Autor: Desiree@ddr-luftwaffe.de
Désirées Vorfahren
Der Name
Clary ist in unterschiedlichen Provinzen verbreitet. Viele Forscher haben bisher ohne
Erfolg versucht, einen Ursprung nachzuweisen. Sie konnten bislang nicht eindeutig klären,
wo die Marseiller Familie Clary abstammte. Einige Forscher vermuteten den Ursprung in
Dauphiné, andere in Albi. Unter dem Ancien Régime hatte die Familie Clary keinen
Anspruch auf Adel erhoben. Während des Ersten Kaiserreiches waren Vermögen und
verwandschaftliche Beziehungen derart, daß die Familie ohne glänzende Ahnentafel auskam.
1940 glaubte ein Forscher, der in Nizza lebte, daß er die "Wiege" der Clarys
gefunden habe. In einem kleinen Dorf (Péone) in den Seealpen leben viele Menschen, die
den Namen Clary tragen. Jedoch gestatten die Eintragungen in den katholischen
Kirchenbüchern und andere Unterlagen keine einwandfreien Rückschlüsse auf die
verwandschaftmit der Familie Clary aus Marseille.
Die Zivilstandsakten der Stadt Marseille betrachten Jaques Clary als wirklichen Vorfahr.
Er war der Sohn von Antoine und Marguerite Canolle. Am 24. November 1690 heiratete er
Cathérine Barosse in der Kirche St. Martin zu Marseille. Ein gemeinsamer Sohn wurde auf
den Namen Joseph (1693 - 1748) getauft.Dieser heiratete am 27. Februar 1724 Francoise -
Agnès Amauricc. Aus dieser verbindung entstammte francois Clary, Désirées Vater.
Désirées Familie
(Eltern und Geschwister)
Am 08. November 1777
wurde Eugenie Bernardine Désirée Clary als das jüngste von 13 Kindern des
reichen Marseiller Reeders und Kaufmanns Francois Clary (24.02.1725 - 20.01.1794) geboren.
Ihr Vater war zwei mal verheiratet.
Die erste Ehe wurde am 13.04.1751 mit Gabrielle Flechon geschlossen. Sie starb 9 Monate
nach der Geburt des 4. Kindes.
Ein Jahr später, am 26.06.1759 heiratete er zum zweiten mal. Diesmal nahm er Francoise -
Rose Somis (Désirées Mutter) zur Frau.
Aus der Ehe mit
Gabrielle Flechon (1732 - 03.05.1758) gingen 4 Kinder hervor:
Francois - Joseph (31. 01. 1752 - 04.01.1753)
Marie - Jeanne (24.06.1754 - 02.05.1815)
Marie - Thérèse - Catherine (20.09.1755 - 01.11.1818)
Etienne - Francois (08.08.1757 - 25.03.1823).
Aus der Ehe mit
Francoise - Rose Somis (30.08.1737 - 28.01.1815) gingen 9 Kinder hervor:
Nicolas - Joseph (23.03.1760 - 06.06.1823)
Joseph - Honoré (14.05.1762 - 23.07.1764)
Rose (25.06.1764 - 19.04.1835)
Lucie (25.04.1764 - 12.03.1784)
Justinien (15.04.1766 - 12.12.1793)
Honorine (19.02.1769 - 18.03.1843)
Julie (26.12.1771 - 07.04.1845)
Basile (12.01.1774 - 16.06.1781)
Eugénie - Bernardine - Désirée (08.11.1777 -
17.12.1860)
Die
meisten Geschwister Désirées hatten große Familien.
Marie - Thérèse - Catherine war ein mal verheiratet und hatte 3 Kinder, 5 Enkel
und 9 Urenkel.
Etienne - Francois war einmal vermählt. Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder, 4 Enkel
und 5 Urenkel hervor.
Nicolas - Joseph war ebenfalls einmal verheiratet. Dieser Ehe entsprangen 5 Kinder,
11 Enkel und 30 Urenkel.
Honorine war zwei mal vermählt. Aus diesen Beziehungen gingen 2 Kinder hervor. Die
Tochter vermählte sich mit einem Sohn von Etienne - Francois (2 Kinder, 3 Enkel).
Julie war mit Joseph Bonaparte verheiratet. Sie hatten 2 Kinder, 12 Enkel. Die Ehe
der zweiten Tochter (Charlotte) blieb Kinderlos.
Désirées Nachkommen sind detailliert im Stammbaum der Bernadottes aufgezählt.
Die anderen Geschwister waren unvermählt, oder ihre Ehen sind Kinderlos geblieben und
wurden deshalb nicht extra aufgeführt.
Insgesamt hatte Francois Clary - der Vater von Désirée - 13 Kinder, 19 Enkel, 39 Urenkel und 59 Ur - Urenkel.
Désirées Jugend
Eugénie - Bernardine - Désirée wurde am 08. November 1777 in Marseille geboren. Am 09. November 1777, ein Tag nach ihrer Geburt, wurde sie getauft - in der Kirche Saint - Ferréol. Die Schwester ihrer Mutter (Bernardine - Cathérine de Somis) war Désirées Patin. Ihr Pate war Louis - Honoré Le Jeans, der Mann ihrer Stiefschwester Jeanne.
Es ist über Désirées Jugend wenig bekannt. Die Vermutung liegt nahe, daß Désirée in einem Marseiller Kloster erzogen wurde. Sie soll später geäußert haben, daß sie an ihr Elternhaus eine nur schwache Erinnerung habe.
Am 20. Januar 1794 verstarb Désirées Vater. Ihr älterer Bruder Nikolas wurde während der Schreckensherrschaft Robespierres verhaftet und ins Gefängnis gesteckt (in einer anderen Biographie heißt es, genau wie im Roman von der Selinko, daß es sich bei der Verhaftung nicht um Nicolas, sondern um Etienne handele ). Seine Frau ging zum Volksrepräsentanten Albitte und nahm Désirée mit. Letztere schlief im Vorzimmer ein und wurde von ihrer Schwägerin "vergessen". Sie wurde von einem fremden Herren geweckt - Joseph Bonaparte - und von ihm nach Hause begleitet. Diese Szene muß sich zwischen dem 17. und 19. September 1793 zugetragen haben.
Inzwischen wurde die Familie Clary vom Tod heimgesucht. Zwei Mitglieder der Familie starben kurz hintereinander. Erst verschwand Désirées Bruder Justinien. Er wurde mit einer tödlichen Schußverletzung an der linken Kinnseite (Schlagader) in einem Brunnen gefunden. Kurze Zeit später starb auch Désirées Vater in Folge einer kurzen Krankheit. Vermutlich wäre er, hätte er länger gelebt, der Guillotine zum Opfer gefallen.
Désirée blieb mit ihrer Schwester Julie bei der Mutter im Marseiller Stadthaus wohnen. In diesem Haus machten die Bonaparte - Brüder den beiden jungen Mädchen den Hof. Napoleon Bonaparte wurde ca. Januar / Februar 1794 von seinem Bruder Joseph bei den Clarys vorgestellt.
Verlobte
Désirée hatte sich im April 1795 mit Napoleon verlobt. Sie unterhielten einen leidenschaftlichen Briefwechsel - sie schrieben sich viel, da sie fast sofort voneinander getrennt wurden. Robespierres Sturz im Juli 1794 unterbrach die militärische Laufbahn des jungen Generals aus politischen Gründen. Er ging nach Paris, um um eine neue Verwendung anzusuchenn. Während dieser Zeit verfasste er einen kleinen Liebesroman, in dem er seine Liebesgeschichte in Marseille beschrieb. Désirée taucht darin kaltherzig auf. Die Entfernung voneinander tat ihr Werk und Désirée beantwortete immer zögernder seine Briefe.
Bonaparte
ging in Paris eine ihm weit nützlichere Liebschaft ein: Josephine de Beauharnais,
ehemalige Vertraute von Barras, Chef des Direktoriums. Durch diese Beziehung erhielt
Napoleon den Oberbefehl über die Italienarmee. Napoleon löste am 05. September 1795 das
Verlöbnis mit Désirée. Er hat im Briefwechsel mit ihr gebrochen. Am 03. März 1796
heiratete er Marie - Joseph - Rose Tascher de la Pagerie. Sie ist die Witwe de
Beauharnais (ihr erster Mann, General de Beauharnais, starb auf der Guillotine). In die
Weltgeschichte ging sie als Joséphine ein, wie sie von Napoleon genannt wurde.
Désirée fühhlte sich verraten, ließ sich aber schnell ablenken, indem sie ihre
Schwester Julie nach Rom begleitete, wo Joseph Bonaparte (Julies Ehemann) zum Botschafter
ernannt worden war.
Sie lernte dort General Duphot kennen und verlobte sich 1797 mit ihm. Noch bevor er ihr Ehemann werden sollte, wurde er fast vor ihren Augen bei einem Aufruhr getötet.
Désirée wurden mehrere Männer
vorgestellt, die sich mit ihr verloben wollten oder sollten
Genral Napoleon Bonaparte
General Duphot
Junot (späterer Herzog von Abrantes)
Arfedson, der schwedische, reiche Kaufmann
General Jean Baptiste Bernadotte
Ein französischer Historiker soll Désirées Freier wie folgt angegeben haben:
Joseph Bonaparte, Napoleon Bonaparte, Duphot, Junot, Bernadotte
Ehe mit Joseph Bonaparte - kaiserliche Prinzessin; Königin von Neapel und Spanien
Ehe mit Napoleon - Kaiserin der Franzosen
Ehe mit Duphot (sofern der überlebt hätte) - wahrscheinlich Marschallin und Herzogin
Ehe mit Junot - Herzogin von Abrantès
Ehe mit Marmont (ihn hätte sie gern geheiratet, aber er fragte sie nicht) - Marschallin
und Herzogin von Ragusa
Désirée soll einmal geäußert haben: "Es war mein Schicksal,
von Helden geliebt zu werden".
Ehefrau und Mutter
In
Paris lernte sie einen dritten General kennen: Jean Baptiste Bernadotte. Joseph Bonaparte
stellte ihn seiner Schwägerin vor.
Es soll keine Liebe auf den ersten Blick gewesen sein.
Trotzdem, 14 Tage nach ihrer ersten Begegnung, hielt Bernadotte um Désirées Hand an. Er
tat es nicht bei Nicolas Clary oder bei Désirées Schwester Julie, sondern bei Joseph
Bonaparte. Sowohl Désirées Mutter als auch Joseph gaben ihr Einverständnis zu dieser
Verbindung.
Er war 35 Jahre alt, hatte feurige Augen, ein unwiderstehliches Profil, war von großem Wuchs und hatte volles Haar - mit einem Wort - die Versuchung in Person. Am 24. Mai 1798 wurde die Verlobung gefeirt. Am 16. August 1798 erschienen Désirée und Jean Baptiste Bernadotte 19 Uhr auf dem Standesamt.
Désirée soll später gesagt haben: „Ich habe eingewilligt ihn zu heiraten, als man mir sagte, daß er ein Mann sei, der Napoleon die Stirn bieten würde.“
Diese Verbindung entstand nicht aus Trotz gegen Napoleon. Désirée verliebte sich in Jean Baptiste Bernadotte mit der gleichen Leidenschaft, wie einst in Napoleon. Bernadotte erwiderte ihre Leidenschaft, doch die zahlreichen Trennungen - durch das Soldatenleben - trugen zur Beruhigung bei. Fern von ihrem Mann war sie ganz dem Augenblick ergeben, ohne Bedenken und Zukunftspläne. Viel lieber wollte sie in der Nähe von Julie bleiben, als ihrem Mann in seine Garnisonen zu folgen. Sie beantwortete seine Briefe nicht häufiger als einst die von Napoleon. Und das aus gleichem Grund: Bernadotte, der ihre Bildung für die Rolle, die sie an seiner Seite einzunehmen hatte, für unzureichend hielt, erteilte ihr brieflichen Unterricht, ganz wie sein Vorgänger.
Etwa ein Jahr später, am 06. Juli 1799 ( 8.30 Uhr), wurde ihr einziges Kind geboren - ein Sohn, Francois - Joseph - Oscar.
Ein sehr wichtiges Detail für die Karriere Bernadottes ist die Geburt des Sohnes. Hätte Désirée ein Mädchen geboren, so hätten die Schweden Bernadotte wohl kaum die Krone angetragen. Wer weiß, welches Schicksal Schweden ereilt hätte?.
Der Name Oscar
ist später in Schweden volkstümlich geworden.
Dieser Name wurde vermutlich von General Bonaparte vorgeschlagen. Er war damals auf
"Ossian" versessen. Taufpate soll dagegen Joseph Bonaparte gewesen sein - sofern
eine Taufe Oscars überhaupt statt gefunden hat.
Am 19. Mai 1804 wurde
Désirées Mann zum Marschall von Frankreich ernannt.
Am Krönungstag des Kaisers stand Bernadotte als Träger eines Halsschmuckes neben dem
Thron Napoleons. Er erhielt bei der Verleihung der Adler an die französischen Regimenter
einen Ehrenplatz. Neben höheren Einkünften erhielt Bernadotte das Stadthaus Moreaus (es
wurde Moreau für 400 000 Francs von Napoleon abgekauft). Dieses Haus stand in der Rue
d`Anjou 40.
Désirée mochte das neue Haus. Es brachte sie näher an Julies Haus heran.
Napoleon
hatte nie aufgehört, Bernadotte als gefährlichen Rivalen zu behandeln. Er arrangierte
es, Bernadotte ständig von sich fernzuhalten, indem er ihn auf hohe Posten beförderte
– am Rande seines Reiches. Nichts aber hatte der Kaiser damit zu tun, daß
der Marschall 1818 zum Kronprinzen von Schweden gewählt wurde. Selbst wenn Bernadotte
diese großartige Chance der Tatsache verdankte, daß er mit dem Herrscher Europas
verwandt war, so war es doch für ihn eine glorreiche Revanche an der ungnädigen
Behandlung, die ihm seit Jahren zuteil wurde.
Fürstin von Ponte Corvo
1806 erhielt Bernadotte das Fürstentum Ponte Corvo. Er hat es aber Zeit seines Lebens nicht gesehen.
Der
"Fürstentitel" war Désirée gleichgültig. Sie hatte Angst, Frankreich zu
verlassen , um in Italien ansässig werden zu müssen.
Sie beruhigte sich, als sie erfuhr, daß es sich mit dem Fürstentum um eine Ehrung
handelte. Bernadotte betrachtete die Erhebung in den Fürstenstand als Gunst, da sie
außer ihm nur noch Murat und Berthier zuteil wurde.
Napoleon schrieb dazu seinem Bruder: er habe Bernadotte den Titel aus Hochachtung vor
seiner Frau verliehen.
Am 05. Juni 1807 wurde
Bernadotte durch eine Kugel am Kopf verletzt, nicht lebensgefährlich, aber sehr
schmerzhaft. Er wurde nach Marienburg gebracht, wo sich Désirée um ihn kümmerte. Sie
eilte zu ihrem Mann und pflegte ihn 3 Wochen lang.
Nach seiner Genesung wurde Bernadotte nach Königsburg geschickt. Am 14. Juli 1807
ernannte Napoleon ihn zum Gouverneur der Hansestädte. Das Hauptquartier war Hamburg.
Im März 1808 reisten Désiree und Oscar (zusammen mit Madame le Flotte) nach Hamburg.
Im Frühjahr 1810
fand in Schweden eine Revolution statt. Der Tod eines jungen Prinzen gestaltete
Bernadottes und Désirées Schicksal völlig um.
Kronprinzessin von Schweden
Karl Otto Mörner und
Baron Ankarswärd trafen am 20. Juni in Paris ein. Sie meldeten Napoleon den Tod des
schwedischen Thronfolgers. Sie waren der Überzeugung, daß nur ein französischer General
den schwedischen Thron besteigen sollte. Sie baten, dem Fürsten von Ponte Corve
vorgestellt zu werden, um ihn zu überzeugen, daß er als Kandidat willkommen wäre.
Bernadotte stellte 2 Bedingungen, die ihm unerlässlich schienen: er ersucht um das
Einverständnis des Königs von Schweden - Karl XIII. und dem des Kaisers der Franzosen -
Napoleon.
Karl XIII. von Schweden hatte indes den Bruder des verstorbenen Prinzen vorgeschlagen.
Unter dem Einfluß des Grafen Wrede und des Generals Suremain war der König schließlich
bereit, dem Ausschuss auch Bernadottes Kandidatur vorzuschlagen.
Dieser wurde mit 10 gegen 2 Stimmen gebilligt. Die 4 Stände des schwedischen Reichstages
(Bauern; Bürger, Klerus und Adel) sprachen sich am 21. August 1810 zu Bernadottes Gunsten
(einstimmig) aus.
Graf Gustaf Mörner wurde bauftragt, Bernadotte das Ergebnis der Wahl mitzuteilen.
Napoleon hat Bernadotte die Kandidatur antreten lassen, weil er glaubte, daß Bernadotte
nicht gewählt würde. Er war wütend und eifersüchtig, daß Bernadotte ohne Napoleons
zutun zum Kronprinzen von Schweden gewählt wurde. Er geriet in Wut, daß Désirée eine
legitime Königin werden würde. Damit konnte er schlecht umgehen.
Der Kaiser machte gute Miene zum bösen Spiel. Er war um Zuvorkommenheit bemüht. Er
übergab Bernadotte ein Patent. Es entband ihn (Bernadotte), und seine Familie, von seiner
Nationalität und seiner Treue zum Kaiser, enthielt aber auch eine Verpflichtung - niemals
die Waffen gegen Frankreich zu richten.
Bernadotte erklärte daraufhin, daß er diese Klausel nicht akzeptieren könne, notfalls
würde er seine Wahl ablehnen. Napoleom wollte auf die Klausel bestehen. Noch bevor er es
aussprechen konnte rief ihm Bernadotte zu: "Sire wollen Sie mich über sich stellen,
indem Sie mich zwingen, eine Krone abzulehnen?". Napoleon verlor den Faden seines
Gespräches mit Bernadotte und wünschte eine gute Reise nach Schweden. Die Klausel wurde
gestrichen.
Für Désirée war diese Wendung in der Karriere ihres Mannes etwas furchtbares. Diesmal ging es nicht mehr um einen einfachen Titel, sondern um ein wirkliches Amt, das vor Ort ausgeübt werden musste. Die Aussicht auf die schwedische Krone interessierte sie gar nicht. Sie wollte nur ein stilles und glückliches Leben, das sie möglichst mit Julie teilen konnte.
Désirée hätte den
Winter nur zu gern in Paris verbracht. Sie war sehr kälteempfindlich und verabscheute
Hofetikette. Die Aussicht, sich von ihren Geschwistern - insbesondere von Julie - trennen
zu müssen, war für sie schrecklich.
Aber Bernadotte war eisern. Er forderte von Désirée, bald mit Oscar nach Schweden
nachzureisen.
Am 09. November 1810 reisten Désirée und Oscar ab. Sie wurden von Madame le Flotte und
zwei jungen Offizieren begleitet.
Übrigens: Napoleon hatte Désirée wirklich den Zobelpelz
zugesandt!!!
Sie kamen am 06. Januar 1811 abends in Stockholm an. Allerdings machte Désirée bei der
Königin keinen guten Eindruck. Die Königin notierte: Désirée wäre klein, alles andere
als hübsch und ohne Haltung. Ihre Schüchternheit mache sie "unhöfisch", sie
gäbe sich keine Mühe, sympathisch zu wirken.
Kurz: Désirée wirkte auf die Königin verzogen, aber sanft, gütig und mitfühlend.
Prinz Oscar gefiel wesentlich besser: Er habe einen aufrechten, geraden Charakter, ist
gebildet und liebt seine Eltern.
Trotz aller Ehrungen
und Liebenswürdigkeiten gefiel es Désirée nicht in Schweden. Sie langweilte sich,
während es Bernadotte hier sehr gut geht, und sich Oscar schon völlig eingelebt hat.
Nichts gefiel ihr an dem neuen Aufenthaltsort. Vor allem das Klima erschien ihr
unertäglich. Hielt sie doch schon Paris für zu nördlich. Auch die Küche, auf Grundlage
von mariniertem Fisch und fetten Saucen, war für sie, die nur Mahlzeiten mit Olivenöl
mochte, kaum zu ertragen. Kein Wunder also, daß sie auch die Menschen in ihrer neuen
Umwelt nicht mochte. Désirée war laut, spontan, unüberlegt, inmitten von steifen Frauen
ohne Humor. Ihre Überschwengliche Art passte nicht zu der etwas frostigen
Zurückhaltung der Schweden. Désirée Benehmen missfiel um so mehr, als ihr Mann sich
ganz im Gegensatz dazu beliebt gemacht hatte, kaum daß er schwedischen Boden berührt
hatte.
Bernadotte hatte vor allem die Königin und ihren Mann Karl XIII. bald für sich gewonnen.
Beide hatten sich mit ihrem merkwürdigen Adoptivsohn abgefunden, der aus großer
Ferne und von niedriger Stufe zu ihnen kam. Bernadotte war klug genug, sie durch seine
Zuvorkommenheit und seine erwiesene Ehrerbietung vom ersten Augenblick an zu bezaubern. Er
nahm den Namen Karl Johan an, um dem König eine Ehrerbietung zu erweisen. Er zwang sich,
ihn in allen Staatsgeschäften formell zu befragen, obwohl dieser etwas kindisch geworden
war. Diese Höflichkeit gefiel den Schweden. Sie hatten den künftigen König ohne
Hintergedanken angenommen, als Désirées Ankunft beinahe alles in Frage stellte.
Etwa Mitte Juni 1811 hielt sie es nicht länger aus. Sie erklärte ihrem Mann, daß sie nach Frankreich zurückkehren wolle. Er gab ihr nur zu gerne nach. Sie hatte es einfach nicht verstanden, sich bei Hofe Anerkennung zu verschaffen.
Andererseits schwelte
bei Hofe das Gerücht, daß der Kronprinz eine Liaison mit Marianne Kosküll habe.
Bernadotte fühlte sich erleichtert, als sie es nach sechs Monaten nicht mehr
aushielt und nach Frankreich zurückkehren wollte. Seine einzige Forderung war, seinen
Sohn Oscar zu behalten, dem er eine angemessene Erziehung zukommen lassen wollte.
Rückkehr nach Paris
Als Vorwand wurde der
Gesundheitszustand der Prinzessin genommen. Sie reiste als Gräfin von Gothland nach
Plombières, wo sie sich mit Julie traf.
Die Trennung von ihrem Mann fiel Désirée nicht allzu schwer. Viel schlimmer war die
Trennung von ihrem Sohn. In dem Punkt blieb Bernadotte aber hart. Er wollte Oscar zum
Thronerben erziehen.
In Teilen der Aristokratie hatte man sich den nichtadeligen Jakobiner als mürrisch und arrogant vorgestellt, so wie die Vertreter des revolutionären Frankreichs mit Vorliebe an ausländischen Höfen auftraten. Statt dessen sahen sie einen großen Herrn kommen, mit edlen Manieren, einem gleichzeitig wohlwollenden und königlichen Benehmen, „in jeder Hinsicht für den von ihm bekleideten Rang geschaffen“, vermerkte Königin Hedwig Elisabeth Charlotte in ihrem Tagebuch.
1812 wurde das Zerwürfnis mit Napoleon offenbar, weil Karl Johan – den baldigen Sturz des Kaiserreiches vorraussehend – zur Koalition überging. Der Kaiser bat Désirée, bei ihrem Mann vorzusprechen, damit dieser in seiner Allianz bliebe. Sie tat dies aus Überzeugung. Nie hatte sie an die königliche Zukunft von Bernadotte geglaubt und wollte sie nicht. Sie flehte ihn an, Franzose zu bleiben. Wenn Napoleon siegen würde, wäre seine Rache unumgänglich. Würde er hingegen besiegt, würden die Könige Europas niemals einen Emporkömmling in ihren Kreisen akzeptieren, der einer von ihnen verabscheuten Republik entstammt, gegen die sie seit 20 Jahren kämpften. In jedem Fall würde Bernadotte sich entehren, griffe er gegen seine frühere Heimat zu den Waffen. Doch ihr Mann blieb gegenüber dieser Beschwörung taub. Er überquerte den Rubikon, um 1813 als Sieger gegenüber seinem alten Rivalen an der Schlacht von Leipzig teilzunehmen.
Am 28. Januar 1815
starb Désirées Mutter im Alter von 70 Jahren.
Einen Monat später kehrte Napoleon von der Insel Elba zurück in die Tuilerien. Während
der 100 Tage, die Napoleon nochmals regierte, trat die Kronprinzessin von Schweden in
keinster Weise hervor. Sie genoß den Schutz, den ihr ihre Schwester und ihr Schwager
boten.
Bei der entscheidenden Schlacht von Waterloo ritt Napoleon eine Schimmelstute namens
Désirée. Das klingt wie eine Ironie des Schicksals.
Nach seiner Niederlage kehrte Napoleon nach Paris zurück. Er wurde mit der zweiten
Abdankung matt gesetzt.
Désirée hat dabei in keinster Weise mitgewirkt. - Die berühmte Säbelübergabe in
Malmaison hat also nie stattgefunden.
Die Familie Bonaparte
wurde durch ein Gesetz vom 12. Januar 1816 zum Exil verurteilt. Désirée unternahm
gemeinsam mit dem Marschall von Albufera und Onkel Somis viele Schritte, um zumindest
Julie vor dem Exil zu retten, bzw. es herauszuzögern.
Im Juli 1816 reiste Julie mit ihren beiden Töchtern nach Frankfurt. Désirée schrieb
eifrig Gesuche, um Julie die Rückkehr nach Frankreich zu ermögklichen - umsonst.
Später ging Julie mit ihren beiden Töchtern ins Exil nach Brüssel.
Zwischendurch
erhält Désirée immer wieder Nachrichten über ihren Sohn Oscar. Bernadotte wünscht,
daß Oscar auf der Universität Upsala Staatsrecht und Jurisprudenz anhören sollte. Oscar
hat sehr viel Sinn für gesellige Künste. Er liebte Musik, würde auch gern Komponist
sein. Ob er es aber jemals war, ist nicht eindeutig beweisbar. Sein Vater erklärte
Désirée, daß Oscar zu den besten Hoffnungen berechtigen würde. Er ist bei den Schweden
sehr beliebt.
Vermutlich wollte der Kronprinz Désirée mir der Lobrede über Oscar nach Stockholm
locken.
Aber sie kehrte noch nicht mal nach Stockholm, als es ihrem Mann richtig schlecht ging. Er
litt an starken Schmerzen und spuckte Blut. Damals bestand Lebensgefahr. er schrieb ihr
auch einen Brief und bat um ihre Rückkehr. Er versprach ihr 6 Monate im Jahr freies
Reisen, versprach ihr, ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Doch Désirée begab sich nicht nach Schweden, fuhr nicht zu ihrem kranken Mann.
Herzog de Richelieu
Trotz allem blieb
Désirée in Paris unter dem Namen der Gräfin von Gothland, um Julie nicht zu verlassen.
Außerdem war sie von einer neuen leidenschaftlichen Liebe ergriffen. Wieder ein Held -
aber kein General! Der Herzog de Richelieu, erster Minister unter Louis XV..
Damals war dieser Richelieu 50 Jahre alt. Er selbst soll geäußert haben, daß die Frauen
ihm nie viel zu schaffen gemacht haben sollen. Er verbrachte einen großen Teil seiner
Laufbahn während der Emigration in Russland, wo er die Stadt Odessa gegründet, dort alle
Qualitäten eines Menschenfreundes, einer Führungspersönlichkeit und eines Mäzens
entfaltet hatte. Er war nicht schön. Man sagte aber von ihm, er hatte „immer einen
edleren Anschein, als diejenigen, die ihn umgaben“.
Désirée besaß nichts mehr von ihrer einstigen Anmut. Sie war sehr dick geworden. Sie
kleidete sich wie zu Zeiten des Konsulats.
Désirée befand sich zu dieser Zeit in einer kritischen Phase. Ihre Phantasie war leicht
entflammbar. Ihr Herz wurde von einer sehr großen Leidenschaft für den Herzog de
Richelieu ergriffen. Sie begegnete ihm sehr häufig, überließ das aber selten dem
Zufall. Sie soll sich sogar selbst Blumen geschickt haben, mit Richelieus Karte.
Désirée unternahm seinetwegen Reisen, um ihm immer wieder mal über den Weg laufen zu
können.
Eines Tages fuhr Richelieu auf einen Besitz Courteilles, zur Herzogin, Désirée folgte
ihm und stieg in einer Herberge am Schloßtor ab und wartete, bis er wieder nach Paris
zurück fuhr. Sie versprach sich davon, einen flüchtigen Blick auf ihn zu werfen.
Bei einer solchen Begegnung (im Mai 1822) bemerkte sie eine unheilvolle Veränderung in
seinen Gesichtszügen. Wenige Stundenn später erlag der Herzog de Richelieu einer
Embolie.
Kurz vor seinem Tod (im März 1822) besuchte Richelieu Barras. Mit ihm hat er über
Désirée gesprochen. Seit 2 Jahren fühlte er sich von Madame Bernadotte verfolgt. Aber
er hielt dies nicht für Zuneigung oder gar Liebe, sondern für "Spionage".Er
hielt Désirée für eine "Polizeiagentin".
Möglicherweise hatte Désirée geglaubt, durch eine Liaison mir Richelieu eine Milderung
des Exils von Julie zu erreichen, und eine Berechtigung für Joseph, sich in Europa
aufhalten zu dürfen.
Rückkehr nach Schweden
Schwiegermutter
Erst 1823 kam Désirée für immer nach Schweden. Mehrere Umstände veranlassten sie zu diesem Schritt. Zunächst der Tod Richelieus. Dann die Abreise ihrer Schwester Julie, die wie alle Bonapartes ins Exil gehen musste, was Désirée fast verzweifeln ließ. Und schließlich die Hochzeit ihres Sohnes, den sie seit 11 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Oscar hatte im Alter
von 20 Jahren eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, schwarze lockige Haare. Er hatte die
großen schwarzen Augen seiner Mutter und die Adlernase seines Vaters geerbt. Seine Reize
unterstrich er mit einem hochgezwirbelten Schnurrbart. Er war immer selbstsicher und
gutgelaunt.
Als künftige Ehefrau Oscars wurde Prinzessin Josephine von Leuchtenberg ausgewählt. Sie
ist die Tochter von Eugène de Beauharnais und der Prinzessin Augusta von Bayern. Sie ist
eine Enkelin der Kaiserin Josephine.
Am 09. Mai 1822 verließ Oscar unter dem Namen 'Graf von Schonen' Schweden.
Désirée besuchte ihre Schwester Julie in Brüssel und reiste von dort aus weiter nach
Aachen, wo sie zeitgleich mit Oscar eintraf. Oscar wollte 14 Tage in Aachen bleiben und
nutzte die Zeit, um sich einer Badekur zu unterziehen.
Oscar besuchte noch Amsterdam und Den Haag. Zusammen mit Désirée und Julie reiste er
zurück nach Aachen. dort trennten sich vorerst ihre Wege. Désirée blieb bei Julie und
Oscar traf am 23. August in Eichstätt beim Herzog von Leuchtenberg ein. Er wollte endlich
seine zukünftige Braut kennen lernen.
Josephine war damals 15 Jahre alt, sah bezaubernd aus, hatte gute Umgangsformen. Beide
waren Voreingenommen, fanden sich aber von Anfang an sympathisch. Am nächsten Tag hielt
er beim Herzog von Leuchtenberg um ihre Hand an.
Oscar setzte seine Reise fort. Kehrte Anfang November nocheinmal zu seiner Braut zurück,
von wo aus er sich am 19. November entgültig verabschiedete und nach Schweden
zurückreiste.
Ende Mai / Anfang Juni
1823 fand die Heirat Oscars und Josephines in procurationem ( in Vertretung durch Prinz
Karl von Bayern) statt. Am Tag darauf reiste die junge Prinzessin - mit ihrer
Lieblingspuppe im Arm - zu ihren Großeltern nach Würzburg, um sich von ihnen zu
verabschieden. Von dort aus fuhr sie nach Lübeck, wo sie von ihrer Schwiegermutter und
einem zahlreichen Gefolge empfangen wurde. Die Überfahrt fand am 13. Juni 1823 statt. Am
19. Juni 1823 feierten die Einwohner Stockholms die Hochzeit des Kronprinzen und
gleichzeitig die Rückkehr ihrer Königin.
Bei dieser Reise kam Désirée in einer schönen Jahreszeit, im Juni, in Schweden an. Das
wunderbare Licht des Nordens verzauberte sie nun. Ihre Stellung am Hof hatte sich
entschieden verändert. Sie war nicht mehr die kleine, von engherzigen Anstandsdamen
überwachte Ausländerin. Sie war die Königin. Die Schweden hatten Schwierigkeiten, sich
an ihre südländische Art zu gewöhnen. Sie lernte ebenso wenig schwedisch wie ihr Mann.
Jean Baptiste hatte entsprechende Bemühungen unternommen, diese aber angesichts des
mühsam unterdrückten Gelächters seiner Gesprächspartner schnell wieder aufgegeben,
Anstrengungen, die ohnehin sinnlos waren, denn fast alle Schweden seiner Umgebung sprachen
Französisch. Was Désirée betraf, so behielt sie nur ein Wort, kom, sie
hatte festgestellt, daß dieses genügte, damit alle Kinder zu ihr gelaufen kamen, die sie
dann mit Bonbons überschüttete.
Großmutter
Aus der
Beziehung Oscars mit Josephine von Leuchtenberg gingen 5 Kinder hervor:
siehe Stammbaum Bernadotte!
Carl; Herzog von Schonen (03.05.1826 - 18.09.1872) - König Carl XV. (1859 - 1872)
Gustaf; Herzog von Upland (18.06.1827 - 24.09.1852)
Oscar; Herzog von Ostgotland (21.01.1829 - 08.12.1907) König Oscar II. (1872 -
1907)
Eugénie - Charlotte - Emilie - Augusta (24.06.1830 - 23.04.1889)
August; Herzog von Dalekarlien (24.08.1831 - 04.03.1873)
Die Krönung
Désirée wurde am 21.
August 1829 zur Königin von Schweden und Norwegen gekrönt. 09.00 Uhr morgens leuteten
alle Glocken Stockholms die Krönungsfeier ein. 11.00 Uhr verließ der Krönungszug das
Schloß.
Désirée wurde vom Erzbischof am Domportal empfangen. Dort sprach der Erzbischof das
vorgeschrieben Gebet. Nach dem Gottesdienst führte Kronprinz Oscar die Königin zu ihrem
Thron. Désirée legte ihre Herzogkrone ab und erhielt von Gräfin Brahe den
Krönungsmantel umgelegt. Désirée kniete nieder und der Erzbischof salbte sie mit dem
geweihten Öl. Die Königin nahm wieder auf ihrem Thron Platz. Graf von Rosenberg nahm
gemeinsam mit dem Erzbischof die Krone vom Altar. Sie setzten sie der Königin aufs Haupt.
Graf von Löwenhjelm nahm zusammen mit dem Erzbischof das Szepter vom Altar und legte es
in die Hände Désirées. Auf die gleiche Weise empfing sie den Reichsapfel durch Baron
von Loewenshoeld.
Der Reichsherold verkündete anschließend den Vollzug der Krönung Ihrer Majestät.
Der Erzbischof erteilte seinen Segen. Danach begab sich die Königin zum Thron des Königs
und empfing seine Glückwünsche. Sie ging anschließend zu ihrem Thron zurück um die
Glückwünsche des Kronprinzenpaares, der Standesherren des Königreiches, des
Adelsmarschalls und der Sprecher der anderen Orden, der Damen und Herren des Adels und der
ersten Hofdamen entgegenzunehmen.
Ein großer Empfang
für die Gratulanten fand am 22. August am schwedischen Hofe statt.
Am 30. August wurde vom Kronprinzenpaar zu Ehren der Königin von Schweden ein Fest auf
Schloß Drottningholm gegeben.
Tod Karl XIV. Johan
Das Jahr 1844 war
sowohl für Désirée sehr schwer.
Karl Johan erlitt am 26. Januar einen Schlaganfall.
Ein Blutsturz nahm ihm für 24 Stunden das Bewußtsein. Dem folgte ein heftiges
Gehirnfieber (Gehirnentzündung) mit starken Symptomen, unter anderem ein andauerndes
Delirium. Ein Fuß ist von Brand bedroht, was heftige Schmerzen verursacht. Er litt an
Appetitlosigkeit, fand wenig Schlaf.
Am 08. März fiel der König ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Er starb
nachmittags um 15.30 Uhr. Seine letzten Worte waren: "Oscar, Oscar, wir werden uns
wehren.".
Erst am 26. April 1844
werden Karl - Johans sterbliche Überreste von einem langen Trauerzug begleitet. Sie ruhen
in einem Porphyrgrabmal, das in seiner Schlichtheit einem antiken Sarkophag ähnelt.
Der treueste Freund Karl - Johans - Graf Brahe - stand während des Trauergottesdienstes
neben dem Sarg.
Oscar bemühte sich, seiner Mutter diese schwere Zeit leichter zu machen. Er benahm sich ausgesucht rücksichtsvoll. Désirée konnte ihre vertrauten Gemächer weiter bewohnen, obwohl diese dem König und dessen Gemahlin zugestanden hätten. Für die Sommermonate stand ihr auch weiterhin Schloß Rosenberg zur Verfügung.
Désirée im Alter
Aus Désirées Familie
sind inzwischen viele Menschen verstorben. Sie wurde immer einsamer. Ihr Sohn, seine Frau
und die Kinder schafften es aber immer wieder, sie aufzumuntern.
Désirée führte zu einigen wenigen Familienmitgliedern noch immer regen Briefwechsel.
Zum Beispiel mit Julies Tochter Zénaide (bis zu deren Tod 1854), mit ihrer Nichte Rosin
und mit ihrer Nichte Marcelle Tascher.
Désirée besuchte Bälle.
Sie beschäftigte sich unter anderem mit den Memoiren Josephs. Eine achtbändige Ausgabe.
Was wurde aus Julie?
Julies Tochter Charlotte kehrte aus den Vereinigten Staaten zurück. Gemeinsam mit ihrer Mutter Julie verließ sie Brüssel. Sie ließen sich gemeinsam in Rom in der Villa Paolina nieder. Julie schrieb Désirée einen Brief (Ende Mai 1825). In ihm erklärte sie ihrer Schwester, daß sich Charlotte mit Napoléon - Louis (der älteste Sohn Louis Bonapartes und Hortense de Beauharnais) verloben würde.
Bei einem späteren
Briefwechsel erfuhr Désirée, daß Julie für ihre beiden Schwiegersöhne nicht viel
übrig hatte. Zénaides Mann Charles Bonaparte kam nur zu seiner Frau, um ein weiteres
Kind zu zeugen (12 Kinder).
Dagegen war Napoléon - Louis ein eher romantischer Charakter. Diese Ehe blieb trotzdem
Kinderlos. Napoléon - Louis starb am 17. März 1831 in Forli unter geheimnisvollen
Umständen.
Julie war inzwischen
nach Florenz umgesiedelt.
Ihre Tochter Charlotte verließ Florenz nach dem Tod ihres Mannrs und begab sich nach
London, wo Joseph Bonaparte (ihr Vater) derzeit lebte. Dort starb sie am 02. März 1839.
Joseph kehrte in die Vereinigten Staaten zurück, blieb dort aber nicht lange. Als er nach
London zurückkehrte, erlitt er einen Schlaganfall. Von dem erholte er sich nur sehr
langsam. Während des Sommers 1841 erhielt er endlich die Ermächtigung, bei seiner Frau
Julie, in Florenz zu wohnen.
Im Laufe des Frühlings
1844 verschlechterte sich Josephs Gesundheit. Er verstarb am 28. Juli 1844, kaum 5 Monate
nach seinem Schwager. Er wurde 73 Jahre alt.
Désirée schrieb daraufhin ihrer Schwester, daß sie (Désirée) mit Joseph einen Vater
verloren habe, denn als solchen habe sie ihn in ihrer Jugend gesehen. Immerhin hatte er
sich mit ihrer Zukunft befaßt.
Désirée schrieb am
26. November 1844 einen Brief an ihre Schwester Julie. Sie schrieb ihr, daß sie nur noch
in der Hoffnung lebe, sie eines Tages besuchen zu können.
Doch Julie verstarb am 07. April 1845 in Florenz wie sie gelebt hatte - ruhig und
friedlich. Sie wurde 73 Jahre alt.
Für Désirée war der Tod ihrer geliebten Schwester noch schlimmer als der Tod ihres Mannes. Désirée vereinsamte zusehends. Sie lebte für sich allein.Nur die liebevolle Zuwendung ihrer Schwiegertochter und ihres Sohnes halfen ihr über diese schwierige Zeit hinweg.
Zénaide Bonaparte starb am 08. August 1854 in Folge einer eitrigen Mandelentzündung in Neapel.
Tod Oscar I.
Bei
Hofe kursierte regelmäßig das Gerücht über die Abreise ihrer Majestät. Es traf aber
niemals mehr ein. Die Jahre vergingen, es gab immer weniger Gründe Frankreich
wiederzusehen. Alle, die sie zurückgelassen hatte, schieden dahin. Joseph, ihre zärtlich
geliebte Julie, ihre Nichten, ihre Freunde. Selbst die schöne Villa in der Rue d´ Anjou,
ein Geschenk Napoleons, war vom Abriss bedroht. Sie unternahm 1853, nach dem Tod von Karl
Johan, eine letzte Anstrengung, um Frankreich noch einmal wiederzusehen. Sie traf
ernsthafte Vorbereitungen, schiffte sich sogar ein. Als Grund nannte sie eine Reise nach
Vichy, ins Bad. Ihr Sohn wollte sie jedoch im Lande halten und sprach sich mit dem
Fregattenkapitän ab, damit das daraufhin manipulierte Barometer auf der Brücke bei blast,
( „Sturm“), stehen blieb. Der Kapitän soll kein geringerer gewesen sein, als
Désirées Enkelsohn Oscar. Sobald Désirée die angebliche Sturmwarnung bemerkte, bat
sie, in Schrecken versetzt, sofort an Land gehen zu dürfen und kehrte beschämt nach
Stockholm zurück.
Nie wieder war die Rede von einer Rückkehr nach Paris.
Von da an alterte sie, die kleine exzentrische, jedoch sich selbst treue Dame.
Oscar I. erkrankte im
Juni 1857. Seine Ärzte verlangten, daß er sich ins Ostseebad Tullgarn begeben muß. Die
Regierungsgeschäfte übernahm sein Sohn Carl Ende September 1858. Seit dem ging es dem
König Oscar immer schlechter. Sein Körper wurde durch ein Rückenmarksleiden stark
geschwächt.
Am 08. Juli 1859 starb Oscar I. nach einem langen Todeskampf.
Désirée erholte sich
nicht wieder von diesem Kummer. Ihre Vereinsamung wurde immer größer. Die wenigen
schwedischen Damen mit denen sie sich angefreundet hatte, waren auch gestorben. Die
Hoffnung auf einen Besuch in Paris hatte sie aufgegeben.
Selbst ihre Schwiegertochter vermochte ihr keinen Trost spenden.
Désirées Tod
Désirée unternahm am
17. Dezember 1860 eine Wagenfahrt. Als sie zurückkehrte, überkam sie eine große
Übelkeit. Eine Viertelstunde später verstarb sie im Alter von 83 Jahren.
Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der Riddarholmskirche zu Stockholm. Désirées Grab -
eine einfache Porphyrplatte, in die ihr schwedischer Name "Desideria"
eingemeißelt wurde - befindet sich zu Füßen des Sarkophags, in dem ihr Gatte, Karl XIV.
Johan, ruht.
Ihr Dasein ist ein Traum gewesen, aber sie hat sich daran nicht berauscht und blieb auf dem Thron die einfache und natürliche Frau, die sie immer gewesen war: Mit ihrem Wesen war sie die würdige Ahnfrau einer der demokratischsten Dynastien Europas.
Im Alter stellte Désirée mit einiger Befriedigung fest: „Es
lag in meinem Schicksal, von Helden begehrt zu werden.“
Autor: Desiree@ddr-luftwaffe.de