Die unfreiwillige Buslenkerin Annie Porter aus Speed hat gerade ihre Beziehung mit dem Extrem-Partner Jack hinter sich gebracht, da brettert sie mitten in ihrer Fahrprüfung in einen Elite-Einsatz ihres neuen Freundes Alex Shaw. Um die Beziehung zu retten und seine verheimlichte Beschäftigung bei Annie wieder gut zu machen, gönnt er ihr und sich eine karibische Kreuzfahrt auf dem modernsten Luxusliner der Welt, der Seabourn Legend.

Ausgerechnet dieses Hochleistungsschiff hat sich der todkranke und deshalb entlassene Computer-Spezialist John Geiger ausgesucht, um sich an der Reederei zu rächen. Nicht nur hat er im Sinn, den Saferaum leerzuräumen, sondern das Flaggschiff muss mit Getöse zerwrackt, der Ozean verseucht und Menschen dürfen nicht nur notfalls geopfert werden. Natürlich hat er die Rechnung nicht mit Annie und Alex gemacht...

Mit Speed 2 – Cruise Control wird Kino-Geschichte neu geschrieben. Damit sei hier nicht die gehypte Action-Bombastik gemeint, sondern dass Hollywood die Fortsetzung eines Blockbusters von dem weiblichen love interest des Helden anführen lässt, ohne letzteren mit an Bord zu nehmen. Dies ist wohl weniger Geschlechterrollen überdenkender Einsichten zu verdanken, als dem Diktat des Marktes. Offiziell war Keanu Reeves, der Held des Überraschungserstlings, nicht verfügbar. Unumstritten dürfte hingegen sein, dass Sandra Bullock, die die unverwüstliche Annie Porter mit dem Hang zum zu schnellen Fahren spielt, im Endergebnis weisere Karriere-Entscheidungen nach Speed fällte und kommerzielle Erfolge wie Das Netz, Während du schliefst und Die Jury einheimsen konnte.

Doch was taugt nun die Fortsetzung eines der aufsehenerregensten Actionfilme aller Zeiten? Das Fahrgeschoss ist größer, die Zerstörungen wuchtiger. Hurricanfeste Bauten in Originalgröße werden mit Unterstützung fast perfekter Computertricks platt gemacht und eine Rammaktion des Kreuzers mit einem Öltanker hebt den Unterhaltungswert ungemein. Nur wirken Wassergefährte eben in der Weite des konturenarmen Blaus nicht so speedig, wie eigentlich viel langsamere öffentliche Nahverkehrsmittel. Die pausenlose Action des Vorgängers ist einem größerem Humorvorrat gewichen, der glücklicherweise Treffsicherheit beweist. Verlorengegangen ist die Rohheit des Originals, über weite Strecken auch der Nervenkitzel. Die Charaktere jenseits des Triumvirats aus HeldInnenpärchen und Bösewicht sind dagegen ebenso beliebig geblieben. Selbst Charakterdarsteller Temuera Morrison als Schiffsoffizier Juliano, bekannt aus Die letzte Kriegerin – Once Were Warriors darf nicht viel mehr, als sein Charisma versprühen. So bleibt Speed 2 ein großangelegter Actionreißer und Kassenabräumer des Jahres, aus dem Gedächtnis des Publikums wird er allerdings schneller verschwinden als Jan De Bonts Regie-Vorgänger Speed und Twister.