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* Das "Walroß"
* Der "verhexte" Konus
* Die Kerosinflut
* Erinnerungen eines "Operativen Zeichners"

 

Das "Walroß"
Zeitraum: 1987
Techniker: Oberleutnant

PROLOG Es muß gegen Ende einer Flugschicht (Gefechtsausbildung) Anfang 1987 passiert sein. Zum letzten Flug mußte "natürlich" der Rumpf-Zusatzbehälter (abgekürzt als Rumpf-ZB bezeichnet) abgehängt werden, damit ein Pilot kurz vor Schichtende noch einen Flug machen konnte. Dazu sollte man wissen, daß die Zwischen-Startkontrollen immer unter hohen Zeitdruck und Personalmangel durchgeführt wurden. So mußte das Personal zum ZB anhängen (theoretisch brauchte man 3 Mann, der Rumpf-ZB wurde schon mal zu zweit + Bremsklotz angehängt) regelmäßig vom Techniker "geschossen", d.h. erst frei organisiert werden. Also wurde der ZB abgehängt, die Blindschiene (um Verschmutzungen des Kraftstoffsystems zu vermeiden) wie vorgeschrieben mit insgesamt sieben Schrauben befestigt. Nach dem letzten Flug wurde der Rumpf-ZB wieder angebaut und vollgetankt, schließlich war die Maschine Teil der "Bereitschaftskette 1" (BK 1) und somit mußte gewährleistet sein, daß sie in befohlender Bewaffnungsvariante (hier einschließlich Rumpf-ZB) innerhalb von 30 Minuten nach Alarmierung, gestartet ist. Nach der - wie immer - hektischen Nachflug-Kontrolle (NFK) kurz vor dem Schleppen in die "Box": Werkzeugkontrolle durch den Techniker.

DER SCHRECK. Eine der sieben doofen Schrauben ist weg und nicht mehr rekonstruierbar, wer geschraubt hatte! Die Blindschiene, samt ihrer "sieben Schrauben unsigniert" wurden im "Startkoffer" (der Werkzeugkoffer der regelmäßig mit zur Vorstartlinie mitgenommen wurde) als Werkzeug geführt. Werkzeugverlust, eigendlich das Schlimmste was einem Techniker passieren konnte ... meldepflichtig bis Stellvertreter des Kommandeurs der LSK/LV!!! Dabei handelt es sich nur um eine stinknormale Maschinenschraube, wer weiß wo die ist. Also Schraubendreher gefaßt und am Elektrokasten des Tankpunktes eine Verschußschraube 'rausgeschraubt - paßt! Und ab in den Werkzeugkoffer damit, das Werkzeug ist vollständig.

DAS VORKOMMNIS Es wird ein halbes Jahr und viele Flugdienste für das Flugzeug ins Land gegangen sein, als obige Maschine wiedereinmal zum Start rollte. Der Pilot war eingestiegen, angeschnallt, die Bremsklötze entfernt und die Rollrichtung durch den Techniker freigegeben. In diesem Augenblick schossen aus allen (Drainage-)Löchern die so ein Flugzeug hat, z.T. armstarke, Kraftstoff-Fontänen empor. Da die größte Öffnung auf der Rumpf-Oberseite war, wirkte die Maschine wie ein Walroß. Der Techniker gibt dem Piloten das Zeichen zum Abbruch, zum Abstellen des Triebwerkes, er kreuzt seine Arme über den Kopf. Da der Pilot bereits gedanklich beim Flug ist, reagiert er nicht sofort, rollt das Flugzeug doch noch knapp einen Meter. Der Techniker gibt recht verzweifelt weiter das Zeichen, endlich stellt der Pilot das Triebwerk ab, öffnet die Kabine: "Was ist denn los?" Da sich das Ganze an der Vorstartlinie abspielt, ist ziemlich schnell allerlei Volk zusammengelaufen und ein "Ur-alt-Techniker" (schließlich fast dreißig Jahre alt!!!) schleicht bereits ums Flugzeug: "Ich weiß was es ist, das ist bestimmt das 'Spezialventil' zur Steuerung der Enttankungsreihenfolge. Das hatten wir schon einmal, da ist bestimmt ein Putzlappen drin ...." Tja, und da Frühschicht war, somit noch genügend lange Tageslicht und die benötigte Technik vor Ort, wird das Flugzeug enttankt und an der entsprechenden Stelle gleich aufgeschraubt. Im 'Spezialventil' findet sich (wen wundert's?) kein Putzlappen, sondern eine doofe Maschinenschraube ... Und da die Kollegen, allen vorran der Staffelingenieur nicht aus Dummsdorf waren, fielen gleich die Worte: "Sieht doch aus wie eine ZB-Schraube". Also nahm sich der Ingenieur die Schraube, legte sich unter den Rumpf und versuchte sie 'reinzuschrauben. Nun waren die Schrauben nicht nur doofe Schrauben, sondern sie gab es auch in zwei Größen ... und zum Glück(?) erwischte er die falsche Öffnung! Der Techniker war entlastet und die Angelegenheit wurde vertuscht ... schließlich, wer weiß schon, wie lange die Schraube vom ZB, durch das Kraftstoffsystem, vorbei an diversen Filtern und Verengungen gebraucht hat, um ausgerechnet zu diesem 'Spezialventil' zur Steuerung der Entankungsreihenfolge gebraucht hat???

EPILOG Wir wissen nun die Antwort auf obige Frage und der Autor hofft, daß die Missetat inzwischen verjährt ist <Sarkasmus> oder wenigstens als Widerstand gegen das 'SED-Unrechtsregime' ausgeleg werden kann </Sarkasmus>. Fast ein Fall für das Lehrbuch: Wenn das ist der Luft passiert wäre ....

 

Der "verhexte" Konus
JG-3; 1986/87; MiG-21

Nach der Landung der Maschinen und dem Ausrollen an der Vorstartlinie war es üblich, daß der Flugzeugtechniker dem Piloten - meist unmittelbar nach Abstellen des Triebwerkes und Anbringen der sog. Startsiebe - mit erhobenen Daumen die Frage stellte "Alles in Ordnung". Antwortete der Flugzeugführer mit der gleichen Geste, konnte "unbeschwert" an die Wiederholungsstartkontrolle sowie Auffüllen mit Treib- und ggf. Schmiermitteln sowie Druckluft und ggf. Sauerstoff gegangen werden.

Während der Techniker noch per Geste fragte, waren regelmäßig "fleißige Hände" bereits dabei, die Bugsierstange am Bugrad anzubringen und ggf. Sicherungsstecker an die Abschußvorrichtungen der (Schreiber- ) Raketen anzubringen, Nach dem rückwärts Hineinbugsieren an den Tankpunkt, wurde die Leiter angestellt und der Flugzeugführer nach Stecken der Sicherungsstifte am Katapultsitz und Unterlegen des Sitzkissens herausgelassen.

Eines Tages begab sich nun, daß ein junger Flugzeugführer den Daumen nach unten zeigte und nach dem Aussteigen meldete, der Konus (der bei der MiG-21 nicht nur das Bordradar Funkmeßvisier genannt beherbergte, sondern auch den Lufteinlaß des Triebwerkes regelte) sei unmotiviert aus- und eingefahren sei.

Der Fakt war bis dahin unbekannt und da der Pilot noch relativ unerfahren war, gab man sich mit einer kurzen Überprufung am Boden (Triebwerkslauf durch den Techniker) und einen fehlerlosen Überprüfungsflug durch einen erfahrenen Flugzeugführer zu frieden.

Leider war es damit nicht getan. Ein paar Starts später, das gleiche Problem: Der Konus fuhr im Flug unmotiviert ein bzw. aus. Da es diesmal einen "über jeden Verdacht erhabenen" Piloten passierte, wurde die Angelegenheit deutlich ernster genommen und die Maschine in die Kontroll- und Reparaturstaffel (KRS) geschleppt. Niemand ahnte damals, das die Reparatur über ein halbes Jahr dauern würde.

Um es kurz zu machen: Der Fehler selbst wurde nie gefunden.

Nach und nach wurden durch das zuständige Fachgebiet "E-Spez." der KRS jedes Bauteil, das mit dem Ausfahren des Konus zu tun hatte, gewechselt. Die Probeläufe am Boden verliefen regelmäßig ohne Beanstandungen, nur beim Überprüfungsflug fuhr der Konus wieder aus, wenn er nicht sollte.

Für den Flugzeugtechniker der ausgefallenen Maschine hieß das, zeitweise eine andere Maschine als Techniker übernehmen, vorrangig als Schichttechniker in der 2. Schicht fremde Maschinen für den Flugdienst zu übernehmen, gehäuft Tagesdienste, wie GOvD etc. Zudem mußte "zwischendurch" die eigene Maschine in der KRS besucht / betreut werden, auch um anfallende (Standzeit-) Kontrollen durchzuführen. Also, für alle kein beglückender Zustand.

Aber dann kam doch der Zeitpunkt, da das Fachgebiet "E-Spez", in enger Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet "Funk-, Funkmeß", alle Bauteile und endlich auch den kompletten Kabelbaum gewechselt hatten und - zur allgemeinen Überraschung und Erleichterung - alles wieder gut war und der Konus wieder alles so machte, wie er sollte.

 

Die Kerosinflut
von Oltn. W. sowie Stefan Kirsten

JG-3, 1. JS, Spätsommer 1988, MiG-29
Bekanntlich passiert so manches in der Fliegerei und das auch am Boden, so blieb dem JG-3 eine mittleren Umweltkatastrophe nicht erspart. Es begab sich während einer sog. "GGA", also eines Flugdienstes unter Gefechtsbedingungen aus der Dezentralisierung. In den Geschlossenen Deckungen der Flugzeuge der 1. JS waren die Vorflugkontrollen abgeschlossen, als der Stabschef der JS es für richtig und notwendig hielt, die Zeit vor dem ersten Start zu einer Normabnahme "Schutz" zu nutzen. Vor dem Verlassen der Box wurde das Personal noch ausdrücklich angewiesen, den Hauptschalter für die in der Box eingebauten Druckbetankungsanlage zu schließen und den Tankschlauch zu entlüften. So geschah es auch in jener Box des Ltn. W. Sein Mechaniker jedoch, dessen Name die Geschichte nicht überliefert hat, war übereifrig und konfus auf einmal und öffnete versehentlich den Haupthahn der Betankungsanlage wieder.

Der Techniker und sein Mechaniker trabten brav zur Überprüfung der Schutznormen, setzten die Truppenschutzmaske auf und ab und schwitzten im Vollschutz. Während dessen gab jemand vom sicherstellenden Bataillon den Befehl Druck auf die Betankungsanlage zu geben ... und so nahm das Unglück seinen Lauf. Zum normalen Ablauf gehörte nämlich das sog. "Freiziehen", d.h. von jeder Entnahmestelle musste eine Kraftstoffprobe von Angehörigen des Bataillons entnommen werden. Um dies tun zu können mussten Druck auf die Anlage geben werden  ...

In jener Box war bekanntlich der Hauptschalter der Betankungsanlage geöffnet und leider der Betankungsstutzen, zwecks Spannungslosigkeit, auch. Dabei lief der Kraftstoff kurioserweise durch die am Boden liegende geöffnete "Zapfpistole" und nicht durch das "Druckstück" (Druckbetankungsstutzen) aus. Das eigentliche Unglück war damit aber nur möglich, weil zu allem Überfluß die sog. SLOT-Anlage nicht funktionierte. An der Seiten der Box befanden sich Abflußrinnen, die in ein Sammelbecken führten. Wenn nun die Flüssigkeit dort ein bestimmtes Maß überschritt, sollte ein Schwimmerventil automatisch den Kraftstoffzufluß stoppen. Leider machte das das SLOT nicht, denn dafür hätte die "Zapfpistole" im Rücklaufstutzen stecken müssen .... Somit sprudelten "fröhlich" Tausende Liter Kraftstoff (Kerosin; TS-1) in den Boden, während das Personal das "Gesellschaftsspiel mit drei Buchstaben" übte.

Während dessen gingen zwei Angehörige des Bataillons von Box zu Box und entnahmen ihre Kraftstsoffproben. Leider war diese Box eine der letzten die kontrolliert wurde (letzte oder vorletzte Box Richtung ABA). Als sie dort ankamen, haben sie sich zuerst gefragt, wo das viele "Wasser" herkam, obwohl es nicht geregnet hatte ... Als erstes wurde die Anlage abgeschaltet und der sog. Leerwagen geholt. Das war ein Tankwagen (Tatra T138) der zum enttanken der Maschinen gedacht war, und nun aufgesaugte, was aufzusaugen war. Als Ltn. W. und sein "Knappe" wieder in die Box kam, war alles weitgehend gelaufen.

Das gesamte Geschwader konnte in den folgenden Wochen schwere Laster beobachten, die das verseuchte Erdreich abfuhren. Brunnen wurden gebohrt, um das verseuchte Grundwasser zu sammeln und abzupumpen. Der Ort an dem das passiert war, erhielt vom Personal den inoffiziellen Namen "W.-Platz" bzw. es gab anschließend die "W.-Brunnen".

Natürlich mußte auch ein Schuldiger gefunden werden und das war naheliegend der immer für alles verantwortliche Flugzeugtechniker, hier Ltn. W. Seine Strafe: Ein Monatsgehalt. "Natürlich" machte sich niemand Gedanken über Pfändungsgrenzen und so bekam Ltn. W. einfach ein komplettes Monatsgehalt nicht ausgezahlt. Auch erfolgte nach 2 Jahren in der Regel eine Beförderung zum Oberleutnant, hier mußte der Deliquent jedoch noch ein weiteres halbes Jahr warten .... Gerüchten zufolge, soll auch der Verantwortliche der SLOT-Anlage, ein eher unscheinbarer Offizier der Rückwärtigen Dienste, bestraft wurden sein.

 

Erinnerungen eines "Operativen Zeichners"
von Andreas Rosenthal

Operativer Zeichner klingt wichtig ist aber nichts weiter als Zeichner für Karten, Schemas, Bilderchen, Folien, Schreibmaschinenkram (Zweifingersuch) und ähnliches. Also die unterste Charge in der Operativen Abteilung des Stabes des JG-3, unter Stabschef Hauptmann Klaus. Irre Geheimnisträgermäßig. Drum gleich noch eine Frage: Was ist mit dem Inhalt der Verschlußsachenkammer passiert. Ich fände es toll,wenn ich wenigstens ein paar der von mir gezeichneten Karten bekommen könnte. Die sind ja wohl kaum noch geheim und aktuell schon garnicht. Beisteuern kann ich nicht gerade viel. Ich war im Mai? 1985 mit in Garz (1.Staffel) und fand es schon erschreckend das unser DHS täglich scharf losflog, bloß weil die Herren vom MFG-1 (Kiel?) uns ärgern wollte (Luftraumverletzung). Außerdem erwähnenswert: Instrukteur Oberstleutnant Gulmin Berninger Rückkehr vom Wetterflug in Höhe Bogenlampen - ein absoluter Top-Lotschik

Im Sommer 1985 ist wohl das Schlimmste passiert was man sich vorstellen konnte:
Der MvD (Mechaniker vom Dienst) der KRS hat seine Kalaschnikow und die seines Gehilfen genommen,d ie Auslöser mit dem Reinigungsstab verbunden, die Mündungen in Richtung Hüfte gehalten und dann auf den Reinigungsstab getreten. Hüftaufwärts war nachher nichts mehr - das klebte an der Wand. Da ich gerade Wachdienst am Wasserloch hatte (Flugdienst), war ich einer der ersten vor Ort. ICH HABE MIR DIE SEELE AUS DEM LEIB GEKOTZT!!!

Im Herbst1985 gab es beinahe noch einen Unfall. Bei einer MiG21MF ist auf einer Seitze das SPS ausgefallen und bei jedem Versuch zu landen dreht sich die Kiste auf die Seite.Haarscharf am Absturz vorbei. Der Pilot war, wenn ich mich recht entsinne,der Kommandeur der3.Staffel Major????

Außerdem gabs einen Fall von »Rauschgiftmißbrauch«. Ein Pilot konnte es sich nicht verkneifen aus dem Spritzenpäckchen, was die Piloten beim Flugdienst immer dabei hatten, sich die Morphiumspritzen zu verpassen. Da es jedesmal ein anderes war, hat er ganz schön was verbraucht. Zum »Rauschgiftmißbrauch« eine Ergänzung von Bodel: Richtig ist, dass sich ein Pilot die Morphiumspritzen "gesetzt" hat und damit nicht so schnell etwas auffällt, z.B. beim obligatorischen Blutdruckmessen vor dem Flugdienst, hat er dies in die Fusssohle getan. Falsch ist, dass es in irgend einem Zusammenhang mit den Flugzeugen stand. Die Dinger waren nicht Flugzeug- sondern Personengebunden und wir Piloten trugen sie immer bei uns!! Um an zusätzliche Spritzen zu kommen, hatte er anderen Flugzeugführern vorgegaukelt, dass er den Auftrag des Kommandeurs habe, die Dinger zwecks einer Kontrolle einzusammeln. Leider haben ihm sehr viele vertraut. Die Sache flog erst auf, als er sogar auf`s DHS fuhr und von der "scharf stehenden Besatzung" die Dinger einsammeln wollte. Da hat dann mal einer im Med.-Punkt angerufen und gefragt, was der Unfug solle und so kam die Sache ins Rollen!

Die Episoden wurden leicht "redaktionell" bearbeitet - Veith

NVA-Literatur

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Militärflugplätze der NVA