| 
	
	3e) Resumé
 
	
	Bevor Sie zu den Beispielseiten kommen, scheint es mir notwendig, Sie auf eine immer
	wiederkehrende Infrarot-Ente aufmerksam zu machen.
	Es ist nicht möglich, durch Kleider aus 
	Kunststoff-Fasern hindurchzusehen, um Einzelheiten 
	eines verborgenen Körpers zu photographieren. Dieses Märchen gehört 
	in den Bereich der Yellowpress. Zwar sind einige Materialien für Infrarotstrahlung
	durchlässig (besonders Wärmestrahlung), sie reichen aber bei weitem nicht aus
	(und wir sollten dankbar dafür sein), Details zu zeigen.
 
	In der einschlägigen Literatur wurde eine Untersuchung, von einer durch Leinwand überdeckten, 
	also doublierten Originalsignatur beschrieben und auch dort abgebildet. Die Voraussetzungen, die zur 
	Sichtbarmachung der verborgenen Schriftzüge führten, waren scheinbar besonders günstig.
	Siehe: Gemälde im Licht der Naturwissenschaft,
	Ausstellungskatalog des Herzog Anton Ulrich - Museums, Braunschweig 1978
 
  
	Vor übertriebenen Hoffnungen, man könne 
	Unsichtbares sichtbar machen, möchte ich warnen.
	Untersuchungen mit IR und IRRG können nur das zeigen, was 
	tatsächlich vorhanden ist 
	- und das auch nur bei günstigen Voraussetzungen.
 
	Infrarotphotographie und deren Varianten sind keine ausschließlichen Mittel, um Kunstwerke zu 
	identifizieren. Sie können aber sehr hilfreich sein, in 
	Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern, die naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden nicht ablehnend 
	gegenüber stehen, Unklarheiten zu beseitigen, stilkritische Merkmale 
	herauszuarbeiten und vor allen Dingen, berührungsfrei in tiefere Malschichten vorzudringen.
 
	Im Gegensatz zu Werken alter Malerei lassen sich, 
	bedingt durch eine andere Auffassung von "Maltechnik", in der 
	zeitgenössischen Kunst, kaum noch Unterzeichnungen finden. Hier kann es nur darum gehen, 
	Verfälschungen oder Pentimenti (sog. Reuezüge) an Originalen nachzuweisen.
 
	Eine Fälschung zeitgenössischer, moderner Kunst (etwa des vergangenen 20. Jahrhunderts),  
	ist wesentlich schwerer zu erkennen, da viele Grundstoffe des Malmaterials noch heute zu erhalten sind.
	Gesicherte Provenienzen, ein präzises Werkverzeichnis des 
	Künstlers mit einer Dokumentation lückenloser Provenienz und 
	stilkritische Untersuchungen sind in diesen Fällen ratsam.
 
	Trotz aller Unberechenbarkeiten bei Untersuchungen kann abschließend gesagt werden, 
	daß es, aufgrund naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden, heute nicht mehr möglich ist, 
	unerkannt Signaturen oder alte Gemälde zu fälschen. 
	Dazu gehört allerdings der Wille von Eigentümern, Händlern,
	Auktionatoren oder anderen potentiellen Käufern, ihre Kunstwerke auf deren Echtheit und Originalität 
	prüfen zu lassen. 
	Häufig ist es für Sammler angenehmer, mit einem Selbstbetrug zu leben aber auf jeden Fall gewinnbringender  
	für viele Kunsthändler und Auktionatoren, nach der alten Weisheit zu handeln: 
	"Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen".
 
	Zu den Ignoranten und Skeptikern wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden gehören leider 
	immer noch einige selbstgerechte Kunsthistoriker und Verfasser von so genannten 
	Werkverzeichnissen. Sie lehnen, wie schon Wilhelm von Bode seinerzeit, 
	naturwissenschaftliche Methoden als Mumpitz (Zit.: Wehlte) ab. 
	Dennoch ist es erfreulich, zu sehen, daß sich auch diese Art von Fachleuten
	(ganz langsam und vorsichtig) wissenschaftlichen Ergebnissen nicht mehr verschließen können.
 
  
	UV-Fluoreszenzuntersuchungen / UV-Reflektographien
 
	Die Beschreibung von Untersuchungen durch UV-Anregung
	habe ich auf diesen Seiten bewußt vernachlässigt, da diese Methode 
	mittlerweile in (fast) allen Restaurierungswerkstätten angewandt wird. 
	Sie gehört zum Mindeststandard 
	bei der Voruntersuchung eines Gemäldes. 
	Leider verzichten noch immer die meisten Sammler und Händler auf diese 
	Möglichkeit der Oberflächenprüfung.
	Bei entsprechender Erfahrung kann man auch an der 
	Lumineszenz des Firnis und/oder der Farben schon 
	Rückschlüsse auf die Art und das Alter von 
	verwendeten Firnissen und Pigmenten schließen. Ebenso deutlich werden 
	falsche Signaturen oder Retuschen neuerer Zeit, die etwa über
	einem alten Firnis liegen, sichtbar. 
	Die Verwendung von sog. Quarzlampen oder UV-Analysenlampen könnte sie vor mancher 
	Enttäuschung bewahren. Sie bieten aber auch Raum für 
	Mißinterpretationen durch unerfahrene Betrachter. So könnte zum Beispiel auch eine, 
	von einem Künstler nach dem Firnissen eigenhändig aufgebrachte, spätere Signatur zu
	Fehlinterpretationen führen. 
   
 |