Michael O'Neal bringt für seine beste Freundin Julianne Potter Ehenachrichten – mit einer anderen. Übermorgen. Julianne hatte zwar neun Jahre und vier Tage Zeit, sich ihrer Liebe zu Michael bewusst zu werden, aber es benötigte eben erst einer panikartigen Verlustangst, um die nötigen Gefühle wachzurütteln. Jetzt ist Krieg angesagt, und zwar der zukünftigen Braut, Kimmy Wallace. Im umgekehrten Gegensatz hat diese grundgütige Frau allerdings schon so viel von Julianne gehört, dass sie sie als Brautjungfer anwirbt. Schlechtes Gewissen breitet sich aus in Julianne, aber damit kann sie leben, es geht hier schließlich um ihr eigenes weiteres Liebes- oder Leidesleben. Freundlich aber hinterhältig setzt Julianne nun alles daran, Michael unauffällig von der Unvernünftigkeit dieser Hochzeit zu überzeugen. Und girl, ist sie gut! Doch wie sehr auch immer sie sich Mühe gibt, letztendlich vertieft sich aus jeder kleineren und größeren Krise des Ehepärchens eine tiefgehendere Liebe. Zum Glück hat ihr neuer schwuler Freund George Downes mehr zu bieten, als nur eine breite Schulter zum Ausheulen. So setzt auch er sich in einen Flieger und steuert zu der Hochzeitsgesellschaft seine eigenen Vorstellungen von Vergnügen, Verwirrung und Verwunderung bei...
Ja,
diese Komödie ist einfach Klasse. Und im Gegensatz zu In
and Out etwa, einer weiteren Komödie mit auch schwulen
Inhalten, darf sich auf Die Hochzeit meines besten Freundes
neben dem restlichen ebenfalls ein schwules Publikum freuen. Zwar ist der
schwule Plot nicht weniger verwässert als im erstgenannten Film, aber
das ist in diesem Fall egal, es dreht sich schließlich vornehmlich
um eine verunglückte Hetenliebe. Es stellt dagegen schon eine Befriedigung
an sich dar, dass Scwulenikone Rupert Everett nach seiner Rolle
des Guy Bennett in Another Country, Jahren des Outing-Heckmecks
und entstellenden Rollen in Filmen wie King George – Ein Königreich
für mehr Verstand und Dunston – Allein im Hotel
endlich auffahren darf, noch dazu im Mainstream-Hollywood, und natürlich
weiß, was er tut. In der Tat kommt seine Chemie des brutalen Charmes
mit Julia Roberts als Julianne so gut rüber, dass bereits gleich
zwei weitere Filme mit den beiden DarstellerInnen in Angriff genommen wurden
– mit Graves als Homo nach eigenen Drehbuchentwürfen. Sicherlich nicht
unbeabsichtigt fällt die Referenz zu Doris Day und Rock
Hudson. Sollte sich hier eine Endneunziger Version des ehemaligen Traumpaares
anbahnen? Roberts erobert in der Rolle der aus Herzensnot intriganten Julianne
endgültig das Tuntenherz, egal, was sie zuvor so alles gedreht hat.
Und wenn wir schon aus gänzlich schwuler Sicht über diesen Film
schreiben, können wir nicht das Ereignis des Jahres übergehen,
nämlich dass Dermot Mulroney, "John" aus Longtime Companion
und attraktivster Schauspieler seit Montgomery Clift, nach einer
endlos erscheinenden Liste von zumeist äußerst kurzen Nebenrollen,
nun endlich die männliche Hauptrolle in einem Blockbuster gekapert
hat. Egal, welcher sexuellen Ausrichtung die ZuschauerIn sein mag, bei
den Blicken, die Mulroney Cameron Diaz als Kimmy zuwirft, fällt
es niemandem schwer, mit Julianne mitzuleiden und zu -bangen.