Schüler konnten es nicht wissen. Die Ausbildung wurde sofort abgebrochen und wir schauten uns die Verletzungen an. Bis dato hatte ich Verbrennungen nur an Modellen im Med.-Punkt gesehen, was ich jetzt sah war Wahnsinn. Alle fünf Schüler hatten starke Verbrennungen an Händen und im Kinn Bereich. US-Schüler L. hatte es sehr schwer erwischt. Er hatte Verbrennungen 3.Grades an der rechten Hand. Innerhalb von Sekunden schwoll seine Hand auf unnatürliche Größe an und die Brandblasen platzten auf.

Da bei diesem Unfall mehr als drei Personen verletzt wurden, galt dies als Massenunfall und war meldepflichtig bis ins Kommando LSK/LV nach Straußberg. Die komplette Kompanie rückte in Ihre Unterkünfte und es wurde eine Untersuchungskommision gebildet – aus lauter Fachlehreren der eigenen Fachrichtung (FUTT). Nun kann man sich ja vorstellen das keiner begeistert war, seinen Feierabend aufs Spiel zu setzen. Also wurde ein Schuldiger sehr schnell gefunden – der Zugführer, also ich. Trotz meiner Angaben das ich nachfragte war der Fall für alle ziemlich klar, der Dienstgradärmste ist schuld. Leider hatten die Genossen das Spiel ohne meine Schüler gemacht . Diese sagten ALLE geschlossen aus das kein Befehl vom Stabsfähnrich E. kam. Somit war ich Außen vor und Genosse E. der Angeschi......

Die verletzten Kameraden erholten sich relativ gut im Med.-Punkt und bekamen auch von mir regelmäßigen „Fronturlaub“. Ich muß mit Fug und Recht sagen MEINE Jungs haben mir mein Arsch gerettet. Dafür danke ich Ihnen noch heute. Wenn ich mich recht erinnere ist auch jeder nach Lehrgangsabschluß so gut es ging dahin gekommen wo er hin wollte. Was mir wieder beweist das der Ton und der Umgang mit Menschen die Musik macht – milit. Disziplin und Ordnung muß sein aber man muß Mensch bleiben.

An alle „USCHIS“ der 410 Kp. Einen lieben Gruß von Guido Lazar!

 

Soldaten in Bad Düben
von Frank Nicolai

"Ich bin ganz normal eingezogen worden, allerdings nicht wie üblich mit Stellungsbefehl zum WKK sondern ich bin direkt nach BD eingezogen worden. Dort wurden wir (Soldaten in den ersten 14 Tagen nicht anders "behandelt" wie die Uffz-Schüler; dann jedoch kippte es. Während die Uffze wirklich eine harte Grundausbildung hatten wurden wir Soldaten sichtlich bevorzugt.
Beispielsweise sind wir zum Essen gegangen, wenn wir Hunger hatten.... (na ja, während der Essenzeiten), die anderen mussten marschieren und Essen nach Stopuhr. Während die BA-Appell hatten und ihre Plünnen auf dem Flur ausbreiteten sind
wir baden gegangen... usw. Heute sehe ich das so, dass man das absichtlich tat, um den Kapos eine Wut auf die einfachen Soldaten anzuerziehen; damals hab ich das nur genossen ;-) Nach der Vereidigung (nach nur 17 Tagen Grundausbildung!) wurde es noch gravierender. Für uns Soldaten hatten man keine rechte Verwendung und wir vergammelten unsere Zeit, während die Kapos über die irrsinnige Brandmittelbahn von DB gejagt wurden.

Das alles war in der 510. Kompanie.
Später dann wurden wir in die 610. versetzt: das war die Sicherstellung. Ich habe zwei Wochen damit verbracht, einen Tatra 714 (?) mit transportabler Flugplatzbeleuchtung auseinander zunehmen, zu streichen, die Kabelrollen ab- und wieder aufzuwickeln... Das war in etwa die Aufgabe der gesamten dort stationierten Grundwehrdienst-Soldaten: Die Bereitstellung der gesamten Ausbildungstechnik.
In dem Kasernengebäude (4 Etagen mit 136 Meter Flur (Klick Klack) waren die 510 (Flieger), die 520. und 530. (Flaraketen) untergebracht. Und oben die 610.  Diese Einteilung gab es in etwa 4 oder 5 der Kasernengebäude, in einem
weiteren waren die Mädchen untergebracht, die zu Uffzen ausgebildet wurden, in einem weiteren die Fähnriche und die ausländischen Soldaten (zu meiner Zeit: Palästinenser und Iraner(!). Dort gab es IMO keine Sicherstellungskompanien.
Ich bin jedoch nicht in der Lage zu sagen, wo die WSK und die Küchenbullen wohnten. Gegeben hat es sie ;-)

Irgendwann hat man uns erzählt, dass wir Soldaten als "Ersatz" für ausgefallene Uffz-Schüler galten; wenn von denen einer ausgefallen wäre, dann wären wir drangekommen. Wir waren also von Anfang an in der 510. Soldaten mit der Dienststellung eines Unteroffiziers.
Nach ca. 4 Monaten bin ich dann in die 43. versetzt worden - erst nach Neuenkirchen (die Vorhölle), dann nach Retschow. Dort wieder ausgegliedert aus der 43. und in das 2 IBR reingeworfen. Und ab auf'n Bau - Bunker bauen  (das hab ich nicht lange gemacht - ich wurde dann Spießchreiber, weil mein Spieß keine Lust mehr hatte, den Papierkram zu machen und ich Schreibmaschine schreiben konnte ;-) ..."

P.S. (4351 in Retschow von Juni 89 bis März 90) Retschow war seit 1988 eine Baustelle, wir haben für die Wolchows Bunker gebaut (war in der Zeit deshalb auch dem 2 IBR, Bernau, zugeteilt).

 

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"670", MiG-21MF, Werksnummer 6206, Indienst im Oktober 1972 im JG-3 und seit 15.12.1984 an der MTS als Lehrtechnik. Heute liebevoll im Museum Merseburg gepflegt. "673", MiG-21MF, Werksnummer 6207, Indienst im Oktober 1973 im JG-3 und seit 11.12.1981 an der MTS als Lehrtechnik. Heute liebevoll im Museum Merseburg gepflegt. "725", MiG-21SPS, Werksnummer 4212, Indienst am 01.09.1966 im JG-8 und nach dem 16.12.1976 an der späteren MTS als Lehrtechnik. Heute liebevoll im Museum Merseburg gepflegt.

 

Episoden aus meiner Zeit (5.11.1981-31.03.1982)
von Axel Pohl

Es begab sich zu unserer ersten Wache. Der junge U-Schüler, der gerade seine Vereidigung und das erste Schießen mit der Waffe (beides war für das Wachestehen Voraussetzung) hinter sich gebracht hatte, wurde im Rahmen der Dienstvorbereitung "gut" für seinen ersten Dienst präpariert und wartete hinter jedem zweiten Baum auf den BBKF (den bitterbösen Klassenfeind). Da unsere Ausbildung im Winter stattfand, und die Ablösung um 17.00 Uhr stattfand, war es zum Zeitpunkt meines ersten Aufzuges bereits recht dunkel. Mein Postenbereich war das Tanklager, welches (so glaube ich) an den Lehrflugplatz grenzte. So grenzten am Zaun zwischen den Objekten auch zwei Postenbereich aneinander. In der Dunkelheit (es lag Schnee, schließlich war der Winter ausgesprochen kalt) tragen Geräusche recht weit und plötzlich vernahm ich auch ein solches. Entnervt nahm ich die Waffe in Anschlag, versuchte meinen Adrenalinausstoß unter Kontrolle zu halten und hatte bereits den Sicherungsbügel heruntergedrückt. Glücklicherweise schien der Mond auf eine Freifläche und (unerfahren, wie man als Anfänger in der taktischen Wissenschaft nun mal ist) war ich auf diese Fläche hinausgetreten. Der Posten des Lehrplugplatzes hat ein gleiches getan, so sahen und erkannten wir uns gegenseitig. Dies wirkte ungemein beruhigend, sicher nicht nur auf mich, sondern auch auf den anderen Posten. Ironie des Schicksales, er ist einer meiner besten Freunde geworden, wir sehen uns heute noch regelmäßig.

Wie schon beschrieben, fand unser Lehrgang im Winter statt. So stand der Tag der Brandmittelausbildung auch bereits fest und wir marschierten in klirrender Kälte auf den Brandmittelplatz. Dort zeigten sich die Grenzen der Massenvernichtungwaffen und ihrer Bekämpfung. Das Naplam dachte gar nicht daran, irgendwo kleben zu bleiben und fiel wie zu festes Gelee von Rumpf des dort stehenden MI-4 herunter. Als es dann endlich brannte, freuten sich alle, da man sich endlich einmal die Hände wärmen konnte. Im Rahmen dieser Ausbildung sollte auch die teilweise Entaktivierung mittels der TEG-58(?), des auf dem Rücken zu tragenden tragbaren Entaktivierungsgerätes trainiert werden. Die Kälte war aber so groß, daß die mit viel Mühe unter Vollschutz (Bereits das Besteigen des Schutzanzuges und das damit verbundene Schließen der Druckknöpfe bereitete soviel Mühe, dass die Normabnahme entfiel) angerührte Entaktivierungsbrühe sich mitnichten versprühen ließ, sondern in den Düsen des TEG einfror. So fiel dieser Ausbildungsabschnitt aus.

Die Kälte hatte noch weitere nette Nebeneffekte. So natürlich für alle auch die Dichtheit der Truppenschutzmaske in der "Gaskammer", einem abgeschlossenem Raum, der mit Tränengas gefüllt wurde, getestet. Wir betraten den Raum in der normalen Winter-Felddienstuniform und der Schnuffi-Tasche. Jeder bekam zwar seine Maske schnell genug auf, sie waren auch alle dicht, aber die kleinen Tröpfchen des Tränengases setzten sich in dem groben Stoff der FDU fest. Draußen war es kalt und die Tröpfchen blieben, wo sie waren, nämlich in der Uniform. Erst nach Betreten der Unterkunft, wo es gut geheizt war, begannen die Reste zu verdunsten. So liefen alle (Einschließlich der Zugführer und des KC) einen halben Tag mit tränenden Augen herum.

Eine wirklich nette Quälerei waren die Alarmübungen. Hierbei galt es, um im Ernstfall die Kapazität der Schule zu erhöhen, die Inhalte von zwei Unterkunftschränken in einem unterzubringen. Hierzu bediente man sich einfach einer Decke, die vor den einzuräumenden Schrank gelegt wurde. Darauf wurden die zusätzlichen Sachen geworfen und hoffentlich alles in den Schrank gestopft. Natürlich erfolgte alles unter Lichttarnung (also im Dunkeln, so es Nacht war) und man hatte 15 Minuten nach der Alarmierung mit angelegter Ausrüstung vor der Unterkunft zu stehen. Nach Alarmierung galt es natürlich, die Ausgangslage wieder herzustellen und die Schränke wieder ordentlich herzurichten. Die Schrankordung wurde nach einer solchen Aktion mit besonderer Hingabe kontrolliert.

Abschließend muß ich natürlich sagen, daß es eine doch recht große organisatorische Leistung war, alle halbe Jahre mehr als 1000 Leute durch die Schule mit ihren letztlich begrenzten Ressourcen zu schleusen. So existierte ein Plan, welcher für jede Kompanie eine genaue Aufstellung enthält, an welchem Tag (Tag Nr.1 war der Tag der Einberufung bis zum Ende, dessen Nr ich nicht mehr weiß) in welcher Unterrichtseinheit welche Ausbildung zu erfolgen hatte.

Dies sind ein paar Erinnerungen an die Zeit in Bad Düben, da unser Zug (2a-Zug der 320.Kompanie Funk-Funkmeß) für den Einsatz an der MiG21bis vorgesehen war, von der keine Technik auf dem Lehrflugplatz und im Ausbildungsgebäude existierte, wurden wir vor Ende des Lehrgangs bereits in die Einheiten versetzt.

 

Ausländische Militärkader I
von Stefan Breymann
Ich war von 11/83 an knapp ein halbes Jahr in Bad Düben (BD), dann bin ich noch vor Ernennung zum Uffz. nach Cottbus ins KHG-67 gekommen (Fachgebiet 3 / Waffen).

Zu den Ausländern in BD kann ich nur ergänzen, dass diese soweit ich weiß immer in Zivil die Kaserne verlassen haben. Für die KDL-Wache gab es im Wachlokal eine ganz putzige schriftliche Dienstanweisung für den Fall, dass Fremde (z.B. junge Damen, die ja die ausländischen Gäste bei ihren Besuchen in Leipzig besonders dank dem Vorhandenseins von "echtem Geld" oft näher kennenlernten ...) nach ausländischen Personen in der Kaserne fragten. Man sollte diese Leute dann intensiv befragen (So in der Art: Wie heißt der Ausländer ? Wo wollen Sie den kennengelernt haben ? usw.) und abschließend mitteilen: BEI UNS GIBT ES KEINE AUSLÄNDISCHEN ARMEEANGEHÖRIGEN! An die Wachanweisung, den Besuchern zu sagen: "Bei uns gibt es keine ausländischen Armeeangehörigen!",  kann ich mich noch sehr gut erinnern, denn ich habe erlebt, wie am KDL zwei junge Damen danach fragten und in dem Augenblick, als der vorschriftsmäßige Satz gesprochen wurde, ein ganzer Zug afrikanischer (soviel ist sicher) Armeeangehöriger munter und durchs Objekt marschierte - in Sichtweite des KDL!

Ich glaube der in Erklärungsnöte geratene Posten stammelte hochrot irgendwas von "Sie müssen sich irren!" "Wo denn?" "Ich seh nix!" und etwas später von "Tarnungsübungen", was ich sehr kreativ fand. Manchmal war's schon ganz schön kompliziert, irgendwie höflich, aber (politisch) korrekt zu lügen

Welchen Nationen die Leute in BD angehörten, kann ich auch nicht genau sagen. Im Normalfall trugen sie NVA-Uniformen, an Stelle der Kokarde am Käppi war jedoch nur ein grauer "Stern" (wie z.B. im Feldwebel-Schulterstück). Ich kann mich aber entsinnen, dass an einem Tag (wahrscheinlich war es irgendein Feiertag im Land dieser Leute) ein Trupp in dunkelblauen Uniformen und schwarzen Baretten durchs Objekt marschierte und dabei in Art der US-Army Sprechgesänge vom Stapel ließ - wir waren damals schon schwer beeindruckt.

 

Ausländische Militärkader II
von Uwe Neugebauer
Als die Ausländer damals aus Bad Düben abgereist sind (weiß aber nicht mehr, wann das war), wurde ich, neben noch einigen anderen der 310. Kompanie, dazu eingeteilt, die Räumlichkeiten aufzuräumen. Wir wurden u.a. angewiesen, jeden Schrank, jeden Tisch, jeden Stuhl, jedes Stückchen Tapete, ... auf irgendwelche Schriftzeichen hin zu untersuchen, auzutauschen bzw. (Tapete) abzureißen. Es durfte nichts, aber auch gar nichts auf die Nationalität der abgereisten Ausländer hinweisen. Natürlich hatten die sich überall verewigt - wir hatten also reichlich zu tun. Anschließend wurden die Räumlichkeiten (allerdings nicht durch uns) malermäßig instand gesetzt.

Wir kannten die Nationalität auch nicht und es wurde auf Fragen nur ausweichend geantwortet. Kontakt durften wir auch keinen aufnehmen. Wir haben damals jedoch vermutet, dass es Iraker waren - aber nichts genaues weiß man nicht. Es wurde von uns auch vermutet, dass der Nachfolgelehrgang durch den Gegener der abgereisten Herrschaften durchgeführt wird. Dadurch ließe sich auch die Gründlichkeit bei der Instandsetzung der Räume erklären.

Nun ist mir wieder eingefallen, dass ich damals in einem Schrank zwei Münzen gefunden habe. Die habe ich damals mitgenommen!!! Im Nachhinein überlegt: Das hätte großen Ärger geben können. Egal. Ich habe die Münzen auch noch gefunden und mal eingescannt.Vielleicht weiß jemand, woher die kommen (war vielleicht mal im Urlaub in dem Land?!).

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Ein paar Fakten zu den Ausländischen Militärkadern findest Du unter "Die NVA und Internationale Konflikte", der Webmaster

Dazu Mike: Die Münzen stammen aus Libyen.
Die linke (kleinere) Münze sind 5 Dirham, die rechte Münze sind 20 Dirham. Beide Münzen wurden 1975 geprägt. Die Währung in Libyen ist Dinar (1 Dinar = 1.000 Dirham). Der (offizielle) Kurs lag im März 2003 bei 1 Dinar = 0,7644 EUR. Damit ist also klar, woher die Ausländer in Bad Düben damals stammten - Gadaffi läßt grüßen!

Übrigens, ich war von November 1984 bis Mai 1985 in BD, zur Uffz.-Ausbildung als Funkmeßobermechaniker (Flugsicherung). Später, das muß so ca. 1986 gewesen sein, war ich dann noch einmal zu einem Lehrgang in BD, ich glaube so ca. 2-3 Wochen. Bei diesem zweiten mal, als gestandener Uffz aus der Truppe, ist einem erst der ganze Drill in BD so richtig aufgefallen, da man ja jetzt erst den Vergleich zum "Truppenleben" hatte. Damals, als frisch eingezogener Unteroffiziersschüler, hatte man es auch als schlimm empfunden, aber man kannte ja nichts anderes und wußte nicht, was einen in der Truppe erwartet.

Als ich bei meiner "zweiten" Ankunft in den Wohnblock reinmarschiert bin, stand da gerade ein US mit der Bohnerkeule und hat den Flur auf Hochglanz gebracht. Als er mich sah, ging ein "Achtung" über den Flur und er nahm stramme Haltung an (samt Bohnerkeule) und grüßte streng militärisch. Ich, auf so etwas überhaupt nicht vorbereitet (wer grüßte in der Truppe schon einen Uffz.), war so überwältigt, daß ich ihn glatt mit der linken Hand an der Mütze zurückgrüßte (in der rechten hatte ich ja meine Reisetasche). Darüber war wiederum der US total verdattert - den Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Ich glaube, damals ist für ihn das erste mal eine Teil der in BD aufgebauten Scheinwelt zusammengebrochen, da er ja bis dahin nur die oberscharfen Ausbilder-Uffze kannte, die sich wie Halbgötter aufführten.

 

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"390", Mi-8T, Werksnummer 0223, Indienst am 13.09.1968 im HG-31 und nach BV seit seit September 1980 an der MTS als Lehrtechnik. Heute liebevoll im Museum Merseburg gepflegt.

 

In der 330. Kompanie
von Thomas

Schon während der Berufsausbildung stand für mich fest, als UaZ meinen Wehrdienst zu leisten - weniger aus Überzeugung, aber nur so hatte ich die Chance, im erlernten Beruf weitermachen zu können. Ich zählte zu den wenigen glücklichen, bei denen "Flugzeugmechaniker" im Facharbeiterbrief stand. Triebwerk / Zelle - für die Musterungskommission zählte ich somit als "Spezialist"- also "Elektro-/Spezialausrüstung". Nicht schlecht, dachte ich - man wird nicht dümmer dabei. So landete ich Anfang Mai 1985 in Bad Düben - 330 Kompanie. Sechs Wochen Grundausbildung - dazu muss man nichts sagen. Am Tag der Vereidigung war es mollig warm, der asphaltierte Appellplatz hätte auch als Pizzaofen dienen können.(Na gut, das stand damals noch nicht im Wortschatz). Wenigstens war dafür gesorgt, dass jede Familie danach ainen Platz in einer der wenigen Dübener Gaststätten hatte. Danach begann die eigentliche technische Ausbildung, die mir keine großen Schwierigkeiten bereitete, da die Ausbildung bei der Interflug ordentlich war und angrenzende Fachgebiete mit einschloß. Lehrer war ein Major Thöne, ein recht umgänglicher Mensch, im Gegensatz zum "Politischen", ein Oberstleutnant, dessen Name mir leider entfallen ist, der sein Gesicht ständig hinter einer getönten Brille versteckte und zu allem Überfluß auch noch für Fachrussisch zuständig war. Unser KC war ein kleiner,kräftiger Major (Kunze?), der einen auf Haudegen machte (,,Der Alkohol ist unser ärgster Feind und muß deshalb vernichtet werden" war einer seiner Sprüche). Als die LPG in Söllichau, einer Nachbargemeinde, um Hilfe rief, ging die 330te in die Mohnernte, der KC kam dazu in seinem Mazda und verteilte uns damit über die Felder.

Schon an anderer Stelle angesprochen wurden die vielen Tagesdienste in der MTS. Einer davon war LOpD - Läufer des Operativen Dienstes - in unserem Sprachgebrauch natürlich Leiter des OpD. Zu dessen Aufgaben gehörte neben diversen Handreichungen für den OpD auch der stündliche Inspektionsgang im Stabsgebäude. Das Intessante daran war, dass man am Wochenende jedes einzelne Gebüsch des Besuchergartens im Blick hatte! Und natürlich hatte man immer alle Informationen aus erster Hand, denn beim OpD liefen nun mal alle Meldungen ein, auch die von den sonst streng abgeschotteten arabischen Leuten im Objekt. Toll war auch der Posten an der hinteren Zufahrt, wo es zu Schießstand, "Taktik-Acker" und Flugzeughalle ging. Diesem Posten unterlag die Luftraumbeobachtung. Wenn alle Flugzeuge, die da im Dienstbuch standen wirklich dagewesen wären, hätten wir sicher mehr Streß gehabt. Das Aufregendste, was wirklich vorkam , waren die behäbigen Transporthubschrauber der Waffenbrüder. Dann gab es noch die Wache. Unser Revier waren die Außenpunkte, die mit weitläufigen Patroulliengängen zu sichern waren. Natürlich war es streng verboten, von den Früchten des Waldes zu naschen (hätten ja von Feind kontaminiert sein können) Nur wer nicht vorher in den Spiegel geschaut hatte, konnte das leugnen (Heidelbeeren hinterlassen immer Spuren!) Natürlich wurde am Wochenende so mancher zivile Beerenpflücker von uns überrascht und von Wachleiter belehrt! Täglich frisch aufgetischt wurde die Heldensaga von dem Militärkraftfahrer, der auf diesem Gebiet ein unberechtigt eingedrungenes amerikanisches Auto stellte.

Die sportlichen Aktivitäten waren nicht so mein Ding, obwohl die Läufe im Wald nicht wirklich unangenehm waren, solange sie nicht im vollen Ornat zu absolvieren waren. Unangenehmer war, daß nach der Rückkehr ins Quartier zuerst alles mögliche gemacht wurde, ehe man sich mal den eigenen Schweiß abwaschen konnte. Ansonsten ließ man uns desöfteren merken, daß ein Unteroffiziersschüler im gesellschaftlichen Ranking ziemlich weit unten rangiert - vor allem die Kantine entwickelte darin eine gewisse Meisterschaft. Zu unserem Zug gehörten auch drei Mädchen, ich weiß nicht , was sie dahin getrieben hat. Sie konnten sich so viel Mühe geben, wie sie wollten, irgendwie stießen sie immer an ihre Grenzen. Technikausbildung war auch so ein Ding. An den ausrangierten Fliegern Teile aus -und wieder einbauen.Auf Zeit, im Schwarzkittel oder unter Vollschutz, einmal, zweimal... Eine MiG hatte man soweit in Schuß, daß man sie immer mal anlassen und hochdrehen konnte. Das war mal ein Highlight, wenigstens mal Kerosin riechen! Ich wurde meist für Filigranarbeiten abgestellt, Drahtsicherungen an allen möglichen - und unmöglichen - Orten. Auch unser Zugführer soll nicht unerwähnt bleiben, Ltn Baumgart. Nicht sehr groß, aber durchtrainiert, konnte er wirklich selbst, was er von uns verlangte - auch das ist nicht alltäglich. Auch Gleichschritt marschieren war seine Sache nicht, die meisten Wege außerhalb absolvierten wir quer durch den Wald (ohne unnötige Flurschäden zu hinterlassen - auch darüber wurde man bei der NVA schon belehrt!). Damit war ein gewisser Adventure-Faktor da, die Fußmärsche waren nicht so lästig. Irgendwann kam dann der langersehnte Tag des Abschiednehmens.Wir wurden auf die verschiedenen Truppenteile aufgeteilt und in Marsch gesetzt. Ich war für die Flieger der LaSK vorgesehen, Dienstort Cottbus. Davor ging es allerdings mit den Leuten für die Grenztruppen (die es nach der Wende deswegen auch noch angesch... hat!) zur Mi-2 Ausbildung nach Brandenburg. Diese vier Wochen waren echt Klasse. Da wir nicht im "Gefechtsbestand" waren, hatten wir so gut wie Narrenfreiheit, den Fähnrich, der für uns zuständig war, kannte ich aus der Berufsschule! Das Quartier war nicht die Welt, dafür gab es im Objekt eine Kneipe, in der man mit Ausgangskarte auch Bier bekam, was vorteilhaft deswegen war, weil Brandenburg nicht wirklich schön war - Brandenburger mögen mir das nachsehen! Morgens ging es mit dem W-50 raus zum Flugplatz,nachmittags zurück, danach mehr oder weniger Freizeit.

Ein echter Höhepunkt dieser Wochen war das Silly-Konzert im Kulturhaus. Da wir nichts weiter zu tun hatten, wurden wir dem Uffz. im Kulturhaus zugeteilt, vor allem deswegen, die Band beim Abbau zu unterstützen. So richtig geheuer was den Chefs Silly sicher nicht, ich denke, man wollte sie so schnell wie möglich wieder draußen haben. Für uns war es DIE Gelegenheit, die Musiker persönlich kennenzulernen. Leider unwiederbringlich - sowhl die beeindruckende Tamara Danz als auch der Drummer Herbert Junck sind nicht mehr unter uns. Kurze Zeit später schlug ein Feldwebel aus Cottbus auf, der uns abholte. Noch zweieinhalb Jahre lagen vor mir, es konnte nur besser werden. Mit dieser Vermutung lag ich gar nicht so falsch, wie sich noch zeigen soll.

 

Die Luftparade in Holzdorf
von Thomas

DAS Großereingnis im Sommer 1985 war die Luftparade in Holzdorf, zu der alle Dübener Kompanien mittels Eisenbahn (richtige Sitzwagen, nur die Versorgungseinheit fuhr im bekannten Gbs-t!) gekarrt wurden. Ich weiß den Anlaß gar nicht mehr, auf jeden Fall wurde das tagelange Marschiertraining mit einer wirklich sehenswerten Flugshow belohnt. Ein ganzer Sommertag im "Paradefilz" war allerdings nicht ohne. Bei der Verpflegung an diesem Tag ließ man sich aber nicht lumpen. "Onkel Ho und seine Seniorenmannschaft" waren auch zugegen, die haben wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen, die Ehrentribüne war etwas abseits.

 

Ein paar (noch vorhandener) Erinnerungen an meine Ausbildungszeit in der MTS
von Uffz Ralf Schmidtchen

Los ging der ganze "Schlammassel" schon bei der Hinfahrt.

Meine Eltern brachten mich am 06.05.1986 nach Bad Düben. Das die Stimmung nicht besonders heiter war, muss ich wohl keinem erzählen. Ob das nun daran lag, dass man wusste, dass man sich dann einige Zeit nicht mehr sieht oder die Angst vor dem Unerwartetem (von dem man schon so viel gehört hat) sei dahingestellt.
Gleich nach der Ankunft und der Abgabe des Einberufungsbefehls blieb noch Zeit für eine Zigarette und dann wurde "ANTRETEN" befohlen. Kurz darauf flog das Blechtor (war glaube ich eins...) zu und mein erster Gedanke war: "das war´s".
Im - bei der GST gelernten - Gleichschritt ging es dann zu den Unterkünften. Ich wurde der 330. Kompanie zugeteilt. Dort angekommen wurden wir auf die Stuben verteilt und kurz darauf ging es in die Kleiderkammer (natürlich im Laufschritt). Nachdem man seine Klamotten, die teilweise mehr schlecht als recht passten, empfangen hatte, hieß es "ANZUGSORDNUNG" herstellen. Dies bedeutete nichts anderes, als dass mein seine Zivilklamotten, die in den mitgebrachten Karton kamen und per Post nach Hause gingen, gegen die Armee-Kluft tauschte. Und dann kam das Puzzle, das ich die ganzen 3 Jahre nie gelöst habe: DER SPINDBAU ! J

Dann begann der übliche Tages- Wochen- Monateablauf. Da die Tage so ziemlich gleich abliefen, kann ich von mir aus sagen, dass das Schema folgendermaßen aussah:

- Wecken oder Gefechtsalarm (was nur von der Lautstärke zu unterscheiden war)
- Frühsport
- Frühstück
- Stuben- und Revierreinigen
- fachliche Ausbildung theoretischer oder praktischer Art

die Theorie wurde in den Unterrichtsgebäuden und die Praxis auf dem Lehrflugplatz (LFP) durchgeführt - ich gehörte zum Fliegeringenieurdienst (FID) / Elektrospezialausrüstung (ESA)

- Ausbildung
- Abendessen
- Stuben- und Revierreinigen
- Nachtruhe

Ich möchte allerdings nicht verheimlichen, dass es noch andere tolle Ausbildungsstunden gab, an die sich alle Langgedienten sicher "gern" erinnern:

- militärische Körperertüchtigung (MKE)
- Exerzierausbildung
- Waffenreinigen
- Sturmbahn-Ausbildung (als Extrabeschäftigung)
- ABC-Ausbildung
... um nur einige zu nennen.

Die schlimmsten Erinnerungen an Bad Düben sind und bleiben aber die Sonderdienste. Das ging vom GUvD, GGOvD ...; Wachdienst bis hin zum Küchendienst. Und Letzteren werde ich wohl nie vergessen.
Das die Verpflegung nicht gerade das Gelbe vom Ei war, ist ja schon in anderen Berichten erwähnt wurden (PAROLE: Harry Kuhn-Gedenkwurst), aber was ich da sah, als ich das erste Mal in die hinteren Räume kam, glaubt einem keiner, der es nicht kennt. Hervorzuheben ist die TOPF-SPÜLE, die besonders beliebt war. Dort landeten nicht nur Töpfe aus dem aktuellen Kochgeschehen, sondern auch solche, die außerhalb benutzt wurden (Wache oder LFP). Diese wiederum konnten schon einige Tage dort gestanden haben und wenn die Temperaturen einen gewissen Wert erreicht hatten .............
Weitere Erinnerungen belaufen sich noch auf die Ausbildungs-Kompanien der Ausländer, wobei ich nicht mehr weiß, welche Nationalitäten dort waren, die zum Teil marode Sturmbahn und natürlich die Versetzung in die Truppe (bei der zu Anfang die Freude schnell zur Enttäuschung wurde). Aber dazu vielleicht später in einem Bericht zur Truppe. Nur als Hinweis: ich wurde nach Cottbus zum KHG-3 in die KRS versetzt.

So ich hoffe, dass euch mein "Senf" geschmeckt hat und eine kleine Bereicherung dieser tollen Seite ist.

 

Bad Düben zur Wende
von Hendrik

Am 03.09.1989 wurde ich eingezogen zur Uffz.Schule Bad Düben. Hatte mich wegen Studium für 3 Jahre verpflichtet. Dort wurde ich auf der Funkmessstation ??? 49 (ovale Antenne die sich dreht) ausgebildet. Dann kam die Wende. Teile unserer Einheit wurden während der Demos in Leipzig eingesetzt. Ich war zum Glück nie dabei. Dann entschloss ich mich ganz schnell nur noch Grundwerhdienst zu leisten. Daraufhin wurden wir alle (also die die kürzer treten wollten) vom Uffz.Schüler zum Soldaten degradiert und eine Woche spater zum Gefreiten befördert. Im Januar (glaub ich) 1990 wurde ich dann nach Barhöft bei Stralsund versetzt und zum 01.04.1990 verließ ich die NVA, um den Rest meiner Dienstzeit als Zivi zu verbringen ... Vom Armeekomplex in Barhöft ist leider nicht mehr viel übrig. Die Gebäude stehen noch, aber die gesamte Fläche ist seit Jahren ungenutzt und wird von einem Paar Schäferhunde bewacht.


Militärflugplätze der NVA