Eine solche Fließband-Produktion klappt natürlich nur bei reibungsloser Zusammenarbeit zwischen Verlag, Lektorat und Autorenteam. Letzteres findet sich mehrmals jährlich zu eingehendem Ideenaustausch zusammen, über den sorgsam Protokoll geführt wird. Jeder Science Fiction-Autor des Teams weiß ständig über die aktuelle Produktion seiner Kollegen Bescheid, so daß es keine Doubletten gibt.

Sorgen, daß ihm eines Tages die Ideen ausgehen könnte, hat H.G. Francis noch nie gehabt. Im Gegenteil: Je mehr er verfaßt, um so mehr Ideen kommen ihm; jede neu erfundene Figur zieht eine Kette von Einfällen nach sich. Dafür, daß seine Bücher auch wissenschaftlicher Kritik standhalten, sorgt ein ständig aktualisiertes Studium der Fachliteratur, dafür sorgt aber auch das Echo seiner fachkundigen Leser, denen nicht die geringste Unstimmigkeit entgehen würde.

Allerdings muß er, wenn er einen Roman beginnt, ihn sofort ohne Unterbrechung zu Ende schreiben, wenn er mit seiner Arbeit zufrieden sein will. Entsteht eine Zwangspause, steigt er nach einer längeren Unterbrechung wieder in die Handlung ein, dann hat H.G. Francis ein ungutes Gefühl: Er fürchtet, der Roman könne nicht mehr aus einem Guß sein.

Dies gilt sinngemäß auch für die vielen Hörspiele, die er schreibt. Ganz gleich, ob es sich um Gruselgeschichten im ,,Dracula"-Stil, um Jugend- Krimis nach Alfred Hitchcock oder um Science-Fiction-Stories mit dem Helden ,,Commander Perkins" handelt: Sie werden nach dem ihm eigenen Arbeitsstil verfaßt. Auf die Produktion selbst nimmt er keinen Einfluß mehr; er ist mit der Arbeitsweise des Hamburger Studios absolut zufrieden und von der fertigen Hörspielfassung jedesmal regelrecht begeistert. Kein Wunder bei den Vollprofis, die daran mitwirken: von Peter Pasetti, Charles Regnier und Horst Frank bis zu Hanni Vanhaiden...

H.G. Francis ist ein Mann, der seinen Beruf als Lebensaufgabe begreift und sich damit voll identifiziert. Glück und Erfolg liegt für ihn weniger auf dem materiellen Sektor seiner Tätigkeit als vielmehr in der Reaktion seines Publikums: Beim Leser oder Hörer ,,ankommen", Begeisterung hervor rufen und Resonanz erzeugen, das sind für ihn Erfolgserlebnisse.

Dabei war ihm diese Laufbahn wahrhaftig nicht an der Wiege gesungen worden. Am 14. Januar 1935 als Sohn eines ehrbaren Kaufmanns in Itzehoe geboren (die Familie ist schon seit 1511 aus Masuren nach Schleswig-Holstein eingewandert), absolvierte der sportliche junge Mann (er war mehrfach schleswig-holsteinischer Jugendmeister im Schwimmen) brav das Gymnasium, jobbte bei der Holsten-Brauerei und bei der Hochbahn und finanzierte sich damit sein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Hamburger Universität.

<<Seite 23 Seite 25>>