Vier verzweifelte Frauen sehen keinen anderen Ausweg aus dem US-amerikanischen System, als über eine Reihe von Banküberfällen.
Stony, Cleo, Frankie und Tisean sind beste Freundinnen seit ihrer Kindheit, an denen der Amerikanische Traum vorbeigegangen ist. Frankie ist die aufstrebende Bankangestellte, die es durch ihre harte Arbeit scheinbar geschafft hat. Doch von einer Minute zur nächsten ist sie für ihre Bank keinen Pfifferling mehr wert.
Stony steckt ihre ganze Energie in ihren Bruder, den sie aufs College schicken will, um über ihn aus den ihr festgelegten Bahnen zu entkommen. Ohne Stipendium gibt es für ihre Familie keine Möglichkeit, in ihrem Land zu studieren; alles was noch fehlt, erhofft sich Stony von einem Vorschuss durch ihren Chef, für den sie sich deswegen prostituiert. Auch Stony's Traum soll plötzlich zerplatzen.
Tisean arbeitet ebenfalls hart, als Putzkraft haben sich ihr die Auswege allerdings schon immer dicht verschlossen. Als alleinerziehende Mutter ohne hohes Einkommen ist sie gezwungen, ihr Kind gelegentlich mit zur Arbeit zu nehmen. Obwohl vier wachsame paar Augen über dem Jungen hüten, gelingt es ihm, eine ungesunde Menge Putzmittel hinunterzuschlucken. Tisean ist gezwungen, bis zum Gerichtstermin ein Geldpolster für eine Babysitterin auf ihrem Konto nachzuweisen, ansonsten sei sie ihr Kind los.
Cleo hat als schwarze Lesbe der nordamerikanischen Gesellschaft schon längst abgedankt. Nichts mehr zu verlieren, ist sie es, die den Vorschlag eines Banküberfalls für die Lösung ihrer Probleme hervorbringt. Wieder eine trügliche Idee...
Das reicht für unseren bis dato europäischen Blickwinkel von Queer View nicht ganz aus, um Set It Off als kommunistischen Meilenstein zu feiern, über eben diese Struktur des Films sind wir dennoch in den höchsten Tönen begeistert.
Die ZuschauerIn sollte allerdings nicht dem Irrtum erliegen, von Set It Off wirklich eine andere Geschichte von afro-amerikanischen Frauen zu Gesicht zu bekommen als es nun mittlerweile einejede in Waiting to Exhale – Warten auf Mr. Right erleben durfte. Es stimmt zwar, wenn Blair Underwood, der die größte männliche Rolle in Set It Off übernommen hatte, feststellt: "Du hast vier Damen, und sie warten nicht darauf, auszuatmen – sie atmen durch den ganzen Film hinweg aus." Aber die FilmemacherInnen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Set It Off in erster Linie ein Action-Film ist, selbst wenn sich für die Charaktere und Hintergründe ungewöhnlich viel Zeit gelassen wird und dem Film ein Status als Drama nicht ganz vorenthalten werden kann. Vivica A. Fox, die den Charakter der Frankie mimt, stellt denn auch treffsicherer fest: "Da vereinigt sich eine Menge auf diese Geschichte – Action, Abenteuer, Tod, Aufruhr, sogar Liebe." Schließlich geben die FilmemacherInnen zu, Banküberfälle zu gestalten, wie sie noch nie zuvor jemand gesehen hat.
Was von den Geschichten der Frauen nicht unbedingt behauptet werden kann, da nun einmal nicht besonders tiefgründig auf sie eingegangen wird. Bei all der Kritik sei festgehalten, dass die Rahmenhandlung immerhin noch genügend überzeugt, um frau Gefallen an einem Actionfilm finden zu lassen, nicht nur, wenn's kracht. Und wann haben wir soetwas schon erlebt? Selbst die Liebesgeschichte erscheint hier nicht obligatorisch, sondern als Teil des Ganzen.
Rein technisch will Set It Off ebenfalls gelobt werden, allein der Einsatz von Geräuschen und stets präsenter, aber nie aufdringlicher Musik erschafft eine dichte Atmosphäre.
ki, Berlin
foto ©: Constantin Film
Gesehen während der:
47. Internationalen Filmfestspiele Berlin
Kino-Start in Deutschland am 8. Mai 1997
Anderer Film des Regisseurs F. Gary Gray: Friday
copyright: Queer View, 1. Mai 1997