Queer Watchlion
Natürlich darf der gesamte Film unter dem Queer-Aspekt gesehen werden. Allerdings gibt es bekanntlich die verschiedensten Definitions-Elemente für queer und unser QW hat da zwei Szenen gefunden, die kurz aufeinander folgen und sich etwas am Rande zum nicht ganz Akzeptablen einschrammen: Als während einer Konversation Abels Arm angefasst wird, faucht dieser homophob den anderen Mann an, ob er etwa schwul sei. In seiner Hasstirade gegen die Künstler, was ihn alles überhaupt nicht interessiere, schließt der Koch einer Autobahnraststätte das fiktive Beispiel eines Jungen ein, der vom Vater vergewaltigt wurde und deshalb nun unglücklich schwul geworden sei, nach dem Motto, Missbrauch in der Kindheit macht wohl doch irgendwie Spaß. Beide Charaktere spiegeln natürlich beabsichtigt vorurteilsbelastete Geisteshaltungen wieder. Leider werden beide Texte so beiläufig runtergerasselt, dass eine Distanzierung des Films zu diesen Worten nicht unbedingt ganz so offensichtlich wird. Wie am Beispiel des Sexismus hält der Film diesmal keine Antworten bereit und regt die ZuschauerIn diesbezüglich möglicherwiese nicht unbedingt zum Nachdenken, sondern zur unbewussten Bestätigung ihrer gewohnten (Fehl-)Informationen an.
ki
copyright: Queer View 1996