usp: Pfade statt Superhighway

Pfade statt Superhighway

© Ute Sprenger

Nur drei Prozent der weltweiten Telefonleitungen liegen in Afrika. Dennoch verläuft sich der Superhighway nicht in der Wildnis des afrikanischen Busches, wie MISA, das Medieninstitut für das südliche Afrika, feststellt. 12 Länder haben inzwischen über Satelliten oder gemietete Leitungen vollen Zugang zum Internet: Algerien, Ägypten, Ghana, Kenia, Marokko, Mosambik, Namibia, Sambia, Südafrika, Tanzania, Tunesien und Uganda. Sogenannte store-and-foreward E-Mails sind mittlerweile in 24 der 54 Länder möglich.

Am weitesten verbreitet ist dabei das FidoNet, das über Modem und vorhandene Telefonleitungen einen Zugang zu einem zentralen Rechner herstellt. Als Vermittlungsstelle steht dafür meist ein Computer bei einer westlichen NGO. Der wird einige Male pro Tag angewählt, um dort gespeicherte Daten abzuholen oder eigene Daten darüber in die Welt zu versenden.

GreenNet in London oder Toolnet in Amsterdam bieten solche Netzwerkdienste NutzerInnen in jenen Ländern an, wo voller Internet Zugang zu teuer ist, SangoNet in Südafrika unterstützt viele bei der Einrichtung und Ausbildung. Unternehmen, Forschungseinrichtungen, vor allem aber afrikanische NGOs nutzen diesen beschränkten aber preisünstigen Weg zum Versenden und Empfangen von Nachrichten. Schon 1986 rief die Organisation Internationale ÄrztInnen gegen den Atomkrieg (IPPNW) die Initiative "SatelLife" ins Leben. Sie betreibt unter anderem das HealthNet, ein Informationssystem, wo GesundheitarbeiterInnen im Süden medizinische oder Umweltdaten abrufen und austauschen können.

Darüberhinaus gibt es zahlreiche Projekte zum Aufbau regionaler oder nationaler Netzwerke. Von RIO, dem Intertropischen Computer Netzwerk der französischen Entwicklungshilfe Organisation ORSTOM werden im frankophonen Afrika Knotenstellen für E-Mail oder nationale Computernetze geschaffen. Derzeit sind zehn Länder über RIO-Computer in Montpellier verbunden. Seit Jahresbeginn ist auch die im Senegal ansässige panafrikanische Nachrichtenagentur PANA auf dem Netz.

Das kanadische Zentrum für Entwicklungsforschung IDRC unterstützt Länder wie Kenia, Südafrika oder Äthiopien beim Aufbau elektronischer Kommmunikationswege. IDRC will damit beweisen, dass die technischen Voraussetzungen für eine preiswerte Anbindung schon jetzt in Afrika vorhanden sind. Darüberhinaus hilft die Agentur NutzerInnen im Süden bei der Einschätzung des sozialen und kulturellen Wertewandels als Folge der neuen Technologien. So wurde im Pan African Documentation Centre Network (PADISNET), das Planungs- und Forschungszentren in mehr als 24 Ländern miteinander elektronisch verbindet, gemeinsam mit IDRC eine Studie zu diesen Fragen durchgeführt.

Diese verschiedenen, einfach angelegten Netzte machen die elektronische Kommunikation für viele NutzerInnen in Afrika erschwinglich. Den High-Tech-ArchitektInnen einer globalen Informationsgesellschaft bei Weltbank und G7 sind sie vor allem ein Dorn im Auge. Wie nützlich sie jedoch tatsächlich sind beweist MISA: In Brief-Aktionen, ähnlich denen von Amnesty International, werden dort Informationen über Zensurmassnahmen oder Angriffe auf JournalistInnen per E-Mail in die Welt verschickt. So konnte 1994 das Bein eines jungen Journalisten in Lesotho gerettet werden, den Soldaten angeschossen hatten. Innerhalb von 24 Stunden gingen bei MISA genügend Spendenzusagen für die medizinische Behandlung ein. Und auch die vermutlich von Agenten der angolanischen Staatssicherheit gegen der Journaliste Mario Paiva geäusserten Morddrohungen hörten auf, nachdem auf Initiative von MISA Botschaften ihren Schutz anboten.

Erschienen in afrika süd 4'96, Juli/August, S. 37

Abdruck (auch auszugsweise), Vervielfältigung, Zitat nur in Absprache mit der Autorin.

Verbindungen:
GreenNet
Toolnet
Healthnet/SatelLife
SANGONeT

Weiter zum Hauptartikel oder zurück zur Homepage