Der Papst und Boutros Ghali waren da, Fidel war da,
Regierungschefs und UN-Größen kamen zum Smalltalk. Ob aber der
Welternährungsgipfel der FAO in Rom tatsächlich ein Fortschritt
im Kampf gegen den Hunger ist, wird sich erst im Nachgang zeigen.
Der Leitfaden gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Aspekte
des Themas Welternährung und lotet die Chancen und
Herausforderungen des Gipfels aus.
Auszug: Hungermythen über Afrika
© Ute Sprenger / Forum U&E
Die Bilder von Kindern mit Hungerbäuchen, die die Massenmedien aus Afrika in die deutschen Wohnzimmer ausstrahlen, prägen das Stereotyp vom "Hungerkontinent" und suggerieren, Afrika könne nur durch die massive Hilfe von außen überleben. Tatsächlich jedoch ist das Potential der Selbstversorgung in vielen afrikanischen Ländern, wo anders als in Asien die Grüne Revolution kaum Einzug gehalten hat, immer noch recht hoch - einmal abgesehen von regionalen Versorgungsengpässen in extremen Dürrejah ren. Doch gerade Afrika wollen FAO und Weltbank nun eine Neue Grüne Revolution verordnen. Hier lohnt ein Blick in die 53 Staaten südlich der Sahara: Hunger herrscht vor allem dort, wo Kriege, Bürgerkriege und Vertreibung verhindern, daß die Menschen das Land bestellen und die Ernten einholen können, oder wo Despoten und Militärs - bisweilen mit Unterstützung ihrer ehemaligen "Mutterländer" - Land und Menschen drangsalieren. Das war in der jüngsten Vergangenheit nicht anders als heute. Indirekt bestätigt auch die FAO mit ihren 1996er Daten zu Getreideernten und Nahrungssicherheit in Afrika, daß dort der Hunger in den wenigsten Fällen Ergebnis von Naturkatastrophen oder unzulänglicher Anbautechniken ist.
Nahrungsmangel und Hunger herrschen demnach
Im übrigen westlichen Afrika ist die Versorgungslage mit
Getreide generell stabil, wenn auch in einigen Sahelländern
lokal begrenzte Schwierigkeiten auftreten. Infolge der Friedensprozesse
erholt sich selbst in Äthiopien, Angola und Mosambik die Landwirtschaft langsam.
Ausreichend wird derzeit in Kenia produziert. In Uganda und Tanzania
gab es Rekordernten. Und auch in Botswana, Lesotho, Zimbabwe und Südafrika werden
nach einigen schwierigen Jahren mit Trockenheit und Überschwemmungen
in dieser Saison witterungsbedingte Rekordernten bei Mais und Weizen
erwartet. In einigen Regionen von Malawi, Madagaskar, Mosambik,
Südafrika und Zambia jedoch bedrohen Überschwemmungen oder
Insektenbefall die Ernten.
Klimatische Einflüsse führen in der Tat in manchen Jahren in
afrikanischen Ländern zu Nahrungsengpässen. Die sind jedoch
zumeist vorübergehend. Aber auch hier müssen die Gründe und
die politischen und sozio-ökonomischen Kräfteverhältnis
innerhalb der jeweiligen Gesellschaft genauer analysiert werden: Welch e
Böden werden für die eigene Nahrung oder für Marktfrüchte
genutzt? Wie werden die daraus resultierenden Gewinne verteilt?
Was wird angebaut und für wen? Wie ist die Vorratshaltung,
Verteilung und Vermarktung organisiert? Welche Rechte haben
Männer, Frauen und Kinder und wer darf als erster essen?
Von der Vision zur bitteren Realität
Hunger ist mehr als der Mangel an Nahrung
Alle Wege führen nach Rom
Von der Grünen Revolution zur Neuen Grünen Revolution - Die FAO
in der Kritik
Pflanzengenetische Ressourcen: Die Zukunft der Welternährung
liegt in den Händen der Bauern
Markt statt Menschen: GATT/WTO und die Folgen
Das Welthandelsabkommen GATT: Zahlen, Fakten, Sensationen
Kurswechsel: Perspektiven für die Zukunft
Dokumente und Erklärungen
Der internationale Vorbereitungsprozeß
Von Bonn über Brüssel nach Rom
Die Vorbereitungen der NRO
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