Pflanzengenetische Ressourcen:
"Nutze oder verliere sie"

Von Ute Sprenger ©

Anfang November 2010 hat die Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO den 2. Weltzustandsbericht über pflanzengenetische Ressourcen (PGR) für Ernährung und Landwirtschaft vorgestellt. Bereits 1996 war erstmals ein weltweiter Bericht über die Nutzpflanzenarten veröffentlicht worden. Der jetzt vorgelegte Folgebericht basiert auf den Bestandsaufnahmen aus mehr als 100 Ländern. Dabei steht nicht sosehr die zahlenmässige Veränderung der genetischen Erosion in den vergangenen zwölf Jahren im Vordergrund. Vielmehr werden dort die Folgen des Klimawandels, der Zustand der “wilden Verwandten” unsere Nutzpflanzen, die in Genbanken lagernden Sammlungen und Maßnahmen zur Erhaltung der Diversität behandelt.

Unter dem Slogan "Crop biodiversity: use it or lose it" (zu deutsch: Biodiversität bei Nutzpflanzen: Nutze oder verliere sie) warnt die UN-Organisation davor, dass die dramatische Erosion der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft die Zukunft der weltweiten Ernährungssicherheit bedrohe. Nach wie vor unternähmen die Regierungen zu wenig, um die Agrobiodiversität nachhaltig zu erhalten und zu nutzen. Die genetische Variabilität der Pflanzen, die wir anbauen und essen, ebenso wie die ihrer wilden Verwandten könnte deshalb für alle Zeiten verloren gehen, so die FAO in ihrem Bericht.

Demnach haben die rückläufigen Investitionen in die (internationale) Landwirtschaft und die Vernachlässigung des ländlichen Raums seit den 1980er Jahren zwangsläufig zu einem Mangel an qualifizierten AgrarwissenschaftlerInnen, einschließlich PflanzenzüchterInnen, geführt. Insbesondere in Entwicklungsländern fehlten entsprechende Anreize, um diese Bereiche auch für junge Menschen attraktiv zu machen. Zudem habe sich die weltweite Agrarlandschaft in den vergangenen zwölf Jahren dramatisch verändert: Zwar hat der Hunger in einigen Teilen der Welt abgenommen, doch insgesamt hungern heute mehr Menschen als zuvor. Eine massive Bedrohung nicht nur für die Biodiversität stellt demnach die starke Nachfrage in den Industrieländern nach Agrar-Kraftstoffen und nach billigsten Nahrungsmitteln dar.

Weitere Informationen: 2. FAO Weltzustandsbericht zu PGR

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