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Arie Johannes Lamme

Arie Joh. Lamme
1812 Dordrecht bis 1900 Berg en Dal
(bei Nymwegen, Holland) oder
Jakob Alt  
1789 Frankfurt am Main bis 1872 Wien

Schäfer auf dem Weg zum Markt

Öl auf sehr feiner Leinwand (Flachs),
132 x 167 mm
Monogramm-Signatur eingekratzt

Monogramm
Ligiertes Monogramm unten, am äußersten, rechten Rand, ca. 2 x 2,5 mm

Ausschnitt
Ausschnitt ca. 35 x 35 mm
Ausschnitt, IR-Aufnahme
Ausschnitt, IR-Aufnahme, Bleistift-Vorzeichnung
Ausschnitt Stall
Ausschnitt Stall, ca. 50 x 78 mm
Ausschnitt, IR-Aufnahme
Ausschnitt Schäfer mit Herde,
IR-Aufnahme, ca. 20 x 30 mm, Bleistift-Vorzeichnung

Bemerkungen:
Der Bildtitel wurde nicht übermittelt, er ist meine Interpretation und entspricht der vermuteten "Geschichte", die das Bild erzählt. Detailreiche Komposition im Miniaturformat über einer skizzenhaften Bleistift-Vorzeichnung. Der ursprünglich aus schmaleren Leisten bestehende Keilrahmen wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. erneuert, alte Nagellöcher der ursprünglichen Montierung sind noch zu erkennen. Verso auf dem heutigen Keilrahmen mit dem (nicht originalen) Namenszug "J. Alt" (Sammlername, Zuschreibung oder Künstlername ?) mit Bleistift versehen.
Die Signatur, bzw. das ligierte Monogramm aus Versalien am rechten Rand, welches in die noch feuchte Farbe eingekratzt wurde, läßt die Abfolge des Schreibduktus gut erkennen. Zunächst wurde das "J" eingekratzt (welches auch als T gelesen werden könnte mit minimal verlängertem Oberstrich), danach der Abstrich des "A" , welcher sich anschließend zum lateinischen "L" entwickelt und mit dem A-Querstrich endet. Es ergeben sich also aus dieser Kombination entweder die Anfangsbuchstaben des Namens von A. J. L(amme) oder J ALT. Die Ligatur ist so klein, daß man sie kaum am rechten Rand wahrnimmt. Das Bildchen galt bis dato als unsigniert. Erst die Entrahmung und die vorsichtige Entfernung des dunklen Firnis ließen das Monogramm zum Vorschein treten.
Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß das bei alten Bildern unweigerlich erscheinende Craquelé durch Farbe und Firnis geht, also eine natürliche Alterung des Bildes stattfand. Eine mikroskopische und mikrochemische Analyse ergab Bleiweiß, Smalte, Erdpigmente und Cobaltgrün (seit 1780 Rinmannsgrün) in der Malschicht, in der Grundierung Gipskreide. Die Unterzeichnung des Gemäldes (s. IR-Aufnahme) spricht für eine sorgfältige Kompositionsvorbereitung.
Eine Fälschung des Monogrammes zugunsten irgend eines anderen Malers und eines weiter unten vermuteten Künstlers schließe ich deshalb aus.
Die Zuordnung des Künstlers Lamme erfolgte ausschließlich durch die Abbildungen im Monogrammlexikon von F. Goldstein, Verlag W.de Gruyter & Co, Berlin 1964, Seite 29;
Lt. Hippert & Linnig haben im "Le Peintre-Graveur" das unter dem Namen P. J. Lamme aufgeführte (mit Goldstein identische) Monogramm aufgrund stilistischer Gründe A. J. Lamme zugeordnet; meiner Meinung nach fragwürdig.

Biographische Daten von Arie Johannes Lamme:
Holländischer Genre- und Portraitmaler, Schüler seines Vaters Arnoldus und seiner Vettern Ary und Henri Scheffer in Paris, bei denen er 1829 tätig war. Er behandelte öfters Stoffe aus den niederländischen Befreiungskriegen. Seine Haupttätigkeit galt dem Kunsthandel. 1852/70 wurde er Direktor des neugegründeten Museums Boymans in Rotterdam.
Lit.: Thieme-Becker; Holl. Künstlerlexika, häufig auch im Zusammenhang mit Ary Scheffer;
Ein Gemälde von Lamme (Ary Scheffer in seinem Atelier) befindet sich in Paris; Monogrammlexikon von F. Goldstein, Verlag W. de Gruyter & Co, Berlin 1964; Vertreten in den Museen Dordrecht; Museum Fodor, Amsterdam; Museum Boymans, Rotterdam; Weitere Angaben bei Thieme-Becker;



Für das Monogramm und dessen Zusammensetzung kann auch der Künstler Jakob Alt (1789 Frankfurt bis 1872 Wien) in Anspruch genommen werden. Bei anderer Lesart kann die Ligatur auch als Aufschlüsselung des Namens J ALT gedeutet werden. Dafür spricht die Reihenfolge der Einkratzungen. Ein Monogramm dieses Künstler ist jedoch bis dato nicht bekannt geworden. Da Alt ab 1810/11 nach Wien zog und die in Österreich verbliebenen Gemälde anhand der Signaturen keine Ähnlichkeiten aufweisen (Zit. n. Dr. Marie-Luise Sternath, Albertina/Wien), müßte das Bild vor 1811 in Frankfurt entstanden sein. Im Übrigen hielt sie es ... "für zu gut". Es befindet sich auch nicht im Verzeichnis der Gemälde, welches als Dissertation von Frau Gabriele Gmeiner-Hübel (Österreich) vorliegt. Soweit mir bekannt ist, sind aus dieser "Lehrzeit" keine Gemälde von Alt mit diesem Monogramm oder mit diesem Motiv überliefert - auch nicht im "Boetticher", bzw. "Goldstein". Anregungen für den jungen Maler J. Alt, für Technik und Motiv, könnten durch J. L. Ernst Morgenstern (1738 Rudolstadt bis 1819 Frankfurt) initiiert worden sein (s. auch Inv.-Nr. 655 im Staedel Frankfurt). Eine Ausbildung erhielt der Maler bereits vor seinem Umzug nach Wien bei dem Miniaturmaler J. P. Beer, ebenfalls in Frankfurt. Die früheste mir bekannt gewordene Arbeit (ein Portrait seines Sohnes Rudolf) ist aus dem Jahr 1816 und war auf der Gedächtnisausstellung von Rudolf v. Alt 1912 in Wien ausgestellt.

Biographische Daten von Jakob Alt:
geboren 1789 in Frankfurt am Main bis 1872 Wien. Erster Malunterricht in Frankfurt. Besuchte dann in Wien, wo er auf einem Zwischenstop nach Italien 1810/11 "hängen" blieb, die "historische Schule" der Akademie und bildete sich gleichzeitig zum Landschaftsmaler weiter. Er unternahm viele Reisen ins europ. Ausland und innerhalb Österreichs. Bedeutender Vedutenmaler. Als Aquarellist Darsteller der von ihm besuchten Landschaften. Umfangreiche Lithographie-Folgen mit Veduten. [Zit. Kat. d. Gemälde d. 19. Jh., Ffm., ... die sorgfältig ausgeführten Arbeiten halten sich an die scharf beobachtete Wirklichkeit ...]. Vater und Lehrer der Aquarellisten Rudolf und Franz Alt.
Lit.: Thieme-Becker; Österr. Künstlerlexika; Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh., Bd.I1;
Vertreten in den Museen Österreichs (Albertina), dem Staedel in Frankfurt, in Bremen, Hamburg, Siftung Pommern / Kiel, und in weiteren graphischen Sammlungen. Zahllose biographische Hinweise, besonders in der Lit. zu Rudolf und Franz Alt. Eine Bestandaufnahme der bekannten Werke von Jakob Alt soll sich in Wien in Vorbereitung befinden. Weitere Lit.-Angaben bei Th.-B.;


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