The Bible and Gun Club

Queer Watchlion

Das Leben könnte ein gutes Stück unkomplizierter sein, wären die Menschen nicht zur Homophobie erzogen worden. Durchschnittlich alle 11Minuten fällt eine diesbezügliche Bemerkung. Dabei ist The Bible and Gun Club wohl einer der wenigen Filme, in denen dies nicht stört, die Typen sollen ja daneben sein, sondern in dieser Vielfalft erst den richtigen Schliff gibt, weil es somit ständig unterschwellig zwischen den Charakteren brodelt.

Achtung, hier werden (fast) alle relevanten "Jokes" verraten:

So müssen die Bibel und Gun - Vertreter stets einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte tragen, wenn sie etwas anderes anziehen wollen, sprich wie eine Truppe von Schwuchteln, dann sollen sie das in ihrer Freizeit tun.

In einem der vielen Hotelzimmer findet einer der reisenden Verkäufer ein verdächtig bräunlich eingefärbtes Handtuch in seinem Bett. Kommentar des Zimmerpartners: "Da haben sich wohl zwei Homos verliebt."

Beim Verkaufsüben nehmen zwei der Kerle schon mal die Rollen von Ehefrau und -mann ein – "moralisch abgründig".

Zu einer Lebensgeschichte um eine Jungenfreundschaft in der 2. Klasse fragt einer der Verkaufs-Kameraden: "Seid ihr fest miteinander gegangen?"

Beim Pornodreh setzt sich verspielt einer der weißen Herren einen Dutt auf.

Während eines Shootouts mit einer konkurrierenden Filiale der eigenen Firma in den Wohnwagenparks von Las Vegas sollen die "kämpfenden Tucken" endlich hervorkommen.

Am schönsten sind allerdings die eingeschnittenen Gedankenblitze verschiedener Charaktere, als sie sich das Ausgesprochene bildlich vorstellen. So werden wir ZeugInnen der Gedankenwelt eines Verkaufsopfers, das sich wie wild in einen Zustand der Panik reden lässt, in dem es tatsächlich glaubt, sich mit den feilgebotenen Waffen verteidigen zu müssen. Mit einer bösartigen Betrachtung auf die weiße amerikanische Weltvorstellung sehen wir also tatsächlich, wie "schwarze Voodoo Tänzer" einen Wohnwagen überfallen, um ein RentnerInnen-Ehepaar zu bedrohen.

In einer anderen Sequenz beschimpft Phil zwei Flugbegleiterinnen höchst unschön als lesbische Schlampen. Wär natürlich nicht komisch, allerdings kriechen wir auch hier in seine Gedanken, und der gute Mann stellt sich dabei tatsächlich vor, wie die Frauen höchst blöde zusammen auf einem Bett auf und ab hüpfen. Damit wäre dann wohl die Frage ein und für alle Mal geklärt, was Lesben im Bett machen...

ki, Park City – Berlin

English Version

Filmkritik

copyright: Queer View, 19. Mai 1997