Sambia - Die Dürren in den 90er Jahren
Der Regen ist das Lebenselement des südlichen Afrika. Die Region ist überwiegend arid oder semi-arid und die Regenfälle sind extrem variabel und kommen oft unzuverlässig. Von ausreichend Regen sind vor allem die Subsistenzbäuerinnen und -bauern in der Region abhängig. Eine Dürre bedeutet nicht nur Hunger, sondern auch den Verlust von wertvollen Nutzpflanzen und Nutztieren und darüberhinaus von Wildtieren für die Zukunft.
Seit den 80er Jahren verändern sich die klimatischen Bedingungen, und die Folgen von Dürren werden immer dramatischer spürbar. Die schlimmste Dürre erlebte die Region in der Saison 1991 und 1992. Nur durch eine gemeinsame Logistik zur Verteilung von Getreide konnten die Staaten der Southern African Development Community (SADC) eine größere Hungersnot verhindern.
Zur Erklärung des Klimawandels wird teilweise die berüchtigte periodische Wetterlage El Niño herangezogen. Die erhöhten Temperaturen über dem Pazifischen Ozean bringen dem südlichen und östlichen Afrika einen kühlen Frühling mit frühzeitigen Regenfällen, die von Stürmen und Hagel begleitet werden. Statt der üblichen Sommerregen folgt darauf meistens Trockenheit. Manche Meteorologen vemuten zudem einen Zusammenhang zwischen der 1991/92er Dürre und dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen im Juni 1991. Demnach wurden seinerzeit die Luftschichten in der Startosphäre über dem Indischen Ozean nicht ausreichend erwärmt. Der regenbringende Nord-Ost-Wind war zu schwach, um das südliche Afrika zu erreichen.
In jenen Regionen Sambias, die unter der großen Dürre litten, trockneten die Flüsse und Bäche aus. Auf dem Land mußten die Frauen lange Wege zurücklegen, um - oftmals verschmutzes - Trinkwasser für Haushalt und Familie zu schöpfen. Durchfallerkrankungen und Cholera grassierten 1992 im Land. Hunderte von Menschen starben an deren Folgen.
Das heute vorherrschende Grundnahrungsmittel, der einstmals von den Portugiesen in die Region eingeführte Mais, dessen moderne Varianten der hochgezüchteten Hybridsorten nur mit ausreichender Bewässerung gedeihen, verdorrte auf den Feldern der Kleinbauern. Angesichts dieser klimatischen Veränderungen rüsten sich Subsistenzbäuerinnen und -bauern in der Region für schlechtere Zeiten und kehren zunehmend zu Witterungs- und Bodenbedingungen besser angepassten, einheimischen Getreidesorten zurück. Auch in Sambia setzen etliche Bauern auf Diversifizierung und pflanzen inzwischen wieder Sorten an, die lange Zeit verschmäht wurden, weil sie als unmodern und "Arme-Leute-Essen" galten. Zu ihnen zählen die ebenso vielseitigen wie nahrhaften Getreide Sorghum (botanischer Name: Sorghum bicolor) oder Fingerhirse (botanischer Name: Eleusine coracana; sambische Namen: kambale, lupoko, mawele, majolothi, amale, bule).
Zunächst deuteten alle Anzeichen darauf hin, daß das Wetterphänomen El Niño in der Saison 1997/98 in den Ländern des südlichen Afrika erneut zu schweren Dürren führen werde. In Erwartung der Dürre rüsteten sich die SADC-Staaten, in der 20 Millionen Einwohner zählenden Region eine mögliche Hungersnot abzuwenden. In einigen Staaten wurden dazu die Getreidereserven aufgestockt. Eine ad hoc Arbeitsgruppe der SADC mit Sitz in Harare sammelt Wetterdaten und wertet sie aus. In allen Ländern wurden die Bauern angehalten, die Saat frühzeitig auszubringen und dürreresistente Sorten zu nutzen. Das World Food Programme (WFP) der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) und die 21 im COMESA (Common Market for Eastern and Southern Africa) zusammengeschlossenen Staaten zwischen Äthiopien und Swaziland stellten Notfallpläne für eventuelle Nahrungsmittelhilfen auf.
Doch statt der erwarteten Dürre führten schwere und andauernde Regenfälle zu Überflutungen im südöstlichen Afrika. Sambias Süden litt unter Trockenheit, während in den nördlichen Provinzen vielerorts die Felder überflutet wurden. Entlang des Zambesi verschwanden im März die Maisernten und Obstbäume unter den Wassermassen. In den nordöstlichen Provinzen wurde die Nahrung knapp und viele Familien konnten sich nur mit großer Mühe ausreichend selbst versorgen.
Bereits im Oktober 1997 berichtete die südafrikanische Wochenzeitung Mail & Guardian von erschöpften Maisvorräten im Osten Sambias, wo die Menschen sich deshalb von Wildkräutern ernähren mußten. In der regierungseigenen Disaster Management Unit (DMU) schätzt man, daß 1999 rund zwei Milllionen Menschen Nahrungsmittelhilfe benötigen.