Leading Hollywood

Die größten irischen Schauspieler, die die amerikanische Filmgeschichte kennt, sind sicherlich Errol Flynn, Gregory Peck oder Richard Harris. 1948 wurde die irische Republik ausgerufen, doch eine junge Generation wurde geboren, die mit dieser Wandlung und die sich fortsetzenden politischen Unruhen heranwuchs. Leading Hollywood ist eine sechsteilige TV-Dokumentation (Regie Gerry McColgan, Crimson Films), gleichzeitig jedoch ein Buch über sechs irische Schauspieler, die es in den 90er Jahren in Hollywood zu etwas gebracht haben. Liam Neeson, Pierce Brosnan, Patrick Bergin, Aidan Quinn, Gabriel Byrne und Stephen Rea stehen in ausgewogener Präsentation nebeneinander. Jeder von ihnen führte ein Gespräch mit einer Kollegin, der Schauspielerin und Filmemacherin Áine O´Connor. Auf diesem Material basieren die einzelnen Kapitel. Es handelt sich keineswegs um ein Interview-Buch. Die Autorin zieht sich bis auf die Einleitung total zurück (ihr Beitrag ist sicherlich ein offenens Ohr und die Ergebnisse editiert zu haben), und überläßt jedem der Schauspieler ein eigenes Podium. Die Kapitel geben, in der Ich-Erzählform, jeweils eine kleine Biographie wider. Jeder der Schauspieler erzählt von sich so offen, wie er das für sich vertreten kann. Schlagwörter kapitalisieren den Text in kurze Abschnitte. Alles, was man so wissen möchte, wird angeschnitten: die Kindheit, der Werdegang, wie jeder von ihnen den Film entdeckte, wie sie ihre Rollen wählen, was es bedeutet Schauspieler zu sein, Liebe, Ehe, Politik, die Presse und die Zukunft. Ein großes Gewicht liegt natürlich auch in ihrer irischen Identität. Stephen Rea ist nordirisch, prostantisch. Liam Neeson wuchs als Katholik in einer protestantischen Gemeinde auf. Der Vater von Patrick Bergin war ein radikaler Gewerkschaftler, und später Senator der Labour Partei. Pierce Brosnan wuchs als irischer Immigrant in England auf. Gabriel Byrne ist ein Kind vom Land, das plötzlich in Dublin aufwachsen muß. Aidan Quinn wurde in den USA geboren, verbrachte jedoch viele Jahre seiner Kindheit in Irland. Jeder dieser sechs Schauspieler hat einen anderen Hintergrund, doch von außen betrachtet ist ihnen vieles gemein. In Kürze startet in Deutschland Neil Jordans Film Michael Collins, in dem gleich drei Darsteller aus diesem Buch vertreten sind. Besonders Aidan Quinn geht auf die Dreharbeiten mit Jordan ein. Liam Neeson erzählt, wie er danach strebt, eigene Stoffe für die Leinwand zu entwickeln (nicht unwesentlich für den Film Michael Collins). Gabriel Byrne betätigt sich bereits seit längerem als Produzent (z.B In the Name of the Father). Patrick Bergin investiert sehr viel in seine Musik, und in die Poetik. Pierce Brosnan schildert sehr offen den Kampf gegen die Krankheit seiner verstorbenen Frau, und wieviel ihm James Bond wirklich bedeutet. Leading Hollywood ist vielleicht nicht die ultimative Biographie jedes einzelnen der hier vertretenen Schauspieler (und gibt es denn wirklich nicht eine berühmte irische Schauspielerin in Hollywood?), dafür sind die Darstellungen autorisiert, ehrlich. Die Schauspieler wollen es dem Leser nicht unbedingt rechtmachen, es bleibt dem Leser überlassen, sich für jeden einzelnen zu interessieren. Die ausgesprochenen Fans werden sich dann auch über das Photomaterial freuen: Neben Standphotos aus den Filmen haben die Schauspieler viele private Photos freigegeben.

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Leading Hollywood, Áine O´Connor, Wolfhound Press 1996, ISBN 0 86327 555 9, 144 Seiten, 24 Seiten Schwarz-Weiß-Photos.