St. Benedikt in Mals: Bau und Schmuck

Die Kirche ist eine kleine, geostete, rechteckige Saalkirche [10] mit drei Nischen im Osten. Der Altar stand wahrscheinlich in der Mitte, vielleicht gab es auch Altäre in den beiden Seitennischen. Das Äußere war bereits nach der Entstehungszeit verputzt und bemalt.
Das Kirchlein wird von der bisherigen Forschung zu den sogenannten Dreiapsidensäle gezählt. "In einzigartiger Vielfalt und vielfältiger Gestaltung sowie in regionaler und zeitlicher Begrenzung sind die Dreiapsidensäle im ehemaligen Churrätien überliefert." [13] St. Benedikt nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, weil hier die Apsiden zu Nischen reduziert sind.
Geschmückt war die Kirche mit Malerei und Skulptur. Diese "bestand zumindest aus einer aufwendigen Einfassung der Altarnischen aus Stuck und aus einer marmornen Chorschranke. ... Die heutige Schwelle der Südtüre hat in primärer Verwendung wohl als Sockel der Chorschrankenanlage gedient."[14]
Neben der steinernen Skulptur gab es Stuckornamente, deren Erhaltung gegenüber der damaligen Verwendung in Franken- und im Langobardenreich problematisch ist: "Aufgrund der Materialeigenschaft des Stucks hat sich jedoch nur wenig erhalten und hierbei handelt es sich überdies zumeist um kaum aussagekräftige Einzelfunde. Umso wichtiger ist das Überkommene in Mals. Hier gibt es in vielen Punkten Übereinstimmungen mit der Technik der bedeutenden Stuckarbeiten von San Salvatore in Brescia und vom Tempietto in Cividale." [15]
Rüber macht insbesondere bei den Stucksäulen auf Ähnlichkeiten mit anderen Bauten aufmerksam: "Größere Übereinstimmung zeigt sich jedoch mit den sehr qualitätvollen Weinrankenbögen im Tempietto von Cividale (Abb. 34). Diese sind ebenfalls innen hohl und lassen Zwischenräume offen, allerdings bei der Anwendung einer aufwendigeren Technik. Ein vergleichbarer Hell-Dunkel-Kontrast ist in zahlreichen steinernen Beispielen der à-jour-Technik aus frühchristlicher Zeit, vor allem in Ravenna überkommen. Hier ist das flache Relief 'hinterarbeitet, gleich einem vom Grunde gelösten und in den Umrissen tiefgeschatteten Gitter'. Um ein weiteres erklärt sich die Durchgestaltung der Malser Säule, wenn man die jüngeren durchbrochenen Schrankenplatten mit Flechtwerkmuster aus Ravenna, Brescia und Rom zum Vergleich heranzieht. Im 8. Jahrhundert scheint die à-jour-Technik nur mehr für die Stuckplastik verwendet worden zu sein. Eventuell war die kompliziertere Bearbeitung von Stein in dieser Technik zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bekannt. In Mals zeigt sich dementsprechend ein Rückgriff auf ein spätrömische 'Technik', aber eine Gestaltung im zeitgenössischen Geschmack." [23].
"Ferner sind in Mals einige geläufige Motive der sog. langobardischen Kunst auch auf das Stuckdekor übertragen worden, wie das in diesem Maße nicht für die übrigen überlieferten Stuckausstattungen bekannt ist. Auf der anderen Seite erstaunt die Plastizität der figürlichen Kapitelle und der Löwendarstellungen, die sich nicht in die zeitgenössische Kunst einbinden ließen, wohl aber Vorläufer in der Spätantike fanden. Dies traf ebenso für die -jour-Technik zu. In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung, dass es im Frühmittelalter neben der langobardischen Kunst eine in der Zahl ihrer Vertreter ungleich ärmere Strömung gegeben hat, die antikes Formengut rezipierte." [24]

Zur Säule in bunt

Stucksäule in der Nordostecke

© Frasnelli-Keitsch, Bozen, 2000

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Erstellt am 3.6.2000, Geändert am 20.2.2010.

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