Horror
Wie ich in den anderen Kapiteln beschrieben habe, kenne ich gegen die meisten Gefahren wirksame Mittel, die ich auch ständig anwende. Aber es gibt mindestens die folgenden Situationen, für die ich kein Patentrezept parat habe.
Überfall aus dem Gegenverkehr
Es kommt ziemlich häufig vor, dass ein entgegenkommender Linksabbieger noch im letzen Augenblick vor mir abbiegt. Das geht meistens gut, manchmal ist eine mehr oder weniger starke Bremsaktion nötig.
Zwei Mal ist es mir schon passiert, dass ich nicht mehr bremsen konnte. Die Folge: dauerhafte Gesundheitsschäden. Beide Mal geschah es in der Stadt, ich saß auf dem Motorrad und mein Tempo war so um die 50.
Meine Horrorvorstellung ist es nun, dass mir einer auf der Landstraße 'rüberkommt, weil er zum Beispiel aus der Kurve fliegt. Selbst wenn wir beide »nur« 100 fahren, wird wohl nicht viel übrigbleiben.
Bombe von hinten
Viele Fahrer leben ja nach dem Motto »wer bremst, verliert«. D.h. wir bleiben solange auf dem Vollgas stehen, bis es zu spät ist.
Eine anderes Problem besteht darin, dass LKW-Fahrer offensichtlich bis zur völligen Erschöpfung am Steuer sitzen müssen, damit sie ihren Job nicht verlieren. 20 oder 30 Stunden oder mehr.
Meine Befürchtung besteht nun darin, dass ich aus irgendeinem Grunde auf der Landstraße oder auf der Autobahn stehe, und keine Fluchtmöglichkeit mehr nach vorne habe. Wie gesagt, besteht mein Trick ja darin, weit vor einem Stau oder einem Hindernis schon zu halten oder zu schleichen, damit ich den Träumer hinter mir schon frühzeitig »wecke« und dann kurz vor dem Aufprall noch nach vorne ausweichen kann. Das hat bisher immer prima funktioniert.
Aber was ist, wenn noch einer kommt? Oder vielleicht ein 30-Tonner, der alles zusammenschiebt?
Militante Radfahrer
Leider gibt es ja in Deutschland das fatale Gesetz, dass rechts fahrende Radfahrer Vorfahrt vor den links neben ihnen fahrenden rechtsabbiegenden Autos haben.
Als ich noch große (Gelände-)Autos hatte, konnte ich in den riesigen Außenspiegeln eine Menge erkennen. Aber selbst da war es manchmal unmöglich, herannahende Radfahrer zu erkennen, besonders nachts im Regen, wenn das kleine Lämpchen am Fahrrad nur glimmt. Heute habe ich ein winziges Micker-Autochen mit ebenso winzigen Rückspiegeln, in denen praktisch nichts zu erkennen ist. Umdrehen nützt auch nichts, denn da sind Kopfstützen, B- und C-Säulen und sonstwas im Weg.
Offensichtlich habe ich nicht allein das Problem. Denn warum wurde kürzlich bei LKWs der Unterfahrschutz vorgeschrieben, wo die doch die allerbesten Rückspiegel und teilweise sogar noch zusätzliche Rampenspiegel haben?
Das heißt, jemand hat vor mir Vorfahrt, den ich beim besten Willen nicht sehen kann. Das ist paradox!
Zum Glück ist das Problem ja den meisten Radfahrern bekannt, und sie fahren notgedrungen defensiv und rechnen immer damit dass ein Auto abbiegt.
Leider gibt es nun aber auch »militante« Radfahrer, die das Problem nicht kennen, sondern nur bösen Willen beim Autofahrer voraussetzen. Die kommen dann tatsächlich mit 40 Sachen an und ich höre sie förmlich grollen »du doofer Autofahrer wirst schon sehen, was du davon hast, wenn ich dann mit kaputten Knochen im Krankenhaus liege«
Das ganze Problem wird noch dadurch verschärft, dass Radfahrer heute ja überall fahren (dürfen), nämlich auch auf dem Gehweg, auch auf der Fahrbahn, und natürlich auch in der Gegenrichtung. Das heißt, ich müsste beim Rechtsabbiegen praktisch in alle Richtungen gleichzeitig schauen, um ja keinen heranrasenden Radfahrer zu übersehen. Oder einen, der im letzten Moment noch einen Haken schlägt und vom Gehsteig auf die Kreuzung wechselt.
Wie soll das gehen?
Glatteisfalle
Mein Zweit-Hobby ist »Fahren ohne Bodenhaftung«. Das heißt es macht richtig Lunte, im Winter Rally-mäßig 'rumzutoben und die ganze Reibungs- und Physik-Theorie in die Praxis umzusetzen J Zumal dies auch eine der seltenen Situationen ist, wo die zulässige Geschwindigkeit höher ist als die angemessene. D.h. wo die richtige Fahrgeschwindigkeit nicht gleich zum jahrelangen Führerscheinentzug führt. Denn zum Glück wechseln die runden Verkehrsschilder mit den komischen Zufallszahlen nicht automatisch im November ihre Aufschrift.
Mulmig wird's aber in der Übergangszeit, wenn die Gefahr besteht, dass an ganz wenigen Stellen Glatteis ist (nicht nur an Brücken).
Wenn ich z.B. noch 600 km vor mir habe, würde ich mit 150 km/h 4 Stunden bis zum Ziel brauchen. Wenn nun überall Glatteis wäre, könnte ich vielleicht nur 30 fahren und käme nach 20 (!) Stunden zum Ziel. Da 99% der Strecke knochentrocken oder höchstens nass sind, kann ich natürlich unmöglich mit 30 dahinschleichen (da würden sie mir pausenlos hinten draufdonnern). Also habe ich die Tendenz, eher 120 oder 150 zu fahren.
Wenn ich nun auf so eine Glatteis-Falle drauffahre, bin ich in einem einzigen Moment 120 km/h zu schnell. Und dann?
|
|